paderkino.de > Tonsysteme |
Die Filmtechnik war schon immer ein wichtiger Faktor für die Entwicklung der Filmästhetik. Seit einigen Jahren wird der Gute Ton immer entscheidender für das Kinoerlebnis. Die Vielzahl der unterschiedlichen Tonsysteme wird dabei immer verwirrender: Lichtton vs. Magnetton, Digital vs. Analog, THX, SDDS usw. Dieser Artikel soll ein wenig Klarheit verschaffen. [Dolby Stereo] [Dolby Digital] [dts] [SDDS] [THX] Dolby
Stereo - auch Dolby A genannt - ist das heute noch gebräuchlichste
Tonsystem. Es entstand Mitte der 70er Jahre als Weiterentwicklung des
aus der Tonbandtechnik bekannten Rauschunterdrückungsverfahren.
Der Ton ist dabei auf dem Filmstreifen neben dem eigentlichen Bild als
Lichttonspur (Analogton) untergebracht. Die vier separat aufgenommenen
Kanäle (Front links, center, rechts, Effektkanal) werden dabei
durch einen Matrix-Encoder auf zwei Kanäle reduziert. Für
die 4-Kanal-Wiedergabe wird dann ein spezieller Prozessor benötigt. Mit dem Film Stalingrad wurde am 21.01.93 hierzulande eine neue Kinoton-Ära eingeläutet. Er war der erste Film mit Digitalton. (Batman Returns war international der erste.) Seitdem dringen immer mehr digitale Formate in die Kinos vor. Welches System sich am Ende durchsetzen wird, ist nicht abzusehen. Zum Glück ist es möglich, dass eine Filmkopie die Informationen für mehrere digitale Tonformate gleichzeitig enthält. Dolby
Digital kam 1994 auf den Markt. Es gewährleistet höchst mögliche
Kompatibilität zu vorhandenen Dolby SR-Systemen, da sich der analoge
Lichtton an der gewohnten Stelle auf der Kopie befindet. Der digitale
Ton wird in Blöcken zwischen den Perforationslöchern kodiert.
Der Ton befindet sich dabei zwar an der mechanisch am stärksten
beanspruchten Stelle, Versuche von Dolby haben aber gezeigt, dass kleine
Beschädigungen selbst nach 1000 Durchläufen meist noch unterhalb
der Hörschwelle liegen. Bei stark beschädigter Perforation
steht der Dolby SR-Ton als Fallback-System zur Verfügung.
Jurassic
Park war bei seinem Deutschlandstart am 2.9.93 der erste Film, der
das von Universal und Matsushita entwickelte DTS-System
verwendete. Dieses System beruht auf unterschiedlichen Datenträgern
für Bild und Ton. Auf der Filmkopie befindet sich zwischen dem
analogen Lichtton und dem Bild lediglich ein 80bit Timecode, der zwei
CD-Laufwerke zu jedem einzelnen Bild synchronisiert. Das Unterformat
DTS-6 bietet 6 diskrete Kanäle (Front links, center, rechts, Effekt
links, rechts, Subwoofer). Das System benötigt wegen der niedrigen
mechanischen Beanspruchung keine aufwändige Fehlerkorrektur und
ist durch die niedrige 4:1 Datenkompression auf hohe Signalqualität
ausgelegt. Der Vorteil des Systems ist, dass es möglich wird, mit
nur zusätzlichen CDs ohne andere Filmkopie mal zwischendurch eine
Originalfassung zu spielen. Besonders sensible Gemüter bilden sich
aber ein, daß es häufiger zu Zeitverschiebungen von Ton und
Bild kommt. Aufgrund seines niedrigen Anschaffungspreises ist es mit
ca. 6000 Installationen (Anfang 96) stärker verbreitet als Dolby
Digital. Sony, die japanische Mutter der Columbia, hat bereits 1993 mit dem Film Last Action Hero ihr eigenes digitales Tonsystem SDDS (Sony Dynamic Digital Sound) vorgestellt. Aber erst Mitte 1994 wurde die Serienfertigung der Geräte aufgenommen. Die digitale Tonspur befindet sich hier auf dem Film beidseitig außerhalb der Perforation. Da nicht jedes Kino für eine 8-Kanal-Tonwiedergabe (Front links, links-mitte, center, rechts-mitte, rechts, Effekt links, rechts, Subwoofer) ausgerüstet ist, besteht die Möglichkeit, über einen Decoder die 5 Frontkanäle zusammenzufassen. Auch hier dient die analoge Tonspur als Fallback. Für die Datenreduzierung wird das von der Minidisk bekannte 5:1-System ATRAC (Adaptive Transform Acoustic Coding) eingesetzt. Die beiden Tonspuren rechts und links sind redundant, aber verzögert zueinander, so daß sie zur Fehlerkorrektur eingesetzt werden können. Weltweit gab es Anfang 96 ca. 2000 Installationen.
THX
(Tomlinson Holman's eXperiments) ist ein Art Gütesiegel
für optimalen Sound. Die nach den THX-Richtlinien abgemischte Software
ist voll kompatibel zu Dolby Surround und funktioniert mit allen Dolby-Surround-Quellen.
Es bedarf keiner speziellen THX-Software. Aber: Will ein Hersteller
seine Produkte mit dem THX-Logo versehen, müssen diese genau definierten
Anforderungen erfüllen, welche Filmemacher George Lucas und sein
Toningenieur Holman - die Erfinder von THX - festgelegt haben. Olaf
Scheel |