Originaltitel: Führer Ex; Deutschlandstart: 05.12.2002 (Tobis Studio Canal); Regie: Winfried Bonengel; Produktion: Clementina Hegewisch, Rainer Mockert, Brooks Riley; Buch: Winfried Bonengel, Douglas Graham; Musik: Loek Dikker; Kamera: Frank Barbian; Schnitt: Monika Schindler; Kostüme: Elke von Sivers mit Christian Blümel (Heiko), Aaron Hildbrandt (Tommy), Jule Flierl (Beate), Luci Van Org (Mutter), Harry Baer (Friedhelm Kaltenbach), Dieter Laser (Eduard) |
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So kann'et nicht weitergehn! - Bist' sauer, weil du 'ne Abfuhr von der Alten gekriegt hast? - Nee, die kann ick ja noch verstehn. Dat Ding ist einfach nur: Wir gehn immer in die gleiche Kneipe, wir sehen immer die gleichen dämlichen Penner. Ick hab die Schnauze voll! Ick will noch was von der Welt sehn. - Dann lass und doch nach Prag oder Moskau fahrn. - Prag oder Moskau? Hast du 'ne Macke? Ick will nach Australien. - Australien? - Ja, Australien. Und davon kann mich niemand abhalten. - Dir ist schon klar, dass Australien im kapitalistischen Ausland liegt!? - Ja und? - Wie willst du über die Grenze kommen? - Lass det mal mene Sorge sein. - Ich weiß nicht. So einfach stell ich mir das nicht vor. - Det is ganz einfach. Alles, was man dafür braucht, ist ein bisschen Mut. - Heiko und Tommy schmieden Zukunftspläne Plot: Ostberlin in den 80er-Jahren. Heiko (Christian Blümel) und Tommy (Aaron Hildebrand) sind 18 Jahre alt, die besten Freunde, und verbringen ihre gesamte Freizeit miteinander. Beiden stinkt das Leben in der DDR extrem, und sie träumen davon, nach Australien zu fliehen, um dort ein neues und besseres Leben zu beginnen. So grenzen sie sich nicht nur in ihrem Äußeren von der Norm ab, sondern proben auch im Kleinen ihren Widerstand gegen die Zustände in der DDR. So wird z.B. auf die Zeitung "Das Neue Deutschland" gepinkelt oder nachts im Fußballstadion die Fahne der DDR verbrannt. Bei letzterer Aktion wird Tommy von der Polizei geschnappt und kommt in den Knast. Als er nach einer Weile wieder auftaucht, ist er verändert. So geht er extrem gewalttätig mit seiner Umwelt um und schläft mit der Freundin von Heiko. Er erklärt Heiko, dass ihm im Knast von der rechten Szene die Augen über die ganze Misere des Staates geöffnet wurden. Und da wahre Freundschaft nichts zerstören kann, fassen beide wieder den Entschluss zu fliehen. Und diesmal setzen sie den Vorsatz auch in die Tat um, wenn auch so dilettantisch, dass sie geschnappt werden. Nun muss der zurückhaltende und eher schüchterne Heiko mit dem Gefängnisleben klarkommen, will sich aber, im Gegensatz zu Tommy, nicht mit den Neonazis einlassen. Ob er das durchhält? Kritik: Der Regisseur des Films Beruf: Neonazi, Winfried Bonengel, hat sich mit dem Ex-Neonazi Ingo Hasselbach zusammen gesetzt, um dessen Erlebnisse in der rechten Szene, die er auch in einem Roman veröffentlicht hat, zu verfilmen. Somit soll der Inhalt des Films auf wahren Tatsachen beruhen und von Hasselbach so erlebt worden sein. Laut Regisseur ist zumindest die Hälfte des Films authentisch. Das kann ich allerdings nicht so ganz glauben, denn der ganze Film ist einfach von vorne bis hinten aufgesetzt, konstruiert und bis zum Erbrechen überfrachtet mit Klischees. Man stelle sich alle Klischees vor, die einem zum Thema Leben und Jugend in der DDR und vor allem zum Thema Gefängnisleben einfallen. Man findet sie alle in dem Film wieder! |
Alles, was
man schon mal in Filmen über das Leben im Knast gesehen hat, hier
wird es noch mal auf das Äußerste übertrieben aufgewärmt.
Wenn Bonengel sein Handwerk als Regisseur und Drehbuchautor wenigstens
verstehen würde, könnte man ja noch darüber hinwegsehen,
aber der Film ist auch noch von der Erzählstruktur völlig
schlecht aufgebaut. Somit geht sowohl die Intention des Films, die Verhältnisse
in DDR-Gefängnissen zu zeigen, völlig den Bach runter, als
auch, was noch viel schlimmer ist, geht die Nachvollziehbarkeit der
Handlungsweise der Charaktere von Heiko und Tommy fast verloren. Natürlich
weiß jeder der den Film sieht, warum Heiko zum Neonazi wird, aber
der Zeitsprung, der dazwischen in die Dramaturgie eingebaut ist, zerstört
völlig die Wirkung. Die Intention zu zeigen, wie leicht sich Jugendliche
von der rechten Szene beeinflussen lassen, ist also verfehlt. Fazit: Ein Film mit guten Intentionen, der aber handwerklich schlecht gemacht ist und nicht nur deshalb seine Intentionen nahezu völlig verfehlt. Statt eines Kinoabends empfehle ich stattdessen einen Videoabend mit American History X! 2 von 10 Gefängnisklischees |
Sebastian
Schwarz 25.11.2002 |
Leser-Kommentare: |
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alex b (24.03.11): Ich finde den Film auch ganz gut aber bin mit der Altersfreigabe(12Jahre) gar nicht einverstanden. Ich selbst bin 21 Jahre halt und habe auf den Film sensibel reagiert. Außerdem habe ich kein Verständnis, dass der Film "Romper Stomper" ab 18j freigegeben und zugleich indiziert werden. Die hauen da nur auf die Fresse.Erinnert mich an typische russische Filme.Ich benutze diesen Vergleich nur um zu überzeugen, dass die Altersfreigabe von "Führer Ex" als Verantwortungslos gilt. |
Steffen (30.05.10): Fesselnd und bewegend? Oh Gott, wie kann man amateurhafte und fiktive Filme denn nur fesselnd und bewegend finden. Wirklich peinlich und bitter, dass so ein Propaganda-Film - Folterkammer DDR inkl. Knastzustände wie in den übelsten Gefnängnislöchern der USA und mordende Nazibanden mit Schaltzentrale in Berlin a la 1933 - zu den Filmfestspielen schicken. Deutschland macht sich international nur noch lächerlich! Ich bin übrigens 1969 in Hamburg geboren und nicht in Karl-Marx-Stadt, dennoch sollte man wirklich nicht so realitätsfern und schon peinlich übertrieben über die DDR berichten. |
Till (27.01.05): Ich denke es gibt ein Wort, das den Film gut beschreibt: LUSTLOS Gelangweiligte Schauspieler "agieren" in 3. klassigen Kulissen, während sie von einer Kamera verfolgt werden, die vermutlich erst gar nicht geführt wurde. Falls es eine Regie gab hat sie ebenfalls versagt, aber was will man auch aus einem langweiligen Drehbuch rausholen. Das einzige, an das man sich erinnern kann ist "Bus bauen" und natürlich der einzige Lichtblick: Die Filmmusik von Mia. |
schwuchtel (12.01.05): ick fand den film janz jut, zumal ick ich noch n an die zustaende in der ehemaligen ddr erinenern kann. so ne verlierer gabs halt. und ihren scheiss den se spaeter anjestellt haben mussten se hal wieder jut machen. jenauso wie scheiss ingo. einmal nazi immer nazi |
ich (01.01.05): Geiler Film!!!!!!! |
whoEver (07.06.04): ich seh schon ihr deppen: wozu steht da wohl "...dass 1 und 10 Extremnoten sind, die nur im äußersten Notfall vergeben werden sollten..." |
Manuela Lamp (23.04.03): Meiner Meinung nach ist der Film fesselnd und bewegend. Den Vergleich zu American History X zu ziehen ist meiner Meinung nach fehl am Platze. Jeder Film setzt andere Schwerpunkte. Außerdem spielt er in einer Zeit die ich nicht erlebt habe, er ist ein Stück Kultur. Wie schon gesagt wurde, er wurde auf wahren Begebenheiten aufgebaut. Keines wegs ein Flopp. Meiner Meinung nach erfüllt er nicht alle Klischees des Gefängnis, die Wahrheit soll und muss ja nicht immer verschleiert werden. Wer kann denn das Gegenteil behaupten? In History X ist ebenfalls eine Szene mit homosexueller Handlung aufgeführt. Der Film ist doch Fiction, er beruht nicht auf wahren Begebenheiten. Ich habe Führer Ex in Rom bei den deutschen Filmfestspielen gesehen und das Publikum war mehr als begeistert. Der Film war genial, schockierend und unterhaltsam! Eine weitere Stärke des Films ist die perfekt gewählte Musik. Wie ich schon sagte, ein Stück von unserer Kultur. Es gibt durchaus, unbestritten schlechtere Filme, die Deutschland dieses Jahr vertreten Haben. Z.B. das Sams. Ist noch viel schlechter verfilmt worden. Führer Ex war der einzige Film der mich fasziniert hat, und ein interessantes, bzw. heikles Thema angesprochen hat! Weiter so! |
Frank F. (11.01.03): Einer der schlechtesten Filme, den ich je gesehen habe. Der Hauptdarsteller ist eine derartige Nullnummer, das es wirklich kaum zu ertragen ist. Wenn man sich Hasselbachs Rolle zu Anfang der 90er Jahre vergegenwärtigt: völlig indiskutabel, & das in jedweder Hinsicht! |