Just a Kiss
Drama, GB/Belgien/Deutschland/Italien/Spanien 2004, 103 Minuten, ab 6
Originaltitel: Ae Fond Kiss...; Deutschlandstart: 11.11.2004 (Neue Visionen); Regie: Ken Loach; Produktion: Rebecca O'Brien; Drehbuch: Paul Laverty; Musik: George Fenton; Kamera: Barry Ackroyd; Schnitt: Jonathan Morris

mit Shamshad Akhtar (Sadia Khan), Ghizala Avan (Rukhsana Khan), Shabana Bakhsh (Tahara Khan), Eva Birthistle (Roisin Hanlon), Pasha Bocarie (Amar)

Filmplakat
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Plot: Die Funken fliegen gleich in mehrfacher Hinsicht, als sich im heutigen Glasgow der junge Pakistani Casim (Atta Yaqub) in die katholische Lehrerin Roisin (Eva Birthistle) verliebt.
Doch ihre Liebe steht unter keinem guten Stern, da sich von allen Seiten Widerstände auftun. Da sind zum Beispiel Casims konservative Eltern, die in traditioneller Selbstverständlichkeit längst Pläne für sein zukünftiges Leben gemacht haben, ihn mit einem pakistanischen Mädchen verheiraten wollen und sogar schon mit den Anbau begonnen haben, in dem er bald mit ihr leben soll. Die Möglichkeit, dass er den Wünschen seiner Familie nicht entsprechen wollen könnte, ist für sie gänzlich undenkbar. Was natürlich zur Folge hat, dass Casim seine Beziehung zu Roisin zunächst geheim und sie vor ihnen versteckt hält.
Auf der anderen Seite sind da Roisins Vorgesetzte aus der katholischen Schule, die eine Beziehung zu einem Nicht-Katholiken unter keinen Umständen dulden wollen und ihr mit Suspendierung drohen.
Mit der Zeit gerät Casim in einen immer größeren Gewissenskonflikt, als sein ihn von den Traditionen und seiner Familie entfernender Weg droht, deren Ansehen zu zerstören.
Aber kann und soll denn ihre Liebe tatsächlich alle Schranken überwinden oder ist er nur auf dem besten Weg, alles kaputt zu machen? Für beide steht fest: Sie müssen eine ihr Leben für immer verändernde Entscheidung treffen.

Kritik: Regisseur Ken Loach hat sich auf Dramen in der britischen Arbeiterschicht spezialisiert. Und auch wenn ich es selber nicht beurteilen kann, da ich mit Land and Freedom erst ein anderes Werk von ihm gesehen habe, so war auf der Berlinale 2003 doch von vielen Seiten zu hören, dass es sich hierbei um sein Meisterwerk handele.
In jedem Fall ist Loach mit Just a Kiss ein packendes und mitreißendes Drama zwischen den Kulturen und Traditionen gelungen, zudem Atta Yaqub und Eva Birthistle erheblich beitragen, indem sie vor der Kamera die Funken fliegen lassen.

Dabei beeindruckt es am meisten, wie Loach die Fesseln der festgefahrenen Konventionen in der Welt der Familie Khan zeigt, ohne dabei in Klischees abzurutschen. Das gelingt ihm auch dadurch, dass die Denkweisen nicht nur vom Vater (herausragend: Ahmad Riaz) vertreten werden, sondern auch von Vertretern der bereits in der „neuen, modernen Welt“ Englands etablierten jüngeren Generation, so unter anderem Casims älterer Schwester (Shamshad Akhtar) und seinem besten Freund Amar (Pasha Bocarie).
Beide versuchen ihn bzw. Roisin davon zu überzeugen, dass die familiären Traditionen und ihr Ansehen zu wichtig sind, als dass sie durch eine Liebesbeziehung gefährdet werden sollten, die möglicherweise noch nicht einmal von Dauer ist.
Ein weiterer Höhepunkt ist auf der anderen Seite Roisins Konfrontation mit dem katholischen Priester („herr“lich: Gerard Kelly), der ihr deutlich zu verstehen gibt, dass man ihr Verhalten als Lehrerin gegenüber der Kirche so nicht tolerieren wird und sie sich an die Regeln zu halten hat, wenn sie ihren Job behalten will.
Aber im Gegensatz zur Welt der Khans, die Loach sensibel und mit Respekt vor deren Kultur beleuchtet, sind ihm auf der eigenen Seite keine derartigen Schranken auferlegt, so dass der Auftritt des Priesters mit einer guten Portion augenzwinkernden Humors zu betrachten ist.

Fazit: Ken Loach erzählt seine eigene Variante von Romeo und Julia herzergreifend und mitreißend und hält sich dabei gekonnt von allem Kitsch und (ungewollten) Klischees fern. In jedem Fall einer der wenigen Höhepunkte der diesjährigen Berlinale und zweifellos die packendste und sehenswerteste Liebesgeschichte dieses Jahres. 9 von 10 zertrampelten Blumenbeeten.

Nikolas Mimkes
26.09.2004

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