Angeklagt
Drama, Dänemark 2005, 103 Minuten, ab ?
Originaltitel: Anklaget; Deutschlandstart: 18.02.2005 (Berlinale); Regie: Jacob Thuesen; Produktion: Thomas Heinesen, Kim Magnusson, Luise Thiele; Drehbuch: Kim Fupz Aakeson; Musik: Nikolaj Egelund; Kamera: Sebastian Blenkov; Schnitt: Per K. Kirkegaard

mit Troels Lyby (Henrik), Sofie Gråbøl (Nina), Louise Mieritz (Pernille), Søren Malling (Verteidiger), Michael Asmussen (Polizist), Ditte Gråbøl (Staatsanwältin), Claus Bue (Justizbeamter), Paw Henriksen (Pede), Kirsten Olesen (Richterin), Bodil Jørgensen (Schulpsychologe), Charlotte Sieling (Miriam), Kirstine Rosenkrands Mikkelsen (Stine), Kristian Halken (Bent) u.a.

Filmplakat
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Plot: Nina (Sofie Grabol), Henrik (Troels Lyby) und Stine (Kirstine Rosenkrands Mikkelsen) sind eine ganz normale Familie: Vater Henrik ist Schwimmlehrer im örtlichen Hallenbad, Mutter Nina arbeitet als Sekretärin; nur die 14-jährige pubertierende Tochter Stine macht Probleme. Sie ist in sich gekehrt und verschlossen, wenn sie etwas erzählt, dann sind es oft Lügengeschichten. Aber kaum der Rede wert in einer für Teenager oft schwierigen Phase des Heranwachsens.
Das Leben der Familie ändert sich schlagartig, als Stine dem Schulpsychologen (Bodil Jorgensen) gegenüber behauptet, von ihrem Vater sexuell misshandelt worden zu sein. Stine wird sofort von den Behörden aus dem Elternhaus geholt, der Vater verhaftet und ins Untersuchungsgefängnis gebracht. Doch seine Ehefrau hält zu ihm, und so gelingt es ihm, den Richter von seiner Unschuld zu überzeugen. Er wird freigesprochen.
Das Leben ist aber auch nach Henriks Entlassung nicht dasselbe: Freunde distanzieren sich, im Job bekommt er Probleme und das Auto der Familie wird mit Parolen beschmiert. Trotz allem versuchen die Eltern die Familie zu retten und ihre Tochter wieder zu bekommen. Dies gelingt nach mehreren Monaten...

Kritik: Das Raffinierte an Jacob Thuesens Drama um den vermeintlichen oder tatsächlichen Missbrauch eines Kindes ist, dass die Auflösung des Falls bis (fast) zum Schluss vermieden wird. Das Publikum erfährt nicht, ob der Missbrauch der Tochter durch den Vater tatsächlich stattgefunden hat oder nur eine Lügengeschichte der Tochter ist. So schwankt der Zuschauer ständig zwischen schuldig und unschuldig, sucht Indizien oder versucht die emotionalen Regungen der Figuren in die eine oder andere Richtung zu deuten.
Eine Situation, wie sie auch im wahren Leben oft genug vorkommen wird: Steht Aussage gegen Aussage? Soll man dem Kind mehr glauben als dem Erwachsenen? Dem Täter mehr als dem Opfer? Welche anderen Gründe für die Anschuldigung könnte das Opfer haben? - Alles sehr realistisch und mit viel Feingefühl und Spannung inszeniert. Dabei vermeidet Jacob Thuesen in seinem Spielfilmdebüt weitgehend Platitüden, und so wundert es nicht, dass zum Schluss doch vieles anders kommt, als man vermutet hätte.

Fazit: Spannendes, feinfühliges und realistisches Familiendrama um den sexuellen Missbrauch von Kindern. 8 von 10 unschuldige Opfer.

Olaf Scheel
20.02.2005

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