Match Point
Drama, Großbritannien 2005, 123 Minuten, ab 6
Originaltitel: Match Point; Deutschlandstart: 29.12.2005 (Prokino); Regie: Woody Allen; Produktion: Letty Aronson, Lucy Darwin u.a.; Drehbuch: Woody Allen; Kamera: Remmi Adefarasin; Schnitt: Alisa Lepselter

mit Scarlett Johansson (Nola Rice), Jonathan Rhys-Meyers (Christopher "Chris" Wilton), Emily Mortimer (Chloe Hewett Wilton), Matthew Goode (Tom Hewett), Brian Cox (Alec Hewett), Penelope Wilton (Eleanor Hewett) u.a.

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Sie müssen sich reinlegen und ziehen den Ball dann durch. - Eigentlich konnte ich das schon ganz gut, und jetzt tauchen sie auf. - Ach, das Drama meines Lebens. Verraten sie mir, was treibt eine wunderschöne amerikanische Pingpong-Spielerin im Kreis der britischen Oberschicht? - Hat Ihnen schonmal jemand gesagt, dass Sie ein unglaublich aggressives Spiel spielen? - Hat Ihnen schonmal jemand gesagt, dass Sie unglaublich sinnliche Lippen haben. - ... Extrem aggressiv. - Der Wettkampf liegt mir im Blut. Ist das unangebracht? - Darüber muss ich mal nachdenken. - Chris und Nola kommen sich näher.

Plot: Die beiden leitmotivischen Themen von Match Point werden bereits in den ersten Szenen eingeführt: Die Frage, inwieweit der Werdegang eines Menschen – fernab aller moralischen und sonstigen Qualitäten – ganz simpel von Glück und Pech abhängt (so wie ein Tennisball entweder an der Netzkante hängen bleibt, oder als Netzroller einen glücklichen Punkt ermöglicht), und darüber hinaus die Frage nach moralischer Verantwortung. Nicht ohne Grund liest der als Tennisprofi gescheiterte Chris Wilton (Jonathan Rhys Meyers) angeregt in Dostojewskis Romanklassiker „Schuld und Sühne“, und der Zuschauer ahnt bereits, dass Woody Allens junger Raskolnikow selbst in höchst vertrackte Ereignisse hineinschlittern wird.
Zu Anfang deutet vieles darauf hin, dass der Tennisball für den Protagonisten im übertragenen Sinne stets auf die andere Netzseite abtropfen wird. So lernt er über seine Tätigkeit als Coach in einem elitären Tennisclub den reichen Tom Hewett (Matthew Goode) kennen, der ihn rasch als guten Freund in den Kreis der Familie und das Leben der Londoner High Society einführt. Und nicht nur das, Toms nette Schwester Chloe (Emily Mortimer) verliebt sich auch noch in ihn. Eine Heirat mit ihr, soviel scheint klar, ermöglicht Chris ein sorgenfreies Leben, das er sich immer ersehnt hat: kultivierte Opernbesuche, Speisen in erlesenen Gourmettempeln, piekfeine Gesellschafts-Partys. Als der Vater des Hauses dem ehrgeizigen Emporkömmling und zukünftigem Schwiegersohn auch noch eine hochdotierte Tätigkeit in einer seiner Firmen anbietet, Dienstwagen und Chauffeur inclusive, ist die Heirat mit Chloe für Chris beschlossene Sache. Fast meint man den berühmten Cabaret-Evergreen im Hintergrund zu hören: „Money makes the world go around“!
Das alles würde jedoch zu glatt ablaufen, wenn da nicht noch eine fiese Falle eingebaut wäre, ein unberechenbares Element, das den Aufstieg der Hauptfigur noch zunichte machen könnte: Als Chris der jungen, erfolglosen Schauspielerin Nola (Scarlett Johansson) auf einer Party begegnet, ist das Feuer entbrannt, ungeachtet der bescheidenen Tatsache, dass sie die Verlobte von Tom ist. Genau wie Chris kommt auch sie aus einfachen Verhältnissen und hat mit der bitteren Tatsache zu kämpfen, es mit ihrer Profession nicht bis zum Durchbruch geschafft zu haben. Eine klassische amour fou beginnt, und Chris wird sich nach allen Regeln der Kunst in ein Dilemma hineinlügen, das ihn – gleich Dolstojewskis Raskolnikow – vor kaum lösbare Konflikte stellt.

Kritik: Match Point erzählt eine ziemlich altmodische Geschichte: die Geschichte von Aufstieg und Fall eines jungen Parvenüs, und zudem die Frage danach, ob Schicksal oder Zufall die treibende Kraft hinter den Ereignissen des Lebens ist. Woody Allen erzählt das alles zwar ziemlich unbarmherzig und mit pessimistischem Grundton (der im Gegensatz zu seinen früheren Filmen nicht durch humorvolle Einsprengsel abgemildert wird), zugleich jedoch auch ungeheuer sexy. Mit Hauptdarsteller Chris gemeinsam wird auch der Zuschauer verführt von all dem Luxus, der dem mit Glück Gesegneten ohne mühsames Zutun wie von selbst geschenkt wird. Und gemeinsam mit der Hauptfigur gerät man auch in all die amourösen und moralischen Verwicklungen, die sich (im Gegensatz zu der Glücksthese zu Anfang des Films) fast mit schicksalhafter Notwendigkeit ergeben.
Scarlett Johansson ist natürlich vollkommen in ihrem Element, wenn sie Chris mit laszivem Schlafzimmerblick taxiert, wohlwissend, dass er ihr aller Vernunft zum Trotz nicht wird wiederstehen können. Aber die Rolle der Nola ist nicht bloß die einer femme fatale, sie ist zudem auch eine gebrochene Persönlichkeit, und das ist ein neues Element in Johanssons Rollenrepertoire. Letztlich ist Nola eine Versagerin, und sie ist es mit einer Verzweiflung, die andeutungsweise und tragisch hinter ihrer sexuellen Verlockung hervorscheint.
Jonathan Rhys Meyers ist beinahe ebenso beeindruckend in seinem schauspielerischen Minimalismus. Die Rolle des Chris erfordert eine ständige Zurückhaltung, eine Zurücknahme des geheimen Begehrens, ein versiertes Spiel der Täuschung, und schließlich die Verarbeitung eines moralischen Dilemmas, an dem jemand wie er entweder zerbrechen wird oder nicht. Am Ende dann weiß der Zuschauer erst, dass er Chris den gesamten Film über kaum hat durchschauen können. Sympathische Figuren sind weder Chris noch Nola, aber äußerst dankbare, komplexe Figuren für hervorragend aufgelegte Schauspieler wie Johansson und Rhys Meyers.
Woody Allens Leistung besteht darin, seine mit existentiellen Fragen gespickte Geschichte in erfahrener Gelassenheit und Subtilität erzählt zu haben. Das erfordert manches Mal ein wenig Geduld des Zuschauers, diese Geduld wird jedoch belohnt. Die Spannung von Match Point lebt nicht von filmischen Kniffen und Effekten, sie grollt mit zunehmender Dauer des Films wie ein nahendes Unwetter heran und lässt am Ende alle irgendwie im Regen dastehen. Ein reichlich fieser Film ist das!

Fazit: 9 von 10 gar nicht mal ironische, sondern ziemlich kühle Einblicke in den diskreten Charme der Bourgeoisie- alle Achtung, Woody Allen!

Dominik Rose
31.12.2005

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962 Stimmen
Schnitt: 5.1
cgi-vote script (c) corona, graphics and add. scripts (c) olasch

Leser-Kommentare:
Schönhals, Heinz-Jürgen (16.08.15): Der Dreifachmord am Schluss gibt dem an sich hervorragenden Film einen hässlichen, ekelhaften Anstrich; zumal der Mord auch noch ungesühnt bleibt. Dass die brutal ermordete Geliebte als personifiziertes schlechtes Gewissen vor dem Mörder real erscheint, kommt mir wie ein – jedenfalls in dieser Form – missglückter Regieeinfall vor. Der Mord war sicher ausreichend motiviert: Der Protagonist befand sich in einer ausweglosen Lage, die Geliebte erpresste ihn. Er stand vor der Entscheidung, entweder sich für die Geliebte und das Kind zu entscheiden (was den gesellschaftlichen Absturz bedeutetet hätte) oder weiter den oberflächlichen High-Society-Kreisen mit ihrem Komfort und ihrem anstrengungslosen, sinnlosen Treiben auf hohem materiellem Niveau anzugehören. Da der Protagonist selbst ein Materialist und damit Nihilist war, kam für ihn auch ein Dreifachmord (selbst an dem eigenen ungeborenen Kind) als mögliche Lösung in Frage. Man konnte in dem Film gesellschaftskritische Töne wahrnehmen; z.B die gelungene Darstellung der sinnlosen Zerstreuungen und der oberflächlichen Schwatzhaftigkeit der High-Society-Leute, repräsentiert vor allem durch die nervige Ehefrau des Protagonisten; dann das empörende amoralische Treiben des Protagonisten, der sich gierig die Braut des Schwagers nahm, obwohl die sich gerade an einem Tiefpunkt befand und sich auch später gegen das aggressive Draufgängertum des (inzwischen verheirateten) Tennislehrers wehrte. Allerdings war die sexuelle Anziehung der Braut schier unwiderstehlich. Dass der Dreifachmörder am Ende ungeschoren davonkommt, bedeutet (im Film jedenfalls) einen unamerikanischen Verlauf der Handlung. US-Filme stellen fast immer die durch einen Mord gestörte Rechtsordnung durch die Sühne des Verbrechers wieder her. Auch im wirklichen Leben wird ein derart abscheulicher Mord in der Regel aufgeklärt. Das besagt das deutsche Sprichwort: Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch an das Licht der Sonnen.
Schönhals, Heinz-Jürgen (16.08.15): Der Dreifachmord am Schluss gibt dem an sich hervorragenden Film einen hässlichen, ekelhaften Anstrich; zumal der Mord auch noch ungesühnt bleibt. Dass die brutal ermordete Geliebte als personifiziertes schlechtes Gewissen vor dem Mörder real erscheint, kommt mir wie ein – jedenfalls in dieser Form – missglückter Regieeinfall vor. Der Mord war sicher ausreichend motiviert: Der Protagonist befand sich in einer ausweglosen Lage, die Geliebte erpresste ihn. Er stand vor der Entscheidung, entweder sich für die Geliebte und das Kind zu entscheiden (was den gesellschaftlichen Absturz bedeutetet hätte) oder weiter den oberflächlichen High-Society-Kreisen mit ihrem Komfort und ihrem anstrengungslosen, sinnlosen Treiben auf hohem materiellem Niveau anzugehören. Da der Protagonist selbst ein Materialist und damit Nihilist war, kam für ihn auch ein Dreifachmord (selbst an dem eigenen ungeborenen Kind) als mögliche Lösung in Frage. Man konnte in dem Film gesellschaftskritische Töne wahrnehmen; z.B die gelungene Darstellung der sinnlosen Zerstreuungen und der oberflächlichen Schwatzhaftigkeit der High-Society-Leute, repräsentiert vor allem durch die nervige Ehefrau des Protagonisten; dann das empörende amoralische Treiben des Protagonisten, der sich gierig die Braut des Schwagers nahm, obwohl die sich gerade an einem Tiefpunkt befand und sich auch später gegen das aggressive Draufgängertum des (inzwischen verheirateten) Tennislehrers wehrte. Allerdings war die sexuelle Anziehung der Braut schier unwiderstehlich. Dass der Dreifachmörder am Ende ungeschoren davonkommt, bedeutet (im Film jedenfalls) einen unamerikanischen Verlauf der Handlung. US-Filme stellen fast immer die durch einen Mord gestörte Rechtsordnung durch die Sühne des Verbrechers wieder her. Auch im wirklichen Leben wird ein derart abscheulicher Mord in der Regel aufgeklärt. Das besagt das deutsche Sprichwort: Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch an das Licht der Sonnen.
wildeast (07.02.06): Ein schlechter Film und doch auch wieder nicht. Während des Films fing ich an, die Entscheidung zu bereuen, denn die Geschichte macht nicht wirklich Spass. Die Geschichte über Menschen und über eine Gesellschaftsschicht, deren Oberflächlichkeit unerträglich ist, erzählt mit sehr viel Bedacht und Zeit für Details. Und als wäre das nicht genug, werden die Grundsteine für das Unausweichliche gleich zu Beginn gelegt, so dass sich die Zuspitzung anfühlt wie ein Nieser, der nicht kommen will. Einfach furchtbar, langsam, unerträglich. Aber genau hier punktet der Film, denn will genau dieses Gefühl erzeugen. Und irgendwo kann man den großen Knall am Ende kaum erwarten, da er einem als Erlösung und fast schon als Happy End erscheint. Kein Film für einen fröhlichen Abend, aber dennoch wegen guter Erzählweise 8 von 10 Hormontherapien.
Bernd (17.01.06): Der Film ist einfach nur schlecht. Wäre fast eingeschlafén und bin nur aus Rücksicht bis zum bitteren Ende geblieben. Das Schlechteste, was ich seit Jahren gesehen habe.
jko (10.01.06): wen juckt schon eure und meine meinung. deshalb 10 von 10 punkten. und aus.
Sebastian (08.01.06): Der Film ist wirklich sehr gut!
Allerdings sollte man nicht meinen, dass er von Woody Allen ist, denn von dem ist man eher komödiantisches gewohnt. Lustiges sucht man aber in Match Point vergeblich. Das dürfte vielen Woody Allen-Fans sauer aufstoßen und der Film dürfte bei diesen Zuschauern auch eher schlechter ankommen.
Mir hat es aber gerade gut gefallen, dass es mal was anderes von Allen zu sehen gibt, als nur immer Amüsantes. Der Trip zu Drehen nach England hat Allen gute neue Impulse gegeben, von denen er hoffentlich noch länger zehren kann.
Allen gewährt dem Zuschauer einen nüchternen, kühlen Blick in das Leben eines Mannes, der so ziemlich alles macht, um aus einer unteren Gesellschaftsschicht in die obere aufzusteigen und dort zu bleiben,
*SPOILER*
daran aber auf gewisse Weise scheitert. Sein auf Geld und Erfolg ausgerichtetes Streben führt ihn letztlich nicht dahin, wohin er wollte, sondern lässt ihn seelisch zerbrechen.
*Spoiler Ende*
Allen erzählt das auf eine ruhige Art und mit einem feinen Blick für Details. Umgesetzt wird das Ganze von einem grandiosen Hauptdarsteller, nämlich Jonathan Rhys-Meyers. Er schafft es, durch sein schauspielerisches Können, dass man mit jedem seiner Gesten und seiner Mimik mitfühlen kann, obwohl man nie wirklich Sympathie für ihn empfindet. Dabei hebt er sich gerade durch eine zu Allens Regie passenden zurückhaltenden und nicht in den Vordergrund drängenden Art heraus. Auch das Rest-Ensemble überzeugt.
Einziger heftiger Kritikpunkt von mir ist, dass der Film, gerade in der ersten Hälfte, doch etwas zu schleppend erzählt ist. In der zweiten Hälfte gewinnt er an Tempo, allerdings frage ich mich, wer den Film in diversen Filmbesprechungen ins Gerne "Thriller" einordnet? Da gehört er trotz Krimi-Elementen nu wirklich nicht hin!
Ein wirklich gelungener anspruchsvoller Film, um den Action- & Popcorn-Kino-Fans allerdings einen möglichst großen Bogen machen sollten. Mir hat er gefallen, auch wenn er etwas langatmig inszeniert ist. 8,5 von 10 Opernbesuchen.

Steffen (03.01.06): Ich zähle mich zu den Fans von Woody Allen und war darauf vorbereitet, dass es sich hier um keinen typischen Woody Allen Film handelt. Trotzdem war ich eher enttäuscht. Die Thematik ist nicht schlecht aufbereitet und der Film hat möglicherweise seine guten Kritiken verdient; mir erschien er aber zu unpersönlich. Übertrieben gesagt, er erschien mir eher als Dokumentarfilm. Das gleiche Problem hatte ich bereits beim Talentierten Mr. Ripley, dessen Kinoumsetzung meiner Meinung nach ähnliche Probleme hatte. Von mir gibt es trotzdem noch 6 von 10 Karrieren Dank Schwiegerpapa.
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