Little Miss Sunshine
Komödie/Drama, USA 2006, 99 Minuten, ab 6, Prädikat: wertvoll
Originaltitel: Little Miss Sunshine; Deutschlandstart: 30.11.2006 (20th Century Fox); Regie: Jonathan Dayton, Valerie Faris; Produktion: Albert Berger, Michael Beugg u.a.; Drehbuch: Michael Arndt; Musik: Mychael Danna, Devotchka; Kamera: Tim Suhrstedt; Schnitt: Pamela Martin

mit Abigail Breslin (Olive Hoover), Greg Kinnear (Richard Hoover), Paul Dano (Dwayne Hoover), Alan Arkin (Großvater Edwin Hoover), Toni Collette (Sheryl Hoover), Steve Carell (Frank Hoover), Bryan Cranston (Stan Grossman), Marc Turtletaub (Doktor), Beth Grant (Offizieller des Wettbewerbs), Jenkins Jill Talley (Cindy), Brenda Canela (Diner Bedienung) Julio Oscar Mechoso (Mechaniker), Chuck Loring (Ladenbesitzer), Justin Shilton (Josh) u.a.

Filmplakat
Internet Movie Database ()
Offizielle Website (20th Century Fox )
Trailer (20th Century Fox )
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Olive war doch letzten Monat hier. Da ist sie bei den regionalen Little Miss Sunshine Wahlen zweite geworden. Die haben gerade angerufen: Das Mädchen, das gewonnen hat, musste die Kohle wieder abgeben. Keine Ahnung warum, irgendwas mit Diätpillen. Aber egal, jetzt kann sie beim Landeswettbewerb in Redondo Beach teilnehmen. - [QIIIIIIIHHHHHH!!!!!!] - Olive erfährt, dass sie doch am Wettbewerb teilnehmen kann.

Plot: Little Miss Sunshine, eine der Überraschungen des US-Kinosommers, erzählt von den seltsamen Erlebnissen der Familie Hoover, die sich mit ihrem VW-Bus auf den Weg macht nach Kalifornien, um dem siebenjährige Töchterchen Olive (Abigail Breslin) eine Teilnahme an einem Schönheitswettbewerb für Kinder zu ermöglichen.
Auf die Reise begeben sich neben Olive und Familienvater Richard (Greg Kinnear), einem erfolglosen Motivationstrainer, noch der kokain- und sexsüchtige Großvater (Alan Arkin), der selbstmordgefährdete Onkel Frank (Steve Carrell), der halbwüchsige Sohn Dwayne (Paul Dano), der sich als leidenschaftlicher Nietzsche-Anhänger und aus Protest gegen die Oberflächlichkeit der Gesellschaft die Haare schwarz gefärbt und ein Schweigegelübde abgelegt hat, sowie schließlich Familienmutter Sheryl (Toni Collette), die den ganzen verrückten Haufen zusammenhalten muss.
Kein Zweifel, auf der langen Reise zu vermeintlichem Ruhm und Erfolg sind einige Hindernisse und unvorhergesehene Zwischenfälle zu überwinden, und die Hoovers müssen vor allem erstmal lernen, mit sich selbst klar zu kommen.

Kritik: Am schwierigsten sind vielleicht die Filme zu kritisieren, denen man einerseits nichts böses will, weil sie so sympathisch rüberkommen und das Publikum problemlos auf ihre Seite bringen, die aber andererseits kein wirklich brillantes Niveau erreichen und ein kleines Stück zurückbleiben hinter den hohen Erwartungen, die durch Kultstatus in den USA und Lobeshymnen mancher Kritiker entstanden sind.
Also: Little Miss Sunshine ist ein guter Film, keine Frage! Die Dialoge sind stark und pointiert, die Stimmung balanciert bemerkenswert souverän zwischen kolossal komischen und bisweilen auch ernsten Momenten, die Figuren werden mit all ihren Schrulligkeiten ernst genommen und nicht der Lächerlichkeit preisgegeben, was leicht hätte passieren können bei derart vielen schrägen Charakteren. Hier lacht man mit den Helden, und nicht über sie.

Selbst Familienoberhaupt Richard wirkt bei all den versponnenen und gar gefährlichen American Dream-Fantasien nie wirklich unsympathisch, sondern eher fehlorientiert. Hinzu kommen hervorragende darstellerische Leistungen. Auch wenn es sich eigentlich verbietet, jemand aus einem konstant guten Team heraus zu heben, aber Steve Carrell, seines Zeichens einer der bekanntesten Komiker der USA, gibt in der Rolle als selbstmordgefährdeter Onkel Frank eine ganz bemerkenswerte Leistung, gerade weil seine Rolle so sehr von den subtilen, leisen Tönen lebt. Er hätte eine Oscarnominierung dafür verdient! Die schillernste Leistung vollbringt natürlich die kleine Abigail Breslin in der eigentlichen Hauptrolle als Olive- als Kind kann man ruhig so prollig und rund herumlaufen, und es wirkt trotzdem schrecklich sympathisch.
Und dennoch, bei allem Lob, bleibt letztlich doch ein leises Unbehagen zurück. Little Miss Sunshine erreicht nie so ganz Spitzenniveau, abgesehen von der hervorragenden ersten halben Stunde. Vielleicht macht der Film es sich ein wenig zu leicht, ausschließlich sympathische Loser-Figuren zu beschreiben. Die andere Welt, die solche Charaktere wie die Hoovers ablehnt, ist so eindeutig pervertiert und falsch, dass die Sympathien des Publikums zu rasch und zu widerspruchslos gewonnen werden. Mit anderen Worten: Der Film ist zu sehr ein Film zum Liebhaben, und er weiß das auch geschickt zu nutzen, aber es bleiben keine Irritationen, keine Reibungspunkte, die einen großen Film schließlich ausmachen.
So liebenswert die Figuren auch sind, sie sind einen Deut zu oberflächlich. Wie etwa ist es nachvollziehbar, dass ein Junge, der aus Protest gegen die Gesellschaft und aus Begeisterung für Friedrich Nietzsche zu sprechen aufhört, sich ausgerechnet für eine Laufbahn bei der Air Force begeistert? All die Probleme und Psychosen, die hinter der Drogensucht des Großvaters oder dem krankhaften Perfektionismus des Familienvaters aufblitzen, verflüchtigen sich zu rasch und werden aufgelöst in einem harmonisch-chaotischen Tanz, der allerdings kurios genug ist, dass ich dem Film seine kleineren Schwächen in diesem Moment sofort verzeihe.

Fazit: Gelungene Satire auf das grelle Showbiz-America der Schönheits- und sonstiger Wettbewerbe, frei nach dem Motto: Es ist keine Schande, ein Verlierer zu sein. 8,5 von 10 nicht eingehaltene Schweigegelübde!

Dominik Rose
08.12.2006

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Leser-Kommentare:
Sebastian (11.12.06): Hier haben wir den Fall, was eigentlich sonst so gut wie nie vorkommt, dass ich Dominiks Kritik einfach so unterschreiben kann und eigentlich genau seiner Meinung bin!
Little Miss Sunshine ist ein toller und richtig guter Film. Aber um wirklich sensationell und brilliant zu sein, fehlt dem Film irgendwie etwas. Vermutlich liegt es tatsächlich daran, dass im Film alles zu einfach und glatt abläuft, um die Figuren wirklich für jeden Zuschauer als Sympathieträger darzustellen. Es hat mir auch irgendwo der letzte Pfiff gefehlt!
Trotzdem gehört der Film sicherlich zur Riege der besten Filme des Jahres und gerade weil der Film so sympathisch ist und die Darsteller/-innen alle grandios spielen, gebe ich volle 9 von 10 Pornoheften von der Tankstelle!

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