Walk the Line
Drama/Biopic, USA 2005, 136 Minuten, ab 6
Originaltitel: Walk the Line; Deutschlandstart: 02.02.2006 (20th Century Fox); Regie: James Mangold; Produktion: Alan C. Blomquist, John Carter Cash u.a.; Drehbuch: Gill Dennis, James Mangold nach der Vorlage von Johny Cash und Patrick Carr; Musik: T-Bone Burnett; Kamera: Phedon Papamichael; Schnitt: Michael McCusker

mit Joaquin Phoenix (John R. Cash), Reese Witherspoon (June Carter), Ginnifer Goodwin (Vivian Cash), Robert Patrick (Ray Cash), Dallas Roberts (Sam Phillips), Dan John Miller (Luther Perkins), Larry Bagby (Marshall Grant), Shelby Lynne (Carrie Cash), Tyler Hilton (Elvis Presley), Waylon Payne (Jerry Lee Lewis), Shooter Jennings (Waylon Jennings), Sandra Ellis Lafferty ( Maybelle Carter), Dan Beene (Ezra Carter), Clay Steakley (W.S. 'Fluke' Holland), Johnathan Rice (Roy Orbison) u.a.

Filmplakat
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Offizielle Website (20th Century Fox )
Trailer (20th Century Fox )
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Tut mir leid. Ist einfach so passiert. - Einfach so passiert? - Ja. - Du trägst Schwarz, weil du nichts anderes hast, was du anziehen kannst. Du hast deinen Sound gefunden, weil du nicht besser spielen kannst. Und du hast gerade versucht, mich zu küssen, weil es einfach so passiert ist? ... Wieso stehst du nicht einfach mal zu dem, was du alles so machst? - Johnny hat versucht, June zu küssen.

Plot: Die Geschichte von Johnny Cash beginnt mit einem einsamen Raben, der sich im Jahre 1968 auf dem trostlosen Gelände des Folsom State-Gefängnisses auf einem Abfallbehälter niederlässt. Uniformierte Sicherheitsleute patroullieren mit ihren Gewehren auf den Sicherheitstürmen, während aus dem Gefängnistrakt hinter ihnen die dumpfen, pulsierenden Geräusche eines außergewöhnlichen Ereignisses durch die alten Mauern dringen: Johnny Cash gibt irgendwo dort drinnen ein exklusives Konzert vor den Inhaftierten, den Verlierern und Verurteilten der Gesellschaft.
Dieser erste Eindruck verbleibt als Stimmungsbild für den gesamten Film. Johnny Cash (Joaquin Phoenix) ist der einsame Mann in Schwarz, zeitlebens getrieben von inneren Dämonen, eine komplexe Persönlichkeit am Rande des Musikbusiness. Seine Kindheit ist überschattet von einem traumatischen Erlebnis, dem Tod des älteren Bruders und der daraus resultierenden Ablehnung durch den Vater, der glaubt, er habe den falschen Sohn verloren. Die Stationen seines Erwachsenenlebens, die Army-Zeit in Deutschland, die überstürzte Ehe mit Vivian (Ginnifer Goodwin), seiner ersten Frau, der musikalische Durchbruch mit seiner kleinen Band aus Straßenmusikern – all das wird betont beiläufig und rasch abgehakt. Was zählt, ist die für sein weiteres Leben schicksalhafte Begegnung mit June Carter (Reese Witherspoon) während eines Konzerts Mitte der fünfziger Jahre.
Die Liebesgeschichte von Johnny und June steht im Zentrum des Films: lange Jahre der unerfüllten Liebe, da Beide bereits verheiratet sind und eine Scheidung die gesellschaftliche Ächtung bedeutet. Hinzu kommt Cashs Alkohol- und Tablettensucht, die ihn zugrunde zu richten droht. Er muss sich schließlich entscheiden zwischen Sucht und Liebe, und eigentlich ist es keine Frage, wie er sich entscheiden wird, oder?

Kritik: Es gibt nicht wenige Hollywood-Biopics, bei denen hat man im übertragenen Sinne den Eindruck, man schaut einem Chirurgen beim Sezieren eines Leichnams zu. So komplex der Charakter der Hauptfigur auch gewesen sein mag, er wird dem Zuschauer anhand einiger dramatisch in Szene gesetzter Schlüsselerlebnisse durchpsychologisiert, bis am Ende keine Fragen mehr offen sind und eine geradlinig erzählte Lebensgeschichte übrig bleibt, so konstruiert sie auch sein mag. Walk the Line funktioniert anders, und das hat ihm von manchem Kritiker den Vorwurf eingebracht, er besitze nicht genügend psychologische Tiefe.

Die Geschichte ist durchaus konventionell erzählt, es gibt keine dramaturgischen Kniffe oder Experimente. Bemerkenswert ist eher der beiläufige Ton des Films, der ohne aufgesetzte Sentimentalität oder dramatisches Pathos auskommt. Im Gegensatz dazu konzentriert sich Walk the Line auf die unscheinbaren Momente, auf scheinbar beiläufige Szenen: Da gewinnt ein Angelausflug mit der heimlich begehrten June für Johnny beinahe therapeutische Bedeutung, ohne dass der Film den Zuschauer besonders mit der Nase drauf stoßen müsste. Ein Balanceakt der Angelrute auf Johnnys Zeigefinger, und die Verbindung zu einer längst verloren geglaubten Unbekümmertheit aus fernen Kindheitstagen ist – für den Moment zumindest – hergestellt. Die Emotionen der Hauptfigur werden über seine Musik transportiert (wie könnte ein Musikerfilm überhaupt seinem Gegenstand, der Musik, gerechter werden?). Wenn Cash zum ersten Mal vor dem Chef eines Plattenstudios spielt und das letzte aus sich herausholt, dann transportiert die beinahe manische Leidenschaftlichkeit seines Vortrags viel mehr, als das jeder durchpsychologisierte Dialog überhaupt könnte.
Die Widersprüche in Johnny Cashs Wesen bleiben bestehen, seine Einfühlsamkeit und seine gleichzeitige Aggression, der Kampf mit der leidgeplagten Seele, doch die Beziehung zu June Carter hilft ihm, damit – und auch mit der Ablehnung durch den Vater – zu leben, ohne sich in die Drogensucht zu flüchten. Das ist, auf die bloße Story reduziert, äußerst klassisch und ein oftmals zitierte Topos: Die Kraft der Liebe siegt am Ende. Gegen solcherlei sentimentalisierte Hollywood-Botschaft bin ich durch unzälige negative Beispiele fast schon immun. Doch nur fast, denn unter hundert in Hollywood produzierten Liebesfilmen, die äußerst manipulativ und letztlich verlogen den Erwartungen des Zuschauers gerecht zu werden versuchen und dabei ihre Geschichte verraten, ist Walk the Line ohne jede Übertreibung der eine Liebesfilm, der aufrichtig und echt rüberkommt.
Mehr noch als in der zurückhaltenden Erzählweise liegt der Grund für den Erfolg des Films natürlich in seinen Hauptdarstellern. Wenn Johnny Cashs Hit „Ring of Fire“ am Ende erklingt, dann haben Joaquin Phoenix und Reese Witherspoon die Leinwand längst in Flammen gesetzt. Die Chemie zwischen den Beiden ist einfach fabelhaft. Konzentriert, wahrhaftig und zugleich ohne jede theatralische Übertreibung erfüllen sie die vom Film transportierte Botschaft mit Leben und Glaubwürdigkeit. Ein Blick von Phoenix auf Witherspoon (bzw. von Cash auf June Carter), am Ende im Bild eingefroren und für die Nachwelt konserviert, und die Geschichte ist erzählt. Großes Kino!

Fazit: Eine der besten Hollywoodfilme der letzten Jahre: 9,5 von 10 Spaziergängen am Rande des Abgrunds!

Dominik Rose
04.02.2006

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1241 Stimmen
Schnitt: 4.5
cgi-vote script (c) corona, graphics and add. scripts (c) olasch

Leser-Kommentare:
Bolita (28.01.07): Ich kann mich der überwiegend positiven Kritik nur anschliessen. Leider konnte ich den Film erst jetzt sehen.Auch ich war begeistert von Joaquin Phoenix und bin der Meinung,dass er dafür den Oscar verdient hat. Für GRINGO:Ich habe ebenfalls Nachforschungen wegen des einen Liedes angestellt.Ergebnis:Das gibt es wohl nicht als Duett mit Johnny Cash.Es heisst: Time s a Wasting.June Carter hat es wohl nur mit ihrem ersten Mann,dem Countrysänger Carl Smith gesungen. Hat sie im Film ja auch erwähnt.Hab es mir angehört.Obwohl als Interpreten Johnny Cash und June Carter angegeben sind,singt definitiv nicht Johnny Cash
Heiner (24.04.06): Der Film ist wirklich genial, da mag man über die Inszenierung sonstwas für eine Meinung haben. Gang ganz großes Kino, Gänsehautmusik und einfach überwältigende Darsteller. Besser gehts wirklich nicht mehr. Der kurzweiligste lange Film den ich je gesehen habe! Und ... die Musik ist so modern gemacht, daß man es kaum noch als Country durchgehen lassen kann, nur schnell die CD kaufen!
Gringo (18.04.06): Ich fand den Film absolut genial! Hab ihn 2x gesehen, wobei ich sagen muß das er das 2.Mal nicht mehr so überwältigend wirkt. Am besten nur einmal schauen und den Film genießen! Eine Frage an euch: Wie heißt erste Lied das J.R. und June zusammen singen? Ich meine das wo sie mit Hausschuhen auf der Bühne steht und ihn beobachtet. Schliesslich kommt sie dann barfuß zu ihm und sie singen zusammen. Dann gibt Cash ihr einen Kuss und sie läuft sauer weg. 10 Punkte
Peter (27.03.06): absoluter schrott, nach den ersten minuten fällt der film ins bodenlose. die handlung wird zu fadem brei. ich bin cash-fan, aber das war schwer zu ertragen. schade um geld und zeit. also: schlau sein, sich nicht mitreissen lassen und SICH ETWAS GUTES, ETWAS ANDERES ANSCHAUEN!
Jenn (27.02.06): I thougth the movie was the best of all the moveis I have ever seen!!!
Eric Draven (21.02.06): Das einzige, was mir spontan zu dem Film einfällt ist, dass es verdammt anstrengend ist diesen Film zu gucken, da man gut 2 Stunden lang nur Mitleid mit Cash/ Phoenix empfinden kann.
Trotzdem bzw. dadurch erst recht ein sehenswerter Film, da er einen wirklich mitreißt.
Hier und da hat der Film ein paar Längen, aber darüber kann man hinwegsehen.
7 von 10 selbstgebauten Bomben

Michael (18.02.06): Ein gewaltiger Film, ich muss zu diesem Kraftausdruck greifen. Der eher unspektakuläre Plot, der keine bahnbrechenden Neuigkeiten in Sachen Cut und Arrangement beinhaltet, stört überhaupt nicht. Im Gegenteil, diese Gegebenheit richtet erst recht den Fokus auf die Schauspieler. Phoenix und Witherspoon sind einzeln herausragend, als Duo im Film wie auf der Bühne schlicht umwerfend. Die Ausstrahlung hat mich mitgerissen, von Mimik, Gestik, Wortwitz und sarkastischer Melancholie her habe ich noch nie einen vergleichbaren Film gesehen. Und ich übertreibe nicht. 10 von 10 Bieren vor dem Auftritt
Bernhard (17.02.06): Nach den ersten Takten von Walk the Line waren sie wieder da - die Erinnerungen aus der Zeit meiner Ausbildung, wo ich Platten von Cash verschlungen habe.
Ein Spitzenfilm - und für alle, die Johnny Cash und seinen typischen Sound mögen, ein Film zum Abheben.

Andreas (16.02.06): Absolut sehenswerter Film, klasse gemacht und die beste Musiker-Bio seit "Ray" !
Sebastian (08.02.06): Ich fand den Film wirklich klasse!
Das lag aber weder an der Aufmachung, noch an der Erzählart des Films. Die waren, wie bei jeder anderen Biographie-Verfilmung auch. (siehe z.B. Ray). Also nichts besonderes!
Was den Film aber aus der Masse hervorhebt und absolut sehenswert macht, sind Joaquin Phoenix und Reese Witherspoon. Phoenix spielt faszinierend!!! Im Gegensatz zu Jamie Foxx, der Ray Charles nicht nur spielte, sondern quasi war, ist Phoenix nicht nur Johnny Cash, sondern er lebt ihn auch komplett und bringt so viel Gefühl in die Rolle ein, dass er den Oscar wirklich mehr als verdient hätte. (Wie Sandra schon bemerkte, hätte er ihn schon für "Commodus" in Gladiator verdient!) Zusammen mit Witherspoon entsteht ein so harmonisches Ganzes, wie ich es selten in einem Film gesehen habe. Auch sie spielt so gefühlvoll und überzeugend, dass der Oscar mehr als gerechtfertigt wäre. Ganz zu schweigen davon, dass beide die Songs auch selbst singen!
Ich hatte nur ein Problem mit dem Film! Das gleiche Problem, was ich auch bei Ray gesehen habe. Wenn man die Musik nicht mag bzw. nicht so kennt, reißt der Film einen nicht so mit, wie er könnte, sondern hat die Tendenz auf Dauer langatmig zu werden.
Bei Ray kannte ich die Musik und mochte sie, also fand ich den Film durchgängig interessant. Bei Walk the Line fand ich die Musik zwar ok, aber nicht so toll, dass sie mich den ganzen Film über mächtig begeistern konnte. Also hat mich der Film dahingehend nicht wirklich durchgängig bei der Stange halten können. Das einzige Lied, was ich von Cash wirklich kannte und das ich sehr mag, kam leider nur ansatzweise vor: Ring of Fire! Das hätte ich mir in voller Länge und am besten noch im Abspann gewünscht! Leider wurde mir der Wunsch nicht erfüllt!
Fazit: Walk the Line ist besser als Ray weil die Hauptdarsteller noch überzeugender sind, aber vom Stil her ist er wie jede andere Biographie-Verfilmung auch. Trotzdem absolut sehenswert schon allein wegen Joaquin Phoenix! Man sollte jedoch schon die Musikrichtung oder Cash mögen! 9 von 10 Live-Aufnahmen im Gefängnis!

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