An ihrer Seite
Drama/Romanze, Kanada 2006, 109 Minuten, ab 0
Originaltitel: Away From Her; Deutschlandstart: 06.12.2007 (Majestic); Regie: Sarah Polley; Produktion: Atom Egoyan, Victoria Hirst u.a.; Drehbuch: Sarah Polley nach der Kurzgeschichte von Alice Munro; Musik: Jonathan Goldsmith; Kamera: Luc Montpellier; Schnitt: David Wharnsby

mit Julie Christie (Fiona), Gordon Pinsent (Grant), Olympia Dukakis (Marian), Kristen Thomson (Kristy), Michael Murphy (Aubrey), Wendy Crewson (Madeleine), Alberta Watson (Dr. Fischer), Grace Lynn Kung (Krankenschwester Betty), Stacey LaBerge (die junge Fiona), Lili Francks (Theresa), Andrew Moodie (Liam), Deanna Dezmari (Veronica), Judy Sinclair (Mrs. Albright), Tom Harvey (Michael), Carolyn Heatherington (Eliza) u.a.

Filmplakat
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Ich kann mich erinnern, dass ich auf dem College genauso war. Meine Freundinnen und ich schwänzten den Unterricht. Dann versteckten wir uns im Kartenraum und rauchten und spielten wie die Profis. Ja, die eine hieß Phoebe. Der Name der anderen ist mir entfallen. - Phoebe Hard. - Ah. Die kannte wohl jeder. Äh, kann ich etwas anbieten? Eine Tasse Tee? Ich fürchte, der Kaffee taugt nicht viel. - Ich trinke nie Tee. - Fiona und Grant sehen sich zum ersten Mal wieder.

Plot: Nach mehr als vierzig Jahren Ehe sehen sich Fiona (Julie Christie) und Grant (Gordon Pinsent) mit der Tatsache konfrontiert, dass Fionas zunehmende Vergesslichkeit tatsächlich die ersten Merkmale ihrer Alzheimererkrankung sind. Als Fiona eines Tages vom Wandern nicht mehr zurückkommt und orientierungslos auf einer Straße aufgefunden wird, steht für beide fest, dass ein Pflegeheim unumgänglich ist. Doch dort angekommen, ergibt sich noch ein weiteres Problem: Neue Patienten dürfen 30 Tage lang nicht besucht werden, um sich an ihre neue Umgebung gewöhnen zu können.
Als Grant Fiona nach dieser Frist zum ersten Mal wieder besuchen will, hat diese ihn nicht nur scheinbar vergessen, sondern überdies noch eine starke Zuneigung zu einem stummen, im Rollstuhl sitzenden Patienten entwickelt, um den sie sich liebevoll kümmert. So sehr Grant es auch versucht und Fiona nunmehr täglich besucht, die Kluft zwischen ihm und seiner Frau vergrößert sich unaufhaltsam. Doch auch wenn ihm nichts wichtiger ist als Fionas Wohlergehen, wie soll er auf etwas verzichten können, ohne das er nicht leben kann?

Kritik: Sarah Polley ist ohne Zweifel meine neue Heldin des Independent-Kinos. Bleibenden Eindruck hinterließ sie u.a. bereits in Isabel Coixets ergreifenden Drama Mein Leben ohne mich, nun hat sie mit ihrem Regiedebüt bewiesen, dass sie auch hinter der Kamera zu beeindruckenden Leistungen fähig ist. An ihrer Seite ist Kino, wie ich es mir existentieller kaum vorstellen kann. Mit einfachsten Mitteln, einer guten Story und einer handvoll wirklich herausragender Darsteller hat Polley einen Film geschaffen, der keine Effekte nötig hat und von dem sich Hollywood eine Scheibe abschneiden kann!

Die Story konzentriert sich vormerklich auf Grant, der im Kampf mit sich selbst nur das beste für seine Frau will, sie aus Liebe zu ihr aber auch nicht zurücklassen kann und will. Gordon Pinsent porträtiert einfühlsam den zunächst innerlich gebrochenen Mann, der im Begriff ist, die Liebe seines Lebens zu verlieren und dann ebenfalls aus Liebe die Not zur Tugend macht.
Julie Christie, die durch Filme wie Dr. Shivago oder Bonnie und Clyde bereits eine lebende Filmlegende ist und schon im Mein Leben ohne mich-Nachfolger Das geheime Leben der Worte mit Polley zusammen vor der Kamera stand, spielt ebenso grandios die langsam der Krankheit verfallende Fiona, von anfänglicher Vergesslichkeit bis zum menschlichen Wrack.
Was Grant und Fiona am Ende bleibt, ist nur ihre unerschütterliche Liebe. „Du hättest mich einfach zurücklassen können!“ meint Fiona zu Grant und bekommt als einfache aber alles sagende Antwort nur „Keine Chance!“ Das ist weit entfernt von jedem Hollywoodkitsch!
Als persönliche Anmerkung möchte ich noch hinzufügen, dass ich nicht nur vom Film überaus beeindruckt war, sondern besonders von Sarah Polley selbst, die ich bei einer Aufführung auf der Berlinale glücklicherweise treffen und persönlich sprechen konnte. Vermutlich gerade aufgrund ihrer wirklich reifen Leistung als Regisseurin machte sie den Eindruck einer auch privat auf dem Boden der Tatsachen gebliebenen Person. Von dem internationalen Star war da nicht viel zu bemerken, eher von einer wirklich beeindruckenden und sympathischen jungen Frau, mit der man gerne mal ein Bier trinken gehen möchte.

Fazit: Für Freunde des guten (Independent-)Kinos ist An ihrer Seite her ein wahres Muss, für Sarah Polley Fans sowieso. Eine beeindruckende Filmemacherin, deren Karriere vor und hinter der Kamera noch vieles erwarten lässt. 9 von 10 Kommentatoren des wahren Lebens.

Nikolas Mimkes
07.07.2007

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726 Stimmen
Schnitt: 4.9
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Leser-Kommentare:
Nikolas (11.12.07): Keine Ahnung, wie sich der Fehlerteufel eingeschlichen hat... Ich meinte einen Klassiker, aber natürlich Dr. Schiwago. Bonny und Clyde hat da gar nichts zu suchen, keine Ahnung. Manchmal scheine ich Römer zu sein und die spinnen bekanntlich...
Olaf (08.12.07): @Dominik: Oje, da hat auch der Redakteur gepennt... Mir kam es zwar beim Lesen komisch vor, hab dann aber nicht so viel drüber nachgedacht. Das berichtige ich nachher noch... :-(
Dominik (08.12.07): @ Nick: Julie Christie hat nicht in "Bonnie und Clyde" mitgespielt. Du meinst wahrscheinlich Faye Dunaway. Ein herausragender Julie Christie-Film, den man noch anführen könnte, ist z.B. "McCabe und Mrs. Miller" von Robert Altman.
Dominik (08.12.07): Wird auf jeden Fall angeguckt! Sarah Polley finde ich schon seit Filmen wie "Das süße Jenseits" und "Go" klasse, erstaunlich, dass sie in so jungen Jahren einen so reifen Film übers Altern gedreht hat!
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