Dreamgirls
Musical, USA 2006, 134 Minuten, ab 0
Originaltitel: Dreamgirls; Deutschlandstart: 01.02.2007 (Universal); Regie: Bill Condon; Produktion: David Geffen, Jonathan King u.a.; Drehbuch: Bill Condon; Kamera: Tobias A. Schliessler; Schnitt: Virginia Katz

mit Jamie Foxx (Curtis Taylor, Jr.), Beyoncé Knowles (Deena Jones), Eddie Murphy (James "Thunder" Early), Danny Glover (Marty Madison), Jennifer Hudson (Effie White), Anika Noni Rose (Lorrell Robinson), Keith Robinson (C.C. White), Sharon Leal (Michelle Morris), Hinton Battle (Wayne), Mariah I. Wilson (Magic), Yvette Cason (May), Ken Page (Max Washington), Ralph Louis Harris (M.C.), Michael-Leon Wooley (Tiny Joe Dixon) u.a.

Filmplakat
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Trailer (Universal )
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Dreamgirls ist die Verfilmung eines Broadway-Musicals aus den achziger Jahren, das wiederum lose an die Erfolgsgeschichte der „Supremes“ und ihrer Sängerin Diana Ross angelehnt ist. Der Film führt mit acht Nominierungen die Liste für die kommende Oscarverleihung an, ist jedoch nicht als „bester Film“ nominiert.

Plot: Wir befinden uns im Detroit der späten Sechziger. Die drei schwarzen Sängerinnen Effie White (Jennifer Hudson), Lorrell Robinson (Anika Noni Rose) und Deena Jones (Beyoncé Knowles) träumen von einem Durchbruch im Showbiz. Als Geschäftsmann Curtis Taylor (Jamie Foxx) bei einem Talentwettbewerb auf die drei Frauen aufmerksam wird, bietet er den „Dreamettes“, wie sich die Band nennt, seine Dienste als Manager an. Der Anfang ist mit einem Engagement als Background-Chor für den legendären Sänger James „Thunder“ Early (Eddie Murphy), den Curtis bald auch unter Vertrag nimmt, gemacht.
Schon bald merkt Taylor, dass seine Mädchen nur dann den Durchbruch schaffen, wenn sie es beim weißen Publikum schaffen. Die Dreamettes werden in „The Dreams“ umbenannt, lösen sich von James Early und steigen von der schwarzen Soul-Musik auf massenkompatibleren Charts-Pop um. Als Taylor die attraktive Deena zur neuen Leadsängerin bestimmt und die talentiertere, jedoch übergewichtige Effie abserviert, steht die Band vor einer Zerreißprobe. Währenddessen driftet James Early, der sich von Curtis in seinem künstlerischen Schaffen unverstanden fühlt, immer weiter in die Drogensucht ab.

Kritik: Es ist ganz bestimmt unfair, ausgerechnet das Meisterwerk des Musical-Genres zum Vergleich heranzuziehen, aber Bob Fosses Cabaret aus dem Jahre 1972 hat einige inhaltliche Gemeinsamkeiten mit den Dreamgirls. So erzählt Cabaret vor allem das Sittenbild einer Epoche, und zwar das der ausgehenden Zwanziger Jahre in Berlin, die Zeit der roaring twenties, die allerdings schon zum Untergang bestimmt sind, weil die Nazis auf ihre Chance lauern. Brilliant, wie Cabaret sich zwar die genretypische Leichtigkeit bewahrt, gleichzeitig jedoch eine Verbindung und Balance herstellt zu den menschlichen und gesellschaftlichen Katastrophen, von denen der Film erzählt.
Dreamgirls ist nicht zuletzt ein Film über die Anfänge der sogenannten Motown-Bewegung, aus der Zeit der späten Sechziger, als die blutigen Rassenunruhen tobten und gesellschaftliche Umwälzungen angestoßen wurden, bis hin zum Beginn der Disko-Ära rund zehn Jahre später. Aber von den Rassenkonflikten erzählt der Film, abgesehen von einer kurzen Szene, die jedoch eher Kulisse als wirklicher Inhalt ist, erstaunlich wenig. Das scheint nicht weiter wichtig zu sein in einem Film, der vom Aufstieg der ersten schwarzen Girlband im US-Showgeschäft erzählt, seltsam genug. Das allein wäre noch kein großes Problem, ereignen sich doch noch genügend andere, kleinere wie größere Katastrophen im Leben der Dreamgirls, von zerbrochenen Freundschaften, zerstörerischer Drogensucht, unterdrückten Ehefrauen und fiesen Management-Tricksereien hin zu echten Liebesdramen.

Und dennoch, all das verleiht dem Film weder Substanz noch Tiefgründigkeit. Und warum? Weil die gesamte Handlung ohne jedes Gespür für Timing und Rhythmus dahinrauscht, von einer dramatischen Songeinlage zur nächsten, von einem Zusammenbruch zur nächsten Katastrophe, von einer plötzlichen Liebschaft zur plötzlichen Trennung etc. etc., ohne dass man emotional folgen könnte. Es nützt nichts, große Gefühle nur zu behaupten, man muss sie nachvollziehbar und vor allem nachfühlbar machen. Wenn das nicht gelingt, und das ist bei diesem Film der Fall, dann werden die Gefühle letztlich trivial.
Zu allem Übel sind ein Großteil der zahlreichen Songeinlagen wirklich erschreckend lahm. Ein Musical lebt nun einmal zu guter Letzt von der Qualität der Musik. Abgesehen von zwei, drei guten Nummern ist der Rest ebenso uninspiriert wie der einfallslose Erzählstil der Geschichte, manchmal ist die Grenze zu Melodram und purem Kitsch leider überschritten. Etwa in einer Szene, als Effies Bruder seine soeben als Leadsängerin abgesetzte Schwester trösten und auf den Gemeinschaftssinn der Band einschwören will. Als der Song „We are a family, strong as a tree“ erklingt und alle schließlich im Kreis dahinschunkeln, weiß man schnell, dass nicht nur die Band, sondern der ganze Film vor dem Absturz steht. Tatsächlich sind viele Songs voller peinlicher Kalenderweisheiten, die ich hier nicht im Einzelnen wiedergeben möchte.
Das Problem an einer unoriginellen Geschichte ist selten die Story selbst, sondern vor allem die einfallslose Art, wie sie erzählt wird. Ebenso wie es den inhaltlichen Ereignissen und Wendungen an Tiefgründigkeit fehlt, bleiben fast sämtliche Figuren blass. Ich will es den Schauspielern gar nicht vorwerfen, dass sie die Leinwand nicht mit Leben erfüllen, da Regie und Drehbuch ihnen auch keinen Raum geben, so etwas wie einen vielschichtigen Charakter zu entwickeln. Sicher, Effie-Darstellerin Jennifer Hudson, die vermutlich hierfür einen Oscar kassieren wird, hat eine starke Präsenz und eine prima Stimme, das sollte man aber nicht mit einer schaupielerischen Meisterleitung verwechseln. So wirken die zwei großen Nummern, die sie in aller verzweifelter Inbrunst vortragen darf, eher als dramaturgischer Fake. Aber immerhin, sie bemüht sich, ebenso wie Eddie Murphy oder auch Beyonce Knowles (im Gegensatz zum lustlos aufspielenden Jamie Foxx), aber sie scheitern ohne eigenes Verschulden ebenfalls an der Oberflächlichkeit der Inszenierung. Allenfalls in zwei Songeinlagen, einer von Beyoncé Knowles und einer von Eddie Murphy (in der er schließlich die Hosen runterlässt), wird angedeutet, was dem Film im Ganzen leider völlig abgeht, und zwar der Soul. Die Dreamgirls sind hochproduziert, aber seelenlos.

Fazit: Klischeehaftes Motown-Musical mit viel Leerlauf und zu wenigen guten Songs: 4 von 10 Girlgroup-Schicksale!

Dominik Rose
03.02.2007

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794 Stimmen
Schnitt: 5
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Leser-Kommentare:
Sebastian (05.02.07): Dreamgirls hat genau drei gute Dinge zu bieten: 1.) Eddie Murphy 2.) Jennifer Hudson & 3.) die Musik !!!
Aber das war es dann auch schon! In vielerlei Hinsicht kann ich da Dominik in seiner Kritik nur zustimmen! Der größte Fehler des Films ist für mich, dass die Musik/die Songs nicht die Handlung unterstützen oder gar vorantreiben, wie es bei Moulin Rouge oder Chicago der Fall ist, sondern die (viel zu vielen) Songs werden ab und zu von einem Hauch von Handlung unterbrochen. Das ist besonders für eine Filmlänge von über 2 Stunden nur noch langweilig und ermüdend.
Ich konnte mich zum Glück noch an der Musik - und damit meine ich nicht die Texte sondern die Melodien - hochziehen, die mir sehr gefallen haben und bei denen ich die ganze Zeit im Kinosessel mitwippen musste! :-)
Außerdem fand ich Eddie Murphy wirklich überraschend gut in seiner Rolle. Er hat mich schwer beeindruckt, weil ich das von ihm nicht erwartet hätte. Von mir aus hat er den Oscar, für den er nominiert ist, auf jeden Fall verdient. Und auch Jennifer Hudson fand ich sehr beeindruckend und mich hat ihre schauspielerische und gesangliche Leistung vollstens überzeugt, denn sie war so ziemlich die einzige, mit der ich sehr gut mitfühlen konnte. Was viele Kritiker aber an Beyoncé Knowles so toll fanden, kann ich nicht ganz nachvollziehen, außer das sie toll aussieht und gut singt! Jamie Foxx spielt das, was er am besten kann: Das allglatte und schleimige Arschloch! Darin ist er gut, aber wie meistens belanglos!
Seltsame Weise fand ich die erste Hälfte des Films langweiliger als die zweite, weil in der zweiten wenigstens ein wenig mehr an Story vorkam. Das werden die meisten aber wohl eher anders herum sehen.
Besonders aussagekräftig für den Film finde ich, dass meine Begleitung und ich an einer Stelle im Film, als ein Spot auf den alleine gelassenen Jamie Foxx gerichtet wurde, genau das gleiche dachten: "Oh, bitte jetzt nicht auch noch singen!"
Naja, mit zugekniffenem Auge und weil ich Musicalfan bin und dem Film dadurch doch hier und da was abgewinnen konnte, gebe ich gerade noch 6 von 10 bestochenen Radio-DJs.

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