Wir
Sterbliche haben Schwächen zu Hauf: Wir empfinden zu viel, leiden
zu viel und allzu früh sterben wir. Doch haben wir die Aussicht
auf Liebe... - Haben wir die? ... Ich habe England mein Leben geschenkt,
soll es auch meine Seele besitzen? - Sir Walter fragt Elizabeth
nach ihrer Furcht vor Entscheidungen.
Plot:
Elizabeth I (Cate Blanchett) ist gegen alle Intrigen als bekennende
Protestantin Königin von England geworden und regiert mit Härte
aber Gerechtigkeit in einer von Männern dominierten Welt. Die einen
nennen sie die „Bastardkönigin“ die anderen „Die
jungfräuliche Königin“, denn noch immer verweigert Elizabeth
die Ehe.
Das sie die Königin von Schottland, Mary Stuart (Samantha Morton),
eine gläubige Katholikin gefangen hält, bringt ihr den Zorn
von König Philip II (Jordi Molla) von Spanien ein, der die Bastardkönigin
vernichten will, ist doch Mary Stuart ihre legitime Nachfolgerin. Gemeinsam
spinnen sie eine Intrige, die jedoch auffliegt und Mary Stuart verliert
ihren Kopf. Das versteht der spanische König als Kriegserklärung
und greift England mit einer ungeheuren Seeflotte an.
Nun muss die freiheitsliebende Elizabeth selbst in den Krieg ziehen,
um ihr einziges „Kind“, ihr England, gegen die Inquisitoren
zu verteidigen...
Kritik:
Regisseur Shekhar Kapur hat sich fast 10 Jahre
Zeit für eine Fortsetzung von Elizabeth gelassen. Elizabeth
- Das goldene Königreich, wieder mit Cate Blanchett als Königin,
fährt dort fort, wo Teil 1 geendet hat: er zeigt eine gereifte
Königin.
Elizabeth ist jedoch nicht das Portrait einer protestantischen
Königin, die sich gegen Männer und Intrigen durchsetzen muss,
sondern in erster Linie das Portrait einer Frau. In wuchtigen, opulenten
Bildern breitet Kapur die Frau Elizabeth auf der Leinwand aus und das
so gewaltig, dass es einem den Atem verschlägt. Ich denke, dieser
Film ist primär ein Film für ein weibliches Publikum, konzentriert
er sich doch nur auf Elizabeth - alle anderen sind Nebenfiguren.
Cate Blanchett spielt Elizabeth mit unglaublicher Wucht und ja, man
muss es sagen mit königlicher Ausstrahlung. Ich konnte jede von
Elizabeth Taten und Gefühlsregungen nachvollziehen. Ihre
Wut, ihre Verzweiflung, ihre Eifersucht, ihren Hass, ihre Liebe, das
alles wird lebendig durch Blanchetts Spiel, das zu sagen scheint: Ich
bin Elizabeth.
Dieses
Mal steht wieder eine Intrige im Mittelpunkt, die sich um Mary Stuart
rankt, sehr schön und ebenso stark gespielt von Samantha Morton.
Kapur zeigt Elizabeth nicht wie in den Geschichtsbüchern beschrieben,
als kalte unnahbare Frau, er blickt hinter die Fassade, zeigt uns, wie
sie vielleicht war. Er zeigt uns Geschehnisse, die vielleicht erklären
könnten, warum sie so war, wie sie später in die Geschichte
eingegangen ist.
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Ob
diese Dinge nun historisch korrekt sind, ist nicht von Bedeutung. Kapur
vermischt Historie mit Fiktion zu einem wundervollen Portrait einer
Königin, einer Frau, die alles aufgab, was ihr wichtig war, um
England zu dienen.
Am Ende sagt sie sinngemäß, sie gehe keine Ehe ein, damit
sie allein entscheiden kann, sie habe keine Kinder, weil England all
ihrer Liebe bedarf. Und sie bittet Gott um die Kraft mit diesen Freiheiten
umgehen zu können. Denn bei diesem letzten Satz hält sie ein
Baby auf ihrem Arm, ein Baby, das ihres hätte sein können,
von einem Mann, der ihrer hätte sein können. Doch sie hat
die Königin vor die Frau gestellt und damit hat sie vermutlich
ein einsames Leben gewählt.
Der Mann ihrer Begierde ist Sir Walter Raleigh. Clive Owen spielt den
Captain, ein verwegener Gentleman mit so unglaublich viel Charme, dass
man sich als Frau einfach in ihn vergucken muss. Auch Elizabeth erliegt
dem herben Charme von Raleigh, doch darf dies nicht sein. Sie ist Königin
und so muss sie mit ansehen, wie Raleigh mit ihrem Mündel Liz,
gespielt von Abbie Cornish, anbändelt und sie bald darauf auch
ehelicht, weil diese schwanger ist.
Als dies auffliegt verliert die Königin komplett die Beherrschung.
Dieses eine Mal bricht alles aus ihr heraus und dieser Ausbruch geht
unter die Haut. Denn bei der Szene wird klar: In erster Linie ist auch
diese starke Königin nur eine Frau, eine Frau deren Herz gebrochen
wurde und wie jede Frau reagiert sie darauf mit Wut, mit Hass, mit Trauer,
mit Verzweiflung und stößt all die von sich, die sie lieben.
Aber was wäre ein derart opulentes Drama ohne Musik? Und selten
ist es mir so bewusst geworden, wie in diesem Film. Kapur hat seine
Elizabeth mit einem ungeheuer kräftigen Soundtrack unterlegen
lassen.
Eine einfache Szene, die zweimal im Film vorkommt, ist ein Standbild
von Elizabeth, ganz in weiß gekleidet, mit königlicher Ausstrahlung,
wie die Kamera sie umrundet und dazu die Musikuntermalung, das ist einfach
grandios gemacht und erzeugt Gänsehaut.
Auch die optisch ungeheuer opulente Seeschlacht wird mit ebensolcher
Musik untermalt. Der Film ist neben dem Frauenportrait natürlich,
wie jeder Kapur, ein optischer Hingucker. Die Kulissen, die Kleider,
die Licht- und Schattenspiele der Kamera, das alles in Verbindung mit
der unglaublichen Cate Blanchett ist einfach einen Kinobesuch wert.
Wie Männer auf diesen Film reagieren, vermag ich nicht zu sagen,
aber alle Frauen, die ich dazu befragt habe, waren gleichermaßen
beeindruckt und hätten sich davon gerne noch weitere zwei Stunden
angeguckt.
Fazit: Cate
Blanchett ist Elizabeth. Grandioses Portrait einer starken Frau. Historie
und Fiktion vermischen sich zu einem großartigen zweiten Teil. Ich gebe
9 von 10 rothaarigen Perücken.
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