Der gute Hirte
Drama/Thriller, USA 2006, 167 Minuten, ab 12, Prädikat: besonders wertvoll
Originaltitel: The Good Shepherd; Deutschlandstart: 15.02.2007 (Universal Pictures International); Regie: Robert De Niro; Produktion: Robert De Niro, Francis Ford Coppola u.a.; Drehbuch: Eric Roth; Musik: Bruce Fowler, Marcelo Zarvos; Kamera: Robert Richardson; Schnitt: Tariq Anwar

mit Matt Damon (Edward Bell Wilson), Angelina Jolie (Clover/Margaret Ann Russell), Alec Baldwin (Sam Murach), Tammy Blanchard (Laura Billy), Crudup (Arch Cummings), Robert De Niro (General Bill Sullivan), Keir Dullea (Senator John Russell), Michael Gambon (Dr. Fredericks), Martina Gedeck (Hanna Schiller), William Hurt (Philip Allen), Timothy Hutton (Thomas Wilson), Mark Ivanir (Valentin Mironov), Gabriel Macht (John Russell), Lee Pace (Richard Hayes), Joe Pesci (Joseph Palmi), John Turturro (Ray Brocco) u.a.

Filmplakat
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Sehen Sie mir noch in den Arsch? - Sie arbeiten für mich, Sergeant Brocco... - ... für die Regierung der Vereinigten Staaten. - Die Regierung der Vereinigten Staaten sitzt auf diesem Stuhl. - Für einen Anfänger sind Sie ganz schön von sich eingenommen. Keiner hat mir Ihren Namen gesagt. - Kann es dann nicht sein, dass Sie hier falsch sind? - Sie sollen ein richtiger Kotzbrocken sein, ohne Sinn für Humor. Sie gibt es nicht zweimal. - Edward Wilson wirbt neue Mitarbeiter an.

Plot: April 1961: Die Schweinebucht-Invasion auf Kuba scheitert auf ganzer Linie, weil es bei der CIA einen Verräter gibt, der das Vorhaben durchsickern ließ. Der hochgestellte CIA-Mitarbeiter Edward Wilson (Matt Damon) wird beauftragt, nach der undichten Stelle zu suchen. Währenddessen, wird in Rückblenden erzählt, wie Wilson zu dem wurde, was er ist. Angefangen damit, wie Wilson für das FBI einen Englischprofessor in Yale als Naziunterstützer enttarnt. Über seine Mitgliedschaft beim studentischen Geheimbund „Skull and Bones“, seine aus Pflichtgefühl und Rücksicht auf seine Karriere geschlossene Ehe mit der geschwängerten Senatorentochter Clover (Angelina Jolie) und seine ersten Jahre beim OSS und der CIA. Bis hin zu seiner am Berufsleben zerbrochenen Familie und der gestörten Beziehung zu seinem Sohn.
Jetzt wird sich zeigen, ob Edward wenigstens in seinem Job bei der CIA nicht versagt und den Verräter enttarnen kann...

Kritik: Der gute Hirte ist nach In den Straßen der Bronx die zweite Regiearbeit von Robert De Niro und erzählt die Entstehungsgeschichte des US-Geheimdienstes CIA anhand der Lebensgeschichte der fiktiven (an der Realität angelehnten) Figur des Edward Wilson (Matt Damon). Und De Niro lässt sich sehr, sehr viel Zeit mit seiner Erzählung. Anstatt auf Spannung und Thrill setzt er mehr auf eine ausführliche Charakterstudie, realistische „Kalter-Krieg-Atmosphäre“, stimmige Ausstattung. Alle, die einen super spannenden Agenten-Action-Film erwarten, werden mächtig enttäuscht sein. Wer aber ruhige Filme mit guter Erzählstruktur und glaubwürdiger Story mag, wird dem Film viel abgewinnen können.
Was dem Film allerdings etwas fehlt, ist die vielfach angepriesene Brisanz. Zwar sind die fragwürdigen Tätigkeiten der CIA auch heutzutage noch sehr aktuell, aber was der Film sonst so zeigt, haut eigentlich keinen wirklich vom Hocker. Dass in vielen elitären und konservativen Kreisen der USA ein Hang zu verschworenen Geheimbünden existiert, die Treffen mit ritualisierten Abläufen und in Kutten abhalten und heimliche Absprachen untereinander treffen, sollte den meisten bekannt sein.

Auch dass sich die USA schon lange als die Weltmacht sieht, die sich das Recht rausnehmen kann, sich als Weltpolizei aufzuspielen, ist allgemein bekannt. Und dass die USA für ihren Vorteil über Leichen geht und ihr jedes Mittel recht und billig ist, ihre Interessen mit Folter und anderen fragwürdigen Mitteln durchzusetzen, ist allgemein geläufig.
Was bietet der Film also Neues? Nicht viel, nur die Art und Weise wie die CIA arbeitete, wird im Film ausführlich dargestellt und das ist schon sehr interessant. Das Agentenleben ist halt nicht wirklich so, wie es die meisten Hollywoodfilme glauben machen wollen, sondern zumeist sehr bürokratisch und ernüchternd. Aber in meinen Augen spielt die Entstehung der CIA im Film auch nur die sekundäre Rolle. Für mich geht es in Der gute Hirte primär um die Charakterstudie eines Mannes, der wegen seiner Überzeugungen und seinem Pflichtbewusstsein im Leben versagt. Diese Figur wird auf sagenhaft überzeugende Weise von Matt Damon verkörpert. Er gibt sich ganz im Gegensatz zu seiner Agentenrolle aus Die Bourne Identität, sehr kühl, introvertiert und pflichtbewusst. Er ist wirklich richtig gut, so wie das restliche hochkarätige Ensemble übrigens auch.
Was dem Film also an Tempo fehlt, macht die schauspielerische Überzeugungskraft des Ensembles mehr als wett. Und der Rest ist handwerklich einfach so gut gemacht, dass man über kleine Unzulänglichkeiten gut hinwegsehen kann. Und ein paar nette Spitzen in den Dialogen sorgen für ein paar nette zynische Lacher. Der Film ist auf jeden Fall trotz seine ruhigen und gemächlichen Art nie langweilig und für ein interessiertes Publikum durchaus zu empfehlen.

Fazit: Der gute Hirte ist ein sehr ruhiger und gemächlich erzählter Agentenfilm über die Entstehung der CIA und eine detaillierte Charakterstudie über das Leben eines Mannes und sein Scheitern in selbigem. Wer gerne handwerklich gut gemachte und ruhig und gemächlich erzählte Filme mit guter Story sieht oder wer sich für das Thema interessiert, wird den Film mögen. Alle anderen werden sich bei Der gute Hirte wahrscheinlich zu Tode langweilen. Ich fand ihn aber sehr überzeugend, keine Minute langweilig und schon wegen dem hochkarätigen Ensemble sehenswert. 7 von 10 Treffen der Bonesmen.

Sebastian Schwarz
19.02.2007

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547 Stimmen
Schnitt: 5.1
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Leser-Kommentare:
Dominik (22.03.07): Einspruch, Nick (auch wenn wir nicht gerade vor Gericht stehen...): Du kannst Matt Damon ja wohl schwer vorwerfen, die Rolle eines zu Verschwiegenheit und absoluter Gefühlskontrolle verdammten Geheimagenten gefühls- und emotionskalt gespielt zu haben, oder??! Damon spielt die Rolle genau so, wie es sein soll, als eiskalter Engel, der von seinem Job aufgefressen wird und als emotionaler Krüppel endet- klasse darstellerische Leistung, IMO! Der Film selbst hat mich ebenso überzeugt, da er zum einen die Komplexität der Geheimdienstarbeit aufzeigt und zum anderen die Unmöglichkeit, klare moralische Urteile üben zu können. Die Agententätigkeit wird hier nicht romantisiert, wie bei 007, sondern in ihrer kriminellen, ernüchternden Banalität offenbart. Gelangweilt habe ich mich keine Sekunde! 8, 5 von 10 Punkten! P.S. Angelina Jolie spielt sehr blass, in dem Punkt stimmen wir überein.
Olaf (06.03.07): @joel: Kein Grund eine Verschwörungstheorie zu entwickeln. Wenn man nur schreibt, dass der Film vier Punkte kriegt, aber nicht abstimmt, taucht es natürlich auch nicht in der Statistik auf. Pfui Nikolas, für diese Nachlässigkeit! ;-)
joel (05.03.07): Wie kommts, dass nach den beiden bisherigen Kommentaren in der Statistik nicht _eine_ vierer Bewertung auftaucht?
Nikolas (02.03.07): Ich habe lange keinen mehr so unnötig erscheinenden Big Budget Film mehr gesehen: Robert De Niro ist als Schauspieler ja zweifellos Kult aber als Regisseut scheint von all seinen Filmen nicht viel gelernt zu haben... Matt Damon geht mit nahezu steinerdem Gesichtsausdruck und ohne großartig was zu sagen durch die Länge dieses Films. Das ist keine emotionale Unfähigkeit sondern Nicht-Schauspielerei. Angelina Jolie mal richtig fehlbesetzt, wirkt wie wegen ihres prminenten Namens besetzt, passt nur überhaupt nicht in die Rolle. Und Robert De Niro? Er hat den größten Namen von allen und ist auch noch der Regisseur, also will er natürlich in seinem eigenen Film auch auftreten. Aber das wirkt hier so aufgesetzt und erzwungen, dass der Gastauftritt nervt, statt Highlight zu sein. Es gibt Filme, die einen vergleichbaren INhalt haben, gut im Job aber Versagen auf jeder menschlichen Ebene und bei denen das Ende wie eine betaübende Trance wirkt, siehe Lord of war. Hier aber freut man sich lediglich, dass der Film endlich vorbei ist. Preis für herausragende künstlerische Leistung auf der Berlinale?? Naja, vielleicht habe ich den Film auch einfach nur nicht verstanden... Nur 4 von 10 gefühlvolle Momente am Strand
Artur (26.02.07): Also ich hatte nicht viel gefallen an dem Film. Das ewige Schweigen der Hauptperson half mir nicht gerade mich in die Person hineinzuversetzen bzw mit ihr zu fühlen. Schön wäre gewesen wenn der Film erzählerisch die Gedanken der Hauptperson dargestellt hätte. Aber so waren es für mich nur 3 Stunden distanzierter unbeteiligter Erzählung. 4 von 10 gebundenen Schuhen.
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