Halloween
Horror, USA 2007, 99 Minuten, ab 18
Originaltitel: Halloween; Deutschlandstart: 25.10.2007 (Senator); Regie: Rob Zombie; Produktion: Malek Akkad, Rob Zombie u.a.; Drehbuch: Rob Zombie, John Carpenter; Musik: Tyler Bates; Kamera: Phil Parmet; Schnitt: Glen Garland

mit Malcolm McDowell (Dr. Loomis), Scout Taylor-Compton (Laurie Strode), Tyler Mane (Michael Myers mit 25), Brad Dourif (Sheriff Lee Brackett), Sheri Moon Zombie (Deborah Myers),
Daeg Faerch (Michael Myers mit 10) u.a.

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Diese Augen sehen nicht, was Sie und ich sehen. Hinter diesen Augen verbirgt sich nichts als Finsternis. Die Abwesenheit von Licht. Das sind die Augen eines Psychopathen! - Dr. Loomis verdeutlicht, welche Gefahr sich in Michael Myers verbirgt.

Plot: Michael Myers (Daeg Faerch) ist gerade 10 Jahre alt, als er am Halloweenabend seinen Vater, seine ältere Schwester und ihren Freund ermordet. Nachdem Michael in einer geschlossenen Anstalt verschwunden ist, vergisst man in der Kleinstadt Haddonfield sehr schnell, was in dieser Nacht geschehen ist. Nur um das leerstehende Haus der Myers ranken sich unheimliche Legenden.
Michael wartet indes nur auf den richtigen Moment, aus seinem Gefängnis auszubrechen und in seine Heimatstadt zurückzukehren, um ein weiteres Blutbad anzurichten.

Kritik #1: Beinahe 30 Jahre ist es her, dass John Carpenter mit der Figur des Michael Myers den Prototypen des psychopatischen Massenmörders erfand und ihn, sein Gesicht hinter einer Maske verborgen und mit einem Messer bewaffnet, in einer kleinbürgerlichen Vorstadt auf die Bewohner losließ. Mit Halloween erfand Carpenter dann auch das Subgenre des Horrorfilms, den so genannten Teenie-Slasher, in dem bevorzugt junge Frauen, die sich den kleinbürgerlichen Moralvorstellungen nicht anpassten, verfolgt und niedergemetzelt werden. So gab es in der Folge nicht nur viele Fortsetzungen zu Halloween selbst, sondern mit Filmreihen wie Freitag, der 13. oder A Nightmare on Elm Street weitere höchst bekannte Vertreter des Genres.
Mit zunehmender Anzahl an Fortsetzungen schwand aber auch die Klasse des Originals. Meistens ging es, getreu dem Motto „höher, schneller, weiter“, in den Fortsetzungen nur darum, möglichst viele Teenies auf möglichst brutale Art und Weise hinzurichten.
Das gilt auch für die Halloween-Reihe, dessen neuste Verfilmung nun schon die neunte ist. Mit Rob Zombie bekommt die Neuauflage nun aber einen wirklich interessanten Regisseur, denn Zombies Haus der 1000 Leichen und Devil’s Rejects gehören zu den interessanteren Vertretern des Horrorgenres der letzten Jahre. Sicher ist Rob Zombies Stil nicht jedermanns Sache, denn gerade in Sachen Gewalt nimmt sich der Regisseur selten zurück. Dennoch grenzen sich seine Filme durch ihren eigentümlichen rauen Schmuddellook, die kaputt-bizarren Charaktere und eben das gewisse Etwas von den Einheitshorrorfilmen des US-Marktes ab.
Nun wagt sich der Meister also an ein Remake eines Meisterwerks. Das kann doch eigentlich gar nicht schief gehen, sollte man meinen. Tut es auch nicht. Aber so richtig gut wird es auch nicht: Im Gegensatz zu Carpenters Psychokiller bekommt Zombies Michale Myers ein Gesicht. Der Film beleuchtet in der ersten Hälfte ausschließlich die Jugendzeit Michaels. Der Zehnjährige lebt in einer kaputten Familie. Der Vater ist ein schmieriger Säufer, der sich den ganzen Tag mit seiner Frau und den Kindern streitet und sie aufs Übelste beschimpft. Michaels Mutter, gespielt von Rob Zombies Ehefrau Sherry Moon, ist eine Stripperin, die aber wenigstens zu ihrem Sohn steht, obgleich sie es auch nicht schafft, sich und ihre Kinder aus der elenden Alltagssituation zu befreien.

Michael liebt es, sich hinter einer Clownsmaske zu verstecken. So gewinnt er Abstand, wird gleichzeitig aber jemand, der sich über Grenzen hinwegsetzen kann. Michael ist nicht von Grund auf ein Monster, auch wenn er sein Haustier zerlegt. Es wird immer wieder deutlich, dass er eigentlich nach Anerkennung und Nähe sucht. Der Zuschauer erlebt Michaels erstes Schlachtfest deshalb eher als Ausbruch aus den fürchterlichen Zuständen, die ihn umgeben. Wenn er seiner jüngeren Schwester nach dem Blutbad ein frohes Halloween wünscht, wirkt das eher ernst gemeint, denn makaber.
An diese sehr psychologische Beleuchtung der Figur Michael Myers schließt sich dann die zweite Hälfte des Films an, in der Michael als 25-jähriger aus der Haft ausbricht und in Haddonfield seine Schwester Laurie sucht, um diese zu töten. Und hier demontiert Zombie leider seine Idee eines Psychogramms selbst. Der Film wird zum reinrassigen Slasher, den nicht mehr die Beweggründe Michaels interessieren. Michael ist von jetzt an das mordend umherstreifende Monstrum, das von Tyler Mane allein durch die beeindruckende Größe schon perfekt verkörpert wird. Zwar ist dies alles gekonnt inszeniert und hat auch durchaus seine Schaumomente, aber leider will dieser Teil einfach gar nicht mehr zu dem vorangegangenen passen. Waren vorher seine Gewaltakte immer als Ausbrüche aus der elenden, hilflosen Situation zu verstehen, steht man nun dem Killer ratlos gegenüber. Seine Beweggründe sind nicht mehr nachvollziehbar. In dieser Hinsicht war das Konzept des Erstlings schlichtweg genial: Michael wird mit 10 Jahren zum Killer. Warum weiß man nicht. Die Figur des Dr. Loomis, der sich Zeit seines Lebens um Michael in der Klinik gekümmert hat, stellt fest, dass sich hinter seinen Augen nur Finsternis verbirgt. Auch er hat keine Erklärung für Michaels Taten. Das erscheint glaubhaft. Auch der Psychiater findet keinen Zugang zu Michael, weil er eben so weit entfernt davon ist, ein „normaler“ Mensch zu sein. Dem Dr. Loomis, dem Malcolm McDowell sein Gesicht in der Neuverfilmung leiht, glaubt man solche Sätze einfach nicht, denn er weiß, dass Michael einmal ein sensibles Kind gewesen ist. Er hatte Zugang zu seiner Psyche und konnte ihn verstehen. Er weiß, dass Michael eben nicht von Grund auf böse ist.
Nichts desto trotz ist die achte Fortsetzung die beste geworden. Horrorfilmfans werden sicherlich auf ihre Kosten kommen. Handwerklich ist der Film sehr gekonnt inszeniert und Schockmomente hat es wahrlich genug. Zudem zollt der Film auch dem Original gebührenden Respekt, indem er vielerlei Elemente Carpenters‘ Werk aufgreift: z.B. der Original-Score in modernerem Gewand, seinerzeit von Carpenter selbst komponiert, Myers mit übergeworfenem Bettlaken oder die Freundin, deren Vater Sherriff in Haddonfield ist. Kennern der Serie dürfte auch das Gesicht von Annie Brackett bekannt vorkommen. Gespielt wird ihre Rolle von Danielle Harris, die bereits in den Teilen 4 und 5 mit von der Partie war.

Fazit #1: Zombies Halloween ist eine unausgegorene Mischung: Einerseits ist es das gekonnt inszenierte Psychogramm eines Killers und auf der anderen Seite ein spannend inszenierter Slasher. Schade nur, dass beide Teile keine richtige Einheit bilden. Deshalb gibt es nur 7 von 10 freundliche Gefängniswärter.

Jens Schlüter
01.11.2007
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Kritik #2: Die Neuauflage von Halloween ist ein sehr zweischneidiges Schwert: Gemessen an der Masse heutiger Horrorfilme hat Rob Zombie, dessen Stil mir bereits in Haus der 1000 Leichen gefiel, hier wirklich gute Arbeit geleistet. Denn sein Halloween ist ein spannender, atmosphärischer und nicht zuletzt gekonnt blutiger Schocker, der seine Fans finden wird. Andererseits hat sich Zombie an einen Klassiker herangewagt, der oft kopiert und selten erreicht wurde. Denn das Original von John Carpenter aus dem Jahr 1978 ist ein Meisterwerk, das den Grundstein für das moderne Horrorfilmgenre legte. Doch während Carpenter auf stellenweise atemlose Spannung, eine ausgeklügelte Lichtgestaltung und oft nur andeutende Bilder setzte, lässt Zombie es richtig krachen. Das mag dem heutigen Horrorfilm angemessen sein, zerstört jedoch ein wenig die Substanz dessen, was Halloween zum Mythos machte. Viel Blut, nackte Haut und eine temporeichere Erzählweise können auch heute dem Original mit seinem subtilen Gefühl, dass es vor Michael Myers kein Entrinnen gibt, das Wasser nicht reichen. Auch merkt man Zombie an, dass er sich wohl nicht recht entscheiden konnte, ob er denn nun eine einfache Neuauflage oder eine wirkliche Neuinterpretation des Stoffes drehen wollte: So ist es stellenweise derselbe Film in neuen Bildern und dann doch wieder etwas ganz Neues. Das fängt bei der Figur des Michael Myers selbst an: John Carpenter stellte ihn von Anfang an als das nicht tot zu kriegende personifizierte Böse dar; schon der kleine Michael tötete bei ihm ohne erkennbares Motiv, war und blieb ein stummer Teufel in Menschengestalt. Und genauso verhielt es sich dann bei dem erwachsenen Michael, der sich unaufhaltsam den Weg zu seiner letzten lebenden Verwandten Laurie schlitzte. Zombie macht aus dem Teufel einen einfachen Psychopaten, einen kleinen Jungen, für den Gewalt die Reaktion auf sein gewalttätiges Umfeld ist und der sich nach und nach in ein stummes Monster verwandelt. Die Clownsmaske, die später durch eine William-Shatner-Maske ersetzt wird, diente damals noch dem Zweck, dem Bösen ähnlich wie Sauron im Herrn der Ringe ein „Nicht-Gesicht“ zu verleihen. Freddy Krueger hatte sein unmenschliches „Pizzagesicht“, Jason seine Hockeymaske. Der kleine Michael bei Zombie fühlt sich hässlich und will sein Gesicht verstecken und bleibt damit ein verrückter Mensch, aber eben ein Mensch. Somit kehrt Michael hier zu Laurie als einzigem Menschen zurück, der ihm etwas bedeutet.

Erst als er sich dann von ihr verraten fühlt, macht er auch Jagd auf sie. Aber auch was verschiedene Szenen angeht, versucht sich Zombie an einem Mittelweg, der nicht nur einfach das Original kopiert, sondern dem zumindest eine eigene Note zu verleihen versucht. In vielen Szenen gehen ihm dadurch aber große Momente verloren, wie zum Beispiel beim Grabstein im Schlafzimmer, beim tödlichen Telefonanruf oder der legendären Szene im Schrank und dem späteren Wiedererwachen. Auch das Ende, das in diesem Fall keine Fortsetzung mehr zulässt, reduziert den Film auf ein modernes Einzelstück, das fristgerecht zu Halloween dem großen Vorbild neues Leben einzuhauchen versucht. Dass diese Rechnung für viele nicht aufgehen wird, liegt hauptsächlich daran, dass das Original alles andere als tot ist.
Dass der Film trotzdem für sich stehend funktioniert, liegt daran, weil sich Zombie auf sein Handwerk versteht, seine Idee weitgehend konsequent durchhält und somit einen recht soliden Genrefilm abliefert. Denn einige Szenen sind wirklich gelungen, allein schon, wenn der kleine Michael mit Gummimaske und Messer auf seine Schwester Judith losgeht. Schwachpunkte zeigen sich erst im Vergleich mit Carpenters Version. Stellt man sich in der Hinsicht die Frage der Daseinberechtigung, kann man bezüglich des ideenarmen Hollywood eigentlich nur resignierend abwinken, es bleibt dem Zuschauer überlassen, selbstständig zu selektieren. Punktabzüge gibt es aber auch für die Besetzung des Dr. Samuel Loomis mit Malcom McDowel, der zwar gut spielt, aber im Gegensatz zu Donald Pleasance nicht das Format hat, um die Rolle auszufüllen. Da bräuchte es heute jemanden wie Michael Caine, Harvey Keitel, William Hurt oder Anthony Hopkins, um dem gerecht zu werden.

Fazit #2: Rob Zombies Neuauflage von Halloween ist ein solider moderner Slasher, der als solcher deutlich aus der Masse des Hollywood-Einheitsbrei heraussticht. Wer aber das Original von John Carpenter aus dem Jahre 1978 kennt und liebt, der wird mit dem Remake zumindest Schwierigkeiten haben, weil es doch einen anderen Weg einschlägt und den „schwarzen Mann“ auf einen schlichten Psychopaten reduziert. Mit anderen Worten: Genrefans werden ihren Spaß haben, Fans des Originals sind mit demselben besser beraten. Mit Abzügen für die etwas unglückliche Besetzung des Dr. Loomis, einige verschenkte Momente und das Antasten eines Mythos gibt es noch 7 von 10 Geschwisterfotos.

Nikolas Mimkes
01.11.2007

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Schwach7%
Hatte leichte Schwächen7%
Naja geht so9%
War okay8%
Gut11%
Sehr gut9%
Absolut hervorragend9%
Bester Film aller Zeiten9%

833 Stimmen
Schnitt: 5.2
cgi-vote script (c) corona, graphics and add. scripts (c) olasch

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