Takva - Gottesfurcht
Drama, Deutschland/Türkei 2006, 96 Minuten, ab 12, OmU
Originaltitel: Takva; Deutschlandstart: 15.11.2007 (Boxfish Films); Regie: Özer Kiziltan; Produktion: Fatih Akin, Onder Cakar u.a.; Drehbuch: Onder Cakar; Musik: Gökçe Akçelik; Kamera: Soykut Turan; Schnitt: Andrew Bird

mit Erkan Can (Muharrem), Güven Kiraç (Rauf), Meray Ülgen (Seyh), Öznur Kula (Hacer), Erman Saban (Muhittin), Murat Cemcir (Mahmut), Settar Tanriogen (Ali Bey), Müfit Aytekin (Ünal), Salaetin Bilal (Sükrü), Engin Günaydin (Erol), Feridun Koc (Muzaffer) u.a.

Filmplakat
Internet Movie Database ()
Offizielle Website (Boxfish Films )
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Plot: Muharrem (Erkan Can) ist ein zutiefst gottesfürchtiger Muslim in Istanbul, der als alternder Junggeselle ein überaus frommes und korrektes Leben lebt und die Welt auf seinen kleinen Laden und die Moschee reduziert. Ungewollte feuchte Träume sind eine Sünde, die nicht nur eine sofortige Dusche, sondern auch unzählige Gebete erfordern. Doch unverhofft kommt oft und so wird ausgerechnet Muharrem vom obersten Priester aufgrund seiner Korrektheit zum neuen Geldeintreiber und -verwalter ernannt. Eine Beförderung, die sein ganzes Leben durcheinander wirbelt.
Denn Allah beschert ihm nicht nur ein paar teure Anzüge und dazugehörige Accessoires, sondern auch einen nagelneuen Mercedes, einen Assistenten, eine neue Wohnung und und und. Doch nun, wo sich Muharrem all die Möglichkeiten bieten, die bisher nur Inhalt seiner kühnsten Träume waren, stellt die neue Tätigkeit sein Verhältnis zu Allah in Frage. Denn wie soll er sich nun verhalten: Soll er es Allah recht machen, dem Priester oder nach eigenem Wissen und Gewissen handeln? Je länger er der neuen Aufgabe nachgeht, desto tiefer begibt Muharrem in einen undurchdringlichen Dschungel aus zu erfüllenden Erwartungen, Gottesfurcht und Gewissensbissen, die ihn an den Rande des Wahnsinns treiben. Als der oberste Priester dann noch als neue Ehefrau die Frau aus seinen feuchten Träumen bestimmt, bricht seine Welt gänzlich zusammen: Ist das nun der Himmel oder die Hölle?

Kritik: Was am Ende die Message des Films ist, konnte nicht einmal der Drehbuchautor selbst genau sagen, mit dem ich auf der Berlinale kurz zu sprechen die Gelegenheit hatte. Im groben stellt Takva - Gottesfurcht wohl am ehesten einen Einblick in die tief religiöse türkische Welt dar, in der noch heute versucht wird, wie in längst vergangen Tagen lange vor Aufkommen jeder Elektronik zu leben. Ein Versuch, der schon im Vorfeld nur zum Scheitern verurteilt sein kann.
Tragende Säule des Films ist Erkan Can, der Muharrem herausragend als absoluten Einfaltspinsel und Biedermann darstellt.

Wirklich in seinem Element ist Muharrem nur, wenn er sich den ekstatischen Gebeten in der Moschee hingibt oder seinen kleinen Laden und Gehilfen auf Trab hält. Als die Beförderung mit dem plötzlichen Geld- und Glücksegen über ihn hereinbricht, reagiert er geradezu mit einem religiösen Fieber, das ihn in den Wahnsinn zu treiben droht.
Man fühlt sich spontan an Sprüche wie "Religion ist Opium für's Volk" erinnert, denn genau in diese Schublade passt Muharrem. Und auch, wenn es eigentlich der Himmel auf Erden ist, der da über ihn hereinbricht, ist Muharrem dem in seiner ganzen Einfältigkeit und religiösem Fanatismus nicht gewachsen, kann er die plötzlich größere Welt mit seinen eigenen kleinen Grenzen nicht in Einklang bringen. Und eine kleine Szene gen Ende will uns vermutlich näher bringen, dass Muharrem damit bei weitem nicht der einzige ist.
Gleichzeitig ist der Film vermutlich aber auch als Kritik an den Mächtigen der Kirche gemeint, die sich bewusst einen solch überkorrekten und gottesfürchtigen Biedermann als zentrale Figur ihrer Geldgeschäfte aussuchen, um einen entsprechenden Schein nach außen hin zu wahren, während hinter den Kulissen ein anderes Spiel gespielt wird. Wirklich beantwortet werden können die Intentionen des Films aber wie gesagt nicht, letztlich wird jeder seine eigenen Schlüsse aus ihm ziehen müssen. Und wert, angesehen zu werden, ist er allemal!

Fazit: Takva - Gottesfurcht ist ein interessanter Einblick in eine tief religiöse Welt, die eine alte Lebensart mit dem modernen Leben in Einklang bringen will. Darüber hinaus vermutlich eine Kritik an den weltlichen Grenzen des kleinen Volkes, für die Religion das sprichwörtliche Opium ist. Was auch immer Takva uns am Ende sagen wird, sehenswert ist der Film allemal und das schon allein wegen Erkan Cans herausragender schauspielerischer Leistung! 8 von 10 allmächtige Götter.

Nikolas Mimkes
07.07.2007

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