Die Geschwister Savage
Drama/Komödie, USA 2007, 114 Minuten, ab 12
Originaltitel: Die Savages; Deutschlandstart: 24.04.2008 (20th Century Fox); Regie: Tamara Jenkins; Produktion: Erica Westheimer, Anne Carey u.a.; Drehbuch: Tamara Jenkins; Musik: Stephen Trask; Kamera: W. Mott Hupfel III; Schnitt: Brian A. Kates

mit Laura Linney (Wendy Savage), Philip Seymour Hoffman (Jon Savage), Philip Bosco (Lenny Savage), Peter Friedman (Larry), David Zayas (Eduardo), Gbenga Akinnagbe (Jimmy), Cara Seymour (Kasia), Tonye Patano (Ms. Robinson), Guy Boyd (Bill Lachman), Debra Monk (Nancy Lachman), Rosemary Murphy (Doris Metzger), Hal Blankenship (Burt), Joan Jaffe (Lizzie), Salem Ludwig (Mr. Sperry) u.a.

Filmplakat
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Wir sind's, Jon und Wendy. - Ich weiß, wer ihr seid: die, die nicht da waren. Ihr kommt zu spät. Ihr wart nicht da. - Jon und Wendy treffen ihren Vater im Krankenhaus.

Plot: Die Geschwister Jon (Philip Seymour Hoffman) und Wendy (Laura Linney) Savage leben das wohl nicht so untypische, entwurzelte Leben zweier deprimierter Großstadt-Intellektueller. Wendy kämpft hart und weitgehend erfolglos an einem Theaterstück und der Bewilligung eines Stipendiums, schlägt sich mit Aushilfsjobs durch und steckt in einer nicht gerade erfüllenden Sex-Beziehung mit einem verheirateten älteren Mann (Peter Friedman). Jon ist Literatur-Dozent an einem College in Buffalo, schreibt wissenschaftliche Arbeiten über Bertold Brecht und fühlt sich zunehmend von seiner polnischen Freundin (Cara Seymour) entfremdet, die er trotz drohender Abschiebung nicht heiraten will.
Man merkt rasch, in puncto Beziehungen tun sich die Savages (die ihrem Namen nicht gerecht werden) einigermaßen schwer, und auch untereinander hat man nur sporadisch Kontakt. Die Situation ändert sich gezwungenermaßen, als Lenny Savage (Philip Bosco), ihr Vater, zu dem sie ein Verhältnis haben, das Sigmund Freud sicherlich „ambivalent“ genannt hätte, an Demenz erkrankt. Die schwierige Suche nach einem passenden Pflegeheim ist nur der Ausgangspunkt zur Bewältigung verdrängter Probleme und Gefühle, die den Geschwistern Savage zugleich die Chance gibt, ihr eigenes Leben zu überdenken.

Kritik: Der Plot liest sich wie ein klassisches Ingmar Bergman-Stück: Zwei komplexe, mittelschwer depressive Individuen, mit sich und ihren Problemen ringend und einander entfremdet, werden mit dem nahenden Tod des Übervaters konfrontiert, den sie insgeheim für ihre verfahrene Existenzen verantwortlich machen. Ganz so schwerer Stoff ist der Film aber dann doch nicht, was an vereinzelten schwarzhumorigen Pointen und durchaus liebevollen Beobachtungen liegt.

Die Geschwister Savage mögen unter einer gewissen seelischen Verarmung leiden, aber sie sind sympathische Antihelden, die den Unwägbarkeiten des Alltags etwas schwermütig, aber nicht hoffnungslos begegnen.
Denkt man sich den Aspekt des Verhältnisses zum Vater weg, dann erinnert Die Geschwister Savage sehr an den thematisch verwandten Film You Can Count On Me von 2001, in dem Mark Ruffalo und ebenfalls Laura Linney ein einander entfremdetes Geschwisterpaar spielen, das sich nach dem Tod der Eltern mühevoll einander annähert. Im Vergleich zu diesem Film, einer echten Perle des US-Independentkinos der vergangenen Jahre, verlieren die Savages allerdings recht deutlich. Das hat sicherlich nichts mit den schauspielerischen Leistungen von Linney und Seymour Hoffman zu tun, die beide absolut bravourös alle Nuancen ihrer leidgeprüften Großstadt-Neurotiker herausarbeiten.
Die Geschwister Savage ist alles in allem eher auf einem gehobenen TV-Film-Niveau, genau und unsentimental beobachtet, aber auch mit einigen Längen und eher platten Momenten. Mag die dramatische Grundkonstellation auch einiges hergeben, da es um existentielle Probleme wie Tod und Entfremdung geht, die Story selbst dümpelt teilweise eher lauwarm vor sich hin, und auch das Ende erscheint in seiner plötzlich sehr versöhnlichen Stimmung etwas unentschlossen. Wenn ich bedenke, dass Tamara Jenkins, die Drehbuchautorin und Regisseurin des Films, in der Vergangenheit unter anderem einige Folgen der schwarzhumorigen Bestattungs-Serie Six Feet Under geschrieben hat, dann hätte ich mir mehr von jenen pointierten, zündende Szenen, mehr von den schlagkräftigen Dialogen der US-Erfolgsserie auch für Die Geschwister Savage gewünscht.

Fazit: Solide Familien-„Dramödie“ auf gehobenen TV-Niveau, mit einigen Durchhängern, aber durchweg erstklassigen Hauptdarstellern: 6,5 von 10 Kacke-Graffitis an der Wand!

Dominik Rose
27.04.2008

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