Der Mann, der niemals lebte
Action/Thriller, USA 2008, 128 Minuten, ab 16, Prädikat: Besonders Wertvoll
Originaltitel: Body Of Lies; Deutschlandstart: 20.11.2008 (Warner Bros.); Regie: Ridley Scott; Produktion: Charles J.D. Schlissel, Ridley Scott u.a.; Drehbuch: William Monahan nach dem Roman von David Ignatius; Musik: Marc Streitenfeld; Kamera: Alexander Witt; Schnitt: Pietro Scalia

mit Leonardo DiCaprio (Roger Ferris), Russell Crowe (Ed Hoffman), Mark Strong (Hani), Golshifteh Farahani (Aisha ), Oscar Isaac (Bassam), Ali Suliman (Omar Sadiki), Alon Abutbul (Al-Saleem), Vince Colosimo (Skip), Simon McBurney (Garland), Mehdi Nebbou (Nizar), Michael Gaston (Holiday), Kais Nashif ( Mustafa Karami) u.a.

Filmplakat
Internet Movie Database ()
Offizielle Website (Warner Bros. )
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Wissen Sie was: Mir reicht's. Mir reicht's. Ich kann nicht mehr. - Doch Sie können noch. Schlafen Sie erst mal ein paar Stunden und wenn Sie wieder klar denken können, dann rufen Sie mich einfach wieder an. - Hören Sie zu: Ich denke klar. Aber sowas von klar. Nur Sie nicht. ... Das funktioniert nicht, klar? Das funktioniert nicht. Ich bin raus. - Ferris teilt Hoffman mit, dass er die Operation abbricht.

Plot: Der CIA-Agent und Top-Antiterrorspezialist im Nahen Osten Roger Ferris (Leonardo DiCaprio) versucht schon längere Zeit in das Terrornetzwerk einzudringen, welches für eine Reihe von neuen Terroranschlägen in Europa verantwortlich ist, um zu verhindern, dass die Anschläge auch noch auf die USA ausgeweitet werden. Dabei muss er so manche heikle Mission unter Einsatz seines Lebens im Kugelhagel überstehen, während sein Vorgesetzter beim CIA, der arrogante und clevere Ed Hoffman (Russell Crowe), die Missionen per Bildschirm und Telefon koordiniert und verfolgt. Dabei kennt dieser keine Skrupel, auch mal das Leben unschuldiger Menschen zu opfern. Durch Hoffman kommt Ferris an den zwielichtigen Chef des jordanischen Geheimdienstes Hani (Mark Strong), der ihn bei seinen Bemühungen unterstützen soll, dem Anführer der Terrorzelle das Handwerk zu legen. Nur ist bei Hani nie ganz klar, ob man ihm trauen kann. Im Verlauf der Mission geht so manches schief und irgendwann verschwimmen die Grenzen zwischen Freund und Feind, und Ferris weiß nicht mehr, wer nun wirklich auf seiner Seite ist...

Kritik: Und wieder ein neuer Politthriller, der im Terrorismus- und Krieg-im-Nahen-Osten-Bereich angesiedelt ist. Bisher wurden diese Filme, egal ob sie nun actionlastiger oder anspruchvoller waren, vom Kinopublikum eher verschmäht. Dieses Schicksal dürfte wohl auch Ridley Scotts neustem Werk Der Mann, der niemals lebte drohen. Nicht, weil der Film schlecht wäre. Nein, er ist sogar sehr gut geworden. Aber wie sagt Russell Crowe im Film in seiner Rolle als Ed Hoffman so schön (frei zitiert): „Die Leute wollen sich nicht mehr mit dem Thema befassen. Sie wollen keine Gedenkminute mehr bei einem Baseballspiel einlegen. Sie wollen einfach, dass es vorbei ist.“ Und so ist es auch bei den Filmen zu dem Thema. Wenn schon die US-Amerikaner sich nicht damit befassen wollen, was man an den Zuschauerzahlen bei solchen Filmen immer wieder sieht, wollen es die Europäer normalerweise erst recht nicht. Von daher denke ich mal, wird der Film es nicht nur in Amerika schwer haben, den gewünschten Erfolg zu erzielen.

Dabei stimmt eigentlich alles: guter Regisseur, Starschauspieler, die auch was drauf haben, eine gute Story und ein insgesamt sehr ambitioniertes Team. Ridley Scott verfilmt den Roman des Washington-Post-Kolumnisten David Ignatius in gewohnt gekonnter Art mit tollen Bildern, eindringlich, spannend und überzeugend. Dabei verzichtet er zum Glück auf übertriebene Actioneinlagen, sondern bleibt eher nüchtern, ohne dabei die nötige Härte der Terror- und Kriegsdarstellungen zu vernachlässigen. Das kommt der Glaubwürdigkeit und dem Realismus des Films sehr zu Gute, sorgt allerdings andererseits auch dafür, dass Der Mann, der niemals lebte bisweilen eher schleppend ist. Dabei schafft es Scott aber, dass der Film stets interessant und spannend bleibt und nie langweilt.
Ein Grund dafür, dass der Zuschauer stets bei der Stange gehalten wird, ist der wieder einmal hervorragend agierende DiCaprio und der auch sehr gut spielende Crowe. Wirkliches Schauspiel-Highlight des Films ist allerdings Mark Strong in der Rolle des Chefs des jordanischen Geheimdienstes. Er strahlt so viel Charisma aus, dass er sogar DiCaprio locker aussticht. Hoffentlich sieht man in Zukunft mehr von ihm in solchen Rollen.
Der Mann, der niemals lebte ist reinste Kritik an der Terrorbekämpfung, wie sie momentan durchgeführt wird. Die Story des Films weiß von Anfang bis Ende zu überzeugen und man kann sich gut vorstellen, dass es dort wirklich so abläuft. Im Grunde stehen nicht mehr Glaubensfragen oder das Wohl der Menschen im Vordergrund, sondern jeder arbeitet nur für sich und zu seinen Machterhalt bzw. Machtzugewinn. Dabei sparen Autor Ignatius und Regisseur Scott nicht mit Kritik an der US-Maschinerie und besonders dem CIA. Versinnbildlicht durch die Figur des Ed Hoffman, der arrogant nur seine Ziele verfolgt und vieles nur mal so lapidar nebenher am Telefon regelt, während er eigentlich mit seinen Kindern beschäftigt ist. Die Terrorgruppen und ihre Anführer kriegen natürlich auch ihr Fett weg.
Das alles wird durch eine intelligente Story getragen, die einen auch mitdenken lässt und nicht nur tumb mit erhobenem Zeigefinger vorschreibt, was richtig oder falsch ist. Letztlich muss nicht nur der Hauptcharakter Roger Ferris sondern auch jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden, wie er zu dem Thema steht.

Fazit: Der Mann, der niemals lebte ist ein sehr guter Politthriller im Terrorbekämpfungs- und Spionage-Milieu, der sowohl durch Story, Schauspieler und Regie zu überzeugend weiß. Er ist zwar hier und da etwas schleppend, aber durchgängig interessant, spannend und realistisch erzählt. 8 von 10 Gebäckteilchen für den Nachtisch.

Sebastian Schwarz
20.11.2008

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424 Stimmen
Schnitt: 5.1
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Leser-Kommentare:
Eric Draven (08.12.08): Ein wirklich sehenswerter Film - auch wenn ich nach dem Trailer und aufgrund des Titels doch etwas anderes erwartet hatte.
Sowohl Story als auch die Charaktere überzeugen. Besonders gut fand ich die Darstellungen von Mark Strong und Russel Crowe.
Kein durchschnittliches Popcorn-Kino, was nochmal zusätzlich für den Film spricht!
Von mir gibt's 7 von 10 sicheren Häusern.

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