Die Welle
Drama, Deutschland 2008, 100 Minuten, ab 12
Originaltitel: Die Welle; Deutschlandstart: 13.03.2008 (Constantin Film); Regie: Dennis Gansel; Produktion: Christian Becker, Nina Maag u.a.; Drehbuch: Dennis Gansel, Peter Thorwarth nach dem Roman vo Todd Strasser; Musik: Heiko Maile; Kamera: Torsten Breuer; Schnitt: Ueli Christen

mit Jürgen Vogel (Rainer Wenger), Frederick Lau (Tim), Max Riemelt (Marco), Jennifer Ulrich (Karo), Christiane Paul (Anke Wenger), Elyas M'Barek (Sinan), Cristina do Rego (Lisa), Jacob Matschenz (Dennis), Maximilian Vollmar (Bomber ), Max Mauff (Kevin), Ferdinand Schmidt-Modrow (Ferdi), Tim Oliver Schultz (Jens), Amelie Kiefer (Mona), Odine Johne (Maja), Fabian Preger (Kaschi) u.a.

Filmplakat
Internet Movie Database ()
Offizielle Website (Constantin Film )
Trailer (YouTube )
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Rainer Wenger bringt die Schüler auf Autokratie-Kurs.
Für DIE WELLE spielt Tim mit hohem Einsatz. Rainer Wenger fordert zum Welle-Gruss auf. Karos Flugblattaktion torpediert das Wasserballspiel.

Autokratie. Was ist das? ... Na, Kommt schon. Ihr habt euch das Thema ausgesucht. Irgendwas müsst ihr euch doch davon versprochen haben... - Na keinen Stress hoffentlich. - Lehrer Rainer Wenger startet mit einem neuen Unterrichtsthema.

Plot: Während einer Projektwoche sollen sich Rainer Wengers (Jürgen Vogel) Schüler mit dem Begriff Autokratie auseinander setzen. Als schon zu Beginn das Stichwort Diktatur fällt, aber niemand daran glaubt, dass so etwas in Deutschland noch möglich sei, versucht es Rainer, der von seinen Schülern nur geduzt wird, mit einem Experiment. Für die Dauer der Woche bilden alle Teilnehmer des Kurses eine geschlossene Einheit, mit Blue-Jeans und weißem Hemd wird eine simple Uniform eingeführt und auch ein Name ist schnell gefunden: Die Welle. Auch soll Rainer nun vorübergehend Herr Wenger genannt werden, da er nach einstimmig Meinung die Führung übernehmen soll.
Zunächst läuft das ganze gut, ein neuer Zusammenhalt entsteht und einige Schüler finden sogar zu neuer Hochform, selbst die Schulleitung ist von der Idee angetan und sichert Unterstützung zu. Doch schon bald läuft die Sache aus dem Ruder, als einige Schüler die Sache zu ernst nehmen und Grenzen überschreiten. Während seine Schüler ihn anhimmeln und sogar eine Grußbewegung erfinden, droht das Experiment zu eskalieren.

Kritik: Der Film basiert auf einem wahren Experiment, das der amerikanische Lehrer Ron Jones 1966 in einer Highschool in Paolo Alto initiierte. Auf diesem Ereignis basiert auch der amerikanische Fernsehfilm von 1981. Dennis Gansel (Mädchen, Mädchen; Napola) hat den Stoff für das gegenwärtige Deutschland aufbereitet. Besonders im vorbelasteten Deutschland gewinnt das besagte Experiment natürlich an Brisanz, wobei Hitler schon zu Beginn bewusst ausgeklammert wird. Die Schüler reagieren genervt auf das Stichwort „Drittes Reich“ und behaupten, dass Nationalstolz gar nicht so verkehrt sei, man habe das in gesunder Form ja zur vergangenen WM erleben können. Doch kaum wird die Frage verneint, ob eine Diktatur wieder möglich sei, da bildet der Kurs schon in harmloser Form eine in dieselbe Richtung gehende Clique, die schon bald ein grenzübergreifender Zusammenhalt prägt. So spielen zum Beispiel Nationalitäten schon bald keine Rolle mehr.

Und eines muss man dem Film lassen: Er transportiert gut die Vorstellung, wie sich auch heute junge Leute für eine solche Sache begeistern lassen könnten. Es braucht gar keinen Rassismus, nur Unzufriedenheit! Die Ausgrenzung im Film passiert nicht gegenüber eine speziellen Bevölkerungsgruppe, sondern gegenüber allen nicht-Welle-Mitgliedern.
Dass der Film trotz aller Brisanz nicht einschlägt wie eine Bombe, liegt hauptsächlich an zwei Faktoren: Gansel lässt sich nicht genug Zeit für die Entwicklung, es geht irgendwie alles zu schnell. Schon am zweiten Tag beginnt die erste Störaktion, in der Schüler wie manisch die Stadt mit Aufklebern und Spraybildern plakatieren. Die Welle wird zu schnell zu einem Problem. Denkt man an Thriller wie Sie7en, der auch mit der Einführung jedes neuen Tages per Titel arbeitete, dann fehlt hier einfach die Tiefe. Am Ende ist die Stimmung schlicht nicht so düster, wie sie es sein sollte. Auch in der Version von 1981 gab es eine Stimmung, als würde sich die Katastrophe nicht mehr aufhalten lassen. Das fehlt hier eindeutig!
Auch was die Auflösung angeht, stolpert der Film ins Finale. Gut, Hitler wollte man hier ausklammern, aber das Original hatte hier eindeutig den größeren „Aha“-Effekt zu bieten! Und was den buchstäblichen „Knalleffekt“ zum Schluss angeht, das hätte man wirklich besser machen können, das wirkt irgendwie einfach nur unnötig. Vielleicht gibt es da ja ein alternatives Ende auf der DVD.
Ein weiterer Punkt sind die vielen Stereotypen. Die meisten Figuren sind zu vorhersehbar, besonders die begeisterten Mitläufer. Lediglich Tim (Frederick Lau) und Karo (Jennifer Ulrich) gewinnen etwas an Profil. Auch wenn man zugeben muss, dass sich hier jeder Zuschauer in einem der Typen wiederfinden dürfte. Ob einem der Kinobesuch nun zusagt oder nicht, ist Die Welle dennoch ein Film, der besonders für den künftigen Einsatz an Schulen an Bedeutung gewinnen dürfte, da die Brisanz des Themas unbestreitbar bleibt.

Fazit: Ein brisantes Thema, aufgepeppt für die heutige deutsche Gegenwart, das trotz oder gerade deswegen Hitler bewusst ausklammert. Da Regisseur Gansel es jedoch etwas zu eilig hat und durch die Story hetzt, vermag der Film nicht die Stimmung aufzubauen, die u.a. das Original von 1981 hat. Und beim Ende hat man versucht, einen anderen Weg zu gehen, doch ob der nun der richtige ist, das bleibt die Frage. Nicht schlecht, aber das hätte man noch besser machen können! Trotz allem 6 von 10 neuen Familien.

Nikolas Mimkes
04.04.2008


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