Ein Leben für ein Leben - Adam Resurrected
Drama, Deutschland/USA/Israel 2008, 102 Minuten, ab 12
Originaltitel: Ein Leben für ein Leben - Adam Resurrected; Deutschlandstart: 19.02.2009 (3L); Regie: Paul Schrader; Produktion: Yoram Barzilai, Ehud Bleiberg u.a.; Drehbuch: Noah Stollman nach dem Roman von Yoram Kaniuk; Musik: Gabriel Yared; Kamera: Sebastian Edschmid; Schnitt: Sandy Saffeels

mit Jeff Goldblum (Adam Stein), Willem Dafoe (Commandant Klein), Idan Alterman (Arthur), Moritz Bleibtreu (Joseph Gracci), Jenya Dodina (Gretchen), Veronica Ferres (Frau Fogel), Derek Jacobi (Dr. Nathan Gross), Benjamin Jagendorf (Rabbi Lichtenstein), Dror Keren (Dr. Slonim), Juliane Köhler (Ruthchen Edelson), Joachim Król (Wolfowitz), Cristian Motiu (Volk), Tudor Rapiteanu (Davey), Gabriel Spahiu (Taub), Ayelet Zurer (Gina Grey) u.a.

Filmplakat
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Ich hatte einst, ein schönes Vaterland. Der Eichenbaum wuchs dort so hoch, die Veilchen nickten sanft. Es war ein Traum. Das küsste mich auf Deutsch und sprach auf Deutsch. Man glaubt es kaum, wie gut es klang, das Wort. Ich liebe dich. - Prolog.

Plot: Adam Stein (Jeff Goldblum) befindet sich in einer Nervenheilanstalt in der Wüste mitten in Israel. Eine Heilanstalt, die sich auf die Überlebenden des Holocaust-Regimes spezialisiert hat. Adam war einst im KZ, ein ehemaliger Varieté-Clown, der das Grauen überlebt hat, weil er dem Lagerkommandanten Klein (Willem Dafoe) den Hund gespielt hat und ihm auch sonst zu Diensten war. Die Erniedrigung hat ihn vor dem Gas gerettet, nicht jedoch seine Familie. Jahrzehnte später leidet er noch immer unter den Demütigungen, die ihm angetan wurden. In der Heilanstalt trifft er auf einen kleinen Jungen, der nicht weiß, dass er ein Junge ist, er verhält sich wie ein Hund. Adam wird von dem Leiden des Jungen magnetisch angezogen. Ein langsamer Heilungsprozess beginnt - auf beiden Seiten...

Kritik: Ein Leben für ein Leben ist ein hervorragend gespielter Film. Einer der ersten Film, die ich zum Thema Holocaust sehe, der sich mit den Folgen der Demütigungen der Überlebenden beschäftigt. Mit der Befreiung durch die Russen war das Grauen nicht zu Ende. So dargestellt am Beispiel von Adam Stein, der dem Lagerkommandanten als Hund zu Diensten sein musste. Dies ist ein unangenehmer Film. Es ist schwer bis unerträglich, mit anzusehen, welche Demütigungen Adam angetan werden und wie er sich erniedrigen lässt, um zu überleben. Wie er zusehen muss, wie seine Familie ins Gas geht, während er dazu Geige spielen muss.
Aber auch Jahrzehnte später verfolgt der Hund ihn und lässt ihn nicht ruhen. So demütigt er sich selbst immer weiter, einfach weil er nicht anders kann. Es gibt Momente im Film, da fällt es tatsächlich schwer hinzusehen. Und so viele Filme ich auch zum Thema Nationalsozialismus gesehen habe, so schwer fällt es mir jedes Mal wieder aufs Neue zu begreifen, wie Menschen derartige Grausamkeiten und Demütigungen an anderen Menschen begehen können und dabei immer noch in den Spiegel sehen können.

Wobei die Geschichte von Ein Leben für ein Leben wohl einen Höhepunkt in Sachen Menschenverachtung bildet.
Die Verfilmung des Buches Adam Hundesohn von Yoram Kaniuk hätte auch sehr gut daneben gehen können. Humor und Grauen liegen nah bei einander und werden an manchen Stellen sogar vermischt. Der Film balanciert auf einer gefährlichen Grenze, die Darstellung hätte schnell ins Lächerliche abdriften können, ist sie aber nicht und das ist dem hervorragenden Drehbuch, der Dramaturgie des Films und ins besondere der sensationellen Darstellung von Jeff Goldblum zu verdanken. Für mich der eigentliche Oscargewinner in diesem Jahr. Dass er nicht einmal nominiert wurde, finde ich schlicht eine Frechheit.
Er schafft gekonnt den Balance-Akt zwischen Humor und Grauen, zeigt bis an seine eigenen Grenzen die Demütigungen, die er seiner Figur Adam Stein zumutet, um zu überleben. Die Angst, der Schmerz, die niemals endende Hoffnung, alles abzulesen in einem einzigen Gesichtsausdruck. Und nicht zu vergessen, die dargestellten Demütigungen körperlicher Art, immer wenn er sich als Hund erniedrigt. Und diese Erniedrigung trägt er weiter in sich, auch noch Jahre später ist sie ein Teil von ihm - und er weiß nicht, wie er sie los werden soll. Seine Treffen in der Klinik mit dem kleinen Jungen, der denkt, dass er ein Hund ist, ist mindestens ebenso erschütternd, wie die Rückblenden, die Adam im KZ zeigen. Die Szenen in der Heilanstalt erinnern oft an Filme wie Einer flog übers Kuckucksnest oder K-Pax und trotzdem sind sie anders, intensiver, erschreckender, alleine schon durch die Thematik, die dahinter steckt. Dennoch entlässt uns der Film nicht ohne Hoffnung. Für jeden kann es Heilung geben, wenn er lernt loszulassen, auch wenn das manchmal Jahrzehnte dauert.

Fazit: Ein Leben für ein Leben. Ein Film, den sich jeder ansehen sollte, um zu begreifen, wie der Horror des nationalsozialistischen Regimes sich noch Jahre später auf die Überlebenden auswirkt. Sehenswert in jeder Beziehung, aber kein Film zum entspannen. Jeff Goldblum at his best! 10 von 10 exakt ausgeführten Messerwürfen.

Sandra Plich
28.02.2009

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