Glaubensfrage
Drama, USA 2008, 104 Minuten, ab 6
Originaltitel: Doubt; Deutschlandstart: 05.02.2009 (Disney); Regie: John Patrick Shanley; Produktion: Celia D. Costas, Mark Roybal u.a.; Drehbuch: John Patrick Shanley; Musik: Howard Shore; Kamera: Roger Deakins, Matt Turve; Schnitt: Dane Collier, Ricardo Gonzalez, Dylan Tichenor

mit Meryl Streep (Schwester Aloysius Beauvier), Philip Seymour Hoffman (Pater Brendan Flynn), Amy Adams (Schwester James), Viola Davis (Mrs. Miller), Alice Drummond (Schwester Veronica), Audrie J. Neenan (Schwester Raymond), Susan Blommaert (Mrs. Carson), Carrie Preston (Christine Hurley), John Costelloe (Warren Hurley), Lloyd Clay Brown (Jimmy Hurley), Joseph Foster (Donald Miller), Bridget Megan Clark (Noreen Horan), Mike Roukis (William London), Haklar Dezso (Zither Player), Frank Shanley (Kevin) u.a.

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Zweifel kann ein ebenso starkes Band sein wie Gewissheit. - Pater Flynn.

Plot: „The times, they are a-changin´“, singt Bob Dylan, und auch an der katholischen St. Nicholas Schule in der Bronx weht im Jahre 1964 ein frischer Wind in persona Pater Flynn (Philip Seymour Hoffman), einem sinnesfrohen Reformer, der in seinen Predigten über Glaubenszweifel philosophiert und den strengen Verhaltenskodex der Schule in Frage stellt. Womit er sich in Schwester Aloysius (Meryl Streep) einen mächtigen Feind macht: Der erzkonservativen Rektorin, die mit drachenhafter Entschlossenheit und scharfem Gespür auf die Bewahrung der Tradition pocht, ist der moderne Zeitgeist - und insbesondere Pater Flynn - ein Dorn im Auge.
Als die um Rechtschaffenheit bemühte Schwester James (Amy Adams) von einem verdächtigen Verhalten des Messdieners Donald Miller (Joseph Foster II.) berichtet, dem einzigen schwarzen Jungen der Schule, der nach Alkohol riechend aus den Räumlichkeiten von Pater Flynn in die Klasse zurückkehrt, ist der Keim des Verdachts in der Rektorin gesät: Hat Pater Flynn einen unangemessenen, gar pädophilen Kontakt zu dem Schüler? Schwester Aloysius ist wild entschlossen, den verhassten Kollegen zur Strecke zu bringen - koste es, was es wolle.

Kritik: Bedenkt man den aktuellen Kirchenstreit um die Rehabilitierung der ewiggestrigen Piusbrüder, ist John Patrick Shanleys Klosterschulen-Drama tatsächlich ziemlich aktuell. Denn eigentlich geht es in dem auf Shanleys eigenem, preisgekrönten Theaterstück basierenden Film um den zeitlosen Konflikt zwischen unvereinbaren Glaubens- und Lebensgrundsätzen. Konservatismus gegen Liberalismus, starre dogmatische Gewissheit gegen existentiellen Zweifel. Im Original heisst Glaubensfrage daher auch etwas treffender Doubt.
Für jeden Schauspieler ist ein Stoff wie Glaubensfrage natürlich ein gefundenes Fressen: ausdrucksstarke Charaktere, dramatische Konflikte über schwergewichtige Fragen, wortreich ausgefochtene Konfrontationen, Heimlichkeiten und Intrigen.

Und tatsächlich, allen voran Meryl Streep legt sich derart enthusiastisch ins Zeug, dass man sich fragt, ob Regisseur Shanley sich nicht wenigstens bemüht hat, seine Hauptdarstellerin ein wenig in ihrem missionarischen Übereifer zu bremsen. Aber eine Meryl Streep lässt sich natürlich von einem Regie-Novizen nichts sagen, und so stürzt sie sich mit wildem Augenrollen, verbissen geschürzten Lippen und allerhand einstudierten Bösewicht-Posen dem herbeigesehnten dritten Oscargewinn entgegen, für den sie nun tatsächlich nominiert ist. Ihre Schwester Aloysius könnte man sich auch gut in einem Gothic-Thriller aus den vierziger Jahren vorstellen. Philip Seymour Hoffman als undurchsichtiger Pater und Amy Adams als verunsicherte Nonne machen ihre Sache sehr gut, auch wenn sich das alles doch sehr nach perfektem Handwerk und abgeklärter Routine anfühlt. Anders als Viola Davis, deren intensiver Auftritt als Donalds Mutter tatsächlich ein wenig an die Nieren geht und für einen Moment so etwas wie Wahrhaftigkeit in die sorgsam durchkomponierte Kostüm- und Bühnen-Schau bringt.
Glaubensfrage bietet ein ordentliches Quantum an inhaltlichen Zutaten, die man von einem großen Hollywood-Drama auf gehobenem Niveau auch erwarten darf, Emotionalität und ausgefeilte Dialoge, die auf der Leinwand nicht schlechter funktionieren als auf der Theaterbühne. Letztlich bleibt der Film jedoch recht harmlos und geht weit weniger an die Nieren, als er sollte. So existentiell und tiefgründig die drängenden Fragen, um die sich all die schön fotografierten, düsteren Bilder ausbreiten, auch sein mögen, alles bleibt leicht konsumierbar und hat ein zu schnelles Verfallsdatum. Soweit treibt John Patrick Shanley also die Sache mit den Zweifeln dann doch nicht, dass er sein Publikum ernsthaft verunsichern wollte. Sein Spiel mit der Symbolik übertreibt er allerdings: Wenn der wechselhafte Wind Schwester Aloysius immer wieder sprichwörtlich ins Gesicht bläst oder wenn die gefräßige Katze das Mäuslein packt, kommt das schon arg forciert herüber.

Fazit: Passables Klosterdrama um große Fragen, dem es bei allem guten Willen an Tiefgründigkeit mangelt. 6 von 10 beschwipste Messdiener!

Dominik Rose
09.02.2009

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