Milk
Drama, USA 2008, 128 Minuten, ab 12, Prädikat: Wertvoll
Originaltitel: Milk; Deutschlandstart: 19.02.2009 (Constantin Film); Regie: Gus Van Sant; Produktion: Dustin Lance Black, Bruce Cohen u.a.; Drehbuch: Dustin Lance Black; Kamera: Harris Savides; Schnitt: Elliot Graham; Musik: Danny Elfman

mit Sean Penn (Harvey Milk), Josh Brolin (Dan White), Emile Hirsch (Cleve Jones), James Franco (Scott Smith), Alison Pill (Anne Kronenberg), Victor Garber (Mayor George Moscone), Diego Luna (Jack Lira), Denis O’Hara (State Senator John Briggs), Joseph Cross (Dick Pabich), Stephen Spinella (Rick Stokes), Lucas Grabeel (Danny Nicoletta), Brandon Boyce (Jim Rivaldo), Howard Rosenman (David Goodstein), Kelvin Yu (Michael Wong) u.a.

Filmplakat
Internet Movie Database ()
Offizielle Website (Constantin Film )
Trailer ()
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Harvey Milk und Scott vor ihrem Laden "Castro Camera".
Eine Straßenaktion, geführt von Cleve Jones. Der Bürgermeister gratuliert Milk zur Wahl. Milk im Disput mit seinem Widersacher Dan White.

Mein Name ist Harvey Milk, und ich will euch rekrutieren. - Harvey Milks Eröffnungsspruch.

Plot: Der homosexuelle Versicherungsangestellte Harvey Milk (Sean Penn) ist gerade 40 Jahre geworden, als er rückblickend auf sein Leben feststellt, dass er bisher nichts erreicht hat, auf das er stolz sein könnte. Mit dem festen Willen, diesen Umstand zu ändern, zieht er zusammen mit seinem Lebensgefährten Scott (James Franco) 1972 nach San Francisco und eröffnet in der Castro Street einen kleinen Fotoladen. Dieser wird schon bald zum Zentrum einer immer stärker werdenden Schwulenbewegung, deren Anhänger nicht länger unter der politischen Unterdrückung durch konservative Kräfte leiden wollen. Milk, der immer mehr zur Identifikationsfigur der Szene wird, erkennt bereits früh, dass nur der Weg über die Politik die Chance auf Gleichberechtigung ermöglicht. 1977 wird er zum Stadtrat von San Francisco gewählt und somit zum ersten bekennenden Homosexuellen in den USA, der ein öffentliches Amt bekleidet. Voller Enthusiasmus versucht er immer mehr Menschen für seinen Kampf gegen die Diskriminierung zu gewinnen und opfert dabei schließlich auch sein eigenes Privatleben. 1978 muss Harvey Milk schließlich einen hohen Preis für sein Engagement zahlen.

Kritik: Milk erzählt die bewegende Geschichte eines großen Politikers, der seinerzeit zur Symbolfigur für unterdrückte Minderheiten wurde – nicht nur für Schwule, sondern auch für Behinderte und Senioren. Er war eine polarisierende Figur, die kompromisslos für die Gleichberechtigung aller eintrat und auch bereit war, für diesen Kampf ein großes Opfer zu bringen. Gus Van Sants mittreißendes Portrait des charismatischen Reformers Harvey Milk konzentriert sich äußerst geradlinig auf dessen letzte sechs Lebensjahre und führt den Zuschauer zurück in ein Amerika, das geprägt war von Intoleranz und religiöser Sturheit.

Schade ist es allerdings, dass sich der Film hauptsächlich auf den Politiker und weniger auf den Menschen Milk konzentriert. Seine Freund- und Partnerschaften werden nur oberflächlich angedeutet, seine Kindheit und Jugend (die ihm immerhin zu dem machten, was er war) bleiben gänzlich unbeachtet. Auch wenn es sich bei Milk nicht um eine Biografie im eigentlichen Sinne handelt, wäre es doch schön gewesen, mehr über die Vergangenheiten der Leitfigur Milk zu erfahren, denn nur so lassen sich dessen Beweggründe vollständig verstehen. Allerdings sollte diese kleine Unstimmigkeit nicht über die Qualitäten des Films hinwegtäuschen. Milk ist ein bedeutsames Zeitdokument, das vor allem auch durch die Einbeziehung zahlreicher Archivaufnahmen an Authentizität gewinnt.
Die wunderschöne Filmmusik von Danny Elfman weiß zu berühren und untermalt stilsicher die imposanten Bilder (hier vor allem in der Schlussszene). Sean Penn liefert die zweifelsohne beste Leistung seiner Karriere ab und hat den Oscar als bester Hauptdarsteller auf jeden Fall verdient. Mit welcher Hingabe er seine Rolle spielt, wird vor allem dann deutlich, wenn man seiner Darstellung einige Originalaufnahmen des echten Harvey Milk gegenüberstellt. Auch Josh Brolin verkörpert den angeschlagenen Ex-Feuerwehrmann und Milk-Gegner Dan White glänzend und weiß zu überzeugen.
Alles in allem ist Gus Van Sant mit seinem Film die emotionale Würdigung eines großen Bürgerrechtlers gelungen. Milk ist ein Aufruf für mehr Toleranz und Gerechtigkeit, die in Amerika auch heute noch ein Traum zu sein scheint.

Fazit: Ein ehrlicher und auch bewegender Film mit einigen kleinen Schwächen und der einen oder anderen Länge. Sean Penn liefert eine zu Recht Oscar-gewürdigte Vorstellung ab und setzt Harvey Milk damit ein Denkmal. 8 von 10 Stimmzetteln.

Danilo Michalski
05.05.2009

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213 Stimmen
Schnitt: 5.1
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Leser-Kommentare:
Dominik (06.03.09): Gutes, wenn auch eher konventionelles Polit-Kino. Stimme Danilo und Olaf darin zu, dass es keine Biografie im herkömmlichen Sinne ist. Eher schon ein politisches Statement, das gesellschaftlich etwas bewirken will. Sean Penn ist natürlich ganz toll, der Film lebt von ihm - wahrscheinlich seine beste Leistung, zumindest seit "Dead Man Walking". Ich oute mich hiermit als großer Gus van Sant-Fan, allerdings haben mir seine experimentelleren Filme wie "Drugstore Cowboy", "Elephant" oder "Last Days" mehr gegeben. Trotzdem, nach so vielen Kino-Enttäuschungen der letzten Monate ein erfreulicher Film: 8 von 10 Hippie-Kommunen!
Danilo (05.03.09): Würde Olaf da im Prinzip zustimmen - der ewige Wahlmarathon war sehr ermüdend, aber wohl unvermeidbar für die Zielsetzung des Films (die entscheidenden politischen Jahre Milks zu beleuchten). Es wäre sicher schöner gewesen, wenn sich der Film mehr auf Milk als nur auf seine Politik konzentriert hätte. Würde ihn mir persönlich nicht nochmal anschauen - aber allein schon Sean Penn wars wert!
Olaf (05.03.09): Milk leidet unter der Krankheit vieler Biopics, dass sie die biografische Korrektheit über die filmische Wirkung stellen. Ich fand den Film einfach langweilig! Zwar ist die Figur Harvey Milk sicher interessant, aber ihm durch eine Wahl, noch eine Wahl und noch eine Wahl vor der nächsten Wahl zu folgen, ist etwas ermüdend. Vor allem auch deswegen, weil man, wie Danilo schon geschrieben hat, relativ wenig über den Menschen Harvey Milk erfährt.
Symptomatisch für den ganzen Film ist der Abspann, in dem all die Schwulen-Ikonen noch einmal mit biografischen Details vorgestellt werden, die im Film zwar vorkommen - aber dort eigentlich nur eine Statistenrolle in irgendeinem Hintergrundbild spielen. Überflüssig!
Deswegen gibt es von mir nur 6 von 10 Torten mitten ins Gesicht.

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