Operation Walküre - Das Stauffenberg Attentat
Drama, USA/Deutschland 2008, 120 Minuten, ab 12, Prädikat: Besonders Wertvoll
Originaltitel: Valkyrie; Deutschlandstart: 22.01.2009 (20th Century Fox); Regie: Bryan Singer; Produktion: Gilbert Adler, Nathan Alexander u.a.; Drehbuch: Christopher McQuarrie, Nathan Alexander; Musik: John Ottman; Kamera: Newton Thomas Sigel; Schnitt: John Ottman

mit Tom Cruise (Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg), Kenneth Branagh (Major-General Henning von Tresckow), Bill Nighy (General Friedrich Olbricht), Tom Wilkinson (General Friedrich Fromm), Carice van Houten (Nina von Stauffenberg), Thomas Kretschmann (Major Otto Ernst Remer), Terence Stamp (Ludwig Beck), Eddie Izzard (General Erich Fellgiebel), Kevin McNally (Dr. Carl Goerdeler), Christian Berkel (Oberst Mertz von Quirnheim), Jamie Parker (Lieutenant Werner von Haeften), David Bamber (Adolf Hitler), Tom Hollander (Colonel Heinz Brandt), David Schofield (Erwin von Witzleben) u.a.

Filmplakat
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Offizielle Website (20 Century Fox )
Trailer ()
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Die Wehrmacht hat einen Eid geschworen, der über den Tod von Hitler hinaus reicht. - Das spielt keine Rolle. ... Die Hauptsache ist, dass wir handeln. Und zwar jetzt, bevor wir den Krieg verlieren. Denn sonst wird es für alle Zeit Hitlers Deutschland bleiben. ... Und wir müssen der Welt zeigen, dass wir nicht alle so sind wie er. - Stauffenberg und seine Mitstreiter planen das Attentat.

Plot: Nachdem der regimekritische Oberst von Stauffenberg (Tom Cruise) von einem Einsatz in Tunesien 1943 schwer verwundet nach Deutschland zurückkehrt, sucht er die Nähe einer Gruppe von Verschwörern aus der Wehrmacht – einflussreichen, altgedienten Offizieren, die den Idealen der Kaiserzeit näher stehen als dem Nationalsozialismus. Unter den hochrangigen Militärs, die nicht mehr an einen Erfolg von Hitlers Kriegsführung glauben, befinden sich auch Generalmajor von Tresckow (Kenneth Branagh), der zuvor bereits im Rahmen eines Ostfrontbesuchs einen erfolglosen Anschlag auf Hitler unternommen hatte, sowie der zaudernde General Olbricht (klasse: Bill Nighy).
Angetrieben vom energischen Stauffenberg wird der Entschluss gefasst, einen Staatsstreich zu wagen und das Nazi-Regime zu stürzen, um eine völlige Zerstörung Deutschlands zu verhindern. Der geniale Plan besteht darin, den bereits bestehenden Operationsplan Walküre, der von den Nazis ersonnen wurde, um mögliche innere Unruhen, etwa durch die vielen Zwangsarbeiter, niederschlagen zu können, um einige Paragraphen zu ergänzen, die nach der geplanten Ermordung Hitlers die Verhaftung sämtlicher Parteifunktionäre ermöglichen sollten.
Doch nicht nur der unberechenbare General Fromm (Tom Wilkinson), Befehlshaber des Ersatzheeres und wichtiges Puzzlestück für das Gelingen des Staatsstreichs, stellt am 20. Juli 1944, dem entscheidenden Tag der Operation, ein unwägbares Hindernis dar, auch das Schicksal ist in Form einer Reihe tragischer Zufälle nicht auf der Seite der Verschwörer.

Kritik: Nach zahlreichen Verschiebungen des US-Kinostarts, die auch mit negativen Testvorführungen zusammenhingen, sowie dem ganzen Medienrummel, der bereits während der Dreharbeiten in Babelsberg um die Produktion und besonders den bekennenden Scientologen Tom Cruise in der Titelrolle veranstaltet wurde, ist es fast schon verwunderlich, dass der fertige Film, die Operation Walküre, tatsächlich kein peinlicher Reinfall geworden ist, wie von vielen prognostiziert. Und Hollywoodstar Tom Cruise funktioniert als deutscher Widerstandskämpfer recht gut, wenn ihm auch die aristokratische Grandezza des Grafen von Stauffenberg sichtlich fehlt. Zum Glück verzichtet er auf einige lästige schauspielerische Manierismen, die man aus anderen Tom Cruise-Rollen kennt, und konzentriert sich auf die Verve und die Entschlusskraft der historischen Rolle.

Wenn man davon absieht, den Film als authentisches Zeitdokument oder Charakterstudie des deutschen Widerstandes zu sehen, kann man durchaus zwei sehr unterhaltsame Kinostunden verbringen.
Operation Walküre nimmt die historischen Ereignisse lediglich als Vorlage, um einen effektvollen Thriller mit allen bewährten Schikanen zu inszenieren. Und das gelingt in vielen Szenen ziemlich gut, da der Film mit Tempo inszeniert und clever geschnitten ist. Die Eingangssequenz in Tunesien, in der Stauffenberg sein linkes Auge und einige weitere Körperteile einbüßt, funktioniert als ordentliches Actionkino, während eine Sequenz, die den missglückten Attentatsversuch von Tresckows an der russischen Front aufrollt, mit viel Suspense inszeniert ist. Ebenso routiniert und effektvoll wird ein dem 20. Juli vorausgehender Anschlagsversuch Stauffenbergs in Szene gesetzt, der im letzten Moment abgebrochen werden muss, nachdem Stauffenberg bereits seine Aktentasche mit der darin befindlichen Bombe im Führerbunker plaziert hat. Regisseur Bryan Singer versteht sich auf die bekannten Nervenkitzel-Zutaten und spielt gekonnt mit den angstvollen Erwartungen des Zuschauers, was auch nicht verwunderlich ist, da er seine Qualitäten bereits bei seinem Debütfilm Die üblichen Verdächtigen unter Beweis stellen konnte.
Leider hat Singer allerdings auch eine teils verhängnisvolle Neigung zu Kitsch und allzu offensichtlicher Symbolik, vom obligatorischen symbolischen Händereinwaschen, lustvoll unheilschwanger drapierten Blutstropfen, der unverhohlenen Freude am Glamour und Style der Uniformen und Fahnen - dem ganzen perversen Nazi-Schick, bis hin zum trashigen Spiel mit Stauffenbergs Glasauge in diversen Szenen. Ob Stauffenberg konspirativ sein Glasauge im Drink eines Mitverschwörers plaziert, um ein Treffen auf dem Herrenklo zu vereinbaren, oder ob Goebbels sich in einem Moment, als der Staatsstreich auf der Kippe zu stehen scheint, vorsorglich allen Ernstes eine Zyankali-Kapsel in seinen Mund schiebt – im Umgang mit der Historie ist Operation Walküre eher ein B-Movie, dem das Spekulative näher liegt als eine sorgfältige Analyse.
So geht leider zugunsten der etwas simplen Heldengeschichte die Ambivalenz Stauffenbergs verloren, der tatsächlich eher von militärischen als moralischen Überlegungen getrieben war und trotz seiner Ablehnung von offener Gewalt gegen Juden durchaus ein Anhänger der Rassenideologie gewesen ist. Vor dieser dunklen Seite Stauffenbergs schreckt Cruise, der eine makellose Identifikationsfigur für sein Publikum darstellen möchte, allerdings zurück.

Fazit: Effektvoller Thriller über den deutschen Widerstand, mit manchen Plattitüden, aber viel Verve und Nervenkitzel: 7 von 10 Glasaugen im Drink!

Domink Rose
25.01.2009

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224 Stimmen
Schnitt: 4.5
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Leser-Kommentare:
Sandra (22.02.09): Ich fand "Walküre" insgesamt überraschend gut. Hatte mir vorher "Stauffenberg" mit Sebastian Koch angesehen und muss sagen, das der mir besser gefallen hat, weil der Stauffenberg in "Walküre" einfach zu sehr als Held idealisiert wurde. Während in "Stauffenberg" schon von Beginn an klar gestellt wird, dass er ein Nazi war und auch durchaus ein überzeugter, ist er in "Walküre" für amerikanische Verhältnisse "zugeschnitten" worden. Ein Gutmensch, der die Geräultaten in den Konzentrationslagern verurteilt, so ist es jedoch nicht gewesen. Abgesehen davon ist "Walküre" in weiten Teilen einfach ein Remake des deutschen Vorgängers, wo man als Regisseur ja nicht mehr viel falsch machen konnte. Tom Cruise, mit seine 1,72 natürlich eine viel zu kleine Besetzung für den großen Stauffenberg, hat dennoch überzeugend gespielt. Und das größte Plus des Film: er war einfach sauspannend und das obwohl man ja weiß, wie es endet. Ich gebe ebenfalls 7 von 10 Verschwörungen im Wüstensand
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