Originaltitel: Rachel Getting Married; Deutschlandstart: 02.04.2009 (Sony Pictures); Regie: Jonathan Demme; Produktion: Neda Armian, Jonathan Demme u.a.; Drehbuch: Jenny Lumet; Kamera: Declan Quinn; Schnitt: Tim Squyres; Musik: Donald Harrison jr., Zafer Tawil mit Anne Hathaway (Kym), Rosemarie DeWitt (Rachel), Mather Zickel (Kieran), Bill Irwin (Paul), Debra Winger (Abby), Anna Deavere Smith (Carol), Ansia George (Emma), Tunde Adebimpe (Sidney), Jerome Le Page (Andrew), Beau Sia (Norman Sklear), Dorian Missick (Dorian Lovejoy), Roslyn Ruff (Rosa), Sebastian Stan (Walter), John Anthony (Sidneys Vater), Carol Jean Lewis (Sidneys Mutter), Gonzales Joseph (Cousin Joe), Marin Ireland (Angela Paylin) u.a. |
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Ich war der Alptraum, du warst die Heilige. - Kym zu ihrer Schwester Rachel. Plot: Kym (Anne Hathaway) ist das schwarze Schaf ihrer Familie. Einst war sie drogenabhängig und verursachte im Rausch einen folgenschweren Autounfall, der sowohl ihr Leben als auch das ihrer Familie von Grund auf veränderte. Nach längerer Entziehungskur kehrt sie nun wieder zurück nach Hause – gerade rechtzeitig, denn die Hochzeit ihrer Schwester Rachel (Rosemarie DeWitt) steht kurz vor der Tür. Doch schon bald wird deutlich, dass Kym sich nicht einfach ohne weiteres wieder in die Familie integrieren lässt. Ihr Vater lebt in der ständigen Angst, dass seine Tochter erneut abrutschen könnte, und hat Probleme ihr Vertrauen zu schenken, Rachel verabscheut den immer wieder aufblitzenden Egoismus ihrer Schwester zutiefst und auch die geladenen Hochzeitsgesellschaft hat Probleme mit Kyms offener Art und ihrem Hang zur Dramatik. Immer mehr spitzt sich die unterschwellige Spannung zwischen allen Familienmitgliedern zu und macht die geplante Traumhochzeit schnell zu einer emotionalen Schlammschlacht. Kritik: Regisseur Jonathan Demme, der in den 90er Jahren durch seine beiden Erfolgsfilme Das Schweigen der Lämmer und Philadelphia großes Lob erntete, beschäftigte sich in seiner jüngsten Vergangenheit hauptsächlich mit Dokumentarfilmen. So gesehen überrascht es nicht, dass Rachels Hochzeit auch mehr von einer Reality-Doku hat, als von einem echten Hollywooddrama. Der gesamte Film wurde mit einer Handkamera gedreht, um so die Illusion von Authentizität zu schaffen. Der Zuschauer erhält durch die verwackelten Bilder, die schnell schwenkenden Kameraperspektiven und den übergangslosen Schnitt das Gefühl, selbst Gast auf der Hochzeit zu sein, und kann den familiären Konflikt aus der Sicht eines unbeteiligten Dritten miterleben. Demme konzentriert sich ganz auf die Gefühlswelt seiner Charaktere und verzichtet bewusst auf große Theatralik. Im Mittelpunkt des Films steht eine durchschnittliche amerikanische Familie, deren größtes Problem es ist, miteinander umzugehen. Keinem der einzelnen Protagonisten gelingt es, Verständnis für die Gefühle und Wünsche des anderen aufzubringen. |
So
kommt es immer wieder zu Konflikten und überflüssigen Schuldzuweisungen.
Das Sorgenkind Kym ist möglicherweise eine Art Katalysator für
den familiären Zwist, da sie durch ihre Vergangenheit gebrandmarkt
ist und zudem in Situationen, in denen Feingefühl gefragt wäre,
kein Blatt vor den Mund nimmt. Die eigentliche Ursache für das
familiäre Chaos ist sie allerdings nicht. Fazit: Ein sicherlich sehr experimentelles Drama, das einerseits wie ein höchst emotionales Kammerspiel und andererseits wie eine eher uninteressante Dokumentation rüberkommt. Trotz der durchaus innovativen handwerklichen Leistung und den sehr guten Schauspielern gelingt es Jonathan Demme auch mit diesem Film nicht, an seine großen Erfolge aus vergangenen Tagen anzuknüpfen. Der Großteil von Rachels Hochzeit ist einfach zu langweilig, als dass er einen wirklich berühren könnte. 5 von 10 schwungvollen Hochzeitstänzen. |
Danilo
Michalski 11.04.2009 |
Leser-Kommentare: |
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Dominik (13.04.09): Ein schwacher, äußerst langatmiger Film. Und auch noch ärgerlich dazu, denn manche Szenen werden dermaßen in die Länge gezogen und mit nervigen bla bla bla-Dialogen ausgefüllt, dass ich mich echt geärgert habe! Das wesentliche Problem hat Danilo angesprochen: Vielleicht hatten Regisseur oder Drehbuchautorin einen biografischen Bezug zu bestimmten Aspekten, haben derartige Familienzusammenkünfte selbst erlebt, aber der Zuschauer bleibt leider völlig außen vor, wie ein permanenter Inside-Joke, den man nicht erfassen kann, da einem die Hintergründe fehlen. Die abschließenden 45 Minuten bestehen ohne Witz zu 90% aus aneinandergereihten musikalischen Einlagen, an denen Jonathan Demme aus welchem Grund auch immer seine helle Freude haben muss - ich kann´s mir nicht erklären... Eine derartig anstrengende, mit pseudodramatischen blablabla-Dialogen angefüllte Hochzeit hätte ich bereits am Vorabend fluchtartig verlassen, aber den gesamten Film über diese eitle Doku Reality-Nabelschau zu verfolgen, war echt eine harte Prüfung! Positiv sei immerhin noch heruasgestellt, dass einige wenige Szenen wirklich berühren und dass Anne Hathaway, auch hier stimme ich Danilo zu, eine klasse Leistung liefert: Trotzdem von mir allerhöchstens 3 von 10 Hochzeiten, denen ich jederzeit eine anständige Scheidung vorziehen würde! |