Der seltsame Fall des Benjamin Button
Drama/Romanze, USA 2008, 165 Minuten, ab 12, Prädikat: Besonders Wertvoll
Originaltitel: The Curious Case of Benjamin Button; Deutschlandstart: 29.01.2009 (Warner Bros.); Regie: David Fincher; Produktion: Ceán Chaffin, Jim Davidson u.a.; Drehbuch: Eric Roth; Musik: Alexandre Desplat; Kamera: Claudio Miranda; Schnitt: Kirk Baxter, Angus Wall

mit Cate Blanchett (Daisy), Julia Ormond (Caroline), Faune A. Chambers (Dorothy Baker), Elias Koteas (Monsieur Gateau), Donna DuPlantier (Blanche Devereux), Jacob Tolano (Martin Gateau), Ed Metzger (Teddy Roosevelt), Jason Flemyng (Thomas Button), Joeanna Sayler (Caroline Button), Taraji P. Henson (Queenie), Mahershalalhashbaz Ali (Tizzy), Fiona Hale (Mrs. Hollister), Tom Everett (Benjamin 1935-37), Brad Pitt (Benjamin Button) u.a.

Filmplakat
Internet Movie Database ()
Offizielle Website (Warner Bros. )
Trailer ()
Szenenbild 1 Szenenbild 2 Szenenbild 3 Szenenbild 4

Es gibt Geschöpfe, die sollen nicht überleben. - Nein, dieses Baby, das ist ein Wunder, das steht fest. Nur nicht die Art Wunder, die man gerne sieht. - Queenie nimmt sich des kleinen Benjamins an.

Plot: Am letzten Tag des 1. Weltkrieges wird Benjamin Button (Brad Pitt) in New Orleans geboren. Er ist kein gewöhnliches Baby, denn er hat zwar die Größe eines Säuglings, aber das Aussehen eines über 80-jährigen Greises. Seine Mutter stirbt bei der Geburt und sein Vater (Jason Flemyng) ist so abgestoßen von ihm, dass er ihn vor die Tür eines Altenheims legt. Die dort arbeitende farbige Queenie (Taraji P. Henson) nimmt ihn auf und zieht ihn wie ihr eigenes Kind groß. Nur Benjamin ist halt nicht, wie jedes andere Kind. Je mehr Jahre vergehen, desto jünger wird er. Irgendwann verliebt er sich in die junge Daisy (Cate Blanchett), doch er ist zu alt und sie zu jung. Sie verlieren sich aus den Augen, als Benjamin in die Welt hinauszieht, um sein Glück zu suchen. Doch irgendwie finden beide immer wieder zusammen...

Kritik: Es gibt Filme, die schüren im Vorfeld die große Erwartungshaltung, dass sie einfach gut sein müssen. Die wenigsten Filme können dieser Erwartung letztlich standhalten. Deshalb habe ich meine Erwartungen vor dem Besuch von David Finchers (Sieben, Fight Club) neustem Film Der seltsame Fall des Benjamin Button auch etwas runter geschraubt. Wie sich dann herausstellte, völlig zu unrecht, denn der Film ist ein wirkliches Highlight geworden.
Fincher hat hier hervorragende Regiearbeit geleistet und hätte dafür den Oscar mehr als verdient. Alles am Film ist einfach stimmig. Angefangen mit der Story, die nicht nur einen simplen Handlungsstrang aufweist, sondern zwei Stränge so verschachtelt, dass es immer interessant bleibt, aber auch nicht zu verwirrend inszeniert ist. Manchmal erinnert die Handlung und der ganze Film doch etwas an Forrest Gump, was nicht verwunderlich ist, wenn man weiß, dass für beide Filme der gleiche Drehbuchautor verantwortlich ist, nämlich Eric Roth. Die Figuren des Films sind liebevoll, vielschichtig und glaubwürdig gezeichnet.

Die Ausstattung ist detailreich und richtig toll. Die Schauspieler sind durchweg hervorragend. Die Maske und die Special Effects tun ihr übriges, um den Figuren zusätzlich zum schauspielerischen Ausdruck und Können noch ein realistisches Altern bzw. jünger werden zu ermöglichen.
Das alles wäre ja sehr schön, würde aber einen Film nicht wirklich zu etwas Herausragendem machen. Doch Finchers Inszenierung ist so grandios, dass wirklich alles bis ins kleinste Detail stimmt. Der Film pendelt zwischen dramatischen, traurigen, rührenden, märchenhaften und witzigen Sequenzen hin und her und schafft es, daraus ein grandioses Ganzes zu machen. Bis in die kleinsten Szene, Geste und Nebensätze achtet Fincher auf Feinheiten und Detailreichtum. Und wenn es nur das Augenrollen eines Darstellers ist, es verleiht dem Ganzen Tiefe, Stimmung und Glaubwürdigkeit.
Obwohl der Film drama- und romanzenlastig ist, gibt es sogar eine actionhaltige Sequenz im Film. Wobei ich reinen Action-Fans dringend vom Besuch von Der seltsame Fall des Benjamin Button abrate, denn diese werden sich mit Sicherheit langweilen, obwohl der Film, trotz seiner Länge von 2¾ Stunden, nie langweilig wird, sondern stets unterhaltend bleibt. Höchstens in der Mitte des Films schleichen sich ganz leichte Längen ein. Ansonsten bleiben beide Handlungsstränge durchgängig interessant.
Das einzige, was ich am Film negativ kritisieren muss, ist, dass ihm das letzte Quäntchen zum Klassiker fehlt, der letzte Pfiff sozusagen. Im Gegensatz zu Fight Club, hat es Fincher hier verpasst, den letzten Hauch Magie oder Originalität in den Film zu bringen. Trotzdem haben wir es hier mit einem grandiosen Film zu tun, der mit Sicherheit mindestens die Hälfte der 13 Oscars, für die er nominiert ist, auch verdient hat.

Fazit: Der seltsame Fall des Benjamin Button ist ein grandioses und mit liebevollem Detailreichtum inszeniertes Epos-Kino. Dramatisch, traurig, romantisch, lustig und einfach bezaubernd. Unbedingt ansehen! Da aber irgendwie der letzte Pfiff fehlt, gibt es von mir „nur“ 9 ½ von 10 Kolibris auf hoher See.

Sebastian Schwarz
01.02.2009

BILD Dir Deine Meinung!
Du kannst auf der abgebildeten Skala von 1-10 eine Wertung für diesen Film abgeben. Dabei steht 1 für extrem schlecht und 10 für extrem gut.
Bitte bedenke, dass 1 und 10 Extremnoten sind, die nur im äußersten Notfall vergeben werden sollten...

Schlechtester Film aller Zeiten31%
Mieserabel10%
Schwach7%
Hatte leichte Schwächen9%
Naja geht so7%
War okay6%
Gut3%
Sehr gut5%
Absolut hervorragend12%
Bester Film aller Zeiten5%

208 Stimmen
Schnitt: 4.3
cgi-vote script (c) corona, graphics and add. scripts (c) olasch

Leser-Kommentare:
Eric Draven (24.02.09): An sich wurde schon alles zu diesem Film gesagt.
Ich bin auf alle Fälle froh, dass ich es noch geschafft habe, den Film im Kino zu sehen. Ein sehr gut gemachter Film, gute Schauspieler (vor allem auch in den Nebenrollen) und eine abwechslungsreiche Story.
Sehr zu empfehlen!
7 von 10 "Der Herr gibt es und der Herr nimmt es".

Sandra Plich (22.02.09): Ich fand den Film sehr schön und sehr traurig - aber ich bin auch was Filme angeht sehr nah am Wasser gebaut. ;-) Ganz besonders das Ende fand ich sehr ergreifend. Der Film ist sentimental und spielt natürlich mit den Gefühlen des Zuschauers, aber so soll es bei so einem Film ja auch sein. Das Ambiente des Films hat mir sehr gut gefallen, ebenso wie die skurrile Geschichte. Die Erzählweise erinnert zudem sehr an "Forrest Gump", was ich auch sehr schön fand. Die Sequenz mit Tilda Swinton (sehe sie ebenfalls sehr gerne spielen) hat mir auch mit am Besten gefallen, was aber wohl auch daran liegt, das es die bodenständigste und irgendie realste Szenerie des Films ist. Die Chemie zwischen Pitt und Blanchett hat gestimmt und die Verjüngung war super gemacht, ebenso wie die Vergreisung. Warum Brad Pitt allerdings für einen Oscar nominiert wurde, fand ich auch sonderbar, das ist ja wie damals Russell Crowe mit "Gladiator". Naja, wir wissen ja, dass es bei den Oscars nicht um Talent geht. Vielleicht wollen sie auch nur ein schönes Zeitschriften-Cover, wo Brangelina zusammen ihre Oscars hochhalten! ;-) Fazit: Sehr guter Film, würde aber nicht nochmal reingehen, weil ich ihn einfach insgesamt zu traurig fand. 9 von 10 Was-wäre-passiert-wenn-Geschichten
hanse (13.02.09): Schade, aber richtig überzeugend fand ich den Film nicht.-Zu viele erzählerische Möglichkeiten blieben einfach ungenutzt und die Überlänge ist auch keine Plus, da der Film durchgehend episodisch aufgebaut ist, d.h. man hätte den Film recht einfach auf 90 min kürzen können, indem man ein paar Einzelsegmente weglässt, man hätte ihn aber auch auf die doppelte Länge bringen können, mit ein paar Zusatzepisoden + Figuren. Daraus folgt, dass die Erzählung in ihrem Ablauf nicht gerade zwingend ist. Die Vorlage ist eine Kurzgeschichte - und das aus gutem Grund. Was bleibt, sind schöne Bilder, glatt und durchästhetisiert,aber zumeist ohne Tiefe, die die Problematik ja leicht hergegeben hätte. Für mich bleibt Fincher hier deutlich hinter seinen Möglichkeiten und prdoziert einen etwas aufgeblasenen Familienfilm, der nett anzuschauen ist - mehr nicht. Und was bitteschön sollten Rahmen- und Binnenerzählung miteinander zu tun haben? Ich sehe das wirklich keinen zwingenden Grund diese Titanic-Erzählweise zu kopieren. SPOILER: (Die tolle Erkenntnis von Buttons Tochter lasse ich da mal nicht gelten; das war ja sowieso jedem klar.) Und wieso Brad Pitt für sein leidend-bedeutungsschwangeres Minenspiel à la Joe Black oscarnominiert ist, wird mir wohl für immer ein Geheimnis bleiben... 6 von 10 Tätowierungen auf dem Käpt'n
Christian (07.02.09): Der Film ist an sich gar nicht schlecht, wird aber wie ich finde bei weitem überbewertet. Die Story und die Erzählweise des Films wären wirklich etwas Neues, wenn es nicht so unerträglich viele Parallelen zu "Forrest Gump" geben würde. Um wirklich zu fesseln war die Lebensgeschichte von Benjamin Button im Gegensatz zu der von "Forrest Gump" auch nicht interessant genug. Brad Pitt liefert eine solide aber nicht hervorragende Leistung ab. Warum es dafür eine Oscar Nominierung gibt bleibt mir schleierhaft. Unter dem Strich bleibt für mich ein ordentlich gemachter Film, der aber die 13 Oscar Nominierungen in keinster Weise rechtfertigen kann.
Dominik (03.02.09): Rein technisch gesehen sicher ein sehr professioneller Film mit stimmigem Ambiente und eindrucksvollen Spezial-Effekten. Nur wenn die eigentliche Liebesgeschichte nicht richtig zündet, nützt die ganze tolle Ausstattung auch nicht viel. Ich frage mich, was genau der inhaltliche Gimmick mit dem Rückwärts-Altern eigentlich zur Geschichte beiträgt... einen Zugewinn an Dramatik bringt das nicht, im Gegenteil: die Liebesgeschichte wird für mich dadurch sehr abstrakt. Wenn Cate Blanchett den "greisen" Säugling im Arm hält, finde ich das weniger tragisch als "strange" (zudem sehr creepy: das Computer-verjüngte Starlet-Gesicht der Cate Blanchett-Figur- extrem verkünstelt). Insgesamt ein ordentlicher Film, aber der Handlungsstrang, der mich gepackt hat und der ruhig mehr Platz hätte einnehmen sollen, ist der mit Tilda Swinton in dem russischen Hotel der frühen vierziger Jahre. Das fühlte sich im Gegensatz zum Rest dann tatsächlich authentisch an. Tilda Swinton gibt für mich die beste Performance des Films, aber nominiert werden andere...das ist nun wirklich "seltsam"! Von mir gibt es ordentliche 7 von 10 Verjüngungskuren!
Name:
Email (freiwillig):
Kommentar:
Sicherheitscode:
Code Eingabe:
Fühl dich frei, hier deine eigene, persönliche Meinung zu schreiben. Allerdings behalten wir uns vor, Beiträge zu entfernen, in denen andere User oder die Kritiker beleidigt werden. Wir bevorzugen neue Rechtschreibung mit Groß/Kleinschreibung. ;-)
Für die bessere Lesbarkeit sind die HTML-Tags <b> <i> <a> und <br> erlaubt.

© Augenblick! 2009