Originaltitel: Slumdog Millionaire; Deutschlandstart: 19.03.2009 (Prokino); Regie: Danny Boyle, Loveleen Tandan; Produktion: Christian Colson, François Ivernel u.a.; Drehbuch: Simon Beaufoy nach dem Roman von Vikas Swarup; Musik: A.R. Rahman; Kamera: Anthony Dod Mantle; Schnitt: Chris Dickens mit Dev Patel (Jamal K. Malik), Anil Kapoor (Prem Kumar), Saurabh Shukla (Sergeant Srinivas), Rajendranath Zutshi (Direktor), Freida Pinto (Latika), Irrfan Khan (Polizeiinspektor), Azharuddin Mohammed Ismail (Junger Salim), Ayush Mahesh Khedekar (Junger Jamal), Sunil Kumar Agrawal (Mr Chi), Mahesh Manjrekar (Javed), Sanchita Choudhary (Jamals Mutter), Himanshu Tyagi (Mr Nanda), Rubiana Ali (Junge Latika), Tanay Chheda (Mittelalter Jamal), Ashutosh Lobo Gajiwala (Mittelalter Salim), Tanvi Ganesh Lonkar (Mittelalte Latika), Madhur Mittal (Salim) u.a. |
|
|
Das war mal unser Slum. Kann man sich kaum vorstellen, häh? Da drüben haben wir gehaust, Mann. Jetzt sind das alles Bürohäuser. Indien ist jetzt im Zentrum des weltweiten Hypes. Und ich bin im Zentrum vom Zentrum. - Salim zeigt seinem Bruder Jamal das neue Mumbai. Slumdog Millionär wurde bei der diesjährigen Oscar-Verleihung mit acht Auszeichnungen prämiert, unter anderem als bester Film des Jahres. Plot:
Der achtzehnjährige Jamal (Dev Patel) ist als Kandidat der indischen
Show „Who wants to be a Millionaire?“ nur noch eine Frage
vom Millionengewinn entfernt. Grund genug für den misstrauischen
Moderator (in Indien ein Superstar: Anil Kapoor), ihn an die Polizei
auszuliefern. Wie anders als durch Betrug hätte der ungebildete
Junge aus den Slums von Mumbai schon so weit kommen können?
|
Kritik:
Slumdog Millionär ist nicht
nur ein filmisches Pop Art-Kunstwerk, sondern zugleich ein Triumph der
Form über den Inhalt. Tatsächlich erzählt der Film eine
klassische Version der bekannten Aufsteiger-Story vom Bettler zum Millionär,
wenn auch in den exotischen Großstadt-Moloch Mumbai verlegt. Die
Geschichte selbst ist einigermaßen vorhersehbar und zudem angereichert
mit einigen Unglaubwürdigkeiten und recht stereotypischen Figuren:
Während Jamal den aufrechten Helden verkörpert, sind die Gangster
auf der anderen Seite Schurken par excellence, fernab charakterlicher
Schattierungen. Im Grunde fällt das alles aber nicht weiter ins
Gewicht, denn Slumdog Millionär ist im Herzen ein romantisches
Märchen, das jeden mitreißt, der sich darauf einlässt.
Bisweilen jedoch bricht die triste Realität seines widersprüchlichen
Schauplatzes in krasser Unmittelbarkeit in das bunte Treiben hinein:
Armut, Ausbeutung, körperliche Gewalt, Kinderprostitution und Folter
sind grausame Versatzstücke, die man in einem konventionellen Liebesmärchen
nicht erwarten würde, die sich jedoch bemerkenswert bruchlos in
die vielschichtige Gesamtstimmung des Films einpassen – ein künstlerisches
Bravourstück, bedenkt man, wie schief das Konzept hätte laufen
können. Fazit: Poppig-modernes Liebesmärchen, brillant in Szene gesetzt und ansteckend in seiner Vitalität: 9 von 10 spontane Tanzeinlagen auf dem Bahnhof! |
Dominik
Rose 23.03.2009 |
Leser-Kommentare: |
---|
Nikolas (27.04.09): Ich stimme Olaf zu, dass Slumdog in vielerlei Hinsicht an City of God erinnert, ich würde ihn mal grob als den kleinen Hollywood-Bruder einstufen. Weniger nüchterne Realität und Gewalt, viel mehr Hollywood-Märchen. Trotz aller Klischees, Stereotypen und naja-Momenten alles in allem eben doch gut gemacht, kann man nicht anders sagen. Nur zum Ende hin, so die letzten 10 Minuten, brach dann der Kitsch über dem Film ein, wurde gar nichts mehr ausgelassen. Aber mein Gott, ist eben ein Märchen und mehr will es auch nciht sein, alles verkraftbar. Und schön, dass auch noch eine obligatorische Tanzszene mit eingebaut wurde. Nicht der Riesenhit aber ein durchaus sehenswerter Film! 8 von 10 verfluchten Göttern |
Eric Draven (27.03.09): Slumdog Millionär ist eine interessante, wenn auch vielleicht schon öfters gehörte, Geschichte, verpackt in eine wunderbare Erzählform. Viele kleine Kurzgeschichten summieren sich zum Ende hin zu einem modernen Märchen - und die 120 Minuten vergehen wie im Flug. Wen interessieren da schon so Kleinigkeiten wie (von Olaf bereits erwähnt), dass die ganze Geschichte nur funktioniert, weil WWM in Indien anscheinend "live" gesendet wird... Ich gebe überragende 9 von 10 blinden, singenden Kindern, die das Doppelte bringen. |
Olaf (23.03.09): Für mich war Slumdog Millionär eine Art indisches City of God. Mit deutlich weniger Gewalt, aber mit ähnlichen Hoffnungslosigkeiten. - Den stärksten Unterschied sieht man natürlich am Ende, wo die Bollywood-Tanzszene mehr als deutlich macht, dass es sich um ein Märchen handelt. Dem Korinthenkacker in mir ist natürlich sauer aufgestoßen, dass "Wer wird Millinär?" sicher auch in Indien nicht live gesendet wird. 8 von 10 Aushilfsköche. |