Originaltitel: Un prophète; Deutschlandstart: 11.03.2010 (Sony Pictures); Regie: Jacques Audiard; Produktion: Lauranne Bourrachot, Martine Cassinelli u.a.; Drehbuch: Thomas Bidegain, Jacques Audiard; Musik: Alexandre Desplat; Kamera: Stéphane Fontaine; Schnitt: Stéphane Fontaine mit Tahar Rahim (Malik El Djebena), Niels Arestrup (César Luciani), Adel Bencherif (Ryad), Hichem Yacoubi (Reyeb), Reda Kateb (Jordi), Jean-Philippe Ricci (Vettori), Gilles Cohen (Prof), Antoine Basler (Pilicci), Leïla Bekhti (Djamila), Pierre Leccia (Sampierro), Foued Nassah (Antaro), Jean-Emmanuel Pagni (Santi), Frédéric Graziani (Chef de détention), Slimane Dazi (Lattrache), Rabah Loucif (L'avocat de Malik) u.a. |
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Ein Prophet wurde beim Filmfestival in Cannes 2009 mit dem „Großen Preis der Jury“ ausgezeichnet und erhielt zudem neun Césars, unter anderem als bester französischer Film des Jahres und für den besten Hauptdarsteller Tahar Rahim. Plot:
Als der 19-jährige Malik (grandios: Tahar Rahim) ins Gefängnis
eingeliefert wird, wo er eine sechsjährige Haft verbüßen
muss, ist er allein und verstört. Welches Verbrechen er begangen
hat oder ob er womöglich unschuldig ist, wird nicht erzählt.
Über seine Vergangenheit erfahren wir nur so viel, wie uns die
vielen Narben auf seinem Rücken verraten. Innerhalb der brutalen
Gefängniswelt, die nach ihren eigenen Regeln und Riten funktioniert,
ist er zumindest ein leichtes Opfer, da er für sich allein steht,
ohne Anschluss zu einer der verschworenen Gruppen und Banden. Als der
mächtige Unterwelt-Boss Cesar Luciani (Niels Arestrup), der mit
seinem korsischen Gangster-Mob das Knastleben kontrolliert, auf den
Neuling aufmerksam wird, ist das für Malik Segen und Fluch zugleich.
Zwar stellt César dem jungen Araber seinen Schutz in Aussicht,
dafür muss dieser jedoch einen arabischen Mithäftling namens
Reyeb (Hichem Yacoubi) ausschalten, der im Begriff ist, in einem Mafia-Prozess
als Kronzeuge auszusagen. Kritik:
Dass Regisseur
Jacques Audiard seinen neuen Film als eine Art „Anti-Scarface“
bezeichnet hat, ist leicht nachvollziehbar: Schmucklos und authentisch
in seiner Inszenierung, hat Ein Prophet nichts mit der schillernd-exzentrischen
Mafiawelt aus Brian de Palmas Scarface-Remake gemein, auf das
sich Audiard bezieht. Seine Hauptfigur ist zudem kein Psychopath wie
Pacinos Joe Montana, sondern vielmehr ein Sympathieträger –
wodurch die moralischen Implikationen des Films auch erst wirksam werden.
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Das
liegt zum einen an der brillant-lakonischen Inszenierung, aus der nicht
zuletzt die meisterhaft klaustrophobische Kameraarbeit hervorsticht,
die das trostlose Knast-Dasein in kalte Farben taucht, und zum anderen
an den großartigen Darstellern. Niels Arestrup spielt den kaltblütigen
César mit furchterregender Präsenz, während Newcomer
Tahar Rahim mit nuanciertem Understatement perfekt den nach außen
hin verschlossenen Malik verkörpert, der seine Gefühle und
Gedanken hinter einem Pokerface verbergen muss, wenn er überleben
will. Es sind die kleinen Details und Gesten, das anfängliche Wegducken
vor der Bedrohung, das spätere Kalkül des zunehmend kaltblütigen
Aufsteigers, die Rahims Performance so überzeugend machen. Der
Vergleich mit Al Pacino, und zwar in dessen Rolle als Michael Corleone
im ersten Teil des Paten, liegt nicht nur aufgrund der charismatischen
Ausstrahlung Rahims nahe: die korrumpierende Verlockung der Macht, die
die harmlosen Grünschnabel Malik und Michael in skrupellose Gangster
verwandelt. Fazit: Der beste Film des Jahres und ein zukünftiger Genre-Klassiker – 10 von 10 Zähnen im Gesicht des Haifischs! |
Dominik
Rose 14.03.2010 |
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