Surrogates - Mein zweites Ich
SF / Thriller, USA 2009, 88 Minuten, ab 12
Originaltitel: Surrogates; Deutschlandstart: 21.01.2010 (Disney); Regie: Jonathan Mostow; Produktion:Elizabeth Banks, Max Handelman u.a.; Drehbuch: Michael Ferris, John D. Brancato; Musik: Richard Marvin; Kamera: Oliver Wood; Schnitt: Kevin Stitt

mit Bruce Willis (Tom Greer), Radha Mitchell (Peters), Rosamund Pike (Maggie), Boris Kodjoe (Stone), James Francis Ginty (Canter Surrogate), James Cromwell (Älterer Canter), Ving Rhames (Der Prophet), Jack Noseworthy (Strickland), Devin Ratray (Bobby), Michael Cudlitz (Colonel Brendon), Jeffrey De Serrano (Armando), Helena Mattsson (JJ) u.a.

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Surrogates vereinen die Ausdauer einer Maschine mit der Anmut und Schönheit des menschlichen Körpers - und machen Ihr Leben sicherer und besser. - Ein Werbespot für Surrogates.

Plot: In gar nicht allzu ferner Zukunft hat sich eine neue Art der menschlichen Interaktion durchgesetzt. Man geht nicht mehr selbst auf die Straße, man nutzt Surrogates dafür. Surrogates sind Roboter, die über eine Interface-Liege allein durch die Gedanken der wirklichen Person ferngesteuert werden. Damit sind alle Möglichkeiten der virtuellen Realität plötzlich, tja, real geworden. Den offensichtlichen Nachteil, dass niemand mehr wirklich weiß, mit wem er es in seinem Gegenüber zu tun hat, nehmen alle Menschen in Kauf und leben so fast ausschließlich in ihren Wohnungen. Alle Menschen? Nein, nicht alle, denn eine kleine Gruppe Virtualitätsverweigerer, die sich die Koalition der Menschen nennt, oder auch "The Dread", lebt in surrogate-freien Reservaten. Angeführt von ihrem Propheten wehren sie sich gegen die Invasion des Inhumanen.
Und dann scheinen all ihre Befürchtungen - oder Hoffnungen? - bestätigt zu werden, als ein unbekannter Mörder einen der Surrogates des Erfinders dieser Ersatzpersonen mit einer Waffe zerstört, die so auch den steuernden Menschen tötet. Aber diesmal war der Sohn des Erfinders in diesem Körper. Der FBI-Agent Tom Greer (Bruce Willis) wird auf den Fall angesetzt. Doch als er selbst seinen Roboterkörper bei einer Verfolgung verliert, muss er feststellen, dass viel mehr hinter der Sache steckt als ein einfacher Mord, und dass er sich selbst auch erst neu finden muss, bevor er diesen größten Betrug an der Menschheit aufdecken kann.

Kritik: Irgendwo habe ich über diesen Film gelesen, dass es ein neuer Bladerunner sein soll. Was für ein Quatsch. Surrogates hat ungefähr so viel mit Bladerunner gemeinsam wie Indiana Jones mit Die Hard - es gibt gleichviele Folgen und die Helden sehen immer aus wie durch die Mangel gedreht. Aber wenn man bei Bladerunner eigentlich gerne eine Fortsetzung gesehen hätte, kann man bei Surrogates wohl gut darauf verzichten. Aber der Reihe nach.
Surrogates ist eine (scheinbar) heile Welt, kaum noch Kriminalität und nicht einmal die amerikanischen "Jungs" müssen im Krieg sterben, sie führen wirkliche Stellvertreterkriege. Doch sobald man hinter die Fassaden der Roboter schaut, sieht man die Abgründe der Vereinsamung der Menschen. Eigentlich eine gute Idee, aber das ist hier so überzogen dargestellt, dass es schon weh tut. Die erste "sexy Braut" des Films stellt sich bereits als abgewrackter, dicker Kerl heraus.

Dass er nicht auch noch in einer Bruchbude haust, ist auch alles. Genauso sind alle menschlichen Operatoren immer irgendwie fertig, unrasiert, ungepflegt, in finsteren Zimmern und niemals lächelnd. Etwas zu überzeichnet für meinen Geschmack. Ähnlich die andere Seite. Es gibt nur schöne Surrogates. Egal wo der Film auch spielt, die Stellvertreter sind ausnahmslos gleich schön. Das ist schlicht zu viel des Guten.
Die Schauspieler verkörpern diese mechanischen Puppen allerdings wiederum sehr gut. Sie gehen alle etwas steif, zeigen wenig Ausdruck (ok, das fällt Bruce vielleicht nicht sonderlich schwer, sorry) und verhalten sich wie in einem Anzug, der nicht richtig passt. Allerdings ist es dadurch kaum möglich, irgendeine schauspielerische Leistung sonderlich hervorzuheben. Nicht einmal die von Willis, der ja die meiste Zeit als Mensch herumläuft. Denn dann ist er eigentlich auch nur in altbewährter Stehauf-Männchen Manier unterwegs.
Genausowenig kommt seine Frau Maggie (Rosamund Pike) zur Geltung, auch wenn sie aus der ebenfalls zu kurz kommenden Rahmengeschichte des verstorbenen Sohns mehr hätte herausholen können. So wirkt ihre Realitätsflucht zu flach, ihre Selbstverachtung wenig überzeugend und ihre schlussendliche Selbstfindung nicht glaubhaft.
<SPOILER>Die Geschichte ist ganz nett, aber mehr auch nicht. Im Endeffekt ist es doch nur ein Einzelgänger, der eine erschütternde Tat plant. Kein weltumfassendes Komplott, keine umgekrempelte Gesellschaft, nur eine Person, die ihren eigenen Fehler rückgängig machen möchte. Das gibt nicht genug her, um eine spannende Atmosphäre aufzubauen. Ob es daran lag, dass der Film nur 89 Minuten lang geworden ist?</SPOILER>
Um nun den Kreis wieder zu schließen: All das, was Bladerunner ausmachte, die düsteren Bilder einer Zukunft, die nicht unwahrscheinlich ist aber doch erschreckend, in der wenig Hoffnung herrscht und jeder seine Menschlichkeit hinterfragen muss, fehlt hier komplett. Für die meisten Menschen wäre die Welt der Surrogates keine erschreckende Zukunft, sondern ein Wunschtraum. Deshalb kommt die erschreckende Erkenntnis, wie falsch die Idee der Stellvertreter ist, nur mit dem Hammer rüber, aber keinesfalls kunstvoll subtil.

Fazit: Eine nicht einmal abendfüllende Unterhaltung für zwischendurch ohne Tiefgang, aber mit einem witzigen, wenn auch nicht sehr überraschenden Effekt am Ende. Kann man anschauen, muss man nicht. Daher hier nur 5 von 10 zu groß geratene Star Trek Phaser zum Surrogate Grillen.

Markus Holtmanns
22.01.2010

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460 Stimmen
Schnitt: 4.8
cgi-vote script (c) corona, graphics and add. scripts (c) olasch

Leser-Kommentare:
Nikolas (05.02.10): Gott, was für ein langweiliger Film! Quasi nen uninspirierter Abklatsch von I Robot. Spätestens wenn klar wird, dass jeder in jeden Körper schlüpfen kann, ist der Witz völlig raus. Klassischer Fall von "6, setzen!" 3 von 10 elektronische Drogen
Markus (22.01.10): Sorry fuer den Spoiler!
Ach, man hätte noch so viel mehr aus dem Film machen können. Sehr nett auch was Herr Höltgen so alle in den Film reininterpretiert. Wenn er wirklich so gewesen wäre, wie hier: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31875/1.html beschrieben, dann hätte ich sicher eine 7 bis 8 vergeben können. Aber es wird halt immer elles nur angekratzt. Was mir so im Nachhinein aufgefallen ist un d mich wohl am meisten stört ist, dass die "Dreads" so simpel, fast dumm dargestellt werden. Leben wie Quaker und metzeln Maschinen nieder, sobald sie sie sehen. Mehr wird eigentlich nicht ueber sie gesagt. Nenene, der Film wird auch nach weiterem Nachdenken nicht besser.

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