Originaltitel: Only God Forgives; Deutschlandstart: 18.07.2013 (Tiberius Film / 24 Bilder); Regie: Nicolas Winding Refn; Produktion: Sidonie Dumas, Ryan Gosling u.a.; Drehbuch: Nicolas Winding Refn; Musik: Cliff Martinez; Kamera: Larry Smith; Schnitt: Matthew Newman mit Ryan Gosling (Julian), Kristin Scott Thomas (Crystal), Vithaya Pansringarm (Chang), Gordon Brown (Gordon), Yayaying Rhatha Phongam (Mai), Tom Burke (Billy), Sahajak Boonthanakit (Kim), Pitchawat Petchayahon (Phaiban), Charlie Ruedpokanon (Daeng), Kovit Wattanakul (Choi Yan Lee), Wannisa Peungpa (Kanita), Narucha Chaimareung (Papa San), Wittchuta Watjanarat (Ma Fong), Nophand Boonyai (Charlie Ling ) u.a. |
|
|
Hast du mich vermisst? Komm her! Ich hab dich so vermisst. Hast du den Kerl erwischt? Wie hast du ihn umgebracht? - Ich hab ihn laufen lassen. - Schließ die Tür! ... HAST DU VÖLLIG DEN VERSTAND VERLOREN? So ein Wichser tötet deinen Bruder, und du lässt ihn laufen? - Es ist komplizierter als du denkst, Mutter. - Was soll das bedeuten? - Billy hat ein 16-jähriges Mädchen vergewaltigt und getötet. - Ich bin sicher, er hatte seine Gründe. - Julian trifft mit seiner Mutter zusammen. Plot:
Julian (Ryan Gosling) betreibt gemeinsam mit
seinem Bruder Billy (Tom Burke) einen zwielichtigen Thaibox-Club in
Bangkok. Als Billy eine 16-jährige Prostituierte ermordet und im
Gegenzug von deren Vater totgeprügelt wird, reist die zornentbrannte
Crystal (Kristin Scott Thomas), Billys und Julians Mutter, aus den Staaten
an, um ihren Lieblingssohn zu rächen. Nachdem sich Julian als zu
weich erwiesen und den Mörder seines Bruders laufen gelassen hat
(„Die Dinge sind komplex. Er hat ein 16-jähriges Mädchen
vergewaltigt und getötet“), nutzt Crystal („Er wird
seine Gründe gehabt haben!“) ihre Kontakte als Drogenclan-Chefin
und heuert einen Auftragskiller an, der den bereits armamputierten Mann
endgültig zur Strecke bringt. Kritik:
Keine Frage, Only God Forgives will gefallen,
und dafür legt sich das blutige Rachedrama des dänischen Regisseurs
Nicolas Winding Refn (Drive) auch mächtig ins Zeug: superstylishe,
mit rotem Filter überzogene Bilder, tranceartige Slow Motions,
eine effektvoll wabernde Hintergrundmusik, mit heiligem Pathos zelebrierte
Gewaltphantasien. Dazu – um den Coolness-Faktor für die Cineasten
noch mit ordentlich Symbolik und ein paar mythischen Verweisen aufzupeppen
– ein paar rätselhafte Traumsequenzen, symbolträchtig
ins Bild gestreckte Hände (und zwar immer wieder, und dazu in Zeitlupe,
damit das Motiv auch wirklich klar wird), eine ödipal belastete
Mutter-Sohn-Beziehung (allerdings derart plakativ in Szene gesetzt,
dass es schon unfreiwillig komisch wirkt) und dergleichen Versatzstücke
mehr – fertig ist der nächste Arthouse-Kultfilm. |
Was
allerdings bei all der manischen Akribie um die Ästhetik des Films
deutlich zu kurz kommt, sind solch lästige Nebensächlichkeiten
wie eine ausgefeilte Dramaturgie, Suspense oder nachvollziehbare Charaktere.
Selbst wenn man dem Regisseur zugute hält, dass er eben keinen
konventionellen, handlungsorientierten Thriller drehen wollte, bleibt
doch der ideologische Überbau des Films, seine krude Reflektion
über archaische Gewalt, pervertierte Sexualität und was auch
immer man hinein projizieren möchte ernüchternd unausgegoren
und banal. Ryan Gosling Schauspiel, minimiert auf die Kultivierung eines
einzigen mimischen Ausdrucks – und zwar den gesamten Film über
– , wirkt dabei wie ein Spiegelbild der Inszenierung. Egal, ob
er von seiner Callgirl-Freundin an den Stuhl gefesselt wird, von der
Ermordung seines Bruders erfährt, von der Mutter gedemütigt
wird („Dein Bruder hatte einen größeren Schwanz als
du!“), der getöteten Mutter andächtig in den Eingeweiden
herumfingert (aha, Freud, Regressionswunsch!) oder zum x-ten Mal irgendwelchen
alptraumhaften Korridoren entlang blickt. Assoziationen an den coolen
Humphrey Bogart oder Alain Delons „eiskalten Engel“ liegen
natürlich nahe, aber das hilft letztlich auch nicht weiter: Goslings
ausdruckslose Hauptfigur lässt einen nach einer Weile nur noch
kalt. Fazit: Von der eigenen Style-Besessenheit narkotisierter Rachethriller, in dem allein Kristin Scott Thomas als perverse Mutti punktet: 4 von 10 bedeutungsschwangere Blicke den Korridor entlang! |
Dominik
Rose 20.07.2013 |
Leser-Kommentare: |
---|
Noch keine Kommentare vorhanden. |