Lost Highway


Psychedelischer Thriller, USA 1997, 135 min, ab 16
Originaltitel: Lost Highway, Regie: David Lynch
mit Bill Pullman (Fred Madison), Patricia Arquette (Renee Madison/Alice Wakefield), Balthazar Getty (Pete Dayton), Robert Blake (Mystery Man), Natasha Wagner (Sheila), Robert Loggia (Mr. Eddy/Dick Laurent), Gary Busey (Bill Dayton), u.a.
Eintrag in der Cardiff Filmdatenbank
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RAMMSTEIN

Zum Inhalt: Der exzentrische Saxophonist Fred Madison und seine Frau scheinen einen Albtraum zu erleben. Ein Unbekannter deponiert Videobänder vor ihrer Tür, zunächst nur mit Aussenaufnahmen Ihres Hauses, später aber mit Aufnahmen aus ihrem Schlafzimmer. Auf dem letzten Video sieht Fred die Ermordung seiner Frau. Als einziger Tatverdächtiger wird Fred verhaftet und endet in der Todeszelle.
In der Zelle mutiert Fred zu einer anderen Person, einem jungen Automechaniker, der nach seiner Freilassung in einen wilden Strudel von Erlebnissen gezogen wird. Er trifft den Gangsterboss Dick Laurent und beginnt eine leidenschaftliche Affäre mit dessen Geliebter, einem Pornostar. Als die beiden beschliessen sich des Gangsterbosses zu entledigen und zusammen zu fliehen findet die Geschichte ihren mystischen und spektakulären Höhepunkt.

Kritik!? Viele haben lange auf ein neues opulentes Werk von Lynch gewartet - und um es vorwegzunehmen: Das warten hat sich gelohnt. Lynch's Stil entfaltet auf der grossen Leinwand noch mehr Wirkung als in den Fernsehformaten denen er sich zuvor gewidmet hatte. Befreit von der Enge bietet Lynch all die mystischen und mysteriösen Effekte die seinen Stil ausmachen in neuer Tiefe. Lange Kamerafahrten, grosse totale Einstellungen, langsames Eintauchen in mysteriöse Schattenrisse - aber dazwischen immer wieder schnelle Schnitte, Zeitlupen, rückwährtslaufende Sequenzen und andere Elemente der Videoschnitt-Kultur.

Immer wieder greift Lynch auf starke, doppelt besetzte Symbolik zurück (so erscheint der Todesbote in Form eines aschfahlen Mannes mit aufgerissenen Augen (mit einem Handy als Attribut der neuen Zeit)) und gerade das dürfte für viele der grösste Kritikpunkt sein, da viel der Symbolik auch schon in anderen (weit schlechtern Werken) genügend verheizt wurde.
Die Story selbst bewegt sich vom Genre des Thriller und Horrorfilms bis zum klassischen Film-Noir Setup, durch dass der Held in James Dean Manier mit einer Harley brettert. Die absurde Darstellung der Gewalt lässt Anleihen beim Klassiker Pulp Fiction erkennen. Doch trotz der absurden Irrungen und Wandlungen der Geschichte hält Lynch die Zügel immer fest in der Hand und sorgt durch verschiedene, immer wiederkehrende Motive dafür, daß die Geschichte nie den Fokus verliert und wie eine apokalyptische Spirale dem furiosen Höhepunkt entgegentaumelt.
Um es mit den Worten eines anderen Kritikers zu sagen: Lynch ist ein Zauberer - und Zaubertricks werden nicht verraten.
Also kann auch ich nur jedem empfehlen sich Lynch's Zauberschau zu betrachten. Besondere Beachtung sollte man der Musik von Rammstein und auch der offiziellen Website des Films widmen. Sie bietet zwar keinerlei Inhalt, aber dafür ein wirres Kaleidoskop an Bildern und Zitaten aus dem Film, welche die Grundstimmung des ganzen ganz gut wiedergeben.

Fazit: Sicherlich einer der Filmhöhepunkte 97. 9 von 10 Implosionen

Stephan Ilaender


© Augenblick! 1997