Cineplex - Das 1.Mal

Endlich ist es soweit. Wie versprochen öffnen die Kinos in der Westernstraße nach einigen wenigen Wochen - ich glaube es waren 50 - wieder ihre Tore. Und so stehen wir nun um kurz nach 20.00 Uhr vor der Kasse des neuen Kinocenters. Wie erwartet hat sich schon eine längere Schlange gebildet. Doch nur schleppend geht es voran. - Warum? - Undeutlich kann man in der Ferne erkennen, wie an der Kasse bei jedem neuen Gast eine längere Diskussion entsteht. - Ist der Preis etwa Verhandlungssache? - Frohgemut geht es im Gänsemarsch nach vorn. Langsam aber sicher erreichen wir nach einer viertel Stunde das schwer gepanzerte Kassenhäuschen. - Aha, ja klar, bei acht Kinos kommt schon Geld zusammen. - In der Kabine befinden sich drei Personen, die sich um ein Computerterminal scharren. - Nanu? - Plötzlich sind wir dran. "Hallo. Ich hatte vorbestellt. Auf den Namen Scheel." Die Kassiererin bewegt ihre Finger hektisch über einen Touchscreen. "Scheel gibt's hier nicht. In welchen Film wollen sie denn?" - "Blues Brothers 2000! 2 Karten, Sperrsitz." - "Haben Sie eine MovieCard?" - "Nein! Gibt's damit in den anderen Sälen auch Ermäßigung?" - "Sie müssen lauter sprechen!" - Ja stimmt, das Mikro auf unserer Seite des Panzerglases ist ja auch auf Bauchrednerhöhe angebracht. - Nach einigen vergeblichen Kommunikationsversuchen wendet sich die Kassiererin wieder ihrem Monitor zu, hangelt sich durch Unmengen Untermenüs und schließlich werden auch zwei Karten ausgedruckt. - Die Software ein ProPra-Produkt? - Wir nehmen die an den falschen Stellen schief bedruckten Karten und gehen nach oben.

Die Treppe schlängelt sich rund um einen halbfertigen Fahrstuhl. Auch der Dreck auf der Treppe macht unmißverständlich klar, daß wir uns auf einer Baustelle befinden. Die erste Etage ist praktisch wie früher aufgeteilt. Edles Granit und Beton bestimmen die Atmosphäre. Im Foyer gibt es die üblichen Getränke und Popcorn zu kaufen. Höher hinauf geht's noch nicht - gesperrt. Wir stellen uns lässig an die Wand und warten. Überfüllt ist es nicht, keine Besonderheit macht die heutige Eröffnung deutlich. Herr Renneke rennt hektisch in der Gegend herum und organisiert noch irgendwelche Dinge. Von den oberen Etagen steigt ein Fernsehteam herab. - Drittes? Offener Kanal? - Die sehr hübsche und sehr blonde Moderatorin entschwebt. Sofort fangen die beiden Kameramänner an zu lästern. - Hmm, wird bestimmt ein guter Bericht! - Der Chef zerreißt unsere Karten, wir können rein.

Auf dem Weg zu den numerierten Plätzen wird das ganze Versagen des Kassensystems deutlich. Wir sind die Ersten, die Karten gekauft haben, dies bedeutet: 1. Reihe ganz links. - Äääähh!!! - Gemeinsam mit den anderen aus unserer Reihe beschließen wir den kollektiven Aufstand und erklären die Reihen 5-10 zur Reihe 1. Wir setzen uns auf die sehr komfortablen neuen Klappsitze. Der Fußraum ist ok, jeder hat einen eigenen Flaschenhalter. Die Gestaltung des Raumes ist sehr gelungen, edles Blau und Designerlampen an den Wänden. Ein schwerer Vorhang verhüllt die Leinwand. Wir warten! Irgendwann geht unmotiviert Musik an. Später öffnet sich der Vorhang. Weiter passiert nichts! Herr Renneke kommt hereingelaufen und erklärt uns, daß die Kasse aus Versehen verkehrt herum gebucht hat. - Heißt das, daß die Ersten jetzt immer automatisch hinten rechts sitzen müssen? - Dann geht plötzlich der Vorhang wieder zu, die Musik aus. Erneutes Warten... Endlich beginnt die Vorstellung. Der Ton ist wie es sich gehört ganz ordentlich, von Surround aber keine Spur... Und der Film war leider schlecht.

Naja, beim nächsten Mal wird sicher alles besser!


27.06.98

Augenblick! 1998