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Tonsysteme
Die Filmtechnik
war schon immer ein wichtiger Faktor für die Entwicklung der Filmästhetik.
Seit einigen Jahren wird der "Gute Ton" immer entscheidender für
das Kinoerlebnis. Die Vielzahl der unterschiedlichen Tonsysteme wird
dabei immer verwirrender: Lichtton vs. Magnetton, Digital vs. Analog,
THX, SDDS usw. Dieser Artikel soll ein wenig Klarheit verschaffen.
[Dolby Stereo] [Dolby
Digital] [dts] [SDDS] [THX]
Dolby
Stereo - auch Dolby A genannt - ist das heute gebräuchlichste
Tonsystem. Es entstand Mitte der 70er Jahre als Weiterentwicklung des
aus der Tonbandtechnik bekannten Rauschunterdrückungsverfahren.
Der Ton ist dabei auf dem Filmstreifen neben dem eigentlichen Bild als
Lichttonspur (Analogton) untergebracht. Die vier separat aufgenommenen
Kanäle (Front links, center, rechts, Effektkanal) werden dabei durch
einen Matrix-Encoder auf zwei Kanäle reduziert. Für die 4-Kanal-Wiedergabe
wird dann ein spezieller Prozessor benötigt.
Dolby A bekam 1988 einen Bruder:
Dolby Spectral Recording. Um Verzerrungen bei sehr hohen und sehr tiefen
Tönen zu reduzieren wurde der Frequenzgang optimiert. Der Rauschpegel
wurde soweit reduziert, daß er unterhalb des akustischen Geräuschpegels
liegt. Eine entsprechende Anlage ist Voraussetzung für die Wiedergabe.

Mit dem Film "Stalingrad" wurde am 21.01.93 hierzulande eine neue Kinoton-Ära
eingeläutet. Er war der erste Film mit Digitalton. ("Batman Returns"
war international der erste.) Seitdem dringen immer mehr digitale Formate
in die Kinos vor. Welches System sich am Ende durchsetzen wird, ist nicht
abzusehen. Zum Glück ist es möglich, daß eine Filmkopie
die Informationen für mehrere digitale Tonformate gleichzeitig enthält.
Dolby
Digital kam 1994 auf den Markt. Es gewährleistet höchst mögliche
Kompatibilität zu vorhandenen Dolby SR-Systemen, da sich der analoge
Lichtton an der gewohnten Stelle auf der Kopie befindet. Der digitale
Ton wird in Blöcken zwischen den Perforationslöchern kodiert.
Der Ton befindet sich dabei zwar an der mechanisch am stärksten beanspruchten
Stelle, Versuche von Dolby haben aber gezeigt, daß kleine Beschädigungen
selbst nach 1000 Durchläufen meist noch unterhalb der Hörschwelle
liegen. Bei stark beschädigter Perforation steht der Dolby SR-Ton
als Fallback-System zur Verfügung.
Die Robustheit des Systems wird vom Hersteller Dolby
auf die niedrige Aufzeichnungsdichte durch das verwendete AC-3 Komprimierungsverfahren
zurückgeführt. Jeder Kanal wird dabei auf ein Sechstel seiner
ursprünglichen Größe - also auf eine Bitrate von ca. 320
kbit/s (CD 1,41 Mbit/s) - reduziert. Dies gestattet es nun die 6 diskreten
Tonkanäle (Front links, center, rechts, Effekt links, rechts, Subwoofer)
zu einem gemeinsamen Datenstrom zusammenzufassen. Anfang 1996 waren weltweit
über 4000 Leinwände mit Dolby Digital ausgerüstet.
"Jurassic
Park" war bei seinem Deutschlandstart am 2.9.93 der erste Film, der
das von Universal und Matsushita entwickelte DTS-System
verwendete. Dieses System beruht auf unterschiedlichen Datenträgern
für Bild und Ton. Auf der Filmkopie befindet sich zwischen dem analogen
Lichtton und dem Bild lediglich ein 80bit Timecode, der zwei CD-Laufwerke
zu jedem einzelnen Bild synchronisiert. Das Unterformat DTS-6 bietet 6
diskrete Kanäle (Front links, center, rechts, Effekt links, rechts,
Subwoofer). Da das System keine aufwendige Fehlerkorrektur wegen mechanischer
Beanspruchung benötigt, kommt es mit einer niedrigeren 4:1 Datenkompression
aus. Der Vorteil des Systems ist, daß es möglich wird, mit
nur 2 zusätzlichen CDs ohne andere Filmkopie mal zwischendurch eine
Originalfassung zu spielen. Besonders sensible Gemüter bilden sich
aber ein, daß es häufiger zu Zeitverschiebungen von Ton und
Bild kommt. Aufgrund seines niedrigen Anschaffungspreises ist es mit ca.
6000 Installationen (Anfang 96) stärker verbreitet als Dolby Digital.

Sony, die japanische Mutter der Columbia, hat bereits
1993 mit dem Film "Last Action Hero" ihr eigenes digitales Tonsystem SDDS
(Sony Dynamic Digital Sound) vorgestellt. Aber erst Mitte 1994 wurde die
Serienfertigung der Geräte aufgenommen. Die digitale Tonspur befindet
sich hier auf dem Film beidseitig außerhalb der Perforation. Da
nicht jedes Kino für eine 8-Kanal-Tonwiedergabe (Front links, links-mitte,
center, rechts-mitte, rechts, Effekt links, rechts, Subwoofer) ausgerüstet
ist, besteht die Möglichkeit, über einen Decoder die 5 Frontkanäle
zusammenzufassen. Auch hier dient die analoge Tonspur als Fallback. Für
die Datenreduzierung wird das von der Minidisk bekannte 5:1-System ATRAC
(Audio TRansform Acoustic Coding) eingesetzt. Die beiden Tonspuren rechts
und links sind redundant, aber verzögert zueinander, so daß
sie zur Fehlerkorrektur eingesetzt werden können. Weltweit gab es
Anfang 96 ca. 2000 Installationen.
THX
(="Tomlinson Holman's eXperiments") ist ein Art Gütesiegel für
optimalen Sound. Die nach den THX-Richtlinien abgemischte Software ist
voll kompatibel zu Dolby Surround und funktioniert mit allen Dolby-Surround-Quellen.
Es bedarf keiner speziellen THX-Software. Aber: Will ein Hersteller seine
Produkte mit dem THX-Logo versehen, müssen diese genau definierten
Anforderungen erfüllen, welche Filmemacher George Lucas und sein
Toningenieur Holman - die Erfinder von THX - festgelegt haben.
1977 schuf George Lucas mit dem "Krieg der Sterne" den ersten Spielfilm
in Dolby Stereo. Das Ergebnis war in Bild, Ton und Special Effects atemberaubend.
Und mit jeder Fortsetzung konnten Lucas und Co. sich noch steigern. Besonders
in den Ton steckte Lucas viel Energie. Umso mehr ärgerte ihn, daß
die meisten Kinos zwar mit Dolby Stereo abspielten, den Sound aber mit
schlechten Lautsprechern und bescheidener Raumakkustik verdarben. Sein
Toningenieur Tomlinson Holman legte deshalb Spezifikationen für Lautsprecher,
Verstärker und Kinoakkustik fest. Das Ergebnis seiner Arbeit bekam
das Kürzel THX. Kinos, die sich mit dem THX-Logo schmücken wollen,
müssen ihre Tonanlage diesen Standards entsprechend ausrüsten
und jährlich die Technik überprüfen lassen.

27.10.97 |
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