Frida
Drama, USA/Kanada 2002, 123 Minuten, ab 12
Originaltitel: Frida; Deutschlandstart: 06.03.2003 (Buena Vista International); Regie: Julie Taymor; Produktion: Sarah Green, Jay Polstein, Nancy Hardin, Lizz Speed; nach der Biografie "Frida Kahlo" Hayden Herrara; Musik: Elliot Goldenthal; Kamera: Rodrigo Prieto; Ausstattung: Felipe Fernandez del Paso, Hania Robledo; Kostüme: Julie Weiss

mit Salma Hayek (Frida Kahlo), Alfred Molina (Diego Rivera), Geoffrey Rush (Leo Trotzki), Edward Norton (Nelson Rockefeller), Antonio Banderas (David Siqueiros), Mia Maestro (Cristina Kahlo), Ashley Judd (Tina Modotti), Roger Rees (Guillermo Kahlo), Valeria Golino (Lupe Marin), Patricia Reyes Spindola (Matilda Kahlo), Diego Luna (Alejandro)

Internet Movie Database (de/us)
Offizielle Homepage (Buena Vista de)

Wir zwei müssen heiraten. - Wieso denn? - Es ist so: Ich denke, es wär möglich, dass wir für einander bestimmt sind. Deshalb sollten wir heiraten. - Aber du glaubst doch überhaupt nicht an die Ehe. - Und wie ich das tue. Ich war zweimal verheiratet. - Na siehst du. Du kannst zu keiner Frau vollkommen aufrichtig sein. - Aufrichtig schon. Nur nicht... treu. - Diego macht Frida einen Antrag

Plot: Diese Biographie zeigt das Leben und künstlerische Schaffen der mexikanischen Malerin Frida Kahlo (Salma Hayek), die den Schmerz ihrer durch einen Unfall erlittenen Verkrüppelung sowie ihrer stürmischen Ehe in ihre Arbeit einfließen ließ. Durch ihre komplizierte Beziehung zu ihrem Mentor und Ehemann Diego Rivera (Alfred Molina), ihr verbotenes und kontroverses Verhältnis mit Leon Trotsky (Geoffrey Rush) und letztlich durch ihre provokativ-romantischen Beziehungen zu Frauen führte Kahlo ein mutiges und kompromissloses Leben, dass sie zu einer politischen, künstlerischen und sexuellen Revolutionärin machte.

Kritik: Das Filmprojekt Frida stand unter keinem guten Stern, denn niemand in Hollywood interessierte sich für den Stoff. Das der Film am Ende doch noch umgesetzt wurde, ist allein dem Engagement Salma Hayeks zu verdanken, die seit 10 Jahren den Wunsch hatte, die mexikanische Malerin zu verkörpern. Und diesen eisernen Willen kann man im Film auch förmlich spüren, denn Hayek spielt die Frida mit einer Intensität und Hingabe, dass man glauben könnte, sie sei es wirklich. Genauso verhält es sich mit Alfred Chocolat Molina, der wohl die ideale Besetzung des Diego Rivera sein dürfte. Rein optisch sind die beiden kaum von den Originalen zu unterscheiden.
Das markanteste Merkmal an Frida besteht darin, dass der Film selbst ein Kunstwerk ist: Abgesehen von der realen Handlung fließen Fridas Emotionen und ihre innere Gedankenwelt auf einer faszinierend surrealen Ebene ein. So werden wirkliche Situationen gezeigt, die anschließend in Bilder übergehen oder umgekehrt. Bilder natürlich, die zu den wichtigsten und berühmtesten gehören, die Frida gemalt hat. Oder das Bild ist zum einen Teil Wirklichkeit und zum anderen Teil Gemälde. Auch die Szene, in der Frida und Diego nach New York ziehen und die dortige (Kunst-)Welt erleben und erobern, ist vergnügliche und kreative Kunst pur.

Aber auch das wirkliche Leben wird fantastisch wiedergegeben: so ihre Umwelt, die Trachten, die Menschen und die politischen Lagen, mit denen sie zu tun hat. Hayek schafft es vollkommen, als verkrüppelte Frau zu überzeugen, die sich trotz allem nicht unterkriegen lässt und ihr Leben frei nach ihren Vorstellungen lebt und dabei in der Kunst Bestimmung und auch Zufluchtsort findet. Dazu trägt Molina in erheblichen Maße bei, der als Diego Frida mit seinen zahlreichen Affären durch die Ehehölle schickt und ihre Lebenskraft ein ums andere Mal strapaziert, dann aber auch wieder ihr geliebter und unverzichtbarer Gefährte ist.
Ein weiterer Schmaus, wenn auch nicht für die Augen, sondern für die Ohren, ist die eindringliche Filmmusik, die zurecht einen Oscar erhielt. Mal gefühlvoll-traurig, mal temperamentvoll oder temporeich und dann wieder voller Feststimmung. Ein wesentliches Element, das zum Gelingen des Filmes beitragt. Ausgezeichnet ganz im Gegensatz zur Hauptdarstellerin, die zwar hochverdient nominiert war, jedoch leer ausging.
Einziger Makel: So wunderbar Hayek die Frida auch verkörpert, die gealterte und im Sterben Liegende nimmt man ihr trotz guter Maske nicht so richtig ab, denn dafür ist sie einfach zu jung und zu hübsch. Aber das ist nur eine Kleinigkeit am Rande dieses großartigen, lebenslustigen und herzerfrischenden Filmes, dem man ansieht, dass hier wirkliche Schauspieler mit Herz und Seele am Werk waren. In dieser Hinsicht gibt es übrigens ein Wiedersehen mit mehreren großen Stars wie Antonio Banderas und Edward Norton, die in kurzen Gastauftritten zu sehen sind. Wahrscheinlich aus dem Grund, dass die Produzenten sicher gehen wollten, dass durch die Stardichte eine größere Zuschauermenge angesprochen würde. Hat der Film aber eigentlich nicht nötig.

Fazit: Zweifellos einer der besten Filme dieses Jahres. "Leider" kein Hollywood-Mainstream, so dass sich hierfür keine großen Zuschauermassen fanden. Die Kategorie"anspruchsvoll" hat nunmal gegenüber den BigBudget-Produktionen kaum eine Chance. Klare 10 von 10 lebendigen Kollagen

P.S.: Die Tatsache, dass Salma Hayek zwar für den Oscar nominiert war, aber am Ende zu Gunsten von Nicole Kidman (The Hours) leer ausging, ist mal wieder ein Zeichen dafür, dass nicht (weiße) AmerikanerInnen gegenüber diesen zwar noch Aufmerksamkeit in Hollywood erregen können, diese aber keine Anerkennung findet.

Nikolas Mimkes
20.06.2003

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488 Stimmen
Schnitt: 5.1
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Leser-Kommentare:
Kunstmuseum-Gehrke-Remund (21.01.09): www.Kunstmuseum-Gehrke-Remund.de Ab 28. Februar 2009 ist im Kunstmuseum Gehrke-Remund die umfangreichste Frida Kahlo Sammlung aller Zeiten zu sehen. Über 100 Gemälde (Lizenzierte Repliken: © Banco de México Diego Rivera & Frida Kahlo Museums Trust / VG Bild-Kunst, Bonn 2008) werden gezeigt. Die Ausstellung erstreckt sich über rund 600 qm und ist in einer alten Emaillierfabrik in Baden-Baden untergebracht. Neben den Gemälden, Kleider und Schmuck ist auch der Lebensmittelpunkt von Frida Kahlo, ihre Casa Azul (das Blaue Haus) zu erleben. Frida Kahlo, schon zu Lebzeiten eine Legende. Malerin - Ehefrau von Diego Rivera - befreundet mit Picasso - Geliebte von Trotzki und Josephin Backer. Sie hat 144 Bilder in ihrem kurzen Leben gemalt. Ab 28. Februar 2009 sind über 100 Gemälde von Frida Kahlo als lizenzierte Repliken – meisterlich gemalt - im Kunstmuseum Gehrke-Remund in Baden-Baden zu sehen.
Nadine (16.02.04): Suche Informationen und Materialien zu Frida Kahlo für meine Facharbeit . Wer kann mir helfen und mir nützliche seiten im net oder ähnliches nennen oder mir vieleicht unterlagen per e-mail senden ? Danke im Vorraus um jede Hilfe !
verena (01.01.04): hallo Ann und alle anderen! Ich schreibe Facharbeit über Frida. Wer kann mir helfen?
Ann (07.11.03): Ich schreibe eine Facharbeit über Frida Kahlos Leben, weil mich dieses sehr intressiert. Natürlich hab ich mir deshalb auch den Film angeguckt. Ich fand den Film ganz gut, nur das manche Dinge ausgelassen wurden, fand ich schade... Ich hab mir den Film mit meinen Kunstkurs angeguckt und die meisten von denen hatten nur schonmal eins, zwei Bilder von Frida gesehen und ein paar Fakts gehört. Die meisten von ihnen fanden den Film nicht so gut, weil sie manches nicht verstanden.... Deshalb finde ich, wenn man sich den Film anguckt, dass man schon Vorwissen haben sollte... So, das wollte ich mal sagen... Be Ann (15 Jahre jung)
Dominik (25.10.03): @Nikolas: Ich glaube das Problem mit den ethnischen Gruppierungen und der Oscarverteilung ist nicht der Fehler der Academy, sondern das Versäumnis der Hollywood-Industrie, entsprechend kulturübergreifend Rollen zu schaffen und zu besetzen. Wenn die großen Produktionen fast ausnahmslos WASP-typenmäßig besetzt werden, dann gibt es halt auch wenig Auswahl für die Academy. Ob Hayek jetzt besser war als Kidman, ist schwer zu sagen- Kidman ist halt präsenter im Business und hat den Preis deshalb bekommen.
Nikolas (11.10.03): @ Rodeozebra: was da sich entstellen angeht: den / die gute zu spielen, ist beinahe immer einfach. den / die böse oder jemanden, der aus dem normalen rahmen fällt, wirklich eine herausforderung! was moulin rouge angeht, kann ich leider nicht mitreden, denn ich habe den film leider immer noch nicht gesehen... (ich weiß, schande über mein haupt).
ansonsten: findest du, dass halle berry sich in monsters ball entstellt hat??? was nicole kidmans herkunftsland australien angeht, war mir klar. ich denke, ich habe das etwas kompliziert bzw. missverständlich formuliert: ich meinte, dass fast immer nur weiße (nicht-amerikaner) oder (weiße) amerikaner den oskar bekommen. deswegen verwundert mich salmy hayeks "niederlage" in der hinsicht als mexikanerin nicht. hally berrys oskar steht für mich beinahe nur für hollywoods versuch, in der hinsicht seine weste rein / "weiß" zu waschen...
andererseits bin ich überhaupt nicht der meinung, dass man deratige themen ignorieren sollte. schließlich hat doch genau das gegenteil zu halles oscar (und zu denzel washingtons) geführt...

Rodeozebra (23.07.03): Selten habe ich einen Film gesehen, in dem soviel Herzblut steckt. Gott sei Dank hat Selma Hayek Konkurrentinnen wie Jennifer Lopez ausgestochen. Die schauspielerischen Leistungen sind fantastisch, die Musik ist wunderschön und obwohl viele maulen, es wäre ein sehr amerikanischer Film geworden, kann man mexikanisches Blut in jeder Szene brodeln spüren. Nur eins noch: Auch wenn ich finde, dass Hayek den Oscar verdient hätte: Kidman hätte ihn schon für Moulin Rouge bekommen sollen. Schlimm finde ich, dass Frauen sich erst entstellen müssen, um Ernst genommen und anerkannt zu werden. So war es auch im Jahr zuvor bei Halle Berry. Und den Problemen, die nicht-weiße Amerikaner in Hollywood haben, kann man am Besten entgegen wirken, indem man selbst nicht darüber diskutiert und derlei Borniertheit einfach ignoriert. Und, ganz nebenbei: Kidman ist keine Amerikaneriin, sondern Australierin.
wildeast (24.06.03): Ein grossartiger Film an dem einfach alles stimmt. Die Hauptpersonen haben Persönlichkeit, die man ihnen abnimmt, und die sich nicht in einfache Gut/Böse - Muster zwängen, die Fotographie ist ein echter Augenschmaus, selbst die Schnitte erzählen kleine Geschichten, die Musik ist passend. Der erste Film, der von mir 10 von 10 bekommt.
Dominik (23.06.03): Ich kann (größtenteils) zustimmen. Salma Hayek ist brilliant, der Film besonders in seinen surrealen Kollage-Sequenzen faszinierend, insgesamt sehr gelungen. Ich finde ihn insgesamt aber durchaus massentauglich, er ist zumindest kein avantgardistischer Streifen geworden, sondern folgt klaren dramaturgischen Regeln. Erfreulich ist er trotzdem, 8 von 10 von mir.
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