Originaltitel: Golden Lemons; Deutschlandstart: 28.08.2003 (Real Fiction); Regie: Jörg Siepmann; Produktion: Harry Flöter; Buch: Jörg Siepmann; Kamera: Hajo Schomerus; Schnitt: Benjamin Ikes; Ton: Tobi Fleig mit Die Goldenen Zitronen, Wesley Willis |
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Fragt der eine Musiker den anderen: Wann spielen wir eigentlich ,Totschlag? Sagt der: Nach ,Postmoderne. Plot: Amerika im Schnelldurchlauf: Die Hamburger Punkband Die Goldenen Zitronen tourt mit dem schizophrenen Rockstar Wesley Willis als dessen Vorband durch die USA. Von San Francisco über Las Vegas bis hin zur mexikanischen Grenze ist die Tour für alle eine Zweckgemeinschaft auf engstem Raum, bei der die Biographien aufeinanderprallen: auf der einen Seite die Goldenen Zitronen, die seit 18 Jahren auf der Nahtstelle zwischen Musik und Politik stehen, auf der anderen Seite Wesley, der auf die Bühne muss, um die Dämonen in seinem Kopf zu beruhigen. 14 Tage amerikanische Provinz, Fastfood, schlechter Kaffe, Begegnungen mit jugendlichen Fans. Ein dokumentarisches Roadmovie, das in jeder Hinsicht von Wesley bestimmt wird, an dem es durch dessen eindringliche Art kein Vorbei gibt. Kritik:
Die größte Überraschung des Films war der Inhalt der
Diskussionsrunde nach der Uraufführung auf der Berlinale: Während
das Publikum (mich persönlich eingeschlossen) mitgerissen und beeindruckt
von dem Film war, kamen die Goldenen Zitronen auf die Bühne, um
im Beisein der Filmemacher zu verkünden, dass sie den Film sch****
fänden... |
Aus der Sicht
des unbeteiligten Zuschauers lässt sich, wie schon oben angedeutet,
das genaue Gegenteil behaupten: Golden Lemons ist ein eindrucksvolles
Roadmovie, das vor allem durch die Persönlichkeit des Wesley Willis
besticht, um den sich beinahe alles dreht und das Tempo und den Rhythmus
des Filmes bestimmt. Über die Frage, ob der nun ein so begnadetes
Talent ist, lässt sich sicherlich streiten. Aber darauf kommt es
auch nicht wirklich an. Denn die Art, wie Willis von sich und seinen
krankeitsbedingten Problemen erzählt, und der Versuch, seiner persönlichen
Hölle zu entkommen, geht unter die Haut. Nur über seine Musik
schafft er es, sich unter Kontrolle zu bekommen und die Dämonen
in seinem Kopf zu beruhigen. Mit seiner Eigenart umzugehen ist für
alle Beteiligten nicht immer ganz einfach, trotzdem ist er ein Erlebnis
für sich, man kommt weder körperlich noch mental an ihm vorbei
und jeder (einschließlich dem Kinozuschauer) will mehr
über ihn erfahren, kaum dass er ihn
kennengelernt hat. Fazit: Jedem Nichtbandmitglied der Goldenen Zitronen, Interessenten unabhängiger Filme oder all jenen, die einen authentischen (wenn auch einseitigen) Einblick in die amerikanische Kultur erleben wollen, sei Golden Lemons durchaus zu empfehlen. Ist nur zu hoffen, dass dieser Film nicht dasselbe Schicksal erleidet, wie z.B Gott ist tot oder City of God: Nichtdurchsetzungsfähigkeit und Machtlosigkeit gegenüber den Großproduktionen... 7 von 10 Nichtgläubigen des Rock'n'Roll |
Nikolas
Mimkes 29.06.2003 |
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