Herr Lehmann
Komödie, Deutschland 2003, 105 Minuten, ab 12
Originaltitel: Herr Lehmann; Deutschlandstart: 02.10.2003 (Delphi Filmverleih); Regie: Leander Haußmann; Buch: Sven Regener; Produktion: Claus Boje; Kamera: Frank Griebe; Schnitt: Peter R. Adam; Ton: Wolfgang Schukrafft; Szenenbild: Thomas Strammer; Kostüm: Nina von Mechow; Maske: Heike Merker, Jekaterina Oertel; Musik-Konzept: Charlotte Goltermann; Mischung: Martin Steyer; Sounddesign: Matz Müller, Erik Mischijew

mit Christian Ulmen (Herr Lehmann ), Katja Danowski (Katrin, die schöne Köchin), Detlev Buck (Der beste Freund Karl), Janek Rieke (Kristall-Rainer), Uwe-Dag Berlin (Jürgen), Martin Olbertz (Marco), Hartmut Lange (Erwin), Margit Bendokat (Lehmanns Mutter), Adam Oest (Lehmanns Vater), Annika Kuhl (Heidi), Tim Fischer (Sylvio), Michael Beck (Klaus), Michael Gwisdek (Hans), Sven Martinek (Polizist 1), Bernhard Schütz (Polizist 2), Stefan Baumecker (Kiffer), Karsten Speck Detlef, die Lederuschi(), Fabian Oscar Wien (Rudi), Heidi Züger (Christine, Karls Freundin), Thomas Brussig (DDR-Zöllner), Ümit Inaler (Türkischer Imbissbeitzer), Pepe Danquart (Walter aus dem Elefanten), Steffi Kühnert (Trinkerin aus dem Elefanten), Torsten Ranft (Ost-Jürgen)

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Wenn das okay ist, dass hier so Vollidioten bis siebzehn Uhr frühstücken, dann wird das doch wohl auch okay sein, um elf Uhr einen Schweinebraten zu bestellen. - Ich würde das mal lieber andersrum ausdrücken: wenn die Welt schon mit Arschlöchern vollgestopft ist, die hier bis siebzehn Uhr frühstücken, wozu brauchen wir dann auch noch Knallchargen, die um elf Uhr schon Schweinebraten bestellen? - Herr Lehmann und Katrin in der Kneipe

Plot: Westberlin 1989 kurz vor dem Mauerfall: Frank Lehmann (Christian Ulmen) lebt im Stadtteil Berlin-Kreuzberg SO36, welcher direkt an der Mauer liegt und war bis jetzt mit seinem Leben auch ganz zufrieden. Er arbeitet in einer Kneipe hinterm Tresen und seine Freizeit verbringt er am liebsten damit, mit seinen Bekannten und besonders seinem besten Freund, dem Künstler Karl (Detlev Buck), nach der Arbeit bei einigen Gläsern Bier noch einen Schwatz zu halten. Die Mauer um Westberlin sieht er weniger als etwas, das ihn einsperrt, sondern vielmehr als etwas, das alle von seiner kleinen Welt fern hält. Doch leider wird Franks Idylle seit geraumer Zeit getrübt, denn er steht kurz vor seinem 30sten Geburtstag und alle nennen ihn deshalb nur noch "Herr Lehmann", was Frank überhaupt nicht passt. Nicht nur, dass Frank sich langsam Gedanken über sein Alter und das, was er im Leben erreicht hat, macht, zusätzlich verliebt er sich noch in die Köchin Katrin (Katja Danowski) aus einer benachbarten Kneipe, weiß aber nicht, wie er an sie herankommen soll. Außerdem haben auch noch Franks Eltern, die denken, er wäre der Geschäftsführer eines guten Restaurants, angekündigt, ihn besuchen zu wollen. So gerät Herr Lehmanns heile Welt immer mehr aus den Fugen...

Kritik: Nach Sonnenallee liefert Regisseur Leander Haußmann mit Herr Lehmann seinen zweiten Kinofilm ab. Herr Lehmann beruht auf dem gleichnamigen Erfolgsroman von "Element of Crime"-Sänger Sven Regener. Da ich den Roman nicht kenne, kann ich nicht sagen, wie gut Haußmann das Buch als Film umgesetzt hat, aber der Film für sich genommen ist einfach klasse! Haußmann versteht es einfach, virtuos zu inszenieren.
Wo Sonnenallee noch eine reine Komödie war, ist Herr Lehmann eher eine Tragik-Komödie mit einer Mischung aus lustigen und melancholischen Momenten. Dieser Film ist auch viel näher am richtigen Leben als Sonnenallee. Doch wer hier einen normalen Film erwartet, liegt völlig falsch.

Haußmann zeigt wieder, dass er einen Sinn für abgefahrene, groteske Situationskomik hat. Das fängt schon gleich am Anfang mit einer genialen Szene mit Herrn Lehmann und einem Hund an. Auch die Szene in einer Kneipe, als Herr Lehmann von der Maueröffnung erfährt, ist einfach klasse. Der Film lebt auch von herrlichen, philosophischen Grundsatzdiskussionen zwischen Herrn Lehmann und anderen Protagonisten und den sensationellen Dialogen überhaupt. Immer wenn man denkt, dass der Film eintönig zu werden droht, hat Haußmann geniale inszenatorische Einfälle eingebaut, die Kultcharakter haben. Ich sage hier nur: "Star Wars"!
Der gesamte Film gibt nur eine kurze Zeitspanne aus dem Leben des Frank Lehmann wieder und hat dementsprechend auch nur wenig Handlung, was aber auf Grund der guten Inszenierung gar nicht auffällt. Die erste Hälfte ist nahezu eine reine Komödie, wohingegen der Film dann plötzlich ins Melancholische und Nachdenkliche umschlägt, aber trotzdem noch lustige Elemente beinhaltet. Diese Wende gelingt Haußmann ohne, dass es aufgesetzt wirkt, eben weil noch weiterhin komische Elemente enthalten sind. Leider kommt diese Wende im Film aber auch etwas plötzlich, sodass man doch einige Schwierigkeiten hat, sich sofort darauf einzustellen.
Detlev Buck spielt seine Rolle wie immer überzeugend und etwas verschroben, doch die eigentliche Überraschung des Films ist eindeutig Ex-MTV-Moderator Christian Ulmen, von dem ich nie gedacht hätte, dass er so gut schauspielern kann. Er überzeugt auf ganzer Linie und hat deswegen auch den größten Anteil daran, dass der Film gelungen ist. Ich konnte mir am Ende des Films eigentlich auch keinen anderen mehr in der Rolle des Herrn Lehmann, der dabei ist, endgültig erwachsen zu werden, vorstellen.
Im Grunde habe ich auch nichts wirklich am Film auszusetzen, außer, dass Haußmanns Humor und seine Art zu inszenieren nicht jedermanns Sache sind. Auch die Dialoge sind in ihrer Geballtheit bisweilen etwas ermüdend und die Wende von Komödie zum nachdenklichen Film ist etwas plötzlich. Insgesamt ist der Film aber richtig gut!

Fazit: Wer Sonnenallee mochte und auch Filmen, die von den Problemen ganz "normaler" Menschen handeln, offen gegenübersteht, wird hier bestens bedient. Allerdings ist Haußmanns Art zu inszenieren und die Mischung aus Komödie und Drama nicht Jedermanns Sache. Deshalb 8 von 10 wichtigen Elektrolyten

Sebastian Schwarz
20.09.2003

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898 Stimmen
Schnitt: 5.1
cgi-vote script (c) corona, graphics and add. scripts (c) olasch

Leser-Kommentare:
--- (19.03.12): Axel Höber hat nichts zu tun so wie es scheint!! :)
Axel Hoeber (17.01.11): Hallo! Ich habe mir den Film nun schon 2 Mal angesehnen und mir gefällt ganz besonders die Lederuschi Detlev. Schade, bevor ich vor 3 Jahren bei der Chipfirma AMD in Dresden angefangen habe, habe ich in Berlin gewohnt und bin nächtelang in Schöneberg durch die Kneipen gezogen und habe Telefonnummern an Lederuschis verteilt,(Axel.Hoeber@web.de). Ich würde mir nun eine Fortsetzung dieses Filmes wünschen, die in den Kneipen der Dresdener Neustadt in der Gegend um die Alaunstraße, die Louisenstraße, die Rothenburger Straße oder die Görlitzer Straße (auch hier gibt es eine Görlitzer Straße)spielt.
Axel Höber (29.04.06): Ich verteile in den Kneipen in der Neustadt in Dresden oder in berlin gern meine Telefonnummern, um Leute kennenzulernen. In Berlin war ich auch sehr oft im Prinzenbad baden.
Axel Höber (01.10.05): Hi, übrigens in der Skalitzer Straße, direkt in der Nähe vom Lausitzer Platz, wo Herr Lehmann seine Begegnung mit dem Hund hatte, hatte ich vor fast 7 Jahren die praktische Prüfung zum Elektromechaniker/Systemelektroniker, die ich bestanden habe.
John Doe (30.09.05): Hi, übrigens in der Skalitzer Straße, direkt in der Nähe vom Lausitzer Platz, wo Herr Lehmann seine Begegnung mit dem Hund hatte, hatte ich vor fast 7 Jahren die praktische Prüfung zum Elektromechaniker/Systemelektroniker, die ich bestanden habe.
JSA (16.02.05): Ich war ziemlich enttäuscht von diesem Film!!! Das buch ist viel besser!!! Die Schauspieler und einige Schauplätze sind nicht so wie im Buch beschrieben und es fehlt die gewisse Stimmung die das Buch darstellt!!! Trotzdem finde ich das der Film zum Ende hin besser wird!!!Und die Szene in der Herr Lehmann mit Katrin Schluss macht (oder auch andersrum) ist einfach großartiG!!!!
tom Schubert (17.02.04): KEIN SCHLECHTER Film. Kann man ruhig zweimal sehen. Bester/E Schauspieler/in CH. Uhlmen-D. Buck K. Danowski Schlechter/e Schauspielerin A: KUHL
Jan (16.02.04): axel erzaehl das woanders
Axel Höber (04.01.04): Hallo! Ich würde mir nun eine Fortsetzung dieses Filmes wünschen, die in den Kneipen der Dresdener Neustadt in der Gegend um die Alaunstraße, die Louisenstraße, die Rothenburger Straße oder die Görlitzer Straße (auch hier gibt es eine Görlitzer Straße)spielt. Ich war die letzten Tage in Berlin und habe mir dort auch die Kneipe in der Eisenbahnmarkthalle angesehen.
Andrusch (28.11.03): Wenn man Berlin live erlebt ist es schon ein besonderes Erlebnis. Diese Stadt ist voller Leben und mehr. Der Film zeigt wieder einmal den Charakter dieser Stadt. Ich wünsche mir noch mehr solcher Filme mit guter Handlung.
Insgesamt 14 Kommentare. Alle anzeigen
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