Whale Rider
Drama, Neuseeland/Deutschland 2002, 101 Minuten, ab 6
Originaltitel: Whale Rider; Deutschlandstart: 14.08.2003 (Pandora Film); Regie: Niki Caro; Produktion: Tim Sanders, John Barnett, Frank Hübner; Drehbuch: Niki Caro; Musik: Lisa Gerrard; Kamera: Leon Narbey; Ausstattung: Grant Major; Schnitt: David Coulson; Kostüme: Kirsty Cameron

mit Keisha Castle-Hughes (Pai(kea)), Rawiri Paratene (Koro), Vicky Haughton (Flowers), Cliff Curtis (Porourangi), Grant Roa (Rawiri), Mana Taumaunu (Hemi), Tyronne White (Jake), Taupuru Whakataka-Brightwell (Ropata), Tenia McClutchie-Mita (Wiremu), Rachel House (Shilo)

Internet Movie Database (de/us)
Offizielle Homepage (Pandora Film de)
Trailer (Pandora Film de)

Vor langer Zeit kam unser Vorfahr Paikea an diesen Ort, auf dem Rücken eines Wales. Seitdem trägt jeder erstgeborene Sohn meiner Familie seinen Namen ... und ist der Anführer unseres Stammes. - Die kleine Paikea

Plot: Koro (Rawiri Paratene) ist der letzte Häuptling des aussterbenden Stammes der Maori in Neu Seeland. Denn sein Sohn Porourangi (Cliff Curtis) will nichts von der Stammestradition wissen und sucht sein Glück in der Kunst und vor allem weit von Zuhause entfernt in Europa. Sein zweiter Sohn Rawiri (Grant Roa) folgt zwar den Traditionen und beherrscht sogar die alte rituelle Kampfsportart der Maori, ist jedoch nunmal nicht der Erstgeborene, der den Platz des Häuptlings einnehmen kann. Mit der Geburt von Porourangis Kindern scheint das Problem der Nachfolge gelöst zu sein, doch zum Schrecken aller und besonders zu Koros stirbt der Junge schon kurz danach. Lediglich seine jüngere Schwester überlebt, von der Koro aber nichts wissen will, da sie ihm als Zweitgeborene und dazu noch als Mädchen nichts nützt.
Zum Trotz gegenüber seinem Vater, der sich über seine Enkelin nicht freuen kann, nennt Porourangi seine Tochter nach dem ersten Stammesführer Paikea, der der Legende nach auf dem Rücken eines Wales reitend in Neuseeland ankam und die Maori in eine neue Zukunft führte.
Jahre später: Paikea ist zu einem jungen Mädchen (Keisha Castle-Hughes) herangewachsen, die jedoch von ihrem Großvater nur beschränkt Zuneigung erfährt. Denn der ist über die Jahre noch verbitterter geworden und hofft auf ein Wunder oder einen Propheten, der ihm seinen Nachfolger bescheren soll. Nach und nach sprechen jedoch immer mehr Anzeichen dafür, dass Paikea hierfür von Schicksal auserwählt wurde, die Koro jedoch hartnäckig ignoriert. Statt dessen such er auf Biegen und Brechen nach einem männlichen Nachfolger, während alle um ihn herum die Wahrheit längst erkannt haben. Am Ende bleibt Paikea nur ein Weg, um die Situation zum Guten zu wenden und die Maori in eine neue Zukunft zu führen: Sie muss die Wale bezwingen...

Kritik: Niki Caro hat nach dem gleichnamigen Bestseller von Witi Ihimaera einen wunderschönen kleinen Film geschaffen, der ganz von den Leistungen der gänzlich überzeugenden Darsteller lebt. Ganz ohne Pomp, großen Produktionsaufwand oder Ähnliches wird hier auf eher leise, dafür um so eindringlichere Art der Generationskonflikt innerhalb der Maori gezeigt: Auf der einen Seite Koro, der ganz für die Traditionen und die Fortführung der Blutlinie lebt und gleichzeitig unbeirrbar in seinen Einstellungen festgefahren ist.

Auf der anderen Seite seine gesamte Familie und seine Stammesmitglieder, die das alles eher etwas lockerer sehen und das Leben so nehmen, wie es kommt. Und da es nunmal keinen Erstgeborenen gibt und sich die alten Bräuche und Traditionen im Zuge der Neuzeit langsam aufzulösen beginnen, lassen sie die Dinge einfach ihren Lauf nehmen.
Die Stärke des Filmes liegt deutlich in den Leistungen der Schauspieler vor allem Keisha Castle-Hughes, die hier alle anderen an die Wand und die Paikea mit einem eisernen Willen spielt, der sich nicht von Konventionen und anderen Widerständen aufhalten lässt. Ihr zur Seite steht Rawiri Paratene, der Koro eine Knochenhärte verleiht und ihn mit demselben unbeugsamen Willen mit dem Kopf durch eine Wand in eine Sackgasse laufen lässt. Ein weiteres schauspielerisches Highlight stellt Vicky Haughton als Paikeas Oma dar, die Koro einerseits liebt, jedoch immer weniger Verständnis für dessen Hartnäckigkeit und Ignoranz der Realität gegenüber aufbringen kann.
Ein weiterer Pluspunkt ist die Filmmusik, für die Lisa Gerrard verantwortlich zeichnete. Wie schon teilweise bei Gladiator schlägt sie auch hier mystische Klänge an, die sich irgendwo zwischen Walgesang, Bestimmung und dem Trommeln und Gesang der Maori bewegt und dem Film seine Atmosphäre verleiht.
Nur zwei Kleinigkeiten kann man dem Film wirklich anlasten: Zum einen fehlt hier ähnlich wie auch bei Long Walk Home irgendwie das gewisse Etwas, das dem Ganzen noch mehr Magie oder Tiefe verliehen hätte. So hätte man zum Beispiel noch eine Szene einbauen können, in der die Verwandtschaft Paikea zufällig beim intensiven Üben des Maori-Kampfsportes beobachtet und dabei ihre eindeutige Bestimmung erkannt hätte. Auch hätte man noch ein paar schöne Landschaftsaufnahmen Neuseelands einfließen lassen können, die ein wenig die Exotik und Abgeschiedenheit der Maori von der "zivilisierten" Welt gezeigt hätte. Und das Neuseeland davon genug zu bieten hat, wissen wir ja spätestens seit Herr der Ringe.
Und dann ist da noch das viel zu kitschige Ende, bei dem der titelgebende Whale Rider leider wörtlich genommen wird. Da wäre weniger, sprich, eine Interpretation im übertragenen Sinne, mehr gewesen.
Aber, wenn man es genau nimmt, ist das alles nicht wirklich schlimm, denn Whale Rider ist ein wunderbarer kleiner und leiser Film, der das Thema der durch den Einfluss der modernen Welt langsam in Vergessenheit geratenen alten Traditionen und Kulturen (man denke nur an die Indianer in Amerika) aufgreift und realistisch und ohne jegliche Melodramatik aufgreift.

Fazit: Interessantes Thema, dass durch realistische Umsetzung und gute Darsteller besticht. 8 von 10 Wal-Amuletten

Nikolas Mimkes
09.09.2003

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Gut9%
Sehr gut11%
Absolut hervorragend8%
Bester Film aller Zeiten8%

1147 Stimmen
Schnitt: 5.1
cgi-vote script (c) corona, graphics and add. scripts (c) olasch

Leser-Kommentare:
Chulia (23.03.06): der film ist wirkich gut gemacht und behandelt interessante themen. anfangs dachte ich das es ein richtiger kitschfilm ist, doch das war nun wirkich nicht der fall. wunderschöne kulissen werden gezeigt. ein wirklich sehenswerter film. die schauspieler lieferten eine überzeugende leistung und darstellung ihr charaktere ab.
Dominik (14.09.03): Wenn man den ganzen Film als eine Art Ethno-Märchen sieht, dann kann man das Ende und den Ritt auf dem Wal ganz gut akzeptieren. Ansonsten finde ich ihn auch ziemlich sehenswert. Ein sehr gutes Beispiel dafür, daß man sich von einem sentimental-kitschigen Werbeclip (so und soviele Zuschauer wurden bereits "verzaubert"...würg!) nicht schocken lassen sollte. Der Film ist wirklich kein Kitsch! 8 von 10 auch von mir.
John Doe (10.09.03): Ein wunderschöner Film, mit leisen Tönen und großen Bildern erzählt. Die wunderbaren Schauspieler (Hut ab vor Keisha Castle-Hughes!) sorgen dafür, dass mich das etwas kitschige Ende überhaupt nicht stört. Allgemein ziehe ich in letzter Zeit solche ruhig und langsam erzählten Filme (wie auch Swimming Pool) im Gegensatz zu den überkandidelten, hektischen Hollywood-Produktionen vor (ja ich weiß, natürlich werde ich mir Fluch der Karibik trotzdem ansehen! Ob er allerdings von mir eine so gute Wertung bekommt...). 9 von 10 aus dem Wasser gefischten Walzähnen!
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