Originaltitel: Zatôichi; Deutschlandstart: 24.06.2004 (Concorde Film); Regie: Takeshi Kitano; Produktion: Shinji Komiya, Masayuki Mori, Tsunehisa Saitô u.a.; Drehbuch: Takeshi Kitano, Kan Shimozawa; Musik: Keiichi Suzuki; Kamera: Katsumi Yanagishima; Schnitt: Takeshi Kitano, Yoshinori Oota mit Beat Takeshi (Zatoichi), Tadanobu Asano (Gennosuke Hattori), Yui Natsukawa (O-Shino), Michiyo Ookusu (O-Ume), Gadarukanaru Taka (Shinkichi), Yuuko Daike (O-Kinu), Daigorô Tachibana (O-Sei/Seitarou), Ittoku Kishibe (Ginzou), Saburo Ishikura (Oogiya), Akira Emoto (Nomiya no Oyaji) |
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Kitanos Verneigung vor Kurosawa. | Ronin Hattori (Tadanobu Asano) im Kampf. | Kampf der Giganten: Hattori gegen Zatoichi (Beat Takeshi). | Stepp-Tanz der Dorfbewohnert mit "The Stripes". |
Junges Fräulein, warum haben Sie die Saiten vom Shamisen gelöst? Sie werden doch nicht etwa hinter unserem Geld her sein. Und das andere Fräulein hat uns verschwiegen, dass es ein Mann ist. Ich merke es am Geruch. Ein Blinder ist in solchen Dingen sehr aufmerksam. - Zatoichi durchschaut den Angriffsversuch der Geishas. Plot:
Ein Blinder lehnt an einem Felsen um sich auszuruhen. In einiger Entfernung
wartet eine feige Bande Kämpfer. Sie schicken einen Jungen vor
um dem vermeintlich Hilflosen seinen Stock zu klauen. Als dies gelingt
werden zwei Halunken mutiger und nähern sich. Doch plötzlich
fallen sie wie vom Blitz getroffen tot zu Boden. Der Rest flüchtet. Kritik: Japans berühmtester Regisseur und Multitalent Takeshi Kitano legt mit seiner Verfilmung des in Nippon legendären Schwertkämpfers Zatoichi seinen ersten Historienfilm vor. In Europa wurde er dem Kinobesucher vor allem durch Filme wie Brother (2000), Sonatine (1993) und natürlich Hana-Bi (1997) bekannt, dem Massenpublikum aber auch durch seine Trash-Show Takeshi's Castle, die immer noch gelegentlich auf Sportkanälen auftaucht. Schon seine vornehmlich im Yakuza-Milieu angesiedelten Filme sind durch ihre oft extreme Gewalt, die häufig mit gefühlvollen, melancholischen Szenen kontrastiert wird, äußerst abwechslungsreich, doch Kitanos Wirken ist noch wesentlich vielfältiger: Denn gerne behält er auch den gesamten Produktionsprozess seiner Filme im Auge, so dass man seinen Namen auch unter Hauptdarsteller, Editor und Drehbuchautor finden kann. Er begann seine Karriere 1972 als Stand-Up-Comedian, produziert Fernseh-Shows, schreibt Romane, Kurzgeschichten und Gedichte, zeichnet Karikaturen. Als Darsteller findet man seinen Alias Beat Takeshi auch unter dem Hollywood-Streifen Johnny Mnemonic. |
Und
genauso uneinheitlich wie die Biographie des Regisseurs und Hauptdarstellers
wirkt auf den unbedarften Zuschauer auch der Film Zatoichi:
Der legendäre unbesiegbare Schwertkämpfer ist eigentlich eine
lächerliche Gestalt, o-beinig und grinsend, die sich nicht wirklich
auf die Seite der Dorfbewohner stellt. Schon eher wie ein Held wirkt
sein Gegner Hattori, der ist aber eine Nebenfigur. Trotzdem liefern
er uns seine an Schwindsucht erkrankte Frau die gefühlvollsten
Szenen des Filmes. Zatoichi ist ein ruhiger Film, denn anders
als in Tarantinos Meisterwerk Kill
Bill werden die Kämpfe hier nicht zelebriert. Nein, es
wird eigentlich nur gestorben: Die Kämpfer bauen sich auf, plötzlich
erklingt das metallische Geräusch eines Schwertes, Computer-Blut
spritzt, alle bis auf einen fallen tot zu Boden. Das alles in maximal
drei Sekunden. Das Kämpfen wird auf das Sterben reduziert. Überaus
langsam sind dagegen die Szenen, in denen eigentlich nichts passiert:
Zatoichi geht eine Straße hinunter. Oder: Hattori betrachtet seine
Frau beim Schlafen. Die oft statische Kamera liefert ihren Teil zur
Atmosphäre des Films. Fazit: Takeshi Kitanos erster Historienfilm glänzt mit zahlreichen augenzwinkernden Referenzen auf Film- und Kulturgeschichte. Ein ruhiger Film mit den schnellsten Schwertkämpfen, die ich bisher gesehen habe. 7 von 10 Sehende unter den Blinden |
Olaf
Scheel 30.06.2004 |
Leser-Kommentare: |
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Eric Draven (12.05.05): Ein richtig guter Film für die, die mal abschalten wollen von dem ganzen amerikanisierten ActionKino. Unter dem Motto unterschätzt die Schwachen und „Krüppel“ nicht erfreut sich der Zuschauer jedes mal auf ein neues, wenn Zatoichi unerwartet kurzen Prozess mit seinen Gegnern macht. Leider passen die computeranimierten Blutspritzer und Samuraischwerter überhaupt nicht in den ansonsten wunderbar gemachten Film. Besonderen Pluspunkt gibt es für die Geräusch-Musik-Kombination an den zwei, drei Stellen im Film. Abzüge gibt es für die Tanzeinlage am Schluss, die wirklich nicht zu dem Rest des Films passt. Insgesamt 7 von 10 geraden oder ungeraden Augenzahlen. |
r2d2 (04.08.04): Kein sehr zwingender Plott, ruhige Szenen, vielfach ungewohnte Nahrung für europäische Augen. Ein gut gemachter Film weit ab vom typischen Aktionkino. Von mir gibts 7 Würfelbecher und einen Sonderpunkt für die originelle Musik/Sound-Kombination. |
Sebastian (04.07.04): Ich kenne von und mit Takeshi Kitano die unterschiedlichsten Sachen! Angefangen mit Takeshis Castle über Hana-Bi und Brother bis zum Kultfilm Battle Royale! Ich finde eigentlich alles auf seine eigene Weise gut. Kintano hat einfach eine gewisse Ausstrahlung (sowohl schauspielerisch als auch inszenatorisch), der man sich nur schwer entziehen kann. So ist es auch wieder bei Zatôichi. Im Prinzip schließe ich mich im Prinzip den Vorrednern an. Ich fand den Film wirklich gut. Mich haben dieses Mal aber die inszenatorischen Einfälle Kintanos gestört. Besonders die Tanzeinlage am Schluß. Sie mögen alle gut gemeint und als Anspielung gedacht sein, stören meiner Meinung nach aber den Film. Es passt einfach nicht zur Samurai-Handlung. Der nette Einfall mit dem jungen Mann, der gerne Samurai wäre, finde ich aber ziemlich lustig und gelungen! Ich gebe auch 7 von 10 Porzellankaraffen mit Reiswein. |
Sandra (03.07.04): Ich persönlich kenne Takeshi Kitano nur aus "Hana Bi" und sonst habe ich noch nie von ihm gehört, bin also quasi in der Hinsicht jungfräulich und unbelastet. Mir hat "Zatoichi" sehr gut gefallen, gerade weil er so ruhig vor sich hinplätschert. Das Blut spritzt häufig und künstlich, die Geschichte haben wir schon tausende Male gesehen, aber dennoch ist es irgendwie anders. Der Humor wirkt an manchen Stellen extrem aufgesetzt, was auch an der Synchronisation liegen mag. Asiatische Filme werden meiner Ansicht nach immer viel zu albern synchronisiert, aber vielleicht ist das ja im Original auch so, dazu kann ich ja jetzt nichts sagen. Echt nervig fand ich die Tanzszenen am Ende, die viel zu laut, viel zu lang und viel zu aufdringlich waren. Der Film lebt vom verschrobenen Hauptdarsteller, der dichten Atmosphäre und von den sterbenden Schwertkämpfern, die meiner Meinung nach viel zu schnell niedergemetzelt werden. 7 von 10 Masseur-Stäben |