Beyond the Sea
Drama/Musikfilm, USA/Deutschland 2004, 119 Minuten, ab -
Originaltitel: Beyond the Sea; Deutschlandstart: 17.02.2005 (Solo Film); Regie: Kevin Spacey; Produktion: Kevin Spacey, Jan Fantl u.a.; Drehbuch: Kevin Spacey, Lewis Colick; Musik: Christopher Slaski; Kamera: Eduardo Serra; Schnitt: Trevor Waite

mit Kevin Spacey (Bobby Darin), Kate Bosworth (Sandra Dee), John Goodman (Steve Blauner), Bob Hoskins (Charlie Cassotto Maffia), Brenda Blethyn (Polly Cassotto), Greta Scacchi (Mary Duvan), Caroline Aaron (Nina Cassotto Maffia), Peter Cincotti (Dick Behrke), Michael Byrne (Dr. Andretti), Matt Rippy (David Gershenson), Gary Whelan (Jules Podell), William Ullrich (Junger Bobby)

Filmplakat
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Der junge Bobby Darin und seine "Mutter". Bobby Darin auf der Bühne. Bobby macht sich an die Schauspielerin Sandra Dee ran. Die beiden Verliebten beim Tanz.

Ich war also ein Hitzkopf, hatte 'n schwaches Herz und einen noch furchtbareren Bühnennamen. Walden Robert Cassotto ist nicht gerade der Name, den man sich auf einem Plakat vorstellt. Naja, vielleicht für einen einzigen Auftritt. Es war mit das wichtigste für einen Sänger damals für sich einen tollen Künstlernamen zu finden. Und da blinkte er, plötzlich, vor meinen Augen: Darin, Darin, Bobby Darin. Kaum hatte ich ihn geändert, bekam ich meinen ersten Fernsehauftritt. - Bobby Darin findet seinen Namen an der defekten Leuchtreklame eines Chinarestaurants.

Plot: Als Walden Robert Cassotto wurde er 1936 geboren, als Bobby Darin wurde er beinahe größer als Frank Sinatra. Er war Tänzer, Sänger, Schauspieler und vor allem anderen ein großer Entertainer. Als kleiner Junge erkrankt er an Gelenkrheuma, und zurück bleibt ein schwaches Herz. Mit viel Glück könne er 15 Jahre werden, wurde ihm von den Ärzten prophezeit, Bobby wurde 37, bekam den Grammy, wurde einmal für den Oscar nominiert und heiratete die Schauspielerin Sandra Dee mit der er einen Sohn hat. Sein Leben ist scheinbar der amerikanische Traum: Du kannst alles erreichen, wenn du wirklich daran glaubst.
Aber Bobby arbeitet sein Leben lang gegen sein Image und in erster Linie gegen die Zeit. Gerade will Bobby Darin (Kevin Spacey) sein eigenes Leben verfilmen, aber sein Manager Steve Blauner (John Goodman) rät ihm ab: "Du bist zu alt, um dich selbst zu spielen", sagt er. Doch der kleine Bobby (William Ullrich) sieht das anders. Er bestätigt seine erwachsene Ausgabe darin, den Film zu machen, denn dieser wird auf Erinnerungen beruhen, und die sind eben gerade so, wie wir uns daran erinnern.
So begleiten wir Bobby Darin zurück in die Bronx, wo er seinen weiten Weg zum Entertainer antritt...

Kritik: Es war einmal ein Mann, der hatte einen großen Traum, der erst jetzt, rund 14 Jahre später, zur Realität wurde. Dieser Mann heißt Kevin Spacey (Die üblichen Verdächtigen, American Beauty) und sein Traum war es, das Leben von Bobby Darin zu verfilmen und zwar mit sich selbst in der Hauptrolle.
In einem kürzlich von mir gelesenen Interview sagte Spacey: "Tief in meinem Herzen bin ich ein Entertainer." Diese Sehnsucht von Spacey wird in Beyond the Sea mehr als einmal sehr deutlich. Vier Jahre hat Kevin Spacey seine Stimme trainiert, ehe er vor das Mikrofon trat um alle Songs selber zu singen, und das tut er verdammt gut. Der Film entstand komplett in Deutschland und zwar in den Babelsberger Studios in der Marlene-Dietrich-Halle, wo auf rund 4.000 Quadratmetern die Außenkulissen von New York, Malibu und Beverly Hills aufgebaut wurden. Die Sequenz in der Bobby Sandra Dee das erste mal begegnet, wurde nicht etwa in Portofino-Italien gedreht, sondern vor dem Schloss und im Park von Sanssouci.
Um den Film überhaupt Realität werden zu lassen, schrieb Spacey das Drehbuch selbst, spielt für scale die niedrigste Gage und führt auch - nach Albino Alligator (1996) das zweite Mal - selbst Regie, weil es sonst keiner machen wollte. So ist auch die Entstehung von Beyond the Sea so etwas wie ein amerikanischer Traum (in Deutschland) geworden. Schauspielfreunde wie Bob Hoskins und John Goodman leisteten Kevin Spacey einen Freundschaftsdienst.
Müsste man Beyond the Sea einen Filmgenre zuordnen, so wäre es wohl ein Musical-Drama. In der guten ersten Stunde ist der Film eine Kevin-Spacey-One-Man-Show, bei der er alle Register zieht, um zu zeigen, was er drauf hat. Und ich meine das keinesfalls negativ. Der Mann ist einfach genial - das war schon immer meine Meinung. Wenn man 14 Jahre lang von etwas träumt und es dann endlich wahr wird, dann darf man auch so narzisstisch sein und zeigen was man kann.

Dabei sei gesagt, dass ich ein großer Fan von Kevin Spacey bin. Für mich ist er ohne Frage einer der besten internationalen Schauspieler. Der Mann kann mit einem Gesichtsausdruck mehr sagen, als manch anderer in einem langen Monolog, und verfügt über derart viel Charisma, dass er fast die Leinwand sprengt.
Die erste Stunde des Films ist Entertainment pur: schrill, bunt und voller toller Swing-Songs, die Spacey exzellent singt - Hut ab! Dies führt jedoch dazu, dass man als Zuschauer bei den ganzen Tanz- und Gesangseinlagen schon mal vergisst, dass es sich um Bobby Darin handeln soll, denn spätestens beim Song "Beyond the Sea" sieht man nur noch Kevin Spacey und denkt sich: "Biographie von wem ...?" Dies ist sicher nicht im Sinne des Regisseurs, aber es steckt einfach zu viel von Kevin in Bobby, was Spacey in einem Interview selbst zugegeben hat.
Sandra Dee Darstellerin Kate Bosworth (Die Regeln des Spiels, Blue Crush) wird, obwohl sie ihre Wandlung vom naiven Liebchen zur ernüchtert trinkenden Ehefrau sehenswert macht, neben Spacey zur Nebensache degradiert. So wie alle anderen Darsteller auch. Mich hat dies nicht gestört, aber es wird sicherlich bei vielen Zuschauern einen üblen Beigeschmack hinterlassen. Erst mit dem Genrewechsel vom Musical zum Drama tritt die Darstellung des Bobby Darin absolut in den Vordergrund, denn hier kann Spacey wieder zeigen, dass er ein hervorragender Charakterdarsteller ist. Es ist ein abrupter Schnitt der den Film in zwei Genres zerteilt, aber es passt durchaus zu Bobby Darins Leben. Das eben anfangs einem Musical-Märchen glich und dann zur dramatischen Realität wurde.
Ich habe mich lange bevor ich den Film sehen durfte gefragt, wie Kevin Spacey (45 Jahre) einen Mann verkörpern will, der mit 23 Jahren seinen Karriere-Höhepunkt hatte. Man kann Schauspieler mit Leichtigkeit auf Alt schminken, aber auf Jung? Spacey hat einen höchst interessanten Kniff angewandt, um den ganzen Film über Darin verkörpern zu können, ohne dass es lächerlich wirkt: Nämlich indem er den Film damit beginnen lässt, dass Darin am Ende seiner Zeit einen Film über sein Leben drehen will.
Während der Dreharbeiten trifft er auf sein junges Ego. Der kleine Bobby sagt ihm, er könne die ganze Zeit er selbst sein, denn er erzählt den Film aus der Erinnerung und Erinnerung ist subjektiv. So altert Bobby Darin im Film nicht, er ist immer so alt wie Kevin Spacey es ist. Auch hierbei wird es wieder viele Zuschauer geben, denen gerade dies nicht gefallen wird. Schließlich hätte er für den 23jährigen Bobby auch einen weiteren Schauspieler engagieren können, aber das wollte er nicht. Spacey wollte die Rolle komplett spielen, und ich kann das gut verstehen. Wenn man solange darauf warten muss, dass ein Lebenstraum zur Wirklichkeit wird, dann will man keine Abstriche machen. Der Regie-Kniff ist gut und er funktioniert für den Film - nur das ist wichtig.
Im übrigen hat Spacey es nicht versäumt viel Selbstironie einzustreuen seines Alters betreffend - ich verweise an dieser Stelle auf die Haarersatzteile.
Ein weiterer Pluspunkt des Films ist, dass Darin nicht nur gut wegkommt. Spacey zeigt auch die negativen Charaktereigenschaften wie Jähzorn und Selbstverliebtheit. Im großen und ganzen wurde Darins Leben gut umschnitten. Einige Sachen fehlen, einige wurden aus dramaturgischen Gründen leicht verändert, aber das ist okay. Kevin Spacey hat um das Leben Bobby Darins herum ein buntes Hollywood-Musical-Märchen-Drama erschaffen. Nicht um dem Publikum zu gefallen, sondern um sich selbst einen Traum zu erfüllen. Es sei ihm gewährt. Spacey hat in Beyond the Sea zweifelsfrei bewiesen, dass er viel mehr ist als nur ein guter Schauspieler.

Fazit: Beyond the Sea ist sicherlich nicht Kevin Spaceys bester aber auf jeden Fall sein persönlichster und ambitioniertester Film. Erfüllt man die Fan-Voraussetzung wird man 119 Minuten lang exquisit unterhalten, denn Kevin Spacey ist und bleibt ... einfach genial! 8 von 10 Mondstrahlen.

Sandra Plich
23.02.2005

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385 Stimmen
Schnitt: 4.8
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Leser-Kommentare:
Sebastian (25.02.05): Eigentlich kann ich Sandras Kritik nur unterschreiben! Nur, was sie nicht gestört hat, hat mich sehr wohl gestört!
Zunächst einmal hat es mich wirklich sehr gestört, dass Bobby Darin, obwohl Jahre vergehen, quasi immer gleich alt aussieht. Das wird zwar mit einem filmisch wirklich pfiffigen Kniff erklärt und so relativiert, aber für mich muss bei einer Biografie der Protagonist altern. Mich hat's einfach gestört!
Aber Spacey, den ich für einen wirklich guten Schauspieler halte, war bei diesem Film wirklich so sehr von seinem Lebenstraum, den Film zu drehen, verblendet, dass er nicht mehr realistisch gedacht hat und so den Fehler begangen hat, zu viel in Personalunion machen zu wollen. Und das hat dann nicht so ganz hingehauen. Spacey singt wirklich hervorragend, aber gerade die erste Hälfte des Films ist wirklich nur eine selbstverliebte One-Man-Spacey-Show. Da wäre weniger mehr gewesen! Erst als der Film, wie Sandra schon schrieb, in der zweiten Hälfte wesentlich dramatischere Züge gewinnt, wird er auch wesentlich besser und für den Zuschauer interessanter. Das ist das gleiche Problem, welches auch der Film De-Loveley hatte. Er wird für den Zuschauer, der nicht der absolute Kevin Spacey-Fan ist, zu spät interessant.
Außerdem finde ich es nicht so gelungen, dass der Film Darins Bio anscheinend sehr subjektiv darstellt. Bei einer Biografie ist für mich aber eigentlich Objektivität und "An-Fakten-halten" wichtig!
Wie dem auch sei: Der Film ist nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut! Kevin Spacey überzeugt in seiner Rolle und beim Singen, aber von der filmisch-inszenatorischen Seite her betrachtet, hätte er bessere Arbeit leisten können. Mehr als 6 von 10 Toupets gibt es von mir nicht!

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