Napola
Drama, Deutschland 2004, 115 Minuten, ab 12, Prädikat: wertvoll
Originaltitel: Napola - Elite für den Führer; Deutschlandstart: 13.01.2005 (Constantin Film); Regie: Dennis Gansel; Produktion: Viola Jäger, Harald Kügler, Molly von Fürstenberg; Drehbuch: Dennis Gansel, Maggie Peren; Musik: Angelo Badalamenti, Normand Corbeil; Kamera: Torsten Breuer; Schnitt: Jochen Retter

mit Max Riemelt (Friedrich Weimer), Tom Schilling (Albrecht Stein), Devid Striesow (Heinrich Vogler), Joachim Bissmeier (Dr. Karl Klein 'Karl der Große'), Justus von Dohnanyi (Gauleiter Heinrich Stein), Michael Schenk (Josef Peiner 'Peiniger'), Florian Stetter (Justus von Jaucher), Gerald Alexander Held (Friedrichs Vater), Sissy Höfferer (Friedrichs Mutter), Jonas Jägermeyr (Christoph Schneider), Leon A. Kersten (Tjaden), Thomas Drechsel (Hefe), Martin Goeres (Siegfried 'Siggi' Gladen), Claudia Michelsen (Frau Stein)

Filmplakat
Internet Movie Database ()
Offizielle Website (film.de )
Trailer (Constantin Film )
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Friedrich Weimer und der Trainer vom Boxverein Wedding. Heinrich Vogler empfängt Friedrich an der Schule. Friedrich und Albrecht im Unterricht. Josef Peiner fordert von Christoph ins Eisloch zu tauchen.

Warum ist Papa so sauer? - Ich könnte auf eine Schule gehen. Papa will das nicht. - Was für eine Schule? - Eine ganz besondere. Sie liegt in einer großen Burg. Da gibt es einfach alles: richtige Duschen, eine eigene Boxhalle und sogar Segelflugzeuge. Und wenn du damit fertig bist, dann gehörst du zur Elite. Dann brauchst du dir um Geld keine Sorgen mehr zu machen. - Und das will Papa nicht? Aber das hört sich doch toll an. - Friedrich träumt mit seinem Bruder von einem besseren Leben.

Plot: Berlin im Spätsommer 1942: Friedrich Weimer (Max Riemelt), ein Sohn aus einfachen Arbeiterverhältnissen, hat gerade seine Schule beendet und steht kurz davor, auf Wunsch seines Vaters (Alexander Held) eine Lehre zu beginnen. In seiner Freizeit geht Friedrich gerne im Verein Boxen und ist darin ein großes Talent.
So wird er dann auch eines Tages bei einem Boxkampf von Heinrich Vogler (Devid Striesow), einem Lehrer einer NaPolA, entdeckt und gefragt, ob er nicht der Eliteschule beitreten möchte. Friedrich ist begeistert, weil er darin eine Chance sieht, den einfachen Verhältnissen zu entfliehen und große Karriere zu machen. Da sein Vater absolut dagegen ist, fälscht er dessen Unterschrift und haut von zu Hause ab.
In der Eliteschule auf Burg Allenstein angekommen, gefällt es ihm zunächst auch sehr gut und er genießt sein positives Ansehen bei den Lehrern, welches ihm durch sein Boxtalent vorausgeeilt ist. So läst er sich auch schnell von der Nazi-Ideologie verleiten und zum arischen Vorzeige-Athleten ausbilden. Währendessen befreundet er sich immer mehr mit Albrecht (Tom Schilling), dem Sohn des Gauleiters Heinrich Stein (Justus von Dohnanyi). Albrecht ist ein eher schmächtiger und literarisch begabter Schöngeist, der sich nichts sehnlicher wünscht, als dass sein Vater stolz auf ihn ist. Doch sein Vater sieht ihn als Versager, weil er nicht die sportliche und ideologische Qualität erlangt, die ein deutscher Kämpfer in seinen Augen haben muss.
Als die Jungmannen schließlich eines nachts eine spontane Übung durchführen müssen, kommt es zu einem Vorfall, der nicht nur Friedrichs Leben nachhaltig beeinflusst...

Kritik: In letzter Zeit haben Filme über die Zeit des dritten Reiches im Kino Hochkonjunktur. Dabei wird oft Der Untergang als Vorläufer genannt, in dessen Fahrwasser angebliche Nachzügler wie Der neunte Tag, Napola und demnächst Sophie Scholl – Die letzten Tage mitschwimmen. Dabei wird diesen Filmen allerdings Unrecht getan, da man jeden für sich betrachten sollte.
Napola
z.B. ist zur gleichen Zeit wie Der Untergang gedreht worden. Schon 2003 hat das (unverfilmte) Drehbuch sogar den deutschen Filmpreis bekommen. Ebenso wurde der Film bereits auf diversen Filmfestivals gezeigt und dort mit regem Zuspruch und sogar einigen Preisen bedacht. Ihn als simplen Mitläufer oder Nachzügler zu bezeichnen, ist also absolut verfehlt.
Jetzt ist der Film auch regulär in den deutschen Kinos gestartet und es ist ihm zu wünschen, dass er dort zumindest zum Teil von dem momentanen Publikumsinteresse an der Nazi-Zeit profitieren und genügend Zuschauer ins Kino locken kann.
Napola spricht allerdings, im Gegensatz zu Der Untergang, eher ein jüngeres Publikum an. In Napola geht es nämlich um die fiktive Geschichte eines Arbeitersohnes aus Berlin, der die Gelegenheit erhält, in eine National-Politische Erziehungsanstalt (NaPolA) zu kommen und deshalb hofft, dort Karriere zu machen und so eine erfolgreiche Zukunft zu haben.

Weiterhin geht es um Freundschaft, strenge und tyrannische Lehrer, Probleme mit den Eltern etc., also alles Sachen, die besonders ein junges Publikum kennt und nachempfinden kann. Hier liegt allerdings auch mein einziger großer Kritikpunkt am Film.
Man muss den Drehbuchautoren Dennis Gansel & Maggie Peren vorwerfen, dass sie ihre Story so gestrickt haben, dass sie möglichst gut zu konsumieren ist. Wie ein Roman, den man mal eben so ohne wirklich große provokante und nachdenkliche Reibungspunkte durchlesen kann. Die Charakterzeichnung der Figuren ist zu stereotyp und undifferenziert, die Handlung ist ein wenig zu verklärt und erinnert doch zu sehr an die üblichen (Internat-) Schulklischees, und obendrein ist der Weg der Figuren schon zu vorhersehbar und es gibt dadurch wenig Überraschungen im Film.
Letztlich ist das aber nicht wirklich schwerwiegend und vielleicht ist dieser Kritikpunkt sogar auch ein Vorteil bzw. positiver Aspekt des Films, denn so wird einerseits (hoffentlich) auch bei der heutigen Jugend Interesse für das Thema und die Zeit geweckt, andererseits ist der Film so, trotz des schweren Stoffes, unterhaltend und kurzweilig geworden. Wobei der Film alles andere als leichte Kost ist, denn in einigen Momenten ist er wirklich sehr schockierend bzw. ergreifend.
Regisseur Dennis Gansel (Mädchen, Mädchen) beweist bei seiner Inszenierung sehr viel Gespür für Stimmung und weiß die Geschichte packend und mit tollen pathetischen Bildern zu erzählen. Es gelingt ihm nicht nur die fragwürdigen und unzureichenden Ausbildungsmethoden für die zukünftige Elite zu zeigen, sondern er versucht auch im kleinen Rahmen das große System der ideologischen Verführung der Nazis annähernd zu verdeutlichen.
Zunächst ist Friedrich, so wie viele Leute der damaligen deutschen Bevölkerung, verblendet von Versprechungen und Hoffnungen, welche die Nazis geweckt haben. Als er sich erst einmal dem System angeschlossen hat, merkt er zwar, dass doch nicht alles Gold ist, was glänzt, aber wer einmal im System drin ist, der wird entweder durch ideologische Umerziehung verblendet oder mit Drohungen gefügig gemacht. Da ist es am einfachsten, man muckt nicht auf und macht alles mit, ohne es zu hinterfragen. Intellektuelle Freidenker, Schwächlinge und vor allem Systemkritiker sind unerwünscht! So wird versucht, im Film eine Antwortmöglichkeit darauf zu geben, warum so viele Deutsche damals Hitler und die Nazis unterstützt und vieles mitgemacht haben.
Dass der Film wirklich gut geworden ist, liegt natürlich auch besonders an den durchweg sehr guten Schauspielern. Max Riemelt überzeugt in seiner Rolle und es gelingt ihm, die Wandlung vom naiven verblendeten Jungen zum kritisch denkenden Menschen zu zeigen. Tom Schilling ist in seiner Darstellung des nachdenklichen Gauleitersohnes, der das System hinterfragt, sogar noch etwas besser. Auch Justus von Dohnanyi gibt die Rolle des Gauleiters, der seinen Sohn verabscheut, sehr intensiv und überzeugend. So ist letztendlich ein besonders für die Jugend sehenswerter Film entstanden.

Fazit: Napola ist eine sehr gelungene, wenn auch zu stereotyp und zu durchgestylt-verklärt ausgefallene Verfilmung über die ideologische Verblendung und die Erziehungsmethoden an den Elite-Schulen im Dritten Reich. Etwas weniger Vorhersehbarkeit und etwas mehr differenzierte Betrachtungsweise der Figuren und des Schulalltags hätten dem Film gut getan. Gute 7 von 10 Boxkämpfen ohne Mitleid.

Sebastian Schwarz
14.01.2005

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819 Stimmen
Schnitt: 5
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Leser-Kommentare:
svenja stille (15.12.10): Ich finde den Film auch sehr sehr traurig und musste heulen.. aber der film ist sehr Emphelenswert um mal selber zu sehen wie schrecklich die Menschheit früher war.
Marco (04.10.10): Ich finde das der Darsteller von Albert aussieht wie eine Schwuchtel und und sich auch so benimmt. Ich kann mir nicht vorstellen das es solche Typen auch wirklich auf diesen Schulen gegeben hat. Sehr unrealistisch !!!
Daniel (05.07.08): Also mir hat der film sehr gut gefallen, er stimmt mich einerseits sehr traurig obgleich der Gewagtheit des letzten Boxkampfes
Gerd (20.04.08): Der Film beruht nicht auf Tatsachen. Vieles ist frei erfunden. Weshalb wurden nicht die Erfahrungen ehemaliger Schüler der Napolas berücksichtigt?
Enrico (11.03.07): Wir haben den Film ebenfalls im Deutschunterricht gesehen und ich muss sagen das mich dieser Film wirklich sehr beeindruckt hat und doch auch sehr traurig. Traurig im dem Sinne wie wertvoll Meschenleben eigentlich sein können. Dieser Film ist seher empfehlenswert.
Svenja (20.12.06): Wir haben den Film im Deutsch-Unterricht gesehen. Ich fand ihn sehr brutal und traurig. Aber ein Film über die Zeit des 2. Weltkrieges kann ja auch nicht fröhlich sein. Trotzdem waren auch hin und wieder Stellen zum Lachen dabei.
Mariam (08.04.05): Ich habe den film im kino gesehen und fand ihn sehr spannend,realitätsnah und informationsreich. Für jeden nur zu empfehlen!
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