Sophie Scholl - Die letzten Tage
Drama, Deutschland 2005, 116 Minuten, ab 12
Originaltitel: Sophie Scholl - Die letzten Tage; Deutschlandstart: 24.02.2005 (X-Verleih); Regie: Marc Rothemund; Produktion: Fred Breinersdorfer, Sven Burgemeister u.a.; Drehbuch: Fred Breinersdorfer; Musik: Reinhold Heil, Johnny Klimek; Kamera: Martin Langer; Schnitt: Hans Funck

mit Julia Jentsch (Sophie Scholl), Fabian Hinrichs (Hans Scholl), Gerald Alexander Held (Robert Mohr), Johanna Gastdorf (Else Gebel), André Hennicke (Richter Dr. Roland Freisler), Florian Stetter (Christoph Probst), Johannes Suhm (Alexander Schmorell), Maximilian Brückner (Willi Graf), Jörg Hube (Robert Scholl), Petra Kelling (Magdalena Scholl), Franz Staber (Werner Scholl), Lilli Jung (Gisela Schertling)

Filmplakat
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Trailer (X-Verleih )
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Der Plan für eine Flugblattaktion wird geschmiedet. Die Geschwister Scholl beim Austeilen der Flugblätter. Sophie und Hans Scholl werden abgeführt. Sohpie Scholl vor Gericht.

Wollen Sie hören, was Ihr Bruder zu diesen Beweisen sagt, nachdem er wie Sie um den heißen Brei herumgeredet hat? 'Nachdem ich geglaubt hatte, dass die militärische Lage nach der Niederlage an der Ostfront und dem ungeheuren Anwachsen der militärischen Macht Englands und Amerikas eine siegreiche Beendigung des Krieges unsererseits unmöglich macht, gelangte ich nach vielen qualvollen Überlegungen zu der Ansicht, dass es nur noch ein Mittel zur Vermeidung weiterer sinnloser Opfer und der Erhaltung der europäischen Idee gäbe, nämlich die Verkürzung des Krieges. Andererseits war mir die Behandlung der von uns besetzten Gebiete und Völker ein Gräuel.' - Das ist bloß eine politische Erklärung, keinerlei Stellungnahme zu den Vorwürfen. - Das ist Wehrkraftzersetzung und Hochverrat! - Sophie Scholl wird im Verhör mit der Aussage ihres Bruders konfrontiert.

Plot: Die auf historischen Ereignissen beruhende Geschichte der Geschwister Sophie und Hans Scholl und der von ihnen mitbegründeten Widerstandsbewegung der „Weißen Rose“ dürfte den meisten Zuschauern durch den Schulunterricht oder auch eine frühere Verfilmung von Michael Verhoeven (Die weiße Rose, 1982) bekannt sein:
München im Februar 1943: Das innenpolitische Klima ist angespannter denn je, die Nazi-Führung will das Volk, den einsetzenden militärischen Niederlagen an der Ostfront zum Trotz, weiterhin kollektiv auf ideologischer Linie halten. Sophie (Julia Jentsch) und Hans (Fabian Hinrichs) engagieren sich gemeinsam mit einigen Kommilitonen gegen das unterdrückerische Regime, indem sie in anonymen Schriften zum zivilen Ungehorsam aufrufen. Als der Hausmeister der Universität die Geschwister beim heimlichen Austeilen von Flugblättern erwischt, werden sie von der Gestapo festgenommen.
Der Film konzentriert sich im wesentlichen auf die Verhöre der Sophie Scholl durch den Gestapo-Ermittler Robert Mohr (Alexander Held) in der Münchener Untersuchungshaft, sowie auf den Scheinprozess gegen die drei Hauptangeklagten – neben Sophie und Hans Scholl noch ihr Freund und Weggefährte Christoph Probst – vor dem Volksgerichtshof und seinem berüchtigten Vorsitzenden Roland Freisler.
Regisseur Marc Rothemund konnte auf erstmals veröffentlichte Verhörprotokolle aus alten DDR-Archiven zurückgreifen, was dem Film zusätzliche Authenzität verleiht.

Kritik: Die filmische Aufarbeitung des Dritten Reichs floriert im neueren deutschen Kino. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn zum einen liefert die Gewaltherschaft der Nazis ein gehöriges Potenzial für dramatische Kinostoffe, und zum anderen ist das Interesse seitens des Publikums weiterhin ungebrochen. Für einige dieser filmischen Auseinandersetzungen aus der Vergangenheit (wie etwa Joseph Vilsmaiers Leo und Claire aus dem Jahr 2002) gilt leider der Grundsatz „gut gemeint ist nicht gleich gut“, da ein historisch bedeutendes Thema nicht zwangsläufig einen bedeutenden Film garantiert.

Insofern ist es wichtig zu betonen, dass Sophie Scholl - Die letzten Tage nicht deshalb ein guter Film geworden ist, weil er sich mit der deutschen Nazi-Vergangenheit beschäftigt, sondern weil ihm dies auf künstlerisch überzeugende Art und Weise gelingt.
Marc Rothemund setzt seine filmischen Mittel bemerkenswert sparsam ein, verzichtet auf erzählerisches Pathos oder falsche Sentimentalität, um die wahre Geschichte der Sophie Scholl nicht melodramatisch zu verharmlosen. Stattdessen sehen wir ein intensives Kammerspiel mit großartigen Darstellern und subtil plazierten emotionalen Momenten. Die Figur der Sophie Scholl, unermüdlich couragiert und standhaft allen persönlichen Ängsten trotzend, droht manchmal etwas ins heroische überzogen zu werden. Das liegt natürlich auch daran, dass der Film in seiner Beschränkung auf ihre letzten Tage schwerlich die längere Entwicklung der realen Sophie Scholl vom BDM-Mädchen zur Widerstandskämpferin nachzeichnen kann und eine Person skizziert, die bereits bemerkenswert gefestigt und stabil in ihrer Überzeugung ist. Es ist der brillanten Julia Jentsch (zurecht mit dem Silbernen Bären der Berlinale ausgezeichnet) zu verdanken, dass Sophie Scholl als Person komplex und glaubwürdig bleibt und nicht zu einer abstrakten Ikone wird. Ihr dramaturgisches Gegenüber, Gestapo-Ermittler Robert Mohr, muss zum Glück nicht den typischen Klischee-Nazi geben, auch wenn seine symbolische Reinwaschung der Hände nach Verhör-ende – Pilatus lässt grüßen – kein besonders origineller dramatischer Einfall ist.
Gerade im Hinblick auf die neueste deutsche Kinotendenz, sich in die Psyche der Täter „einzufühlen“ (so insbesondere Der Untergang) und Nazis als Opfer zu zeigen, was von vielen Medien als „befreiend“ empfunden wird, ist es doch sehr erfrischend, einen Film zu sehen, der das Leid vor allem bei denjenigen sieht, die sich der Nazi-Herrschaft widersetzt haben.
Während Der Untergang mit problematischem Schicksalspathos auftrumpfte, glänzt Sophie Scholl durch filmische Zurückhaltung, besonders in den Momenten, in denen er die Sehnsüchte seiner Protagonistin in ganz schlichten Bildern zu zeigen versteht: einem Stoßgebet unter der Bettdecke oder einem einfachen Blick durch das Zellenfenster, hinter dem der Himmel – die Freiheit – ist.

Fazit: Beeindruckendes Kammerspiel über den Geist des Widerstands, filmisch gekonnt, mit überragender Julia Jentsch in der Hauptrolle: Mindestens 8 von 10 Aufrufe zum Widerstand!

Dominik Rose
26.02.2005

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482 Stimmen
Schnitt: 5
cgi-vote script (c) corona, graphics and add. scripts (c) olasch

Leser-Kommentare:
Christian (06.02.06): Der beste deutsche Film seit wenigstens 10 Jahren! Nicht mehr und nicht weniger. Ein Muß.
verena (29.04.05): ich fand den film total gut.klar-wer nur wegen nackten körpern action und flachwitzen ins kino geht der is hier bestimmt fehl am platz.aber wer sich mal wirklich mit dem thema außeinandersetzt,wer sich mal gesanken über diese zeit macht,der findet den film bestimmt NICHT schlecht!!ist jedenfalls meine meinung
Ghost Dog (19.04.05): Was mich betrifft, kann ich leider nur zutiefst vor diesem langweiligen, nicht spartanisch, sondern schlicht und einfach schlecht inszenierten Film warnen, denn obwohl ich normalerweise ein Filmfan bin , bin ich im Kino eingeschlafen. Meine Wertung: 10 von 10 Klodeckeln; Runter damit!
Sandra (01.03.05): Ein Film über eine sehr beeindruckende junge Frau, die mit ihren 21 Jahren weit über sich hinausgewachsen ist, keine Frage. Mir persönlich war der Film hier und da etwas langatmig. Sehr gut gefallen hat mir die Protokoll-Sitzung, weil hier beide Darsteller brillieren konnten. Julia Jentsch ist eine wirklich gute Schauspielerin und mit ihrer Darstellung (fast) nie in die Sentimentalität abgerutscht. Allerdings hatte ich die gleiche Wahrnehmung bezüglich des Richters wie Sebastian. Es wirkte einfach unfreiwillig komisch. Zufällig sah ich dann letzte Woche in irgendeinem Dritten Programm ein Portrait über die Geschwister Scholl, wo eben auch diese Gerichtsverhandlung vorkam und da haben sie auch Originalaufnahmen eingespielt und der Richter hat tatsächlich genauso reagiert wie im Film und auch genauso aufgesetzt und betont gesprochen. Wahrscheinlich ist das für uns einfach nur total ungewohnt. Der Film hat sich wirklich an die Fakten gehalten - super! Gern hätte ich aber noch das Gerichtsverhör von Sophies blonder Freundin gesehen, die nicht zum Tode verurteilt wurde, weil sie blond und blauäugig war und vom Anwalt als Auflage bekommen hat, egal was der Richter sagt, ihn immer nett und offen anzulächeln. Sie hat in einem Interview dann auch noch gesagt, wie unglaublich schwer es ihr gefallen ist, diesem Menschen ins Gesicht zu lächeln - grausig! Gegen Ende fand ich den Film dann doch etwas zu sentimental aber das ist natürlich immer Geschmackssache. Mir hat "Der Untergang" persönlich besser gefallen aber "Sophie Scholl" ist mit Sicherheit das eindringlichste Plädoyer für Zivilcourage das ich jemals gesehen habe. Und wieder müssen wir uns fragen: Hätten wir genauso viel Mut gehabt? Hätten wir kurz vor unserer Hinrichtung gesagt: "Ich würde alles wieder genauso machen?" 8 von 10 Flugblättern
Sebastian (01.03.05): Ein wirklich toller Film mit einer Atmosphäre, die die Leinwand sprengt! Fantastisch!
Die Hauptdarstellerin Julia Jentsch ist sensationell und sehr überzeugend. Aber nicht minder toll spielt auch Alexander Held als Sophies Verhörer Robert Mohr! Das Beste am Film sind die Gespräche/Verhöre zwischen beiden. In diesem Momenten ist der Film ein reines Kammerspiel a la Der Todmacher, aber obwohl sich beide nur unterhalten ist der Film in diesen Momenten auch sehr spannend.
Um beim Zuschauer die zu den verschiedenen Situationen des Films passenden Emotionen zu erzeugen, weist der Film obendrein eine sehr gute und passende Musik auf.
Das Einzige, was mir am Film nicht gefallen hat, ist die Darstellung des Richters am Ende des Films. Er wirkt zu übertrieben, quasi wie eine Karikatur. Das ist dann unfreiwillig lächerlich! Aber anscheinend ist es wohl wirklich so gewesen!
Sophie Scholl ist ein Film, der mir sogar noch besser gefallen hat, als Der Untergang, obwohl man die beiden Filme eigentlich nicht wirklich vergleichen kann. Allerdings finde ICH es beim Untergang sehr gut oder wie Dominik es ausdrückt "befreiend", dass Hitler mal endlich als ein (geistes-)kranker MENSCH und nicht als unnahbares teuflisches Monster dargestellt wird! Aber darüber jetzt wieder eine Diskussion anzufangen, ist müssig!
Ich wünsche dem Film Sophie Scholl auf jeden Fall eine Menge Zuschauer, denn es sollten sich mehr Deutsche so einem Film ansehen, als immer nur in anspruchslosen Scheiß reinzugehen! Aber wie man auch an der ziemlich leeren 20 Uhr-Vorstellung am Starttag gesehen hat, wird das wohl leider nur ein Wunschtraum von mir bleiben!
Von mir gibt es 9 von 10 roten "8 Pfennigs-Briefmarken"!

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