Der letzte Kuss
Drama, USA 2006, 104 Minuten, ab 12
Originaltitel: The Last Kiss; Deutschlandstart: 16.11.2006 (UIP); Regie: Tony Goldwyn; Produktion: Andre Lamal, Gary Lucchesi u.a.; Drehbuch: Paul Haggis; Musik: Michael Penn; Kamera: Tom Stern; Schnitt: Lisa Zeno Churgin

mit Zach Braff (Michael), Jacinda Barrett (Jenna), Casey Affleck (Chris), Rachel Bilson (Kim), Michael Weston (Izzy), Eric Christian Olsen (Kenny), Marley Shelton (Arianna), Lauren Lee Smith (Lisa), Harold Ramis (Professor Bowler), Blythe Danner (Anna), Tom Wilkinson (Stephen), David Jones (Mark), Cindy Sampson (Danielle) u.a.

Filmplakat
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Und, hast du 'ne Freundin? - ... Ja. - (lacht) Du hast gezögert. Haben wir 'ne kleine Krise? - Sehe ich aus, als ob ich 'ne Krise hätte? - Also, jeder, den ich kenne, hat 'ne Krise. Die kommen und gehen! - Manchmal... manchmal hat man das Gefühl, dass sie nie wieder gehen. - Steckst du in 'ner permanenten Krise? - Tja, ich weiß nicht, schon möglich. Ich denke oft über mein Leben nach und ... ich hab' das Gefühl, dass alles durchgeplant ist, verstehst du? Es ist so, als wüsste ich schon alles, was da noch kommt. Keine Überraschungen mehr... - Michael und Kim beschnuppern sich.

Plot: Michael (Zach Braff) und seine Freundin Jenna (Jacinda Barrett) bekommen ein Baby. Plötzlich sind die beiden keine jungen Endzwanziger mehr, die in den Tag hinein leben, sondern Anfangdreißiger, die über Ehe, Hauskauf und vieles mehr nachdenken. Michael wird nachdenklich, ob das schon alles in seinem bis hierhin angenehmen, aber sonst recht unspektakulären Leben gewesen sein soll. Schließlich lebt sein Freund Kenny (Eric Christian Olsen) immer noch als ewiger One-Night-Stand-Junggeselle, sein Freund Chris (Casey Affleck) ist gerade von seiner langjährigen Freundin verlassen worden, und sein Freund Izzy (Michael Weston) heiratet gerade, weil bereits Nachwuchs da ist. Auf just dessen Hochzeitsfeier trifft Michael die fast zehn Jahre jüngere Kim (Rachel Bilson), die ihm vom ersten Augenblick an gehörig den Kopf verdreht. Gegen jede Vernunft beginnt Michael das Spiel mit dem Feuer.

Kritik: Der sonst eher als Assistenzarzt John "J.D." Dorian aus der TV-Comedy-Serie Scrubs bekannte Zach Braff liefert hier nach seinem eigenen Regiedebüt Garden State erneut mit Bravour eine ernste Rolle ab.

Doch neben dem anfänglich allzu vorherbestimmten und später immer dramatisch-chaotischen Lebenswandel des Protagonisten ist Platz für so viel mehr: Jede Nebenrolle schreitet durch ihre eigene, ganz persönliche Beziehungskrise, mit jeweils völlig unabsehbarem Ausgang. Auch das Filmende ist offen, so dass man noch auf dem Nachhauseweg grübelt, ob und in wiefern man von einem Happy-End ausgehen kann oder nicht. Jeder Zuschauer mag dies bitte für sich selbst entscheiden.
Der Film präsentiert sich in einem sehr ruhigen, heute allzu selten gewordenen Erzähltempo. So könnte der Eindruck entstehen, der Film sei mit knapp unter zwei Stunden langatmig und ereignislos. Lässt man sich jedoch auf die Bildsprache ein, kommt niemals der Drang auf, auch nur flüchtig auf die Uhr sehen zu wollen. Die vielschichtigen Beziehungsdramen, die sich gegenseitig überlagern, machen es dem Kinogänger nicht leicht, auf wessen Seite er sich schlagen, mit wem er sympathisieren soll: Niemand ist wirklich ohne Fehl und Tadel, niemand ist aus tiefster Seele bösartig. So werden die Lebensumstände weder schwarz- noch weiß gemalt, das Publikum muss sich auf jede einzelne Figur einzeln einlassen.
Für mich ist Der letzte Kuss ein absoluter Geheimtipp - so geheim, dass ich als einziger Kinozuschauer im Saal saß. Das ist ganz sicher keine Allerweltskost, ganz sicher kein oberflächliches Popcorn-Kino. Es steht zu befürchten, dass dieser Film den Kritikern deutlich besser gefällt als dem Kinopublikum.

Fazit: Kritiker lieben diesen Film, das Kinopublikum ignoriert ihn eher: allerhand talentierte Jungschauspieler in einer vielschichtigen, glaubwürdig dargebrachten Tragikkomödie über das Erwachsen werden.8 von 10 selbst zusammengestellten Musik-CDs.

Gero Zahn
30.11.2006

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338 Stimmen
Schnitt: 5
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Leser-Kommentare:
Sebastian (01.12.06): Ich fand "Der letzte Kuss" gut! Aber auch nicht mehr! Hatte vielleicht auch zu viel erwartet!
Das Schöne am Film ist, dass er von Lebens- und Liebesweißheit nur so stotzt, ohne dass dies dem Zuschauer mit der Holzhammermethode eingeprügelt wird. Überzeugend und natürlich werden hier alle Charaktere und deren (Beziehungs-)Probleme dem Zuschauer näher gebracht. Dabei bleiben Wertungen und Urteile über die einzelnen Protagonisten aber zum Glück aus, sondern es wird dem Zuschauer überlassen, über richtig und falsch zu entscheiden! Lobenswert ist deshalb auch das relativ offene Ende, bei dem man sich selber überlegen kann, wie es weiter geht. Hierbei werden sich dann die Geister wohl in Optimisten und Pessimisten/Realisten teilen! ;-)
Alle Darsteller überzeugen! Aber irgendwie hat mir noch was gefehlt! Vieleicht etwas mehr Tempo? Keine Ahnung!
Trotzdem ist es ein kleiner aber feiner Film und wirklich ein kleiner Geheimtipp! Bei uns waren auch nicht viele Zuschauer im Saal. Aber immerhin mehr als nur einer! Dafür ist der Film jetzt auch schon wieder aus dem Kino raus!
Ich gebe 7 von 10 Übernachtungen vor der Haustür!

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