Pans Labyrinth
Fantasy/Drama, Mexiko/Spanien/USA 2006, 114 Minuten, ab 16
Originaltitel: El Laberinto del Fauno; Deutschlandstart: 22.02.2007 (Senator Film); Regie: Guillermo del Toro; Produktion: Victor Albarrán, Guillermo del Toro u.a.; Drehbuch: Hannes Stöhr; Musik: Javier Navarrete; Kamera: Guillermo Navarro; Schnitt: Bernat Vilaplana

mit Ariadna Gil (Carmen Vidal), Ivana Baquero (Ofelia), Sergi López (Capitán Vidal), Maribel Verdú (Mercedes), Doug Jones (Pan/Pale Man), Álex Angulo (Dr. Ferreiro), Manolo Solo (Garcés), César Vea (Serrano), Roger Casamajor (Pedro), Ivan Massagué (El Tarta), Gonzalo Uriarte (Francés), Eusebio Lázaro (Padre), Francisco Vidal (Cura), Juanjo Cucalón (Mayor), Lina Mira (Mayors Ehefrau) u.a.

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Es heißt, dass vor langer langer Zeit im unterirdischen Reich, da wo es weder Lüge noch Schmerz gibt, eine Prinzessin lebte, die von der Welt der Menschen träumte.Sie träumte vom blauen Himmel, sanften Brisen und strahlendem Sonnenschein. Eines Tages überlistete die Prinzessin ihre Bewacher und floh. In der Außenwelt angelangt, blendete sie das Licht der Sonne und löschte jede Erinnerung an ihre Vergangenheit aus...

Plot: Spanien 1944. Die Faschisten um Franco haben den Bürgerkrieg gewonnen, es ist der Beginn eines langen, unbarmherzigen Regimes. Die 12-jährige Ofelia (Ivana Baquero) ist mit ihrer Mutter auf dem Weg zum Stützpunkt ihres Stiefvaters, eines Franco-Generals, der in den Bergen Partisanen jagt. Capitán Vidal (Sergi Lopez) ist ein grausamer Sadist, der seine Opfer foltert und ermordet, egal, ob sie im nützen oder nicht. Doch Ofelia ist ein anderer Weg bestimmt als der der Unmenschlichkeit: In der Faunenwelt der Berghütte begegnet sie Pan, einem Wesen aus einer alten, vergessenen Welt jenseits der unseren, der ihr eröffnet, dass sie die verlorene Prinzessin dieser Welt ist, der er den Weg zurück weisen soll. Für Ofelia beginnt ein Kampf gegen die Mächte des Bösen.

Kritik #1: Was sich vielleicht nach klischeehaftem, zuckersüßem Hollywood-Kitsch anhört ist das vielleicht ehrlichste Märchen überhaupt. Guillermo del Toro, der mit Hellboy eine zwar ganz nette aber insgesamt doch belanglose Comic-Verfilmung drehte, hat hier den Mut zu einer gewagten Mixtur aus Vergangenheitsaufarbeitung und Fantasyfilm bewiesen. Pans Labyrinth ist weit mehr als nur eine Allegorie auf die Grausamkeit des Franco-Regimes. Vielmehr geht es um die innere Ur-Kraft der Fantasie, die uns Menschen von den Tieren unterscheidet und die Grenzen unserer Realität zu überwinden vermag. Ofelia flüchtet sich in die schöne Welt eines ihrer Märchenbücher, in der sie eine Prinzessin ist und nicht nur akzeptiert, sondern auch verehrt wird. Im Gegensatz zu den Partisanen, die sich gegen die Faschisten zur Wehr setzen, kämpft sie unerschrocken gegen Ungeheuer aus der Unterwelt.

Del Toro zeigt die beiden Welten aber nicht als einen Gegensatz von unmenschlicher Realität und zuckersüßer Traumwelt, sondern lässt die menschlichen Abgründe in Ofelias Fantasie mit einfließen. Die Kröte als Sinnbild des Krebsgeschwür gleichen Faschismus, der erst ausgekotzt werden muss, um wieder Leben zu ermöglichen; der unschuldiges Leben ermordende Hände-Dämon als Gleichnis für blinden, unmenschlichen Gehorsam. Die Heldin des Märchens wird klassisch auf die Probe ihres Mutes und ihrer Menschlichkeit gestellt, steht für die Möglichkeit und den Moment im Leben jedes Menschen, sich für das Gute oder Schlechte zu entscheiden.
Ein weiterer Pluspunkt: Die Figuren entziehen sich gekonnt jeglichen Stereotypen und lassen den Film hart, nüchtern und ehrlich erscheinen. Besonders Sergi Lopez vollbringt das seltene Kunststück, dem sadistischen Capitán Tiefe zu verleihen und nicht nur oberflächlich fies zu sein. Überhaupt sind es eher die kleinen Momente, die dem Film seine Stärke verleihen. Wenn Vidal Dr. Ferreiro erschießt, ist dessen letzte Reaktion Widerstand gegen Unmenschlichkeit pur. Und das ganz ohne große Gesten und Theatralik. Das verdient Respekt!
In jedem Fall sei jedoch Vorsicht beim Genuss dieser ungewöhnlichen Filmkost geboten: Neben den stellenweise kindgerechten Fantasyszenen erspart der Film dem Zuschauer keineswegs die harte Realität und wartet mit ein paar recht drastischen Gewaltszenen auf. Sicher nicht Jedermanns Sache, dafür aber ungeschminkt und nüchtern.
Für die Academy sicherlich zu schwierig, gewann der Film bei den Oscars 2007 zwar nicht in der Kategorie bester ausländischer Film, dafür aber verdient die Preise für beste Kamera, Maske und Ausstattung.

Fazit #1: Formal schwer zu kategorisieren, ist Pans Labyrinth eine gelungene, wenn auch nicht leicht bekömmliche Synthese zweier an sich kaum miteinander zu vereinbarender Genres. Weit entfernt von allem Popkornkino setzt sich der Film über nahe liegende Allegorien hinweg und wird zu einer Studie über das Menschsein an sich. 8 von 10 Grenzen überwindende Kreidestücke.

Nikolas Mimkes
27.02.2007
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Kritik #2: Wo soll man anfangen, wenn man nach vielen Jahren mal wieder so völlig von den Socken ist von einem Film? Pans Labyrinth ist zunächst einmal ein atemberaubender Genre-Mix, eine Art Fantasy-Märchen für Erwachsene und zugleich eine Parabel auf den Faschismus. Wenn man will, kann man darin eine düstere Alice im Wunderland-Geschichte sehen, angereichert mit surrealen Zutaten – insbesondere die vielschichtige Traumsymbolik – und subtilen Horror-Elementen. Der literarische Großmeister des Horror, Stephen King, hat Pans Labyrinth in einem US-Zeitungsartikel übrigens zu seinem Lieblingsfilm des Jahres gekürt da kann ich ihm nicht widersprechen.
Der nackte Horror der Geschichte liegt nicht auf seiner phantastischen Ebene, so grässlich der im Labyrinth hausende Pan auch aussieht. Viel grausamer und blutiger ist die reale Handlungsebene, denn tief im Wald lauern nicht die Wölfe, wie in den Grimmschen Märchen, sondern die Franco-Faschisten, die Jagd machen auf die verbliebenen Partisanen in den Bergen, linke Franco-Gegner und Anhänger der besiegten Republik. An der Spitze der Francisten steht Hauptmann Vidal (brilliant: Sergi Lopez), ein weitaus beängstigender, weil realistischerer Bösewicht als alle Schreckensgestalten etwa aus Der Herr der Ringe. Seine Welt ist totalitär und besteht aus Disziplin, manischem Ordnungssinn und einer unterschwelligen, leicht schizophrenen Nähe zu allem Todbringenden.

Wenn man sich auf die mythischen Anspielungen des Films einlässt, kann man in Vidal leicht einen Thanatos sehen, eine Art Gegenspieler zum Wald- und Hirtengott Pan. Überhaupt funtioniert Pans Labyrinth über seine Gegensätze, die kunstvoll miteinander verwoben sind. Die mystischen Aufgaben, die Ofelia für Pan erfüllen muss, spiegeln leicht verschlüsselt die Geschehnisse der realen Handlungsebene.
Ohne den Film zu sehr intellektualisieren zu wollen; aber Pans Labyrinth erfordert sicherlich ein mehrmaliges Sehen, um sämtliche Anspielungen und Interpretations-Ansätze auszuloten. Dabei bleibt der Film so offen und vieldeutig, dass sich jeder Zuschauer selbst seinen Reim darauf machen kann. Bei allen inhaltlichen Finessen sollte natürlich nicht untergehen, dass Pans Labyrinth ein visuell berauschendes Erlebnis ist und eine meisterhafte Regie-Leistung von Guillermo del Toro. Ohne eine einzige unnütze, effektheischende Note lässt er der Geschichte ihren Raum, sich zu entwickeln. Schade, dass Salvador Dali, Luis Bunuel und Sigmund Freud schon tot sind ihnen hätte der Film sicher auch gefallen.

Fazit #2: Einer der drei besten Filme des Jahrzehnts. 10 von 10 in Tunneln hockende Riesenfrösche!

Dominik Rose
24.02.2007

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556 Stimmen
Schnitt: 5
cgi-vote script (c) corona, graphics and add. scripts (c) olasch

Leser-Kommentare:
samsa (06.11.13): Ein Meisterwerk....
blutengel (31.12.08): Ich kann sagen...bei dem ganzen Mist im Kino, der doch nur noch platt und total mit Action überladen ist, erscheint mir Pans Labyrinth als ein Schatz der modernen Filmkunst. Selten hat ein Film mich so berührt, besonders der traurige Schluss war mitreißend. Ein Film mit Gefühl und Tiefgang, den ich jedem empfehlen würde. Es stimmt schon, manche Lücken hätten nicht sein müssen...doch gerade dieses Schwarz und Weiß, ist das, was ein Märchen doch ausmacht...auch ein modernes. Bei heutigen maßstäben im Kino gebe ich satte 10 Punkte für diesen grandiosen Film.
-thb- (07.07.07): Märchen für Erwachsene ?? NEIN ! ein kranker film für gelangweilte perverslinge deren leben sonnst wunderbar ist und denen es spaß bereitet sich über so einen schund zu unterhalten ! ("ach wie schön grausig - nicht wahr ?") und diese unerträgliche gewaltdarstellung die durch nichts zu rechtfertigen ist setzt dem ganzen noch die krone auf !
John Doe (13.04.07): das soll ein "märchen für erwachsene" sein?? so einen brutalen und einfallslosen schwachsinn würde ich nicht märchen nennen aber naja, die spanier geilen sich ja auch an stierkämpfen auf! traurig ist sowas, mehr nicht! 0 von 10 hohlen bäumen
Mark (31.03.07): Ein absolut gelungener Experimentalfilm.Die Mischung aus Kriegsdrama und der Wechsel in die Fantasyszenen gerät plötzlich,schlüssig, erschreckend.Man hat das Gefühl, wenn man sich denn auf diesen Film einlässt, alles aus der Sicht der kleinen Ofélia zu erleben. Sie kennt nur einen Ausweg aus dem Grauen des Bürgerkrieges- ihre Phantasie. Fazit: Ein Meisterwerk und wieder mal ein Beispiel dafür, dass das mexikanische Kino extrem im Kommen ist. Jenseits des typisch oberflächlichen, kaum zum Nachdenken anregenden US-Standardfilms ein Highlight.
John Doe (23.03.07): ein in sich vollkommen unschlüssiger film und ein verzeifelter versuch zwei handlungsstränge miteinander zuvereinen. die "fantasy" szenen schienen als seien sie notwendigerweise erzwungen; denn mit einer prüfung ließen sich die zwei stunden ja auch kaum füllen, somit erfand man einfach noch eine völlig sinnlose blubbernde kröte und eine szene mit einem kinderfressenden truthahn, welche denn gipfel der einfallslosigkeit und sinnlosigkeit darstellte, denn es gab keinen aus dem kontext ersichtlichen grund warum die protagonistin plötzlich die verbotenen trauben isst. die schwar weiß darstellung des kriegsdramas störte zudem das letztendlich doch noch erkennbare hauptmotiv des films: zivilcourage, verantwortung, menschlichkeit usw. und ich denke man hätte aus diesem thema wirklich mehr schöpfen können zudem hätte man unnötige und langweile szenen, dadurch ersetzen können dass man die eigentliche fantasy welt und deren zusammenhang mit der hauptfigur und dem kriegsdrama sinnvoller und vor allem differenzierter ausführt. ein an sich trotzdem unterhaltsamer film wenn auch alles andere als sinnvoll, eine schmeichelhafte 5 ist demnach noch zumutbar
meerumschlungen (18.03.07): lahm, durchschaubar, blutgetränkt, aber am am ende dann doch gleichzeitig blutleer. eine echte enttäuschung. ich werde diesen film niemand in meinem bekanntenkreis weiterempfehlen. bestenfalls eine sehr milde 3 (von 10 möglichen punkten)
hanse (17.03.07): Nachdem ich hier die überschwänglichen Kritiken gelesen hatte, war ich von dem Film doch ziemlich enttäuscht. Der Plot war mir einfach zu simpel, die Figuren völlig undifferenziert und das Schlimmste: der Film war unendlich langweilig. Nett war die Kameraarbeit, die Bildgestaltung, die Kreaturen, aber schließlich ist mir das Drehbuch doch wichtiger und das war mir einfach zu beliebig und zu platt. 3 von 10 Trauben vom Kinderfresser.
joel (14.03.07): nach den guten kritiken und den hohen bewertungen hier im forum war ich doch sehr enttaeuscht von dem film. zugegeben: ich bin kein fantasy-fan, aber das war auch nicht was mich gestoert hat. viele dinge waren doch sehr unlogisch und zu platt. gut und boese wurde mit dem holzhammer festgelegt (erinnerte mich an harry potter). ohne die doch recht brutalen szenen, waere es ein kinderfilm gewesen. aber vielleicht ist das bei fantasy filmen so ueblich ... von mir nur 4 von 10 zufaellig auf dem tisch liegengelassenen kreidestuecken
Sebastian (01.03.07): Kann den beiden Kritikern nur zustimmen: Klasse Film! Wenn die Mischung aus Fantasy und brutalem Kriegsdrama auch nicht wirklich durchgängig harmoniert, sondern manchmal schon sehr gewöhnungsbedürftig ist!
Allerdings mag ich neue bzw. originelle oder abgefahrene Experimente bei Filmen! und wenn sie dazu noch viel Freiraum für Interpretationen lassen, ist es um so besser!
Obendrein ist der Film noch spannend erzählt und visuell ein Hochgenuss!
Allerdings reicht es letztlich nicht für mehr als 8,5 von 10 gierigen Kröten!

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