Originaltitel: In Bruges; Deutschlandstart: 15.05.2008 (Tobis); Regie: Martin McDonagh; Produktion: Graham Broadbent, Peter Czernin u.a.; Drehbuch: Martin McDonagh; Musik: Carter Burwell; Kamera: Eigil Bryld; Schnitt: Jon Gregory mit Elizabeth Berrington (Natalie), Colin Farrell (Ray), Ralph Fiennes (Harry), Brendan Gleeson (Ken), Eric Godon (Yuri), Sachi Kimura (Imamoto), Anna Madeley (Denise) u.a. |
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Ken mag Brügge. Ray nicht... | Ray lernt die attraktive Dealerin Chloe kennen. | Ihr Freund findet das nicht so toll... | ... und versucht Ray fertig zu machen. |
Brügge ist 'n Scheißkaff. - Brügge ist kein Scheißkaff. - Brügge is 'n Scheißkaff!!! - Ray, wird sind gerade erst aus dem scheiß Zug gestiegen, könnten wir die Beurteilung von Brügge zurückstellen, bis wir den beschissenen Ort gesehen haben!? - Ich weiß, es ist ein Scheißkaff. - Ray und Ken beurteilen ihren Aufenthaltsort unterschiedlich. Plot: Die beiden irischen Killer Ray (Colin Farrell) und Ken (Brendan Gleeson) sollen nach einem etwas missglückten Auftrag auf Geheiß ihres Bosses Harry (Ralph Fiennes) im belgischen Brügge untertauchen. Dort sollen sie auf weitere Befehle warten. Währenddessen erkundet Ken mit Freude die touristischen Attraktionen der Stadt, wohingegen Ray Brügge eher zum Kotzen findet und sich lieber mit der aus Brügge stammenden Chloe (Clémence Poésy) vergnügt, die er auf einem Filmset in der Stadt kennen gelernt hat. Als dann schließlich die nächsten Anweisungen telefonisch von Harry an Ken übermittelt werden, ist Ken fassungslos. Er soll Ray, weil dieser einen Fehler begangen hat, umbringen. Wird er den Auftrag wirklich erledigen? Kritik:
Regisseur
und Drehbuchautor Martin McDonagh hat mit Brügge sehen…
und sterben? erst seinen zweiten Film und auch gleichzeitig sein
Spielfilmdebüt, gedreht. Die Messlatte für diese Arbeit lag
hoch, denn für seinen ersten Kurzfilm Six Shooter wurde
er mit einem Oscar ausgezeichnet. Man konnte also auf Gutes hoffen. |
Das
Ganze spielt dann in der traumhaften Kulisse der belgischen Stadt Brügge.
Die erzeugt mit ihren Kanälen und mittelalterlichen Gebäuden
eine besondere Atmosphäre, die viele Touristen in ihrem Bann zieht,
auch wenn hier der Ire Ray von der Vorstellung, seine Zeit in Brügge
verbringen zu müssen, gar nicht begeistert ist. Brügge hat
etwas und könnte nach diesem Film auch wieder eine Reihe neuer
touristischer Fans anlocken. Der Film unterhält vor allem mit seinem
witzigen Dialogen und viel Situationskomik, aber das wäre nur halb
so schön, ohne die Spielfreude von Colin Farrell, der hier als
brummeliger und derber irischer Killer einfach toll ist. Auch der Rest
des Ensembles, allen voran Brendan Gleeson und Ralph Fiennes wissen
zu überzeugen. Sie spielen ihre schrulligen, besonderen Charaktere
alle wunderbar und das nicht nur in den lustigen bzw. actionlastigen
Momenten, sondern auch in den gefühlsbetonten. Denn der Film ist
keine reine Krimi-Komödie, sondern McDonagh hat noch einen sehr
großen Schuss Moral und Schuld und Sühne-Elemente in die
Story gepackt. Zum Glück hat McDonagh die Handlung des Films, die
leider im Ganzen ein wenig dünn geraten ist, mit diesen Elementen
nicht überfrachtet, so dass der Film zum Glück nicht zu anspruchsvoll
und tiefgründig geworden ist. Aber aufgrund dieser Storyelemente
ist der Film halt nicht nur unterhaltend, sondern auch nachdenklich
bis moralisch. Unterstützt wird diese Komponente noch von der manchmal
gewöhnungsbedürftigen Musikuntermalung, die mir doch an einigen
Stellen zu unpassend und sperrig ist. So wie der ganze Film, obwohl
er eine recht gute und überzeugende Einheit bildet und eine gelungen
Mischung aus Anspruch und Unterhaltung bietet, doch irgendwie nicht
hundertprozentig zusammenpasst, sondern hier und da zu disharmonisch
ist. Fazit: Brügge sehen… und sterben? ist mal wieder ein kleines Highlight in der Masse der Thriller mit und über Auftragskiller. Er besticht durch eine unkonventionelle, surreale Machart, unterhält mit vielen pointierten Dialogen und bietet einen Colin Farrell in schauspielerischer Hochform. Leider harmonisieren die komödiantischen Elemente nicht immer hundertprozentig mit den nachdenklichen und moralischen, aber der Film ist trotzdem absolut sehenswert. 8,5 von 10 gefilmten Gnomen. |
Sebastian
Schwarz 20.05.2008 |
Leser-Kommentare: |
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Dominik (06.02.09): Klasse Film, soeben auf DVD gesehen: Kleiner, düsterer, humorvoller Streifen- deutlich abseits der abgetretenen Gangster-Pfade. Ich fand die Musik absolut klasse, sehe aber zu "Pulp Fiction" einen entscheidenden Unterschied: Während der Tarantino-Film zwar brilliant, aber auch sehr abgeklärt und kalt rüberkommt, ist "Brügge sehen..." von erstaunliche Menschlichkeit und Wärme: Ich gebe 9 von 10 selbstmordgefähdete Gnome! |
Steffen (02.07.08): Sehr cooler Film. Very British. Als Vergleich fällt mir spontan noch am ehesten "Snatch" ein (oder sogar The Million Dollar Hotel). Während Snatch aber komikhaft überzeichnet ist, bietet In Bruges gute Unterhaltung, mit weniger Action und weniger Oberflächlichkeit. Gemeinsam haben sie die coolen Dialoge und diese ganz spezielle Situationskomik (wobei "Situationskomik" es nicht wirklich trifft).9 von 10 Mal auch ohne Vietnamesen |
Jens (22.06.08): "Brügge sehen... und sterben?" gehört für mich zu den ganz großen kleinen Filmen, die mich vollends überzeugen. Die Atmosphäre ist teilweise recht düster und beinahe melancholisch, aber immer wieder vor dem Absturz gerettet durch gnadenlos schwarzen Humor. Die Schauspieler sind toll, das Schauspieler-Duo Farrel-Gleeson agiert perfekt: Auf der einen Seite der kulturschätzende väterliche Auftragsmörder, auf der anderen Seite der etwas engstirnige, aber liebenswert leidende Protegê. Der Score fügt sich perfekt in dieses Bild und unterstreicht die Szenerie jeweils angemessen. Der Vergleich zu Pulp Fiction drängte sich mir nicht so sehr auf. Vielleicht sind einige Dialoge ähnlich schwarz humorig und die Gewaltausbrüche sind ebenso direkt wie unerwartet, aber "Brügge" ist mir viel zu typisches britisches Kino, denn amerikanisches. Und das ist es auch, was den Film auszeichnet! 9 von 10 Schreckschussschüsse |
Olaf (23.05.08): Die Ähnlichkeit zu Tarantino-Filmen, die Sebastian beschreibt, ist mir auch ins Auge gesprungen. Vor allem die zu Pulp Fiction. Fast könnte man sagen, dass Brügge sehen... und sterben? eine europäische Version dieses Filmes ist. Nicht ganz so cool, aber dafür auch nicht so oberflächlich. Mir hat der Film hervorragend gefallen. Er ist nicht nur sehr unterhaltend, sondern bietet auch eine tolle Athmosphäre, die langsam immer dusterer wird und ein wenig Nachdenkliches. Sebastians Kritik an der Filmmusik von Carter Burwell (dem Hauskomponisten der Coen-Brüder) kann ich nicht nachvollziehen. Ich fand den Score hervorragend. 9 von 10 Gemälde von Hieronymus Bosch. |