Der Rote Baron
Drama/Action, Deutschland/Großbritannien 2008, 129 Minuten, ab 12, Prädikat: besonders wertvoll
Originaltitel: Der Rote Baron; Deutschlandstart: 10.04.2008 (Warner Bros.); Regie: Nikolai Müllerschön; Produktion: Nikolai Müllerschön, Dan Maag u.a.; Drehbuch: Nikolai Müllerschön; Musik: Stefan Hansen, Dirk Reichardt; Kamera: Klaus Merkel; Schnitt: Emmelie Mansee

mit Matthias Schweighöfer (Baron Manfred von Richthofen), Til Schweiger (Werner Voss), Lena Headey (Käte), Joseph Fiennes (Captain Roy Brown), Volker Bruch (Lothar von Richthofen), Maxim Mehmet (Leutnant Sternberg), Steffen Schroeder (Leutnant Bodenschatz), Hanno Koffler (Leutnant Lehmann), Tino Mewes (Leutnant Wolff), Ralph Misske (Menzke), Axel Prahl (General von Hoeppner), Gitta Schweighöfer (Kunigunde von Richthofen), Jan Vlasák (Major von Richthofen) u.a.

Filmplakat
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Trailer (YouTube )
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Aber denken Sie immer daran: Unser Ziel ist es, Flieger abzuschießen, nicht die Piloten. Also hört auf zu feuern, wenn euer Gegner runter geht. ... Meine Herren, wir sind Sportsmänner, keine Schlächter! - Manfred von Richthofen schwört neue Piloten auf seine Kampfphilosophie ein.

Plot: Im ersten Weltkrieg des Jahres 1916 ist der 24-jährige Manfred Freiherr von Richthofen (Matthias Schweighöfer) Teil eines Fliegergeschwaders. Er ist ein wirkliches Ass als Jagdflieger und so wird er schnell zu einem gefeierten Helden und eine Ikone für die deutschen Soldaten. Das wird von den Ranghöchsten und der Regierung natürlich zu Propagandazwecken missbraucht. Richthofen selbst hat ein eher verzerrtes Bild vom Krieg und sieht seine Einsätze und den Kampf mit dem Gegner mehr sportlich und hat einen eigenen Ehrenkodex, geprägt von Ritterlichkeit und Wettkampf. Dabei lehrt er mit seinem rot lackierten Flugzeug alle Gegner das Fürchten, was ihm im Nachhinein den Namen „Roter Baron“ einbringt. Den wahren Schrecken des Krieges registriert Richthofen erst, nachdem ihm die Krankenschwester Käte (Lena Headey), in die er sich verliebt, dafür die Augen öffnet. Als dann auch seine Freunde im Jagdgeschwader einer nach dem anderen abgeschossen werden, versucht Richthofen sich von seinem Heldenstatus abzuwenden...

Kritik: Wenn die Deutschen einen Film über den Ersten oder Zweiten Weltkrieg drehen, dann müssen sie immer ganz vorsichtig sein, dass er auch ja genug Selbstgeißelung, geschichtliche Genauigkeit und biedere politische Korrektheit enthält! Ich frage mich dann immer: Warum? Warum kann man einen deutschen (Anti-)Kriegsfilm nicht auch mal auf einer etwas seichteren und mehr unterhaltenden Schiene machen, ohne dabei natürlich die nötige Aussage gegen Krieg im Allgemeinen zu vergessen?
So oder so ähnlich muss es Nikolai Müllerschön wohl auch gegangen sein, als er das Drehbuch zu seinem Film Der Rote Baron schrieb. Er machte es dann einfach mal anders als bei den üblichen deutschen (Anti-)Kriegs-Filmen, indem er eine „Kriegshelden“-Geschichte erzählte, in die er eine fiktive Lovestory einwob. Genug Fördergelder hat er schließlich für seinen Film auch bekommen und dann mit einem Budget von 18 Millionen Euro einen der teuersten deutschen Filme aller Zeiten gedreht.
Dass der Film mit Sicherheit das Geld nie wieder einspielen und auch bestimmt nicht viele Besucher ins Kino locken wird, hat mehrere Gründe. Diese liegen aber nicht wirklich an der Story, die zwar dünn, aber ausreichend ist. Auch nicht an der Liebesgeschichte, die zwar fehl am Platz, aber im Gegensatz zu Pearl Harbor dezent und glaubwürdig gemacht ist. Und die Special Effects des Films mit den gänzlich am Computer gemachten Flug-Actionszenen sind einfach grandios und dürften das Herz jedes Action-Liebhabers höher schlagen lassen.
Nein, die Gründe für ein sicheres Scheitern des Films sind folgende:


1.) Ein deutscher Antikriegsfilm darf einfach keine Kriegs-Heldenfigur enthalten, selbst wenn sie sich letztlich explizit gegen den Krieg ausspricht, sonst wird der Film, wie hier geschehen, von den Kritiker schon mal per se niedergemacht, wegen angeblich nicht vorhandener kritischer Distanz zum Krieg etc. Was zwar völliger Schwachsinn ist, aber so ist es im selbsthassenden und selbstgeißelnden Deutschland nun mal. Ob das nach so langer Zeit nach den beiden Kriegen immer noch sein muss, darüber lässt sich streiten. Wenn man das Leben eines deutschen Kriegshelden verfilmt, muss man ihn eben auch in pathetischen Bildern mit glorifizierenden Taten zeigen. Sorry, aber so sehe ich das nun mal. Man braucht das ja dann nicht so übertrieben zu machen wie die Amis, die hinter jedem Flugzeug bestimmt ne US-Flagge hätten wehen lassen, aber das macht Müllerschön ja auch zu Glück nicht.
2.) Der Film hätte tatsächlich eine gehörige Portion mehr geschichtliche Genauigkeit vertragen können. Ein wenig dichterische Freiheit zum Aufbau einer netten Geschichte sei ja erlaubt, aber hier wäre etwas weniger frei doch mehr gewesen. Obwohl der Film im Grunde auch nur die legendären Geschichten wider gibt, wie sie um Manfred Albert Freiherr von Richthofen im Krieg und in der Zeit danach erdichtet wurden. Wenn man aber einen Film über einen Menschen dreht, sollte man auch ein wenig hinter die Fassade gucken und mehr den wirklichen Charakter des Menschen mit einflechten.
3.) Der Film hätte von einem Regisseur mit mehr Kinoerfahrung gemacht werden müssen. Müllerschön macht seine Sache zwar recht ordentlich, aber man merkt, dass es sein erster richtig großer Kinofilm ist und er bisher fast nur Filme für das Fernsehen gedreht hat. Seine Inszenierung wirkt manchmal etwas unbeholfen und der Film hat leider größtenteils nur die Ausstrahlung eines gut gemachten Fernseh-Dokumentar-Spielfilms. Da wäre etwas mehr Erfahrung mit dem Medium Kino bei so einem pompösen Unterfangen doch besser gewesen.
4.) Wer will heutzutage schon einen Film über ein Flieger-Ass und Kriegshelden des ersten Weltkriegs sehen? Wohl kaum einer! Deshalb wurde ja die Liebesgeschichte dazu erfunden und für die Vermarktung in den Vordergrund gerückt. Siehe den Untertitel des Filmplakats „Sein größter Sieg war ihre Liebe“. So was zieht höchsten bei den Frauen, die aber wiederum keinen Kriegsfilm sehen wollen. Ergo wird der Film nur ein kleines Publikum ansprechen.
Der Film hätte besser sein können, ist aber lange nicht so schlecht, wie er von vielen Kritikern gemacht wird. Allein die großartige Ausstattung, die besonders für eine deutsche Produktion grandiosen Special Effects und der passende opulente Score rechtfertigen schon den Kinobesuch. Da fallen dann die Mängel nicht mehr so ins Gewicht.

Fazit: Der Rote Baron ist pompöses deutsches Epos-Kino. Großartige Bilder gepaart mit opulenter Ausstattung. Die Story ist leider etwas mau und bisweilen etwas aufgesetzt. Die Inszenierung ist nicht so ganz ausgereift. Aber die sensationell gemachten Special Effects-Flugszenen, die Darsteller und die tolle Musik retten den Film dann doch noch auf knappe 7 von 10 abgeworfenen Trauerkränzen!

Sebastian Schwarz
15.04.2008


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636 Stimmen
Schnitt: 4.9
cgi-vote script (c) corona, graphics and add. scripts (c) olasch

Leser-Kommentare:
Sebastian (22.04.08): @Dominik:
Okay, da muss ich dir dann voll und ganz zustimmen!
Deshalb schrieb ich ja auch in der Kritik (siehe 2.)): "Der Film hätte tatsächlich eine gehörige Portion mehr geschichtliche Genauigkeit vertragen können." und "Obwohl der Film im Grunde auch nur die legendären Geschichten wider gibt" und "ollte man auch ein wenig hinter die Fassade gucken und mehr den wirklichen Charakter des Menschen mit einflechten."
Das der Film wesentlich besser hätte sein können/müssen, ist definitiv unstrittig!
Mir geht es nur darum festzuhalten, dass es einem Regisseur auch erlaubt sein sollte mal etwas seichter und/oder pathetischer mit so einen Thema umzugehen, so lange eine gewisse politisch korrekte Botschaft am Ende vorhanden ist!

Dominik (22.04.08): Ja, aber von Richthofen hat die Jagdeinsätze halt eben nicht als reinen sportlichen Wettkampf betrachtet. Aus historischen Quellen von Zeitzeugen/Mitlitärs geht hervor, dass er nahezu berüchtigt dafür war, Anweisungen zu geben, die gegnerischen Flieger in Brand zu schiessen, um einen hohen "Bodycount" zu erzielen. Ich versteh nicht, warum man das nicht zeigt in dem Film: besser eine kontroverse, streitbare Figur als einen weichgespülten "Romeo der Lüfte"!
Sebastian (22.04.08): Ein Regisseur sollte das Recht haben das aus damaliger Sicht zu drehen, damit das damalige Gefühl der Menschen möglichst authentisch wider gegeben wird! Dabei sollte man bestimmt Regeln natürlich beachten! Also nie einen Massenmörder nur gut darstellen! Aber man sollte ihn auch nicht nur negativ darstellen, denn kein Mensch ist nur gut oder böse! Alles sollte also in einem gewissen Rahmen ablaufen. Und vor allem sollte man die dargestellte Person nicht nur glorifizieren, sondern dann auch reflektiert und aufgearbeitet betrachten. Aber man sollte eben, wie Hitler bei Der Untergang einen Manschen eben als Mensch und nicht Monster, Tötungsmaschine etc. darstellen dürfen. Und wenn ein Mensch wie hier das jagdfliegen liebt und als sportlichen Wettkampf betrachtet, sollte man das eben auch so darstellen dürfen, allein um das Gefühl von Richthofen besser rüber zu bringen. Dann muss man das aber auch von der anderen Seite betrachten. Und das macht der Film dann auch. Von daher gesehen ist dem Film nichts vorzuwerfen!
Olaf (22.04.08): @Sebastian: Entschuldige, aber dein Argument mit dem "Recht des Regisseurs etwas aus damaliger Sicht" zu drehen, verstehe ich nicht. Warum sollte man dieses Recht haben? Und wo würde es nach deiner Ansicht aufhören? Rommel war zur damaligen Zeit auch ein Held... Ein Film muss dochwohl heutige Ansichten und Erkenntnisse widerspiegeln - und nicht reaktionäre, veraltete und geschichtsverfälschende Behauptungen weiterverbreiten. Das nennt man Reflektion und Aufarbeitung. So gewinnt man Erkenntnis.
Sebastian (21.04.08): zu Dominik & Olaf:
Der Film ist tatsächlich ein wenig zu seicht! Den Film braucht man im Grunde wirklich nicht! Aber das kann man über die meisten Filme sagen!
Und natürlich muss man das Ganze aus zwei Perspektiven betrachten: Zum einen aus Sicht der damaligen Zeit in der Richthofen eben ein Kriegsheld war und einmal aus Sicht der heutigen Zeit, in der jeder normal denkende Mensch natürlich wissen sollte, dass es nichts Heldenhaftes hat, andere abzuschießen und Krieg zu führen! Nur damals im Kriegszustand war es halt so, dass es heldenhaft war, was Richthofen gemacht hat! Und dann sollte man als Regisseur auch das Recht haben, einen Film in pathetischer/glorifizierender Optik zu drehen, um das Gefühl der Zeit widerzuspiegeln, ohne sofort von allen Seiten der Propaganda und der fehlenden Distanz zum Krieg etc. bezichtigt zu werden. Gut, die Sache so geschickt zu drehen, dass man die Gratwanderung zwischen allen Sachen hin bekommt, ist schwer! Aber da die Figur Richthofen im Film definitiv eine Wandlung in seiner Ansicht zum Krieg und der Jagdfliegerei durchmacht und da sich im Film mehrmals explizit gegen Krieg und das Töten ausgesprochen wird, kann man dem Film beim besten Willen keine Kriegspropaganda und Distanz zum Krieg vorwerfen!
Von daher gesehen sind viele Kritikeraussagen in dieser Hinsicht in meinen Augen Schwachsinn!
Aber ich bitte hiermit um weitere heiße Diskussion zum Thema! Dann hab ich mit meiner bewusst provokanten geschriebenen Kritik wenigstens endlich das Ziel erreicht, dass hier mal wieder deftige Diskussionen zu einer Kritik abgehen! Also weiter so!!!

Olaf (21.04.08): Vor allem frage ich mich, was daran heldenhaft sein soll, andere Menschen abzuschießen - auch wenn man es sportlich sieht. - In einem vollkommen fiktiven Film, beim dem anders als in der Wirklichkeit Gut und Böse klar zu trennen sind, mag ich das ja noch so gerade akzeptieren. Aber niemals in einem historisch-(pseudo-)dokumentarischen Kontext.
Dominik (21.04.08): "Sein größter Sieg war ihre Liebe", was für ne Kacke, sorry, aber so ein seichter Scheiss! Hat hier Rosemunde Pilcher gedichtet oder was? Wer brauch so einen Heimatfilm in 50er Jahre-Ästhetik? Und zum "Kriegshelden"-Argument: Kriegsheld in pathetischen Bildern und mit glorifizierenden Taten- schon klar, dass das auf billige Propaganda hinausläuft, oder?!
Olaf (21.04.08): Ich muss gegen Sebastians Argumentation gegen Deutsche Kriegsfilme leider massive Gegenrede leisten...
Zunächst einmal finde ich es absolut unangebracht, den Ersten und Zweiten Weltkrieg in einen Topf zu werfen. Das kann man nicht, und nach meiner Meinung ist es kein Zufall, dass man sich an einem vermeintlichen Helden des Ersten Weltkriegs versucht hat. Beim Zweiten wäre das Ansinnen einer positiven Kriegerfigur erst Recht zum Scheitern verurteilt gewesen.
Sebastian übersieht in seinen vier Argumenten nach meiner Ansicht folgende Tatsachen: Wenn man eine historische Figur der näheren Geschichte benutzt, kann man sich eben nicht mehr beliebig aussuchen, welche Tatsachen der Geschichte man erzählt und welche man weglässt. Das kann schnell eine Manipulation bedeuten, die zu Recht Kritiker auf den Plan ruft. Wenn man so etwas nicht möchte, dann soll man halt keinen historischen Stoff nehmen. So einfach ist das.
Das immer wieder vorgebrachte Argument der angeblichen "Selbstgeißelung" und "Selbsthass" der Deutschen finde ich ehrlich gesagt reaktionär. Meiner Meinung nach ist es im Gegenteil für ein gesundes Nationalgefühl sogar notwendig, dass man die eigene Geschichte als ganzes wahrnimmt - und nicht nur die Teile, die dem eigenen Ego schmeicheln. Sonst vergibt man die Chancen der Geschichte, aus ihr etwas zu lernen.
Ich bin der Meinung, dass man gar nicht Genug auf die Schrecken des Krieges und die Gefahren totalitärer Regime hinweisen kann. Und deswegen bin ich noch lange kein schlechter Deutscher. Und deswegen bin ich noch lange nicht der Meinung, dass wir ständig Asche auf unser Haupt streuen müssen. Im Gegenteil: Der verantwortungsbewusste Umgang mit unserer Geschichte bietet uns Deutschen international die Chance, moralisch glaubwürdiger zu sein als manch andere Nation. Wenn man sie nutzt...

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