There Will Be Blood
Drama, USA 2007, 158 Minuten, ab 12, Prädikat: besonders wertvoll
Originaltitel: There Will Be Blood; Deutschlandstart: 14.02.2008 (Buena Vista); Regie: Paul Thomas Anderson; Produktion: Paul Thomas Anderson, Daniel Lupi u.a.; Drehbuch: Paul Thomas Anderson nach dem Roman von Upton Sinclair; Musik: Jonny Greenwood; Kamera: Robert Elswit; Schnitt: Dylan Tichenor

mit Daniel Day-Lewis (Daniel Plainview), Kevin J. O'Connor (Henry Brands), Ciarán Hinds (Fletcher Hamilton), Dillon Freasier (H.W. Plainview), Barry Del Sherman (H.B. Ailman), Russell Harvard (älterer H.W. Plainview), Colleen Foy (erwachsene Mary Sunday), Paul F. Tompkins (Prescott), Paul Dano (Paul Sunday / Eli Sunday) u.a.

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Ich hab diese Triebfeder in mir. Ich will nicht, dass ein anderer Erfolg hat. ... Ich hasse die meisten Menschen. - Daniel Plainview ist kein Freund der Menschen.

Plot: Wir befinden uns in einem kargen, menschenleeren Niemandsland, irgendwo in der kalifornischen Einöde des Jahres 1898. In fast körperlich spürbarer Einsamkeit plagt sich ein Mann, der uns bald als Daniel Plainview (Daniel Day-Lewis) vorgestellt wird, mit einer Spitzhacke in einem tiefen Stollen, besessen und schonungslos gegenüber der eigenen Gesundheit, auf der Jagd nach Silber. Einige Jahre später beginnt sein unaufhaltsamer Aufstieg als Geschäftsmann, der sein Glück inzwischen mit dem schwarzen Gold macht: „Ich bin ein Ölmann!“, stellt er sich gewöhnlich vor, bevor er hinterwäldlerische Bauern übers Ohr haut und für Spottpreise ihr Land abkauft, unter dessen steiniger Oberfläche kostbare Ölfelder liegen. Als Plainview, der mit seinem Ziehsohn H.W. durchs Land reist, ein besonders verheißungsvolles Grundstück namens „Little Boston“ angeboten wird, trifft er dort auf die verarmte, tiefgläubige Farmerfamilie Sunday. Der älteste Sohn Eli (Paul Dano, zuletzt in Little Miss Sunshine), ein fanatischer Laienprediger, der den Einfluss seiner „Kirche der dritten Offenbarung“ vermehren möchte, stellt sich der Geschäftsgier Plainviews in den Weg.
Es erwächst eine tiefe Feindschaft, ein jahrelanges Duell zwischen den beiden fanatischen Männern mit ihren unvereinbaren Grundsätzen, das schließlich in einer entlegenen Bowlingbahn einen blutigen Showdown erlebt.

Kritik: There Will Be Blood ist ein so energiegeladenes wie düster-pessimistisches Stück Kino, das – streckenweise meisterhaft inszeniert und am Ende ein wenig aus dem Ruder gelaufen – in Erinnerung bleibt, wohl auch für jene Zuschauer, die sich von seiner emotionalen Härte eher abgestoßen fühlen. Der grundlegende Konflikt zwischen dem gewissenlosen Öl-Tycoon, der tatsächlich sprichwörtlich keine Verwandten kennt, wenn es um seine Gier nach Profit und Macht geht, und dem rückwärtsgewandten, kleingeistigen Erweckungsprediger, der seinerseits hinter der zahmen Unschuldsmaske als verführerischer Scharlatan und Seelenfänger gezeigt wird, lädt natürlich dazu ein, über die beiden sozialen Triebfedern der US-Gesellschaft, Religion und Kapitalismus, zu philosophieren, aber eigentlich ist There Will Be Blood kein analytisch-verkopftes Kino, sondern ganz im Gegenteil im guten Sinne altmodisch und fundamental (der Titel ist übrigens ein alttestamentarisches Zitat aus dem Buch Mose).

Es geht um die düsteren Triebkräfte im Menschen, die augenblicklich ins Pathologisch-Überdrehte umkippen können, weshalb der Film auch ziemlich harte Kost ist. Manchmal hatte ich das Gefühl, einer virtuosen Freak-Show beizuwohnen, die am Ende nach all dem Zauber ein emotionales schwarzes Loch hinterlässt.
Wenn man den Film, seiner chronologischen Unterteilung folgend, in drei Kapitel gliedert, die 1898 ihren Anfang nehmen und bis hin zum Schlussakkord des Jahres 1927 reichen, dann kommen die ersten beiden Abschnitte einem Meisterwerk sehr nahe. Man kann sich zurücklehnen, den magischen Kamera-Einstellungen und dem hypnotischen Schauspiel von Daniel Day-Lewis folgen, und die Inszenierung in ihrer ganzen Wucht wirken lassen. Neben dem manisch agierenden Day-Lewis und den sorgsam komponierten Bildern sticht vor allem die verstörende, experimentelle Musik von Radiohead-Bassist Johnny Greenwood heraus, die den Film auf brillante Weise prägt.
Der dramaturgische Schlussakkord von There Will Be Blood gehört vielleicht zum Seltsamsten, was ich seit vielen Jahren im Kino gesehen habe. Nicht nur, dass sich nach einem ziemlich hartem Übergang und anderthalb übersprungenen Jahrzehnten erstaunliche charakterliche Entwicklungen vollzogen haben, auf die man sich als Zuschauer nur mühsam einstellen kann, oder dass sich rein atmosphärisch ein völliger Bruch vom archaischen Western-Ambiente hin zur industriellen Moderne vollzieht, die gesamte Schlussszene mitsamt ihres Showdowns der Hauptakteure ist äußerst bizarr und wirkte auf mich nicht weniger befremdlich wie die abrupte Schlafzimmersequenz am Ende von Kubricks 2001- Odyssee im Weltraum.
Vielleicht wäre es für Paul Thomas Anderson ratsamer gewesen, seinen Plot etwas weniger weitschweifig zu seinem Finale zu bringen, bevor er am Ende buchstäblich ineinander zusammenfällt. - Möge daraus schlau werden, wer kann, aber vielleicht passt diese Irritation ganz gut zu einem beunruhigenden Film, der in seiner ganzen altmodischen Aufmachung so frisch und innovativ wirkt.

Fazit: Kraftvolles, streckenweise meisterhaftes Kino, mit einem besessenen Hauptdarsteller und einer begnadeten Filmmusik, das bei aller Größe am Ende ein wenig im Kruden versandet: 9 von 10 geklaute Milchshakes!

Dominik Rose
17.02.2008

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Schnitt: 5.1
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Leser-Kommentare:
Sebastian (21.02.08): Sehr ungewöhnlicher Film, aber irgendwie wegen seine Unkonventionalität auch sehr guter Film!
Im Grunde kann ich Dominiks Kritik unterschreiben!
Er zeigt sehr schön die Abgründe der menschlichen Seele mit Gier, Neid, erbitterter Willen zum Wettstreit der Bessere zu sein, mit allen Mitteln! Der Film hat mich irgendwie in seinen Bann gezogen. Toll fand ich auch, dass er viel auf die Bildsprache und Musik setzte. So fand ich die ersten 15 Minuten des Films, die quasi ohne irgendwas zu Sprechen abliefen, sondern in Stummfilmmanier nur mit Musik unterlegt waren, echt cool!
Leider scheitert der Film dann etwas an seinem Ende, was viel zu abrupt daher kommt, unbefriedigend und für mich nur teilweise nachvollziehbar ist. Das wirkte so, als hätte der Regisseur ein Mega-Epos drehen wollen, sich auch mächtig bildgewaltig ausgetobt und dann festgestellt, dass kein Geld mehr da ist und er den Schluss noch mal eben so hingerotzt hat. Schade!
Aber das Beste am Film ist der geniale Daniel Day-Lewis, der grandios spielt und so den Film auch ohne das Drumherum sehenswert macht! Wirklich oscarreif! Ich weiß nicht, wie der Mann das macht. Spielt alle Jubeljahre mal in einem Film mit, überzeugt dann immer auf ganzer Linie und räumt regelmäßig Oscarnominierungen ab! Warum spielt er so selten in Filmen mit?
Wobei man hier auch Paul Dano nicht unerwähnt lassen darf, der auch eine großartige Darstellung abliefert!
Der Film ist sehr gut, aber definitiv nur was für Leute, die extravagante und anspruchsvolle Programmkinofilme mögen! Auf keinen Fall massenpublikumstauglich!!!
Ich gebe 8 von 10 günstig aufgekauften Parzellen!

daniel (20.02.08): wieso läuft der film eigentlich auch nicht in der 2ten woche in pb??? hat mal jemand beim kino nachgefragt?
daniel (20.02.08): wieso läuft der film eigentlich auch nicht in der 2ten woche in pb??? hat mal jemand beim kino nachgefragt?
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