Brüno
Satire, USA 2009, 81 Minuten, ab 16
Originaltitel: Büno; Deutschlandstart: 09.07.2009 (Universal); Regie: Larry Charles; Produktion: Jason Alper, Sacha Baron Cohen u.a.; Drehbuch: Sacha Baron Cohen, Anthony Hines; Musik: Erran Baron Cohen; Kamera: Anthony Hardwick, Wolfgang Held; Schnitt: Scott M. Davids James Thomas

mit Sacha Baron Cohen (Brüno), Gustaf Hammarsten (Lutz), Clifford Bañagale (Diesel), Chibundu Orukwowu (O.J.), Chigozie Orukwowu (O.J.), Josh Meyers (Kookus) u.a.

Filmplakat
Internet Movie Database ()
Offizielle Website (Universal )
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Was ist das für 'n Gürtel, Rekrut? - D'n'G. - Was ist D'n'G? - Dolce and Gabbana. Hallo!? - Brüno beim Militär.

Plot: Der britische Komiker Sacha Baron Cohen vollendet mit Brüno nicht nur die Trilogie seiner in der Ali G-Show entwickelten Kunstfiguren, er setzt nach Borat auch die semidokumentarische Machart fort, neben einer fiktiven Grundstory auf authentische, realsatirische Momente zu setzen, in denen er ahnungslose Opfer, seien es homophobe Vertreter des amerikanischen White Trash, ein selbstgerechtes TV Show-Publikum oder publicitygeile Eltern, gnadenlos auflaufen lässt – was wiederum legitim ist, denn die haben es zweifellos verdient.
Da Brüno vor allem von der Komik der sich mehr oder weniger frei entwickelnden Szenen lebt, ist der dürftige Plot schnell erzählt: Der schwule österreichische Modereporter Brüno, spleenig-tuntig bis an die Schmerzgrenze und darüber hinaus verliert nach einem verunglückten Modenschau-Auftritt seinen Job, ist fortan „schwoarz-listed“ und macht sich mitsamt seines Assistenten Lutz (Gustaf Hammarsten) auf in die USA, um im Land der unbegrenzten Möglichkeiten der „größte österreicherische Star seit Adolf Hitler“ zu werden. Dabei gerät er in Situationen, die manchmal urkomisch, bisweilen aber auch einigermaßen beängstigend sind.

Kritik: Egal, was man nun von Sacha Baron Cohen und seinem aufdringlichen Brachial-Humor allgemein halten mag, seine schauspielerische Fähigkeit, sich kompromisslos eine Rolle anzueignen und sie in allen exzentrischen Wesenszügen auszuloten – bereits in seiner eigenen Ali G-Show unter Beweis gestellt – ist absolut eindrucksvoll. Dazu gehört auch die perfektionierte Kunstsprache Brünos, ein absurdes, mit Neologismen versetztes Gemisch aus englischen und deutschen Idiomen, die den Besuch der Original-Fassung absolut zwingend macht – manches lässt sich eben nicht gleichwertig originell synchronisieren.
Das trifft auch auf die authentischen Reaktionen der Menschen zu, denen Brüno während seiner (Tor)-Tour zum Ruhm begegnet, wobei nie völlig klar sein kann, wie viel von dem, was einem als dokumentarisch verkauft wird, tatsächlich real ist.

Wenn skrupellose Väter und Mütter ihre Babys zu Probeaufnahmen anbieten und auch vor dem Einsatz gefährlicher Chemikalien oder geforderten Abmagerungskuren für den Nachwuchs nicht zurückschrecken, bleibt die Beantwortung der Frage, ob das womöglich doch inszeniert sein könnte, letztlich dem Urteil des Zuschauers überlassen. Doch das schadet dem Film im Grunde nicht, denn vieles von dem, was Brüno an gewalttätigen Auswüchsen unserer banalen, geltungssüchtigen Mediengesellschaft vorführt, ist durchaus glaubwürdig.
So sind die stärksten Momente auch die, in denen einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Sacha Baron Cohen zeigt wie schon in Borat beeindruckenden Mut mit seinen Kamikaze-Auftritten; sei es, dass er sich dem ungezähmten Hass des tumben Publikums eines Ultimate Fighting Events in der amerikanischen Einöde aussetzt oder – soll man es wirklich glauben? – einem arabischen Al Axa-Terroristen.
Und dennoch – so gut sich das bis hierhin anhört – ist Brüno letztlich doch eher Klamotte als aufklärerische Provokation. Schon der Plot ist nichts weiter als ein Aufguss der bewährten Borat-Storyline. Die konfrontativen Späße mit seinen Gesprächspartnern, in Borat noch erfrischend und entlarvend, schmecken doch großenteils wie aufgewärmter Kaffee – man kennt es halt schon. Ebenso wenig originell die in aller Ausführlichkeit durchgespielten, altbekannten Schwulen-Scherze inklusive der unvermeidlichen, im doppelten Sinn „penetranten“ Dildo-Spielereien. In seinen schlechten Momenten ist Brüno überraschend öde und steht in seiner gezwungenen Aufgedrehtheit einem Bully Herbig-Niveau näher als ihm gut tut.
Zum Glück kommen dann rechtzeitig solch unbezahlbaren Einfälle wie die Enttarnung einer sich in ihrer Rolle als Charity-Wohltäterin sonnenden Paula Abdul, die – einigermaßen überrumpelt – zu einem Interviewtermin auf dem strapazierten Rücken eines am Boden hockenden, bedauernswerten Mexikaners Platz nimmt. That´s Entertainment!

Fazit: Schrille Anarcho-Komödie, zu selten wirklich provokant, zu häufig irgendwie „abgenudelt“: 6,5 spirituell-romantische Begegnungen mit Milli Vanilli!

Dominik Rose
12.07.2009

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