Gran Torino
Drama, USA 2008, 116 Minuten, ab 12, Prädikat: Besonders Wertvoll
Originaltitel: Gran Torino; Deutschlandstart: 05.03.2009 (Warner Bros.); Regie: Clint Eastwood; Produktion: Clint Eastwood, Bill Gerber u.a.; Drehbuch: Nick Schenk; Kamera: Tom Stern; Schnitt: Joel Cox; Musik: Kyle Eastwood, Michael Stevens

mit Clint Eastwood (Walt Kowalski), Cristopher Carley (Pfarrer Janowitsch), Bee Wang (Thao Vang Lor), Ahney Her (Sue Lor), Brian Haley (Mitch Kowalski), Geraldine Hughes (Karen Kowalski), Dreama Walker (Ashley Kowalski), Brian Howe (Steve Kowalski), John Caroll Lynch (Frisör Martin), William Hill (Tim Kennedy), Doua Moua (Spider), Brooke Chia Thao (Vu), Scott Eastwood (Trey), Chee Thao (Großmutter) u.a.

Filmplakat
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Offizielle Website (Warner Bros. )
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Ich hab mit diesen Schlitzaugen mehr gemeinsam als mit meiner eigenen verdammten, verwöhnten Familie! - Walt Kowalski über seine Nachbarn.

Plot: Der ehemalige Kriegsveteran Walt Kowalski (Clint Eastwood) ist kein glücklicher Mann. Spätestens seit dem Tod seiner geliebten Frau kommt er mit der Welt um ihn herum nicht mehr zurecht. Früher kämpfte er für sein Land und arbeitete hart in der Automobilindustrie. Als Rentner fehlt es ihm nun an Aufgaben und Motivation. Er ist ein Einzelgänger, für den andere Menschen stets ein Dorn im Auge sind. Seine Kinder haben sich längst von ihm distanziert und würden den alten Starrkopf lieber im Altersheim sehen. Dass sein Viertel nun auch noch hauptsächlich von allerhand Ausländern bewohnt wird, passt dem bekennenden Rassisten Walt überhaupt nicht.
Diese Situation ändert sich schließlich, als er eines Tages aus Ehrgefühl die beiden asiatischen Nachbarskinder Thao (Bee Wang) und Sue (Ahney Her) vor den Übergriffen einer kriminellen Gang bewahrt und sich somit unfreiwillig zum Helden macht. Obwohl er eigentlich nur in Ruhe gelassen werden will, kann sich Walt nur schwer den nun folgenden, zahlreichen Dankbarkeitsbekundungen seiner Mitmenschen entziehen. Nach und nach entwickelt er sogar Sympathien für die einst verhassten Fremdlinge und gibt sein Misstrauen ihnen gegenüber auf.
Geleitet von den neuen Erfahrungen, beginnt Walt schließlich über sein Leben nachzudenken und versucht einige Dinge wieder geradezurücken. Doch sein Handeln bleibt nicht ohne Folgen.

Kritik: Da ist er also – der neue Clint-Eastwood-Film. Erstmals nach seinem Meisterwerk Million Dollar Baby von 2004 steht der Hollywood-Altmeister nun auch wieder vor der Kamera und zeigt, dass er noch immer eines der großen Multitalente der Traumfabrik ist. Trotz seiner inzwischen 78 Jahre hat Eastwood nichts von seinem Biss verloren und kann sowohl als Regisseur als auch als Schauspieler überzeugen. Mit Gran Torino liefert er ein äußerst bodenständiges Drama ab, das manchmal ein wenig klischeehaft daher kommt, durch seine Geschichte und den besonnenen Erzählstil aber dennoch bewegt.
Im Mittelpunkt des Films steht ein verbitterter alter Veteran, der es nicht schafft, sich dem Wandel der Zeit anzupassen. Der von Eastwood gespielte Charakter Walt Kowalski wirkt wie ein Relikt aus vergangenen Tagen, das sich beharrlich gegen jede Art der Veränderung zu Wehr setzt. Gezeichnet von seiner Zeit im Koreakrieg hat er eine Abneigung gegen alle Fremden, ganz besonders aber gegen Ausländer, deren Lebensstil für ihn unerklärlich ist.
Er versteht die anderen Kulturen nicht und will dies auch nicht. Doch es sind nicht nur allein die Fremdlinge, die Kowalski stören. Es ist vor allem auch die Jugend, mit der er nicht klar kommt. Der Zuschauer sieht in ihm dem klassischen Vertreter einer älteren Generation, der nicht bereit ist, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen, sondern lieber auf seinem Status Quo verharrt.

Erst als er durch die äußeren Umstände gezwungen wird, sich mit den verhassten Nachbarn auseinanderzusetzten, entwickelt er Verständnis und sogar Zuneigung für sie. Auch wenn das ganze teilweise etwas aufgesetzt wirkt, so gelingt Eastwood mit diesem Film doch ein einfühlsames Plädoyer für mehr Toleranz und Weltoffenheit.
Gleichzeitig betont er aber auch die Bedeutung der Familie, die für einen Menschen doch stets das wichtigste sein sollte. Walt Kowalski hat es nie verstanden mit seinen Kindern umzugehen und sich auch keine Mühe gegeben, um für sie der Vater zu werden, der er eigentlich sein sollte. So machte er sich selbst zum Einsiedler, mit dem niemand etwas zu tun haben will. Dass er sich damit nur selbst geschadet hat, wird ihm erst gegen Ende des Films klar.
Leider ist die Darstellung des Familienkonflikts in Gran Torino eher etwas plump geraten. Vieles wirkt überkonstruiert und unglaubwürdig. Wenn Kowalskis Enkelin auf der Beerdigung ihrer Großmutter gemütlich mit den Handy spielt und kurz darauf auch noch völlig unberührt ihren Großvater fragt, ob sie denn nach seinem Tod sein Auto haben könnte, dann steht das zwar symbolhaft für den Bruch zwischen dem alten Mann und seiner Familie, wirkt aber doch etwas überspitzt.
Das größte Problem des Films ist aber, dass es sehr schwer fällt, der Hauptfigur Kowalski etwas Sympathisches abzugewinnen. Wenn der ständig schlecht gelaunte alte Kauz durch die Gegend stolziert, ununterbrochen rassistische Sprüche von sich gibt und sich selbst mit seinen Freunden unterhält, als würde er aus der Gosse kommen, so hat es der Zuschauer schwer, ihm den plötzlichen Wandel zum verantwortungsvollen und toleranten Menschen abzunehmen.
Eastwood, der berühmt dafür ist, seine Mimik auf ein Minimum zu reduzieren, wirkt äußerst starr und macht den Eindruck, als wäre sein Gesicht in Stein gemeißelt. Das mag zwar durchaus charakteristisch für die Figur des Kowalski sein, wirkt aber dennoch sehr eintönig. Lediglich in ein paar vereinzelten Szenen lässt Eastwood sein Talent aufblitzen und kann somit ansatzweise zeigen, dass er auch als Schauspieler nach wie vor einen guten Job macht.
Gran Torino ist sicherlich kein Meisterwerk mit viel Tiefgang (was hauptsächlich an den Drehbuchmängeln liegt), aber dennoch ein gut inszenierter Film, der einen – wenn man bereit ist, über seine Schwächen hinwegzusehen – durchaus bewegt.

Fazit: Ein solides Drama (mit einer wunderbaren Botschaft), das jedoch etwas klischeehaft wirkt und zu wenig Neues bietet. Dennoch ist der neue Clint-Eastwood-Film die Eintrittskarte wert – allein schon um den Altmeister noch einmal in Aktion vor der Kamera zu erleben. 7 von 10 entscheidenden Feuerzeugen.

Danilo Michalski
10.03.2009

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799 Stimmen
Schnitt: 5
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Leser-Kommentare:
joel (18.03.09): Sehr gut gemachter und sehenswerter Film – auch mit Witz. Machmal etwas übertrieben, aber nie unglaubwürdig. Der Wandel vom Einsiedler zum väterlichen Freund ging etwas zu schnell. Insgesamt sehr sehenswert!! 8 von 10 Frühlingsrollen
Steffen (15.03.09): Sehr schöner kleiner Film. Eastwood hat mir sehr gut in seiner Rolle gefallen. Sicherlich ist die Figur anfangs konventionell, vielleicht gar chauvinistisch und reaktionär. Im Gegensatzt zu den gewaltätigen Gangs und seiner konsumorientierten Familie fand ich die Figur aber durchaus sympathisch. Ähnlich wie in About Schmidt, muß/will sich der Protagonist nach dem Tod seiner Frau mit seiner Umwelt auseinandersetzen. Die daraus entstehende Beziehung zu der asiatischen Familie ist IMO sehr gelungen dargestellt. 8 von 10 jam-jam
Boernie (13.03.09): Mir hat der Film super gefallen. Die Emotionen sind gut herausgespielt worden. Einzig zu Beginn fand ich das Mürrische durch die Kommentare etwas dick aufgetragen. Gut nachvollziehbar fand ich auch die emotionale Öffnung zu den Nachbarn mit all den Folgen. Das Ende war so nicht vorhersehbar. Ich gebe 9 von 10 gezählten Vögeln.
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