Alles, was wir geben mussten
Drama, Großbritannien / USA 2010, 105 Minuten, ab 12, Prädikat: Besonders wertvoll
Originaltitel: Never Let Me Go; Deutschlandstart: 14.04.2011 (20th Century Fox); Regie: Mark Romanek; Produktion: Richard Hewitt, Kazuo Ishiguro u.a.; Drehbuch: Alex Garland nach dem Roman von Kazuo Ishiguro; Musik: Rachel Portman; Kamera: Adam Kimmel; Schnitt: Barney Pilling

mit Carey Mulligan (Kathy), Andrew Garfield (Tommy), Izzy Meikle-Small (die junge Kathy), Charlie Rowe (der junge Tommy), Ella Purnell (die junge Ruth), Charlotte Rampling (Miss Emily), Sally Hawkins (Miss Lucy), Kate Bowes Renna (Miss Geraldine), Hannah Sharp (Amanda), Christina Carrafiell (Laurs), Oliver Parsons (Arthur), Luke Bryant (David), Fidelis Morgan (Matron), Damien Thomas (Doktor), Nathalie Richard (Madame) u.a.

Filmplakat
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Offizielle Website (20th Century Fox )
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Doch ich muss noch einmal betonen, dass es sehr viel schlimmer ist, wenn Schüler von Hailsham rauchen, als irgendjemand sonst. Schüler von Hailsham sind etwas besonderes. Auf euer Wohlergehen zu achten, damit ihr gesund bleibt und nicht krank werdet, ist von immenser Wichtigkeit. Habe ich mich klar ausgedrückt? - Miss Emily hält den Schülern eine Standpauke.

Plot: Ohne den inhaltlichen Kniff der Story, der allerdings schon recht früh und bemerkenswert beiläufig offenbart wird, verraten zu wollen, sollten sich die Zuschauer bei Mark Romaneks stilvoller Verfilmung von Kazuo Ishiguros gefeierten Romanvorlage, die im Original den Titel Never Let Me Go trägt, auf eine ungewöhnliche Mischung aus Coming of Age-Internatsdrama und dystopischer Zukunftsvision gefasst machen, die im wahrsten Sinne an die Nieren geht.
Auf den ersten Blick scheint ja alles in Ordnung zu sein mit den Schülern, die auf dem idyllischen Anwesen des Elite-Internats Hailsham ausgebildet werden. Kathy (Carey Mulligan), Tommy (Andrew Garfield, zuletzt in The Social Network) und Ruth (Keira Knightley) schlagen sich vordergründig mit den gleichen Problemen herum, die für alle Jugendlichen zum Heranwachsen dazu gehören. Freundschaften, Liebe, Hoffnung, Enttäuschung – doch alles unter dem Schatten einer unheilvollen Bestimmung, auf die sie ihre idealistische Lehrerin Miss Lucy (Sally Hawkins), ein Lichtblick im ansonsten ziemlich restriktiven Lehrkörper, vorbereiten möchte. Etwas ist offensichtlich faul im Staate Hailsham, und die Jugendlichen merken sehr bald, dass es für sie – in einem noch dringlicheren Sinn wie für den Rest der Menschheit – um Leben und Tod geht.

Kritik: Alles, was wir geben mussten ist feinfühlig inszeniert, kunstvoll fotografiert, bietet ein beachtliches Ensemble an Jung- und Altstars (Charlotte Rampling ist etwa in der Rolle der gestrengen Internatsdirektorin zu sehen), aus dem Carey Mulligan mit ihrer packenden Performance herausragt, und darüber hinaus gelingt es dem Film sogar, dem emotional aufgeladenen Plot zum Trotz allzu große Sentimentalität oder gar Gefühlskitsch zu vermeiden – und dennoch scheitert er letztlich.

Wenn auch auf hohem Niveau, und zudem fast zwangsläufig. Wer die Romanvorlage von Kazuo Ishiguro gelesen hat, wird leicht nachvollziehen können, wo die Probleme einer angemessenen Umsetzung liegen, insbesondere wenn es sich um einen knapp zweistündigen Spielfilm handelt, der natürlich erhebliche Kürzungen vornehmen muss. Dabei ist das Thema der Geschichte schon heikel genug, mit all seinen moralischen Implikationen. Die enorme Sogwirkung des Romans wird eben durch die vielen kleinen, auf den ersten Blick eher belanglosen Anekdoten rund um das Heranwachsen im unterschwellig bedrohlichen Hailsham erzeugt, die Ishiguro so raffiniert ausbreitet, dass sich die Story über weite Strecken wie ein Thriller liest. Aus diesen so beiläufig und in nüchternem Ton erzählten Impressionen fügt sich im Laufe der Handlung ein Gesamtbild, dass nachdrücklich wirkt und einiges zu denken gibt.
Was im Roman hervorragend funktioniert, weil die Erzählung gewisser Maßen einen langen Atem hat, gerät im Film jedoch oft allzu lapidar. Vielleicht hätte Drehbuchautor Alex Garland den Stoff noch weiter begrenzen müssen, um mehr Konzentration und vor allem Tiefgründigkeit für einzelne Aspekte zu schaffen. So aber sieht man den im Roman aufwühlenden Tagesausflug in eine Küstenstadt, in der die von Keira Knightley gespielte Ruth eine für sie existentiell wichtige Person aufspüren möchte, im Film doch recht en passant abgehandelt. Die Lakonie des Romans funktioniert im Erzählduktus des Films leider nicht annähernd so gut. Vieles, was den Zuschauer aufwühlen müsste, lässt ihn leider einigermaßen kalt. Alles, was wir geben mussten ist ganz sicher kein schlechter oder gar missratener Film, doch bei all seinen technischen Trümpfen fühlt er sich am Ende fast wie eine naturwissenschaftliche Versuchsanordnung an.

Fazit: Gehobene Literaturverfilmung, die sich spürbar bemüht, ihrer Vorlage gerecht zu werden, dabei jedoch kaum zum Leben erwacht: 7 von 10 Argumente gegen das Rauchen!

Dominik Rose
19.04.2011

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