Originaltitel: Black Swan; Deutschlandstart: 20.01.2010 (20th Century Fox); Regie: Darren Aronofsky; Produktion: Jon Avnet, Brad Fischer u.a.; Drehbuch: Mark Heyman, Andres Heinz, John J. McLaughli; Musik: Clint Mansell; Kamera: Matthew Libatique; Schnitt: Andrew Weisblum mit Natalie Portman (Nina Sayers), Mila Kunis (Lily), Vincent Cassel (Thomas Leroy), Barbara Hershey (Erica Sayers), Winona Ryder (Beth Macintyre), Benjamin Millepied (David), Ksenia Solo (Veronica), Kristina Anapau (Galina), Janet Montgomery (Madeline), Sebastian Stan (Andrew), Toby Hemingway (Tom), Sergio Torrado (Sergio), Mark Margolis (Mr. Fithian), Tina Sloan (Mrs. Fithian), Abraham Aronofsky (Mr. Stein) u.a. |
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Es tut mir so leid, dass du aufhörst und uns verlässt. - Was hast du getan, um die Rolle zu kriegen? Häh? Er hat immer gesagt, du wärst so ein frigides kleines Ding. Was hast du gemacht, damit er seine Meinung ändert? - Nina bekommt Beths Rolle. Plot:
Nina Sayers (Natalie Portman) lebt für das
Ballett. Tagsüber probt sie mit dem New Yorker Ensemble für
die neue Schwanensee-Aufführung, daheim legt sie vor dem großen
Spiegel noch ein paar Extraschichten ein. Das kleine Apartment teilt
sie sich mit ihrer Mutter Erica (Barbara Hershey), einer auf den ersten
Blick äußerst fürsorglichen, bei genauerem Hinsehen
jedoch beängstigend dominanten Mutter, die ihre eigene Tanzkarriere
einst für die Tochter – wie sie ihr in subtiler Anklage mitteilt
– aufgeben musste. Dass sie dem erwachsenen Töchterchen im
mit Stofftieren vollgestopften Kinderzimmer vor dem Schlafengehen noch
aus der kleinen Tanzfigürchen-Spieldose vorspielt, erzeugt zumindest
einen bitteren Beigeschmack – hier geht etwas neurotisches vor
sich, Freud lässt grüßen. Kritik: Ein klassischer Gothic Horror-Schocker, verlegt in die idyllische Welt des Balletts? Klingt zunächst abstrus, macht bei Darren Aronofsky, der sich zuletzt mit The Wrestler dem dubiosen Kampfsport-Genre widmete, aber durchaus Sinn. Hinter der Fassade des ästhetisch-leichten Tanzes lauern die Abgründe aus psychischem Druck und physischer Gewalt, vor allem gegen den eigenen Körper gerichtet, der – und hier dürfte Black Swan trotz seines fiktiven Charakters einigermaßen authentisch sein – erbarmungslos gedrillt werden muss, um derart Anmutiges leisten zu können. |
Natalie
Portman, Herz und Seele des ansonsten ziemlich frostigen Films, meistert
all die Qualen, die ihr das Drehbuch abfordert, mit Bravour, macht die
komplexen Ängste ihrer Figur nachfühlbar, die marternden Psychosen,
den manischen Ehrgeiz und die enorme Verletzlichkeit, die fast schmerzhaft
anzuschauen ist, weil man als Zuschauer doch nicht anders kann, als
mit der armen Nina zu bangen, im sorgenvollen Bewusstsein, dass sich
die Dinge wohl nicht mehr zum Guten für sie wenden werden. Ich
glaube nicht, dass ich ihren Anteil am Gelingen des Films überschätze
wenn ich sage, dass Black Swan ohne die grandiose Leistung
Natalie Portmans gar nicht denkbar wäre. Fazit: Abgründiger Psycho-Schocker aus der Welt des Balletts, der es mit den Effekten etwas übertreibt, dafür jedoch auf seine großartigen Schauspieler setzen kann: 8 von 10 pflichtbewusst erledigte „Gute Morgen-Hausaufgaben“! |
Dominik
Rose 14.12.2010 |
Leser-Kommentare: |
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coeus (26.02.11): es ist eine kreuzung aus american psycho (teil 1), der (wenigen) storry einer balettaufführung als spielfilm und einer... balettaufführung. und nein, es ist kein tanzfilm – obwohl einige leute das denken mögen, weil auch szenen mit tanz vorkommen. 10 für umsetzung 10 für darstellung durch die schauspieler 10 für effekte, die surreales real wirken lassen. 10 für effekte, die reales noch bedrohlicher wirken lassen 10 für natalie: oskarwürdige darstellung! 1 für spannung 1 für horror (ach, ich bin übrigens erwachsen und männlich) 1 für unvorhersehbarkeit (fühlt sich durchgehend vorhersagbar an obwohl es das nur selten ist) 1(?) für überraschung (ok, ich bin generell selten überrascht) 10 für die perfekte realistisch wirkende umsetzung vieler... klischees? wer mag klischees?! die story ist wirklich leichte kost. (5) für... es hat zwei halbe sexszenen (=1) mit natalie (=10) – aber der film ist noch lange nicht so schlecht, dass der film durch sexeinlagen spürbar besser wird: die schauspielerische umsetzung des ganzen films ist dafür einfach zu gut. (10) die sexeinlagen verursachen endlich mal keinen stilbruch!!! bin gespaltener meinung. |
[redaktion] (16.02.11): @Bluti: Darüber haben wir auch schon diverse Male nachgedacht. Sowohl bei der 1 als auch bei der 10. - Die Eins wählen meiner Meinung nach häufig Leute, die noch nicht einmal im Film waren, sondern sich nur vorstellen, dass er so schlecht sein müsste (weil er zum Beispiel von Ballett handelt...) |
Bluti (15.02.11): Ich kann mich wieder einmal nur wundern, dass sich hier 40% der Leute die Mühe machen, auf diese Seite zu gehen, nur um für 1 abzustimmen. Mich würden hier nämlich wirklich mal Begründungen für diese extrem miese Bewertung interessieren...ihr solltet das echt einführen, dass man für die Extrembewertungen nur voten darf, wenn man diese wenigstens kurz begründet. |
Bluti (08.02.11): Black Swan hat mir sehr gut gefallen. Zunächst einmal, weil ich aus dem Kino kam und endlich mal wieder das Gefühl hatte, in einem Film gewesen zu sein, der wirklich für die Leinwand gemacht worden ist. Portmans unfassbar intensive Darstellungsweise hat auch mich gepackt und durch den Film mit genommen, ebenso wie die Kameraführung. Und auch jetzt, drei Tage nach dem Kinobesuch, wirkt der Film noch nach. Dennoch muss ich auch sagen, dass der Film einige Schwächen hat, die hier ja auch schon angeklungen sind. Aranofsky schneidet ganz viel Psychologisierungsversuche an (die Beziehung zur Mutter, der zwanghafte Perfektionismus, die vermeintliche Frigidität etc.), belässt es aber bei diesem Anschneiden, was mich enttäuscht hat. Die Grundstory ist jetzt nicht sooo wahnsinnig komplex, dass man sich dabei nicht auf einen Erklärungsversuch hätte konzentrieren können. Schon klar, Aranofsky hat das bewusst nicht gemacht, dennoch wirkt es auch mich diesbezüglich so, als habe er sich da etwas verhoben. Hinzu kommen so Szenen wie mit den Gemälden/Bildern gegen Ende, die mich doch etwas zu sehr an sein schrecklich verschroben und versponnenes The Fountain-Machwerk erinnerten. Mit diesen Elementen bewegt er sich da für meinen Geschmack etwas zu sehr am Rand der Lächerlichkeit im Jahr 2011, aber gut, das ist sicher Geschmackssache. Wegen des Gesamteindrucks aber aus voller Brust 9 von 10 Knickbeinen. |
Dominik (25.01.11): Nikolas: In Bezug auf "Social Network" kann ich dir nur zustimmen, gemeinsam mit "The King´s Speech" das Beste, was ich in letzter Zeit im Kino gesehen habe! Black Swan hat übrigens, kleine Ergänzung, heute fünf Oscar-Nominierungen erhalten, unter anderem als "Bester Film" und - erwartungsgemäß - Natalie Portman als "Beste Hauptdarstellerin". Ach, und zudem erfreulicherweise auch für die tolle Kameraarbeit! |
Nikolas (23.01.11): Ich habe Dominiks Kritik nichts mehr hinzuzufügen, kann sie höchstens noch untersteichen. Black Swan knüpft in seiner Thematik nahtlos, wenn auch deutlich drastischer an die bisherigen Filme Aronofkys an. Nur, dass hier nicht nur die Tragik der Figuren, sondern auch ihr direktes physisches Leiden ins Bild gerückt wird. Ähnlich wie damals bei Monster, in dem Chalize Theron brillierte, kann auch hier der Film an sich nicht ganz mit der überragenden Natalie Portman mithalten, die ihn trägt und ihre Rolle auf ganzer Linie meistert. Aber im Gegensatz zu kürzlichen Meisterwerken wie z.B. Social Network beherrscht Araonofky zwar tragische Figuren, aber nicht die erzählerische Rafinesse eines David Fincher und bleibt formell betrachtet auf einem etwas oberflächlichen Horrorniveau hängen. Da wären mir ein, zwei der typischen Schockeffekte und etwas weniger Plakativität und dafür etwas mehr erzähleriche Raffinesse doch lieber gewesen. Auch die strukturelle Parallele zwischen dem Film und dem thematisierten Schwanensee war mir etwas zu offensichtlich. Das macht den Film nicht unbedingt schlechter, hält ihn aber davon ab, ein wirkliches Meisterwerk zu sein. Dank der von A bis Z tollen Darsteller ist das aber alles verzeihlich und der Film unbedingt sehenswert, wenn auch nicht unbedingt für Zartbesaitetere. Für einen neuen tollen Aronofsky und ein großartiges Ensemble gibt es 8 von 10 der Perfektion willen geklaute Lippenstifte |