Extrem laut und unglaublich nah
Drama, USA 2012, 129 Minuten, ab 12, Prädikat: besonders wertvoll
Originaltitel: Extremely Loud and Incredibly Close; Deutschlandstart: 16.02.2012 (Warner Bros.); Regie: Stephen Daldry; Produktion: Celia D. Costas, Tarik Karam u.a.; Drehbuch: Eric Roth nach dem Roman von Jonathan Safran Foer; Musik: Alexandre Desplat; Kamera: Chris Menges; Schnitt: Claire Simpson

mit Tom Hanks (Thomas Schell), Thomas Horn (Oskar Schell), Sandra Bullock (Linda Schell), Zoe Caldwell (Oskars Großmutter), Dennis Hearn (Minister), Paul Klementowicz (Obdachloser), Viola Davis (Abby Black), Jeffrey Wright (William Black), Hazelle Goodman (Hazelle Black), Tom Hanks (Oskars Vater), Max von Sydow (Nachbar), Sandra Bullock (Oscars Mutter) u.a.

Filmplakat
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Warum reden Sie nicht? Sind Ihre Stimmbänder kaputt oder so? Oder hat Sie was zu Tode erschreckt? - Oskar trifft auf den stummen Nachbarn.

Plot: Als der elfjährige Oskar Schell (Thomas Horn), der mit dem Asperger-Syndrom geschlagen ist, seinen Vater (Tom Hanks) durch die Anschläge auf das World Trade-Center am 11. September verliert, bricht für ihn eine Welt zusammen. Sein Vater war stets der, der ihn dazu bewegt hat, mutiger aus seiner kleinen geschützten Welt zu Hause auszubrechen und nach außen auf andere Leute zuzugehen. Zu ihm hatte er Vertrauen und mit ihm hat er Abenteuer-Erkundungstouren durch New York unternommen. Seine Mutter (Sandra Bullock) weiß nicht so recht, wie sie Oskar nach dem Tod ihres Mannes helfen kann und findet keinen Draht zu ihm. Eines Tages findet Oskar im Nachlass des Vaters einen Schlüssel in einem Umschlag mit der Aufschrift „Black“. Schließlich begibt er sich alleine auf eine große Odyssee durch New York, um alle Menschen der Stadt namens Black aufzusuchen, das passende Schloss zum Schlüssel zu finden und so die Verbindung zum Vater nicht abreißen zu lassen...

Kritik: Regisseur Stephen Daldry (Der Vorleser, Billy Elliot) hat mit seinem neuesten Werk wieder einmal bewiesen, dass er große Gefühle sehr geschickt an den Zuschauer bringen kann. Wo andere hollywood-like auf die Tränendrüse drücken und überdramatisch inszenieren würden, setzt Daldry alles unpathetisch und dezent in Szene. Dabei beweist er sehr gutes Fingerspitzengefühl für eine gelungene Mischung aus Emotionen, Dramatik und Einblicke in das Seelenleben eines Jungen, der es durch seine Krankheit noch schwerer als andere Menschen hat, mit dem Verlust fertig zu werden.

Dass Daldry ein Händchen dafür hat, Gefühle so großartig zu inszenieren, hat er schon in seinen früheren Filmen bewiesen. Nicht umsonst war Daldry, der unter anderem gelernter Zirkus-Clown ist, schon drei mal als bester Regisseur für den Oscar nominiert. Und das bei nunmehr erst vier gedrehten Kinofilmen. Für Extrem laut und unglaublich nah ist er nicht nominiert worden. Dafür bekam der Film aber zwei andere Nominierungen. Zum einen als „Bester Film“ und zum anderen für die „beste männliche Nebenrolle“. Diese wird von Max von Sydow verkörpert, der sich als stummer Nachbar des Jungen annimmt und ihn zum Teil auf seiner Odyssee begleitet. Von Sydow spielt seine Rolle auch tatsächlich sehr gut. Das wirkliche Highlight des Filmes ist aber Thomas Horn, der den Oskar bemerkenswert spielt. Und das, obwohl es sein erster Film ist. Für mich ist Thomas Horn, neben Asa Butterfield in Hugo Cabret, die vielversprechendste Jungdarsteller-Neuentdeckung des Jahres. Aus ihm kann noch etwas ganz Großes werden.
Der gelungenen Score des Films stammt von Alexandre Desplat und rundet gerade die emotionalen Szenen ab, ohne zu pompös zu wirken. Somit ist der Film allen zu empfehlen, die ruhiges und gefühlvolles Erzählkino mögen.

Fazit: Der Film ist ein ruhig und gefühlvoll erzähltes Stück Kino. Teils Bewältigung des 9/11-Vorfalls, teils allgemeine Bewältigung des Verlustes eines geliebten Menschen. Dank der unaufdringlichen und unpathetischen Inszenierung von Daldry berührend und dank des großartigen Hauptdarstellers mitreißend. 8 von 10 Lügen.

Sebastian Schwarz
25.02.2012

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419 Stimmen
Schnitt: 4.9
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Leser-Kommentare:
Dominik (27.02.12): Ich fand den Film ja eher Extrem emotional und unglaublich überladen, thematisch gesprochen: 9/11, Kriegstraumatisierung, Trauerbewältigung... ach, falls das nicht genug ist, auch noch Asperger Syndrom. Das war too much für mich, aber im Grunde schon ein Problem der Romanvorlage. Das einzige, was für mich bleibt, ist die wirklich berührende Darstellung von Max von Sydow - der ist wirklich, ganz im Gegensatz zum Film, ein Meister der leisen Töne. Ich gebe 5 von 10 Gefühlsausbrüchen.
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