Verblendung
Thriller, USA 2011, 158 Minuten, ab 16
Originaltitel: The Girl with the Dragon Tattoo; Deutschlandstart: 12.01.2012 (Sony Pictures); Regie: David Fincher; Produktion: Ceán Chaffin, Anni Faurbye Fernandez u.a.; Drehbuch: Steven Zaillian nach dem Roman von Stieg Larsson; Musik: Trent Reznor, Atticus Ross; Kamera: Jeff Cronenweth; Schnitt: Kirk Baxter, Angus Wall

mit Daniel Craig (Mikael Blomkvist), Rooney Mara (Lisbeth Salander), Christopher Plummer (Henrik Vanger), Stellan Skarsgård (Martin Vanger), Steven Berkoff (Frode), Robin Wright (Erika Berger), Yorick van Wageningen (Bjurman), Joely Richardson (Anita Vanger), Geraldine James (Cecilia), Goran Visnjic (Armansky), Donald Sumpter (Morell), Ulf Friberg (Wennerström), Bengt C.W. Carlsson (Palmgren), Tony Way (Plague) u.a.

Filmplakat
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Stieg Larssons Millenium-Trilogie, die nach dem Tod des Autors 2004 posthum erschien, wurde als schwedische Produktion bereits 2009 mit Noomi Rapace als Lisbeth Salander verfilmt. Der US-Version von Verblendung sollen Stand der Dinge noch die restlichen Teile Verdammnis und Vergebung folgen, erneut unter der Regie von David Fincher und mit Daniel Craig und Rooney Mara in den Hauptrollen.

Plot: Für den Enthüllungsjournalisten Mikael Blomkvist (Gestatten: Craig, Daniel Craig) kommt das geheimnisvolle Job-Angebot von Henrik Vanger (Christopher Plummer), einem vermögenden Unternehmer, wie gerufen: Soeben für einen Artikel in seiner Zeitschrift Millenium wegen Verleumdung verurteilt, sehnt sich der entnervte Blomkvist danach, den Nachstellungen der Sensationspresse zu entgehen und das durch den Skandal geschrumpfte Konto wieder aufzubessern: Blomkvist soll das Schicksal von Vangers Nichte Harriett aufklären, die 1966 auf dem feudalen Anwesen der Vangers, einer in gegenseitiger Abscheu verbundenen Sippschaft, spurlos verschwand. Henrik Vanger hat allen Grund zu glauben, dass einer seiner Verwandten das Mädchen ermordet hat. Auf Vermittlung von Vangers Anwalt erhält Blomkvist bei seinen Ermittlungen Hilfe von Lisbeth Salander (Rooney Mara), einer Punk-Hackerin mit schroffen Manieren und einer reichlich verkorksten Kindheit. Als Blomkvist erfährt, dass Salander ihn für seinen Auftraggeber bereits ausspioniert hat, ist er alles andere als begeistert. Doch die junge Frau ist talentiert und tough zugleich, und Blomkvist merkt sehr bald, dass er auf Salanders Hilfe nicht verzichten kann: Hinter dem Fall von Harriets Verschwinden lauert ein düsteres Vermächtnis, das blutige Werk eines Serienkillers.

Kritik: Die ziemlich oft gestellte Frage, warum nur zwei Jahre nach der schwedischen Adaption nun eine von Hollywood produzierte Neufassung folgen muss, deutlich schwergewichtiger im Budget und mit bekannten Schauspielern bestickt, ist natürlich gerechtfertigt. Zumal die Handlung ja nur den wenigen Zuschauern, die weder den millionenfachen Bestseller gelesen noch die bereits mehrfach im TV ausgestrahlte Erstverfilmung gesehen haben, gänzlich unbekannt sein dürfte. Da aber ein wirklich guter Thriller sich nicht allein durch seinen Plot, bzw. den Überraschungseffekt seiner Auflösung definiert, sondern vor allem durch die Klasse seiner Inszenierung, seinen Style und seine Atmosphäre, und sicher ebenso darüber, was die Schauspieler aus ihren Charakteren hervorzaubern, ist David Finchers Verblendung aus all diesen Gründen eine gelungene und auch notwendige Neuverfilmung.

Im Vergleich zum respektablen schwedischen Vorgänger, der sich trotz routinierter Inszenierung und guter Hauptdarstellerin eher auf Fernsehfilm-Niveau bewegt, transportiert Fincher die faszinierende Geschichte der Lisbeth Salander jetzt gewissermaßen erstmals, nach ästhetischen Gesichtspunkten, auf die große Leinwand.
Elegant und rasant inszeniert, großenteils vom Ballast der zu dominanten Nebenstränge der Handlung befreit, erzeugt der Film eine beunruhigende Sogkraft, die dem schwedischen Film abgeht. Der eigentliche Kriminalfall um die verschollene Harriett war schon in der Erstverfilmung eher konventionell zusammengeschustert und gerade im Kontext unzähliger Serienkiller-Streifen nicht sonderlich innovativ, aber David Fincher konzentriert sich klugerweise auf Lisbeth Salander, die als eigentliche Hauptfigur der Geschichte in den Mittelpunkt rückt, während die allzu umfangreichen redaktionsinternen Grabenkämpfe und der eher mäßig interessante Plot um den Wirtschftskriminellen Wennerström auf das Nötigste zusammengestutzt werden. So ist Verblendung zuallererst eine faszinierende Charakterstudie, mit einer begeisternd guten Rooney Mara, die ihrer Rolle neben kampferprobter Härte und fiebrigem Elan auch eine sanfte Seite abgewinnen kann. Mit ihr als Salander steht und fällt der Film, allen technischen Qualitäten, der tadellosen Inszenierung, der verstörenden Industrial-Musik von Trent Reznor und der perfekt getimten Montage zum Trotz.
Daniel Craig nimmt sich als Mikael Blomkvist wohltuend zurück, was der elektrisierenden Chemie zwischen den so unterschiedlichen Charaktere zugute kommt. Am Ende habe ich fast das Gefühl, einen äußerst pessimistischen Liebesfilm gesehen zu haben. Pessimistisch deshalb, weil sich Fincher ja ohnehin so gut wie nie Sentimentalitäten erlaubt (außer in seinem bislang schwächsten Film, Der seltsame Fall des Benjamin Button) und weil die äußeren Umstände so düster, die Welt da draußen einfach schrecklich abgefuckt ist.

Fazit: Perfekt inszenierte US-Neuverfilmung von Stieg Larssons Trilogie-Eröffnung, die vor allem als Charakterstudie mit einer grandiosen Rooney Mara überzeugt: 8,5 von 10 Zwangstätowierungen!

Dominik Rose
21.01.2012

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Schnitt: 5.1
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Leser-Kommentare:
Simone (01.03.12): Nun ja, trotz eines vielversprechenden Anfangs finde ich, dass der Film insgesamt nicht mit dem Original mithalten kann. Ich sehe hier nichts von einer Charakterstudie, sondern eher eine oberflächliche Betrachtung. Zwar ist zu begrüßen, dass Lisbeth in der neuen Verfilmung mehr im Vordergrund steht. Trotzdem schafft es es der Film nicht, eine wirklich Stimmung zu übertragen. Ideal wäre im Grunde eine Kombination aus beiden Verfilmungen gewesen. Für sich genommen war die Neuverfilmung für mich daher eher enttäuschend.
Nikolas (26.01.12): Ich habe Dominiks Kritik nicht mehr viel hinzuzufügen: Beim Original und Remake geht es mir ähnlich wie bei Infernal Affairs und dem Remake The Departed: Erst das amerikanische Remake nimmt sich die Zeit, damit die Story sich entwickeln kann und die Figuren wirklich Form annehmen. Das Original rauschte mir mit zuviel Kürzungen und Änderungen durch die Handlung. Da hält sich Fincher deutlich näher an die Buchvorlage, ohne sklavisch zu werden. Als Kenner des Buches war das ein toller Film, in dem ich die wichtigstens Aspekte der Vorlage wiederfand. Noch wichtiger ist aber, dass die Besetzung hier durch die Bank stimmt, allen voran Rooney Mara als Lisbeth. Noomi Rapace war keine schlechte Besetzung, aber sie schien mir doch zu groß und zu alt für eine junge Frau, die 24 ist, aber problemlos als 14 jährige durchgehen kann. Toll gespielt, aber eben doch nur gespielt. Mara hingegen verschmilzt so mit der Rolle, dass sie wohl auf einige Zeit mit ihr in Verbindung gebracht werden wird, wie Leonard Nimoy mit Spock oder Jaimy Foxx mit Ray. Auch Respekt vor dem Ganzkörpereinsatz! Ich wünsche ich den Oscar von Herzen! Daniel Craig als Mikael Blomkvist zu besetzen passt zwar, da er aber einfach als Bond bekannt ist, fällt das Umschalten hier etwas schwer. Da hatte man es mit Michael Nykvist im Original leichter, den man nur aus dieser Rolle kannte.
Am Ende ganz klar, das Remake ist so, wie ich mir das Original gewünscht hätte, da blieben keine Wünsche mehr übrig, die nicht mehr als Erbsenzählerei zu deklarieren wären! Nein, ich bin beeindruckt von einem David Fincher, der einmal mehr bewiesen hat, was für ein meisterhafter Regisseur er ist! 9 von 10 Taschenlampen, die nicht den Weg nach hause leuchten, sondern in die Hölle

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