Django Unchained
Drama / Action, USA 2012, 165 Minuten, ab 16
Originaltitel: Django Unchained; Deutschlandstart: 17.01.2013 (Sony Pictures); Regie: Quentin Tarantino; Produktion: Bob Weinstein, Harvey Weinstein u.a.; Drehbuch: Quentin Tarantino; Musik: Alexandre Desplat; Kamera: Robert Richardson; Schnitt: Fred Raskin

mit Jamie Foxx (Django), Christoph Waltz (Dr. King Schultz), Leonardo DiCaprio (Calvin Candie), Kerry Washington (Broomhilda), Samuel L. Jackson (Stephen), Walton Goggins (Billy Crash), Dennis Christopher (Leonide Moguy), James Remar (Butch Pooch / Ace Speck), David Steen (Mr. Stonesipher), Dana Michelle Gourrier (Cora), Nichole Galicia (Sheba), Laura Cayouette (Lara Lee Candie-Fitzwilly), Ato Essandoh (D'Artagnan), Sammi Rotibi (Rodney) u.a.

Filmplakat
Internet Movie Database ()
Offizielle Website (Sony Pictures )
Trailer ()
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Dr. King Schultz heuert Django als Handlanger an.
Schultz entdeckt Djangos Talent zum Schießen. Broomhilda ist in die Dienerschaft von Candie integriert. Calvin Candie hält Django für einen Mandingo-Experten.

Ich habe bisher noch nie jemandem die Freiheit gescheckt. Und jetzt, wo ich es tue, fühle ich mich irgendwie verantwortlich für dich. Und wenn ein Deutscher einen leibhaftigen Siegfried trifft, ist das schon was besonderes. ... Als Deutscher fühle ich mich verpflichtet, dir bei der Suche und Rettung deiner geliebten Brunhilde zu helfen.. - Dr. King Schultz bietet Django die Partnerschaft an.

Plot: Der Kopfgeldjäger Dr. King Schultz (Christoph Waltz) ist in Amerika kurz vor dem Bürgerkrieg als Zahnarzt getarnt unterwegs, um einen Sklaven zu finden, der für ihn drei Brüder identifizieren soll, damit er diese erschießen und das Kopfgeld kassieren kann. Nachdem er den Sklaven Django (Jamie Foxx) gefunden und befreit hat, machen beide sich auf die Jagd nach den drei Gesuchten und Django erhält von King Schultz eine Ausbildung zum Kopfgeldjäger und Scharfschützen. Django treibt die Rachlust an, da die drei Brüder damals als Sklaven-Aufseher seine Geliebte und ihn schwer misshandelt hatten. Nachdem Django King Schultz bei seiner Aufgabe geholfen hat, hilft King Schultz nun ihm, seine geliebte Frau Broomhilda (Kerry Washington) wieder zu finden. Der Weg führt sie schließlich auf die berüchtigte Südstaaten-Plantage Candyland zum Großgrundbesitzer Calvin Candie (Leonardo DiCaprio), der Broomhilda nun besitzen soll...

Kritik: Regisseur Quentin Tarantino entwickelt sich immer mehr vom Geheim-Tipp für Filmfreaks zum Mainstream-Filmemacher, was man auch an den Einspielergebnissen von Django Unchained sieht. Galt es früher noch thematisch die Independent-Schiene zu bedienen mit Storys die blutiger oder abgefahrener nicht sein konnten, so scheint es sich Tarantino mittlerweile auf die Fahne geschrieben zu haben, auch einen gewissen Anspruch bzw. politische Botschaft zu haben. Bei Inglourious Basterds wandte er sich dem Thema „Hitler“ und „Judenverfolgung“ zu. In seinem neuesten Werk Django Unchained geht es um die Sklaverei in Amerika und die Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung.
Doch Tarantino wäre nicht Tarantino, wenn er das politische Statement nicht besonders extravagant verpacken würde. Tarantino wählt für seinen Film die Grundform eines (Italo-)Western. Wenn man Tarantino kennt, weiß man, dass er das Genre des Italo-Western besonders liebt und ein Verehrer von Ennio Morricone ist. So nutzt er die Gelegenheit sich vor dem Genre und seinen Ikonen zu verneigen und endlich mal eine Hommage an selbiges zu drehen, eingestreut mit vielen Anspielungen und Feinheiten, die Fans des Italo-Western zu schätzen wissen.
Weiterhin beweist Tarantino wie immer ein großes Gespür für die Besetzung seiner Figuren mit alten und neuen Stars, die sich zum Teil mit ihrer schauspielerischen Leistung gegenseitig an die Wand spielen. Ganz besonders hervorzuheben sind da Leonardo DiCaprio, der wieder sein großes Können zeigen kann. Er ist einfach toll in seiner Rolle des bösen Gegenspielers von Django und Dr. King Schultz.

Überraschend überzeugend zeigt hier Samuel L Jackson sein Können. Ich habe schon lange keine Filmfigur mehr so gehasst, wie seine in diesem Film und fand Jacksons Leistung einfach umwerfend. Alle toppt natürlich wieder Christoph Waltz und hat nicht umsonst schon den Golden Globe für seine Rolle bekommen und ist für den Oscar nominiert. Er lebt seine Figur nicht nur, nein er scheint sie gänzlich zu sein. Kein Wunder, denn Tarantino hat die Figur des Dr. King Schultz Herrn Waltz als Dankeschön für seine Leistung in Inglourious Basterds direkt auf den Leib geschrieben. Letztlich ist King Schultz zwar auch nur eine gewisse Variation von Hans Landa, nur als positiver Charakter, aber Waltz ist einfach wieder wahnsinnig mitreißend und überzeugend und trägt den Großteil des Films schon alleine. Dagegen kann die Hauptfigur Django und sein Darsteller Jamie Foxx nur bedingt glänzen. Foxx verkörpert zwar die lässige Coolness in Person, aber die Herzen schlagen eindeutig eher für Waltz alias King Schultz.
Tarantino, der hier natürlich auch wieder das Drehbuch geschrieben hat, reichert seine Erzählung mit viel Humor, coolen Dialogen, einer Menge Gewalt und blutigen Schießereien an. Ganz wie man es von ihm gewohnt ist. Bei einer Sequenz schmeißt man sich fast vom Stuhl vor Lachen, wohingegen er an anderen Stellen aber auch romantische und tragische Nuancen gekonnt unter zu bringen weiß. Doch wo ich sonst auf den Tarantino-Style uneingeschränkt abfahre, muss ich dieses Mal sagen, dass weniger Tarantino doch mehr gewesen wäre. Und das gilt nicht nur für seinen knalligen schauspielerischen Auftritt im Film, sondern auch für die, meiner Meinung nach, zu übertriebenen Schießereien, wo Leute durch eine Kugel getroffen, in ganz falschem Winkel quer durch den Raum fliegen und das allzu überschwänglich spritzende Blut. Und das, obwohl Tarantino nach eigenem Bekunden, die heftigsten Szenen schon rausgeschnitten hat. Außerdem scheint sich sein sonst so sicheres Händchen für passende Musikstücke im Film, hier bei den Hip Hop/Rap-Songs definitiv vergriffen zu haben, denn sie stören nach meinem Dafürhalten im Film schon etwas. Selbst wenn alles als Hommage und Verbeugung vor dem Italowestern und schwarzen Künstlern wie James Brown und Tupac gut gemeint ist, wirkt so manches hier nicht mehr wie ein gelungener Kunstgriff Tarantinos, sondern etwas zu eitel und selber von seinem Können zu überzeugt, und dadurch eben nicht richtig geglückt.
Wenn dieses nicht wäre, könnte man Django Unchained als ein Meisterwerk bezeichnen. So ist es aber dann „nur“ großartiges und trotz seiner Länge kurzweiliges Kino. Aber das ist dann auch schon ein wenig Meckern auf sehr hohem Niveau.

Fazit: Django Unchained ist für Tarantino-Fans wieder ein Leckerbissen. Großartig konzipiert und umgesetzt. Mit überragenden schauspielerischen Leistungen von Waltz, DiCaprio und Jackson. Ein bisschen weniger Tarantino-Style wäre hier allerdings mehr gewesen. Dann wäre der Film ein Meisterwerk. So ist er „nur“ großartig. 9 von 10 stummen Ds.

Sebastian Schwarz
27.01.2013

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437 Stimmen
Schnitt: 4.8
cgi-vote script (c) corona, graphics and add. scripts (c) olasch

Leser-Kommentare:
John Doe (20.02.13): Einen Protagonisten einfach so aus 'nem Film nehmen kann aber auch gefährlich sein. Beispielsweise wenn dadurch die Bindung des Zuschauers zum Film verloren geht. Im Fall von Walz klappt das aber gut. Zumal ich seine Rolle als viel zu albern empfand. Bei den Inglourious Basterds war das noch witzig, Weil das Böse der Rolle Charakter gab. Womit wir beim Thema sind: Bis auf Jackson fand ich keine Rolle überzeugend. Das muss nicht schlimm sein. Es gibt viele gute bis Klasse Szenen. Aber auch unnötige (und wirklich alberne) Längen, die einem B-Movie alle Ehre machen. 160 min? Nee, das muss nicht sein. Noch 7 von 10 Nebencharaktere ohne Gesicht und Line [Zoe Bell], die trotzdem irgendwie auffallen.
Olaf (05.02.13): @Martin: Komischerweise gehört für mich der Tod von Schultz zu den Großen Momenten des Films. So schön lapidar, er wird hinterher kaum mehr eines Kamerablickes gewürdigt, niemand trauert um ihn. - So dass der Zuschauer kaum glauben kann, dass er tatsächlich weg ist. Das ist groß!
Martin (05.02.13): Ich finde den Film Klasse. Wo ich ein bißchen Kritik finden muß ist der Tod von Dr. King Schulz das tut dem Film überhaupt nicht gut! Die Schießerrei danach ist auch zu unübersichtig finde ich. Ich geben 9,5 Punkt wegen eines überragenden Walz und eines super S.L.Jackson!
Olaf (04.02.13): Inzwischen wird für mich offensichtlich, dass Tarantino seinem Stil außer immer neuen Genres kaum etwas neues hinzuzufügen hat. Handlungselemente und Figuren wiederholen sich immer wieder: Dr. Schultz ist Landau, Django ist Die Braut, Candie ist Marsellus Wallace... Das ermüdet langsam, was durch die halbe Stunde Überlänge des Films noch verstärkt wird. Auch mit den lächerlichen Einlagen wie schräg wegfliegende Getroffene oder pfötchengebende Pferde bin ich nicht klar gekommen. - Deswegen gibt es trotz des teilweise großen Unterhaltungswertes des Films von mir nur 7 von 10 hohlen Zähnen.
Dominik (04.02.13): Ging mir auch so, was den etwas forcierten Tarantino-Coolness-Style betrifft: Das ist einerseits zwar immer wieder amüsant, allerdings wiederholt es sich auch von Film zu Film, ganz egal welches Genre Tarantino aufs Korn nimnmt. Trotzdem, trotz etwas holprigem Drehbuch und ein paar Längen, ein sehenswerter Streifen. Christoph Waltz ist natürlich großartig, auch wenn man es seinem Schauspiel sehr deutlich ansieht, dass er sich selbst ebenfalls ganz toll findet... ;-) Ich gebe 8,5 Punkte.
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