Adam & Eva
Komödie, Deutschland/Österreich 2003, 99 Minuten, ab 12
Originaltitel: Adam & Eva; Deutschlandstart: 26.06.2003 (Tobis); Regie: Paul Harather; Produktion: Andreas Eicher, Philipp Homberg; Drehbuch: Ivo Schneider nach der Vorlage von Saskia Kuipers, Manfred Beger; Musik: Ulrich Sinn; Titelsong: Fuzzy Casino; Kamera: Carl-F. Koschnick; Schnitt: Andrew Bird; Kostüme: Helmut Ignaz Meyer; Ton: Stefan Schmahl

mit Simon Schwarz (Adam), Marie Bäumer (Eva), Pierre Besson (Olli), Theresa Berlage (Charly), Martin Brambach (Erik), Anna Bertheau (Betty), Alana Bock (Karin), Hans Peter Korff (Eva's Vater), Kurt Glockzin (Sebastian)

Internet Movie Database (de/us)
Offizielle Homepage (web.de / Tobis de)

Du hast das 17-jährige Kindermädchen deines Bruders gevögelt? Du Schwein!! Mein Gott, die Kleine war wahrscheinlich noch Jungfrau! - Astrologisch gesehen vielleicht... - Charly und Adam im Kino

Plot: Der Feuerwehrmann Adam (Simon Schwarz) rettet Eva (Marie Bäumer) heldenhaft aus einer Flammenhölle. Sie verlieben sich auf der Stelle ineinander. Und wenn sie nicht gestorben sind... - Ende des Films, Schlussmusik, Abspann, Schwarzblende.
Texteinblendung: '4 Jahre später'. Adam und Eva sind verheiratet und nun Anfang 30. Die eheliche Routine hält sie fest im Griff: Nichts ist mehr spontan, jeder hat die Ecken und Kanten des anderen zur Genüge erkannt und ist unterschwellig mehr als genervt. Eva ist beseelt von der Hoffnung, dass Kinder der Ehe zu neuem Auftrieb verhelfen könnten, weil bei Familienfeierlichkeiten alle anderen 'Thirtysomething'-Paare stolz ihren Nachwuchs präsentieren - und dazu ihren Erfolg: Den Job, das Haus, das Kindermädchen.
Und prompt verdreht das 17-jährige, blond-luderige Kindermädchen Betty (Anna Bertheau) Adam gehörig den Kopf, während Eva zeitgleich ihren alten Schulfreund Olli (Pierre Besson) wiedertrifft, der ihr prompt nach allen Regeln der Kunst den Hof macht.
Der Ärger ist somit vorprogrammiert, und während der Weihnachtsfeier bei Evas Vater (Hans Peter Korff - wohlbekannt als "Onkel Heini" aus "Neues aus Uhlenbusch) platzt der Knoten. Wie soll das alles nur enden?

Kritik: Eins ist mal sicher: Neuigkeiten oder gar Problemlösungen hinsichtlich Beziehungskrisen kann der Film nicht liefern. Wer um die 30 ist, hat das Chaos mit Seitensprüngen, Heulen und Zähneklappern, Trennung nach langjähriger Beziehung, Einsamkeit, neuem Partner und vielem anderen mehr sicher mindestens einmal am eigenen Leibe erfahren - oder als Seelentröster des besten Freundes miterlebt. Und wenn beides nicht, dann zumindest die Tatsache, dass alle Geschwister oder Freunde unweigerlich mit der Brutpflege begonnen haben. Und spätestens, wenn man selbst noch keinen Kinderwunsch gehegt, geschweige denn in die Tat umgesetzt hat, landet man irgendwann in der mentalen Endlosschleife: Will man eigentlich Kinder? Läuft im eigenen Leben alles richtig - oder vollkommen anders, als man es sich im Herzen wünscht?
Dieser Plot, der abgesehen vom sehr überraschenden Ende angenehm vorhersehbar ist, lässt sich vortrefflich auf verschiedene Weisen verfilmen: Allsonntäglich kann man sich derlei im ZDF in Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen mit schönen Menschen in schöner Landschaft anschauen. Alternativ lässt sich eine Screwball-Komödie mit im Schrank versteckten Liebhabern drehen, bei der ein Klamauk den nächsten jagt. Soll der Film für die 'andere Filmbranche' gedreht werden, lassen sich großflächig Bettszenen einstreuen. Und last, but not least, ließe sich die Psyche der Protagonisten vortrefflich auf ein dramatisch-ernstes Niveau heben. - Sofern man vorsorgt und an der Kinokasse neben Knabberei auch Taschentücher im Großpack anbietet.

Adam & Eva kombiniert alle vier Aspekte. Der Film ist lustig, ganz ohne Zweifel, aber nicht so lustig geschweige denn zotig, wie der Kinotrailer glauben machen könnte. Er hat streckenweise überaus ästhetische Bilder, obgleich es hinsichtlich 'schöner Menschen' zwar nicht an Marie Bäumer so doch zumindest an Simon Schwarz hapert. An Bettszenen wird nicht unnötig 'vorbei gedreht': Auch Anhänger ungewöhnlicher Sexpositionen finden hier und da noch Inspiration. Abseits von alldem gelingt Regisseur Paul Harather jedoch auf ansprechende Weise eine tiefere Beleuchtung des Seelenlebens der beiden Hauptcharaktere.
Er greift dabei zu einem unkonventionellen Stilmittel: Ein Großteil des Films besteht darin, dass Szenen zweimal gezeigt werden (Lola rennt lässt grüßen): Einmal aus Adams, einmal aus Evas Sicht. Um so erstaunlicher daran ist, dass dafür nicht nur unterschiedliche Kamerawinkel gezeigt werden, sondern vielmehr komplett andere Takes. Dadurch sind die beiden Versionen der jeweiligen Szene keinesfalls silbengleich und es ergibt sich mitunter sogar eine leichte inhaltliche Divergenz. Ergänzt durch die recht lose Continuity, bei der sich Rückblenden und aktuelle Handlung in unvorhersagbarer Folge abwechseln, ist man als Kinozuschauer durchaus gefordert. Reines Popcornkino ist Adam & Eva also definitiv nicht.
Abseits von zweifelsohne beneidenswerten Elternfreuden und glücklichen Ehen hält der Film dem gesellschaftlichen Wahn um Lebensart, Karriere und Kinderkriegen den Spiegel vor. Der Humor des Films bewegt sich, nicht zuletzt aufgrund der zahlreich inszenierten, punktgenau karikierten Familienfeierlichkeiten, auf beinahe Loriot-eskem Niveau. Auf der anderen Seite der Medaille steht das 'Thirtysomething'-Gehabe a'la Ally McBeal und Sex and the City, das aufgrund der Authentizität so lange urkomisch ist, wie es einem nicht selbst zustößt.
Als deutscher Film muss sich Adam & Eva natürlich den Vergleich mit anderen neuen deutschen Filmen gefallen lassen: Der ähnlich unkonventionelle Schnitt wie bei Lola rennt bleibt die einzige Ähnlichkeit. Die Thematik um Beziehungen und Seitensprünge verbindet ihn mit Stadtgespräch. Die vielschichtige Darstellung der Protagonisten erinnert an Knockin' on Heaven's Door. Und selbstverständlich spielt Marie Bäumer die Eva weitaus facettenreicher als die mausige Uschi in Der Schuh des Manitu. Adam & Eva steht ganz eindeutig für sich selbst und ist auf jeden Fall sehenswert, speziell für Leute um die 30. Ob dieses Kernpublikum ausreichen wird, um den Film zu einem Kassenschlager zu machen, muss aber leider bezweifelt werden.

Fazit: Ein amüsanter und kurzweiliger Einblick mit dem nötigen Tiefgang in die realen Nöte der Thirtysomethings. Trotz fiktiver Handlung herrlich authentisch, mit hintergründigem, nahezu klamaukfreiem Humor. 7 von 10 Babyfons

Gero Zahn
27.06.2003

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